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Das Heer

Führung

Schlüsselbegriffe

Schlagfähigkeit / Kampfgeist / Mut / Nachdruck / organisieren / Zweckverband / Herausforderung annehmen / Leistungskraft / Ehre / loyal / Verantwortungsbewusstsein / Fassung / Krieger / Strategie / schützen / Manager / General / eine Sache durchfechten / mobilisieren / rekrutieren / Feldzug / Dienstweg / die Kunst der Menschenführung / Überzeugungskraft …

Dieser Moment fordert uns auf, entschlossen ins Feld zu ziehen und uns mit strategischer Intelligenz für unser Anliegen einzusetzen. Das setzt einen starken Willen, Ausdauer und persönliche Integrität voraus. Ist dieser Feldzug klar strukturiert und getragen von einer hohen Moral sowie einem berechtigten Anliegen, stehen unsere Chancen gut. Allerdings wird es einigen Aufwand kosten, das angestrebte Ziel zu erreichen. Schon im Vorfeld müssen persönliche Schwachstellen analysiert und ausgeräumt werden. Dann muss sich eine straffe Organisation noch um das kleinste Detail kümmern. Und vor allem darf es keinerlei Missverständnisse und Diskussionen über Autoritäten und Kompetenzen geben.

Naturbild



Inmitten der Erde ist Wasser: Das Bild des Heeres.

So mehrt der Edle durch Weitherzigkeit gegen das Volk seine Massen.

Dieses Bild zeigt uns, wie sich abseits unserer Blicke, unter der Erdoberfläche, große Mengen Grundwasser ansammeln – ein Symbol der unberechenbaren Macht des Urelements Wasser, das die Menschheit vor immer neue Herausforderungen stellt.

Ähnlich unsichtbar, aber schlagkräftig war die Heereskraft im feudalistischen China: Da eine allgemeine Wehrpflicht galt, verfügte das Land über ein enormes latentes Machtpotenzial. Die unzähligen Menschen, die in Friedenszeiten als Bauern auf dem Feld arbeiteten, konnten ja umgehend zu Soldaten werden, sobald dem Reich Gefahr drohte. Da aber nur ein reiches und wohlgenährtes Volk eine effektive Streitmacht stellen kann, muss ein kluger Landesherr das Seine tun, indem er seine Untergebenen freundlich und weitherzig behandelt. Nur wenn ein Herrscher dieses unsichtbare Band beständig pflegt, kann er siegreiche Schlachten schlagen. - Und das gilt nicht nur im militärischen Sinn: Denn die wirkliche Funktion einer Armee liegt ja nicht im Kämpfen, sondern in dienenden Funktionen zur Verteidigung der gemeinsamen Lebensgrundlagen.

Auch wenn diese Metapher sehr kriegerisch daherkommt, hat sie durchaus Relevanz für unseren weitgehend friedlichen Alltag. Sie ermahnt uns, unsere Ziele strategisch zu durchdenken und auf Integration hin anzulegen. Da niemand auf Dauer alleine bestehen kann, brauchen wir loyale Verbündete, denen wir allerdings auch eigenen Spielraum zugestehen müssen.

Vereinte Durchschlagkraft

Das Heer braucht Beharrlichkeit und einen starken Mann.

Heil ohne Makel.

Das Bild der streitbaren Armee kann uns viel darüber lehren, wie wir uns selbst motivieren und unsere Energiereserven mobilisieren können, um ein inneres oder äußeres Ziel zu erreichen.

Eine Truppe ist nur dann schlagkräftig, wenn sie einheitlich und geschlossen auftritt, deshalb sind hier Zucht und Ordnung das oberste Gebot. Idealerweise stammt der Heerführer wie seine Soldaten aus dem einfachen Volk: er ist einer der Ihren und versteht ihre Anliegen. Da er über große Erfahrung verfügt und ein gerechtes Anliegen verfolgt, vertrauen ihm seine Leute. Darüber hinaus gibt er die moralischen Richtlinien der Truppe vor: Sein Wort ist Befehl, denn ohne eine straffe Führung wären Chaos und Meuterei an der Tagesordnung. Allerdings wird ein guter General die nötige Disziplin nie mit Gewalt erzwingen. Es ist vielmehr sein persönliches Charisma, das die wirre Schar der einzelnen Soldaten zu einem starken Heer zusammenschweißt, ihre begeisterte Zustimmung weckt und sie auf diese Weise zum Sieg führt.

