Читать книгу Zu den fernsten Sternen: Sechs Science Fiction Abenteuer - Alfred Bekker - Страница 8

Оглавление

1



Sein Name war Delroq.

Es geschah vor langer Zeit, als die Noroofen noch ihr Imperium in einer anderen Galaxis beherrschten. In einer Zeit, in der die vielbeinigen Hegriv ihnen bereits zusetzten und einen erbarmungslosen Krieg gegen sie führten.

Das Imperium der Noroofen stand am Abgrund.

Die Hüter - angeführt von Ozobeq - hätten dieses Imperium schützen sollen. Aber es sah aus, als sollten sie unterliegen.

Die Raumflotten der Dreizack-Schiffe, die die Hegriv in den Kampf schickten, waren zu überlegen. Alles, was die Hüter der Noroofen diesem Sturm der Gewalt entgegensetzen konnten, war ein hinhaltender Widerstand.

Ozobeq, der Anführer der Hüter, verfolgte einen Plan, um das Imperium der Noroofen zu retten.

Er begann damit, eine Arche anzulegen, in der unzählige Noroofen und sieben ihrer Hüter in einem langen Tiefschlaf die Zeit überdauern sollten. Eine Produktionsstätte für die gefürchteten Raubvogelraumschiffe wie Ozobeqs Flaggschiff, die ALGO-DATA.

All das musste sorgfältig verborgen werden.

In einer anderen Galaxis, auf einem unscheinbaren roten Staubplaneten und in einer Welt aus purem Wasser, die sich wie keine Zweite für ein Versteck eignete.

Eine Hinterlassenschaft für eine bessere Zukunft, in der die Noroofen nach ihrem Erwachen vielleicht das Blatt wenden und das alte Imperium wiederherstellen konnten.

Dass einst Raumfahrer einer primitiven Spezies, die sich selbst Mensch nannte, diese Hinterlassenschaften finden und in vorläufigen Besitz nehmen würden, daran hätte Ozobeq zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht. So etwas außerhalb seiner Vorstellungskraft. Genauso wie er es sich nie hätte vorstellen können, dass ihm diese primitiven Eindringlinge einst die Herrschaft über sein eigenes Schiff streitig machen könnten und er gezwungen sein würde, sich die ALGO-DATA zuerst zurückzuerobern, bevor sich sein Plan erfüllen konnte.

Nein, das alles lag noch vor Ozobeq.

Gut, dass ich von all den Schwierigkeiten nichts ahnte, dachte er viele Zeitalter später, denn vielleicht hätte mich das resignieren lassen.

Aber schon damals, in jener Zeit des intergalaktischen Krieges, war Ozobeqs Plan nicht mehr als eine vage Hoffnung. Eine Hoffnung, die er nur mit seinen getreuen Sieben teilte. Sieben Hüter, die ihm halfen. Sie Hüter, die sich selbst die Hohen nannten.

Der Herrscher des Imperiums war nicht eingeweiht.

Aber die tatsächliche Macht hielten ohnehin bereits Ozobeq und die sieben Hohen in ihren Händen. Irgendwann würde der Neuanfang kommen. In einer fernen Zukunft, die für die Noroofen günstiger war. Vielleicht hatte die Zeit selbst bis dahin die Herrschaft der vielbeinigen Hegriv längst beendet.

“Wir brauchen mehr Hüter, die den Abwehrkampf fortführen und die Niederlage hinauszögern”, sagte Ozobeq auf einer der geheimen Zusammenkünfte der Sieben.

Ozobeq, Ticchem, Soroc, Minogos, Anoope, Oziroona und Mont (der eigentlich Montox-Xepor hieß, aber von allen nur Mont genannt wurde) trafen sich regelmäßig, um ihr weiteres Vorgehen abzustimmen, denn die Lage spitzte sich immer mehr zu.

“Aber wer wird dazu bereit sein, diesen aussichtslosen Kampf zu führen?”, fragte Montox-Xepor. “Niemand wird das tun, wenn er weiß, dass er selbst nicht zu den Schläfern gehören wird, die die neue Zeit erleben werden.”

Dass Montox-Xepor alias Mont selbst diese Zeit auf Grund seines frühen Todes diese Zeit nicht mehr erleben würde, ahnte er in diesem Augenblick natürlich nicht.

“Du hast Recht, Mont”, sagte Ozobeq. “Darum werden wir die Zahl der Eingeweihten auch weiterhin begrenzt halten.

“Nicht jeder bringt die nötigen Fähigkeiten mit, um ein Hüter zu sein”, erklärte Oziroona. Sie war Ozobeqs Gefährtin und es war ein offenes Geheimnis, dass Ozobeq auf ihr Urteil immer besonders viel gab. Zwar hatte sie nicht einmal ansatzweise eine so beherrschende geistige Präsenz wie Ozobeq, aber unter den Sieben war sie zumindest die unbestrittene Nummer Zwei.

“Wir werden bei der Auswahl großzügiger sein müssen, als in der Vergangenheit.”

Ticchem schien damit nicht einverstanden zu sein.

“Es gibt unter den Hirten uns Hohe Sieben und die gewöhnlichen Hirten. Aber in Zukunft wird es dann wohl auch die Niederen Hirten geben, auch wenn niemand sie so nennen wird.”

“Es ist notwendig”, entschied Ozobeq. Er sandte seine Entscheidung mit einem Gedankenstrom von so großer Präsenz an die anderen, dass niemand noch Widerspruch gewagt hätte. “Ehe sich die Schwäche der Neuen zeigen kann, wird das Reich der Noroofen ohnehin der Vergangenheit angehören und nur noch in jener Hinterlassenschaft weiterexistieren, die wir zurzeit gerade anlegen. Wir opfern die ahnungslosen Niederen Hirten. Aber wir opfern sie für einen großen Plan, der das Überleben der Noroofen sichern wird. Das ist jedes Opfer wert.”

Die Hinterlassenschaft - er wird ihr alles andere unterordnen, dachte Oziroona. Sie schirmte diesen Gedanken ab. Aber in Bezug auf Ozobeq war sie sich nie sicher, ob ihr das auch tatsächlich gelang.

Ozobeq wandte seiner Gefährtin den zylinderförmigen, augenlosen Kopf zu. Er hatte ihn entblößt. Die Nano-Rüstung, die ansonsten seinen gesamten Körper wie eine zweite Haut bedeckte, hatte sich vom Kopf zurückgezogen. Ein Zeichen, dass Sicherheit demonstrierte. Seine wichtigste Waffe war nicht die Rüstung, sondern seine mentale Präsenz, mit der er notfalls jedem seinen Willen aufzwingen konnte.

Zweifellos erfasste Ozobeq seine Gefährtin jetzt mit seinen speziellen noroofischen Sinnen. Und er ließ sie für einen Moment seine Präsenz spüren.

Mehr erahnen.

Ein Schauder erfasste sie.

Wir haben einen langen Weg vor uns, dachte Ozobeq. Und es war seine volle Absicht, sie an diesem Gedanken teilhaben zu lassen.

Nur sie.

Und das erfüllte sie mit Stolz.


Zu den fernsten Sternen: Sechs Science Fiction Abenteuer

Подняться наверх