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Bei dem gescheiterten Versuch, Akkordeon zu lernen, blieb es nicht. Immer, wenn ich andere Musikmachen sah, sei es bei Schulveranstaltungen oder bei anderen Gelegenheiten, war ich begeistert, wenn einer sein Können vorführte. Es sah immer so leicht aus und ich dachte: „Das lernst du auch.“ So sammelten sich bei mir nach und nach Instrumente an, die ich alle angefangen und bald wieder aufgegeben hatte. So hängt heute eine Gitarre an der Wand, eine Posaune steht im Eck und die Piccoloflöte stammt von meinem Vater.

Als ich ans Gymnasium kam, wurden wir vom Musiklehrer gefragt, wer ein Instrument lernen wollte. Es wurden verschiedene Instrumente genannt, für die es Lehrer gab, die Unterricht erteilen würden, unter anderem Geige, Trompete, Querflöte und Cello. Ich hatte keine Ahnung, was ein Cello war und meldete mich dafür. Als ich meinem Vater von meinem Entschluss erzählte, war er nicht gerade begeistert. Ich konnte es ihm nicht verdenken, denn mein Durchhaltevermögen war ja bekannt. „Ein Cello kann ich dir nicht kaufen, was glaubst du, was das kostet!“ Aber das hinderte mich nicht daran, Cello zu lernen, denn die Schule stellte Instrumente zur Verfügung. Zum Üben ging ich jeden Tag eine Stunde vor Unterrichtsbeginn in die Schule und spielte Cello, und das von der fünften bis zur elften Klasse! Dass es genau das Instrument war, das zu mir passte, hat niemand ahnen können; aber das war offensichtlich der Grund, warum ich zu großen Opfern bereit war, darin vorwärts zu kommen. Dabei empfand ich es gar nicht als Opfer. Früh aufstehen machte mir nichts aus und die Schule war zu Fuß in 15 Minuten zu erreichen. Mein Vater wählte das Gymnasium nach gut überlegten Gründen: Es war ein wirtschaftswissenschaftliches Gymnasium und er erkannte ganz richtig, welch wichtige Rolle die Wirtschaft in unserem Leben noch spielen würde, und es war leicht zu Fuß zu erreichen. Dass es für mich keinen größeren Missgriff hätte geben können, konnte er nicht ahnen und ich machte es ihm auch nie zum Vorwurf. Stenographie und Schreibmaschine zu lernen war ja noch recht hilfreich, aber Buchführung und Wirtschaftslehre war für mich eine derart tote und uninteressante Welt, dass es nur jemand überstehen konnte, der so introvertiert war wie ich. Die Innenwelt war mir viel wichtiger als die konkrete Realität. Ob ein Raum schön oder hässlich war, eine warme oder kalte Atmosphäre hatte, bedeutete mir nichts. Ob jemandem eine Kleidung stand, ob der Rock zur Bluse oder das Hemd zum Sakko passte oder nicht, konnte ich überhaupt nicht beurteilen. Mir war wichtig, wie etwas funktionierte, ein Wecker etwa, und da war keiner vor mir sicher. Im Zerlegen war ich Meister, aber die Feder wieder so an ihren Ort und in die richtige Lage zu bringen, dass die Uhr hinterher wieder funktionierte, das war nicht immer der Fall.

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