Dieses Hexagramm spielt auf die enormen unterschwelligen Kraftreserven an, die ziellos in uns schlummern und darauf warten, genützt zu werden. Wir tragen in uns ja ein breites Spektrum seelischer Möglichkeiten, das allerdings darauf angewiesen ist, von einem starken Ich zu einem flexiblen, einsatzbereiten Team vereinigt und angeführt zu werden.

Die Parallele zu äußeren Gruppen aller Art gibt uns einen Hinweis darauf, wie wir zum geschickten „Teamleiter“ unserer seelischen Anteile werden: Effektiv sind wir nur dann, wenn wir die gemeinsamen Energien bündeln und auf ein Ziel hin ausrichten. Das erfordert Führungsqualitäten, Kampfgeist und Risikobereitschaft. Mit Zwang und Drill werden wir unsere inneren Mitstreiter wohl kaum überzeugen können. Repressive Methoden führen höchstens dazu, dass sie sich querstellen und Widerstand leisten. Stattdessen müssen wir unser inneres Heer zu Zusammenhalt und Selbstdisziplin erziehen. Am besten begeben wir uns dazu wie ein Feldherr unter unsere Leute, um uns umzuhören, die Gegebenheiten zu analysieren und daraus eine kluge, realistische Taktik zu entwickeln, wie die vorhandenen Hürden zu bewältigen sind. Wir müssen unseren Truppen deutlich vermitteln, worum es geht - nicht durch Machtgesten, sondern indem wir sie umfassend aufklären und Verständnis schaffen. Wer ihnen das Warum und Wozu einleuchtend erklärt, weckt ihre Bereitschaft, an einem Strang zu ziehen, um das Problem aus der Welt zu schaffen. So kann es kraft eines klaren und disziplinierten Urteils gelingen, Trägheiten und Widerstände zu besiegen. Gewaltakte sind völlig überflüssig, wenn wir in reifer Selbstverantwortung bereit sind, die „Armeen gegen uns selbst marschieren zu lassen“.

Wenn dieses Hexagramm fällt, geht es oft um Fragen unserer persönlichen Integrität, die mit einem Gefühl von Traurigkeit, Depression oder Resignation verbunden sind. Es kann durchaus Angst machen, den Regungen unseres emotionalen Grundwassers zu begegnen. Versäumen wir aber, es zu kanalisieren, riskieren wir eine Überschwemmung. Deshalb brauchen wir Vertrauen in das starke Zentrum unserer Seele, das sich im Bild des Heerführers manifestiert, der die Zügel in die Hand nimmt und Ordnung schafft.


Wenn du den Feind und dich selbst kennst,

brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten.

Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind,

wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden.

Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.

(Sunzi)

Die kosmischen Truppen

Auch in der kosmischen Dimension gibt es Kräfte, auf die das Gleichnis des Heeres passt. Diese kosmische Armee zieht ins Feld, sobald die natürlichen Harmoniegesetze verletzt werden. Sie greift ein, um Übergriffe abzuwehren. Oft meinen wir allerdings, die Dinge selbst in die Hand nehmen zu müssen - dann ist aber das Ego im Spiel, mit dem Ergebnis, dass wir nichts lösen, sondern nur noch mehr Widerstand erzeugen. Immer wenn wir uns eigenmächtig verteidigen, stärken wir damit automatisch auch das Ego unserer Kontrahenten. Wenn wir dagegen auf ein willkürliches Eingreifen verzichten, können die kosmischen Truppen auf den Plan treten, um dem karmischen Prinzip Geltung zu verleihen, dass grundsätzlich alle negative Energie zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrt.

