Читать книгу I Ging - Andrea Seidl - Страница 24

Оглавление

Dui – der See

Emotionalität

Ich lasse mich von der Welt berühren und drücke mich aus.

Struktur

Dieses Trigramm kennzeichnet die jüngste Tochter. Seine prägende Linie ist der weiche Yin-Strich auf dem obersten Platz, der auf zwei festen Yang-Strichen ruht. Er verkörpert die Wellen wechselnder Emotionen an der Oberfläche des Sees, die auf einen äußeren Einfluss reagieren, während die starken Linien die tiefe innere Wahrheit ausdrücken. Die Kraft dieses Trigramms wirkt von innen nach außen.

Schlüsselworte

Aufnahmebereit / gefühlvoll / sich öffnen / gesellig / launisch / lustorientiert / konsumieren / extrovertiert / fröhlich / ausgelassen / unterhaltsam / weltoffen / befriedigen / reagieren / sich hinwenden / sich hingezogen fühlen / klammern / anregend / wünschen / sehnsüchtig / Gelüste / leidenschaftlich / besessen / sich verlieren / beeinflussbar / soziale Interaktion / austauschen / Handel / Mund / vermitteln / Kommunikation / diskutieren / sich verständigen / empathisch / mitteilsam / Musik / sprechen / Worte / Geschwätz / lachen / singen / streiten / schreien / Mimik / gestikulieren / schreiben / lesen / sich abhängig machen / Hypomanie / Mädchen / Sklavin / Geld / Geheimnisse / verzaubern / Tiefgang / depressiv / (Alb)Träume …

Archetyp

Zauberin / Medium / Heiler / Dichter / Seelenforscher / Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Naturbild

Der See ist dunkel und unergründlich, er birgt viele Geheimnisse. Auf Anhieb wirkt er heiter und freundlich, doch auf den zweiten Blick stellt sich oft heraus, dass das Glitzern an seiner Oberfläche narrt, dass er auch gefährliche Tiefen birgt.

Am schönsten ist ein See, wenn er ganz ruhig daliegt. In einer wolkenlosen Vollmondnacht können wir in ihm die makellos gespiegelte Mondscheibe erkennen. Am Tag lässt uns sein glasklares Wasser bis auf den Grund schauen, wo es vor Leben nur so wimmelt. Doch solche Klarheit und Stille sind ein seltener Idealfall. Im Allgemeinen weiß keiner, wie es da drunten wirklich aussieht. Dort könnten ebenso gut versunkene Schätze liegen wie verwesende Wasserleichen. Da der See keinen natürlichen Abfluss hat, bewahrt er alles, was je in ihn eingeleitet wurde – köstliches Quellwasser genauso wie giftige Abwässer. Ist sein Gleichgewicht erst einmal gestört, kommen üble Absonderungen an die Oberfläche, dann kippt der See allmählich und beginnt zu faulen. Im Winter, wenn er zufriert, kann er zur tödlichen Falle werden für alle, die sich aufs Eis wagen.

Charakter

Der See bringt uns in Kontakt mit der Welt der Gefühle. In seiner Tiefe verbirgt sich gewissermaßen unser Karma, das bestimmt, wie gut oder schlecht wir bei uns selbst sein können. Diese prägende emotionale Vorgeschichte können wir niemals abschütteln, wir können nur lernen, klug und freundlich mit ihr umzugehen. Dazu gehört, dass wir unsere Gefühle, Bedürfnisse und Instinkte grundsätzlich in ihrer Lebendigkeit bejahen. Wenn wir sie bewusst wahrnehmen und uns um sie kümmern, sobald sie an der Oberfläche unseres Bewusstseins auftauchen, kann sich nichts anstauen. Versäumen wir es aber, die Verantwortung für unseren Emotionshaushalt zu übernehmen, dann wird aus dem stillen klaren Wasser mit der Zeit ein morastiger Sumpf.

Wir haben also die Aufgabe, immer wieder unsere innersten Motive zu erforschen und zu klären. Unsere Gefühlswelt ist ja wie ein See – ein Gefäß, das durch seinen Inhalt bestimmt wird. Unkontrollierte Emotionen und leidenschaftliche Fixierungen wüten in uns wie Seeungeheuer, mit dem Ergebnis, dass die Ufer überflutet werden und unser Gleichgewicht verloren geht. Ein aufgewühlter See aber spiegelt die Welt nur noch verzerrt wider. Nur wenn wir stetig auf unsere inneren Signale achten und angemessen für unsere Bedürfnisse sorgen, können unsere Gefühle sich setzen, sodass wir auf den Grund unserer Motive schauen können. Dabei ist die Sprache ein wesentliches Medium, um unser inneres Klima zu regulieren. Es tut uns gut, wenn wir uns nach außen öffnen, ausdrücken, was in uns vorgeht und lernen, unsere Bedürfnisse und Wünsche zu äußern. Gelingt das, wird die glatte, stille Wasseroberfläche unseres inneren Sees das Abbild des Himmels spiegeln. Dann sehen wir die Wirklichkeit ungetrübt in ihrer ganzen Schönheit und Erhabenheit. Das gibt uns die Kraft, durch alle Höhen und Tiefen unseres Lebens hindurch Freude und Gelassenheit zu bewahren.


Wir können unseren Geist dazu bringen, wie ein stilles Wasser zu werden,

so dass andere Wesen zu uns kommen, um ihr eigenes Bild zu sehen

und so durch unsere Stille für einen Augenblick ein klareres,

vielleicht sogar leidenschaftlicheres Leben zu führen.

(W.B. Yeats)


Ich war zornig auf meinen Freund;

Ich sagte es ihm, da wich der Zorn.

Ich war zornig auf meinen Feind;

Ich sagte es ihm nicht,

da wuchs der Zorn.

(William Blake)

I Ging

Подняться наверх