Weit davon entfernt, auf die Kräfte des Kosmos zu vertrauen, übt sich das kollektive Ego lieber selbst in Wehrhaftigkeit. Seine sogenannte „Selbstverteidigung“ kann ganz unterschiedliche - defensive und offensive - Formen annehmen, die aber ausnahmslos Unheil säen – angefangen bei scheinbar harmlosen passiven Formen der Aggression über verbale Verletzungen bis hin zum Rechtsstreit oder Krieg. Sollten wir uns auf solche zerstörerische Weise verstrickt haben, besteht ein Ausweg darin, uns noch in diesem Augenblick an die kosmischen Truppen zu wenden und um Beendigung unseres persönlichen Krieges zu bitten. Natürlich geht das nur, wenn wir bereit sind, unsere Beschuldigungen und Hassgefühle zurückzunehmen, und den verbissenen Wunsch aufgeben, zu siegen oder Recht zu bekommen. Wir müssen uns daran erinnern, dass auch Menschen, die üble Dinge tun, nicht per se „schlecht“ sind. Sie sind weder „hoffnungslos“ noch „unmenschlich“, sondern sie stehen unter dem Einfluss von destruktiven Etiketten, Selbstbildern und Glaubenssätzen. Wenn wir ihre Verirrungen klar zurückweisen, ohne sie durch übertriebene Aufmerksamkeit zu nähren, senden wir ein stärkendes Signal an ihr wahres Selbst und geben ihnen die Chance, sich selbst zu korrigieren.

Darüber hinaus könnten wir in kritischen Momenten wie jetzt auch leicht in den Fehler verfallen, gegen die ganze Gesellschaft zu wettern oder das kollektive Ego anzuklagen. Doch damit würden wir nicht nur Widerstand wecken, sondern uns auch in negative Gefühle hineinsteigern, die das Ego wieder mit Energie füttern. Wir dürfen nicht vergessen: das kollektive Ego ist keine faktisch vorhandene dämonische Macht, sondern nichts als ein Komplex von Illusionen, der nur deshalb so mächtig ist, weil wir seine Autorität anerkennen.

Wandellinie 1


Ein Heer muss ausziehen nach der Ordnung.

Ist die nicht gut, droht Unheil.

Effektive Organisation

In diesem Moment zeichnet sich ab, dass ein Kampf ansteht - es gilt sich vorzubereiten! Wenn das Heer ausrückt, muss absolute Ordnung herrschen, sonst steht eine Niederlage ins Haus. Nur mit äußerster Disziplin und klaren Regeln kann verhindert werden, dass schon beim ersten Kontakt mit dem Feind alle chaotisch auseinander laufen. Und natürlich ist ein Einsatz der Streitkräfte grundsätzlich nur durch einen triftigen Grund zu rechtfertigen.

Egal ob wir nun ein äußeres Projekt in Angriff nehmen oder eine innere Herausforderung annehmen, wir brauchen ein durchdachtes Konzept, um zielgerichtet handeln zu können. Bei aller Taktik darf dieser Plan aber nicht unsere Lebendigkeit blockieren – damit wäre sein Sinn verfehlt. Regeln dürfen niemals über die unmittelbaren Erfordernisse des Augenblicks gestellt werden! Wenn wir jetzt Ordnung schaffen wollen, müssen wir uns auf unser strategisches Denken besinnen. So werden große Kräfte mobilisiert, die uns kraftvoll voranbringen können.

Überprüfe zunächst, ob du ohne Wenn und Aber hinter deinem Anliegen stehst, und dann überlege dir gründlich, wie du vorgehen willst. Du brauchst eine klar definierte Grundlinie, solltest dich aber auch für Anregungen offen halten. Sei hundertprozentig wach und präsent, um bösen Überraschungen zuvorzukommen.

Tiefendynamik

Solange unser kampfbereites Ego die Szene beherrscht, blockiert es das Feld, auf dem die kosmischen Truppen eingreifen könnten. Falls wir uns aber ein Herz fassen und das scheinbare Risiko eingehen, auf aktive Einmischung zu verzichten, müssen wir mit massiven Ängsten rechnen - vermutlich werden beängstigende Schreckensbilder auftauchen, die von unseren eigenen Projektionen herrühren. Wir sollten sie besser mit kosmischer Hilfe Schritt für Schritt auflösen, statt in den zerstörerischen Modus des spaltenden Ego zurückzuverfallen.

Hier sind einige falsche Glaubenssätze, die uns dabei in die Quere kommen könnten: Wie du mir, so ich dir / Ich werd’s ihnen zeigen / Du musst etwas tun! (weil du fälschlicherweise glaubst, du stündest allein da und es gebe keine andere Hilfe)…

Wandellinie 2


Inmitten des Heeres! Heil! Kein Makel!

Der König verleiht dreifache Auszeichnung.

Überzeugung schweißt die Truppen zusammen

Das Heer hat in einem geschützten Graben inmitten der Gefahrenzone Stellung bezogen - eine ausgezeichnete Ausgangsposition. Dies ist der zentrale Schauplatz des Geschehens, von dem Sieg oder Niederlage abhängen.

Hier sehen wir den Feldherrn, der sich durch Charisma, Mut und Geschicklichkeit hervortut. Als guter Anführer ist er in direkter Fühlung mit seinem Gefolge und teilt an der Basis Freud und Leid mit ihnen. Da er sich mitten im Geschehen aufhält, ist er fähig, die auf ihm ruhende Verantwortung zu tragen. Er zieht seinen Plan überzeugt und entschlossen durch, was ihm die nötige Unterstützung bei seinen Truppen einbringt: er kann sich auf sie verlassen. Da seine Vertrauenswürdigkeit von oben und unten bestätigt wird, steht seinem Erfolg nichts im Weg. - Das ist der richtige Moment, um unerschrocken Kontakt zu den feindlichen Linien aufzunehmen und den Gegner mit strategischen Fähigkeiten zu bezwingen.

Alles läuft bestens, du bist persönlich vor Ort, wo du gebraucht wirst - bereit, dich der Herausforderung zu stellen. Wenn du jetzt eingreifst, wird sich deine Position festigen. Achte nur darauf, dass du flexibel genug bleibst, um mitzubekommen, was sich am Wegesrand ergibt.

Tiefendynamik

Solange wir den Druck der öffentlichen Meinung fürchten, ist unsere Fähigkeit, die kosmischen Truppen zu unserer Unterstützung zu rufen, beeinträchtigt. Wenn wir aber so wie jetzt ganz mit dem Herzen bei der Sache sind, übernehmen sie ganz selbstverständlich unsere Verteidigung. In diesem Fall erzeugt unser Verhalten weder Schuld noch Widerstände. Allerdings müssen wir unentwegt wachsam bleiben, da vorhersehbar ist, dass das Ego versuchen wird, seine Vorherrschaft zurückzuerobern, indem es uns Angst macht oder falsches Selbstvertrauen einflößt.

Wandellinie 3


Das Heer führt etwa im Wagen Leichen.

Unheil!

Unfähige Führung

In dieser heiklen Übergangssituation drohen Unheil und Chaos. Das Bild zeigt, dass im Wagen, wo eigentlich der Feldherr seinen Platz hätte, Leichen fahren – ein deutlicher Hinweis darauf, dass Führungsstruktur und Zielsetzung hier ernsthaft gefährdet sind.

Oft sind in diesem Moment zwei (innere) Gegenspieler mit völlig unvereinbaren Zielen in einem erbitterten Kampf um die Kontrolle verstrickt. Wenn ein Ungeeigneter das Kommando an sich reißt, kann das bis zum Missbrauch von Autorität und Macht gehen. Doch egal wie krampfhaft er versucht, seiner Stellung gerecht zu werden, es fehlt ihm an strategischer Klarheit und Überzeugungskraft. So ein falscher Führer hat keine Ahnung, worum es wirklich geht, und gibt deshalb unsinnige Anweisungen, die üble Konsequenzen heraufbeschwören: es kommt zu Verlusten und Niederlagen, die den Kampfgeist der Truppen aufreiben.

Immer wenn wir von Ängsten, Zweifeln oder Leidenschaften angetrieben werden, geraten wir auf einen vernichtenden Kurs. Vermutlich sind wir heillos verwirrt, weil zu viele verschiedene Stimmen um die Vorherrschaft ringen. So ein lähmendes inneres Tohuwabohu führt dazu, dass wir etwa düster vor uns hingrübeln oder uns an verführerische Trugbilder hängen. Auf jeden Fall isolieren wir uns auf diese Weise vom kreativen Fluss des Tao.

Dein Weg gestaltet sich derzeit nicht konstruktiv, weil sich eine Seite einmischt, die da nichts zu suchen hat. Wenn diese (innere) Person eine maßgebliche Funktion okkupiert, kann sie das Vertrauen anderer in dich untergraben und deine Anliegen in ernste Gefahr bringen.

Tiefendynamik

Die Führung liegt in den falschen Händen! Das geschieht etwa dann, wenn wir unseren gesunden Menschenverstand übergehen und die Verantwortung für uns selbst an andere delegieren. Oder wenn wir konditionierten Glaubenssätzen und Ego-Emotionen folgen, statt auf die leise Stimme unserer Intuition zu hören. Auch bei passiv-aggressiven Persönlichkeiten liegt so ein Führungsproblem vor. Sie haben meist schon als Kinder die Fähigkeit verloren, sich gegen Autoritäten abzugrenzen und agieren ihre Aggressionen deshalb versteckt aus, wobei sie sich selbst als Opfer hinstellen. Damit schneiden sie sich allerdings von ihrer eigenen Energie ab und horten darüber hinaus eine Unmenge inneren Grolls. Letztlich gehen bei all diesen unterschiedlichen Manövern unsere Würde und Selbstachtung verloren.

Wandellinie 4


Das Heer zieht sich zurück.

Kein Makel.

Der Klügere gibt nach

Hier muss der verständige Feldherr anerkennen, dass der Gegner in der Übermacht ist. Die Hindernisse sind so überwältigend, dass es nur eine einzige sinnvolle Alternative gibt: den Rückzug. Ein strategischer Rückzieher oder eine taktische Kurskorrektur können es ja ermöglichen, dass wir unseren übergreifenden Plan beibehalten können. Wenn wir jetzt besonnen und geordnet ausweichen, bewahren wir unsere Truppen davor, zerschlagen zu werden.

nAuch wenn der Erfolg schon nahe schien, ist es besser dich (zumindest für eine Weile) in eine sichere Umgebung zurückzuziehen. Es tut zwar weh, das schon gewonnene Terrain wieder aufzugeben, schont aber deine Kräfte. Alles andere hieße mit Gewalt ein aussichtsloses Unterfangen durchzuziehen.

Tiefendynamik

Wer sich auf Verwicklungen einlässt, muss auch für die daraus erwachsenden Schwierigkeiten einstehen. Im Augenblick klammert sich unser spaltendes Ego wieder einmal penetrant an negative Gefühle wie Frustration, Neid oder verletzten Stolz. Es will die anderen als Verantwortliche sehen oder gar bestrafen, und es will sich selbst weiter für überlegen halten, es will streiten. Doch jetzt ist der Moment gekommen, den Krieg zu beenden und dem Ego entschlossen Einhalt zu gebieten! Wir können vom Kosmos schließlich nur dann Hilfe erwarten, wenn wir selbst bereit sind, unseren destruktiven Tendenzen selbst etwas entgegenzusetzen.

Wandellinie 5


Im Feld ist ein Wild.

Es ist fördernd, es zu fangen. Ohne Makel.

Der Älteste führe das Heer. Der Jüngere fährt Leichen.

Da bringt Beharrlichkeit Unheil.

Im Notfall brauchen wir starke Verbündete!

Das Wild, das in die Felder einbricht, zerstört die Ernte und muss deshalb eingefangen werden. Genauso entschlossen müssen wir handeln, wenn ein Feind in unser Territorium eindringt. Es geht darum, Autorität zu zeigen und Eindringlinge gezielt zu vertreiben. Doch damit dieser Feldzug nicht zu einem Akt chaotischer Selbstjustiz wird, brauchen wir eine überlegene Strategie. Nur ein erfahrener Feldherr (der Ältere), der den Überblick hat und die volle Verantwortung übernimmt, ist in der Lage, eine solche Aufgabe zu bewältigen. Da wir in diesem Fall selbst nicht in der Lage dazu sind, diese Rolle souverän auszufüllen, müssen wir sie einer fähigeren Persönlichkeit anvertrauen, die uns mit Rat und Tat beiseite steht. Keinesfalls dürfen wir zulassen, dass unqualifizierte und labile Leute (der Jüngere) die Zügel an sich reißen, sonst ist die Niederlage vorprogrammiert.

Hier ist die unsere Autorität geschwächt, die innere Führung befürchtet, im Gefecht unterzugehen. Deshalb besteht die Gefahr, dass sie ihre Befugnisse an einen völlig inkompetenten Ersatz-Kommandanten delegiert, der aber nur Verwirrung schafft und von den inneren Truppen nicht respektiert wird.

Offenbar herrscht in unserer Seele im Augenblick größte Konfusion. Andere Menschen spüren das zuweilen und versuchen womöglich, die Situation für ihre Zwecke auszunützen. Wenn wir jetzt zulassen, dass Ängste und abgründige innere Bilder hochgeschwemmt werden, könnten sie unsere bewussten Leitbilder und Absichten fatal unterwandern.

Du musst jetzt energisch durchgreifen, damit du wieder Oberwasser gewinnst. Alleine wirst du das im Moment nicht schaffen, deshalb solltest du dich nach verlässlichen Verbündeten umsehen. Achte darauf, dass bei deinen (inneren) Truppen jeder die Aufgabe hat, die ihm entspricht, und dass es vor allem eine klare Linie gibt. Handle nicht für andere, aber erwarte auch nicht, dass sie deine Arbeit tun. Beherzige das, was du jenseits deiner Ängste als richtig erkennst, und halte dich an dein eigenes Wort – es gilt, Integrität zu beweisen.

Tiefendynamik

Wenn wir heftige negative Emotionen wie Angst, Zorn, Selbsthass, Rachsucht oder verletzten Stolz gewähren lassen, können sie viel Schaden anrichten. Andererseits kann uns die aktuelle Krise auch die nötige Bewusstheit bringen, um die irrigen Glaubenssätze aufzulösen, die uns soweit gebracht haben. Wenn wir mit unserem Wesenskern (der Ältere) in Kontakt treten, können wir unserem konditionierten Ich (der Jüngere) beweisen, dass wir dem Terror der Emotionen nicht hilflos ausgeliefert sind. Unser furchtsames inneres Kind bekommt die Chance, mit Beistand eines wehrhaften seelischen Beschützers den inneren Dämonen die Stirn zu bieten. Der Heilige Geist hilft uns, uns unseren Kindheitsängsten zu stellen und sie zu verwandeln.

Wandellinie 6


Der große Fürst erlässt Befehle,

gründet Staaten, belehnt Familien.

Gemeine Menschen soll man nicht benützen.

Fehlbesetzungen vermeiden

Mittlerweile ist der Feldzug siegreich beendet, das Ziel erreicht. Damit ist der Moment gekommen, unsere Vorstellungen in die Tat umzusetzen (Städte gründen). Das erfordert es, Machtverhältnisse und Verantwortlichkeiten ganz neu zu definieren. Der Sieg soll ja unseren höchsten Anliegen dienen. Bei der aktuellen Neuorganisation unseres „Reiches“ wäre es ein folgenschwerer Fehler, wichtige Positionen falsch zu besetzen, ein Fehler, der all unsere vorherigen Anstrengungen zunichte machen könnte. Natürlich muss belohnt werden, wer gute Dienste geleistet hat. Aber nur weil jemand im Gefecht eine große Hilfe war, heißt das noch lange nicht, dass er auch fähig ist, im Frieden das Steuer zu führen – wir sollten ihn besser auf andere Weise würdigen. Machtbefugnisse gehören ausschließlich in die Hände reifer, stabiler und verantwortungsvoller (innerer) Gefolgsleute, damit keine neue Saat der Feindseligkeit gelegt wird.

Jetzt, wo die Schlacht gewonnen ist, steht die nächste Aufgabe an: du musst aktiv dafür sorgen, dass eine interne Umstrukturierung zum Guten hin stattfindet. Da die Lage allerdings noch nicht beständig ist, darfst du dich von niemandem erweichen und einwickeln lassen.

Tiefendynamik

Wenn wir der Führung unseres wahren Selbst folgen, können wir deutlich unsere Gefühle wahrnehmen und deshalb angemessene Grenzen ziehen - innerhalb unserer eigenen Persönlichkeit ebenso wie nach außen hin. Und je mehr wir uns selbst achten, desto mehr entwickeln wir ein Gespür dafür, auch die Grenzen der anderen zu respektieren.

I Ging

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