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2.2.4. Symbolismus

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VIII.9.2.3.3.

Der Symbolismus bildete als Verbindung zum Jugendstil und zur Arts and Crafts-Bewegung eine Brücke vom 19. in das 20. Jh. Daher fand er bereits im letzten Abschnitt mehrmals Erwähnung. Es war der bereits genannte Dichter Théophile Gautier, der mit der Losung »reiner Empfindung« anstelle bürgerlicher Moral eine Strömung auslöste, die man schließlich als Symbolismus bezeichnete. 1889 machte die Gruppe anlässlich der Pariser Weltausstellung auf sich aufmerksam. Einige Dichter im Quartier Latin wie Baudelaire, Mallarmé, Verlaine und Rimbaud nannten sich Symbolisten. Sie fühlten sich von einer ästhetischen Idee angezogen, die der französische Dichter Jean Moréas 1886 im Figaro in einem Symbolistischen Manifest publiziert hatte. Darin beschrieb er die Distanz von jeder Klarheit und Sachhaltigkeit zugunsten des Idealen und Phantastischen. Auch diese Bewegung wurde eine europäische Geschichte und ihre Ausstrahlung erreichte noch die russische Avantgarde.

VI.4.2.5.

Die Schriftsteller und bildenden Künstler arbeiteten sich (in einer Zeit, in der die Psychoanalyse bekannt wurde) gleicherweise an Traumwelten ab, loteten das Phantastische aus und beharrten auf der Selbstbezüglichkeit der Kunst. Diverse Ideen des Okkultismus und Mystizismus waren gut bekannt, Jakob Böhmes Aurora oder Morgenröte im Aufgang zirkulierte unter den Vertretern. Die Bilder von Gustave Moreau, Odilon Redon, Arnold Böcklin, Aubrey Beardsley, Maurice Denis sind teilweise düster und geheimnisvoll, aufgeladen mit kaum entwirrbarer Symbolik und außerordentlich ästhetizistisch gemalt. Handlungslose Malerei verwandelt sich in Stimmung und imaginiert sehnsuchtsvolle Rückschau! Auch für den Symbolismus war die zeitgenössische Physik ein Ansporn. Man interpretierte ihre Ergebnisse in erster Linie als relativierende Kritik an der Lehre der Ursachen und eindimensionaler Rationalität. An die Stelle der Ratio trat das Symbol. Dessen fragmentarischer Charakter ersetzte die Ordnung einer mimetischen Abbildung und hatte die Aufgabe, der Phantasie freien Lauf zu lassen. Es ging nicht um Darstellung innerer Emotionen, wie beim Impressionismus, sondern um Kreation einer symbolischen Welt per se. Angestrebt wurde eine Vereinigung von Musik und Dichtung, wie es bereits der »Tondichter« Wagner angestrebt hatte. Der Theoretiker im Umkreis von Mallarmé, Téodor de Wyzewa, vertrat in seinen Schriften die Vereinigung der Künste (als Modi des Lebens) im Sinne von Wagners Gesamtkunstwerk. Eine synästhetische Wahrnehmung trat an die Stelle eines Intellektualismus. Bergson mit seiner Philosophie der Intuition und des Élan vital war ein häufig verwandtes Paradigma. Vielen Dichtern und symbolistischen Künstlern genügte das, ein politisches Interesse stand nicht im Vordergrund.

Fahr-Becker 2007, 185

Der Symbolismus war »eine sinnlich-verschwenderische, rauschhafte Kunst, deren Vertreter zwar kein Programm, wohl aber ein gemeinsames Lebensgefühl verband: die bis zur offenen Verachtung gesteigerte Abneigung gegen den fortschrittsgläubigen Positivismus der älteren Generation, deren massenpädagogischer Optimismus auf die Mittelmäßigkeit zusteuerte.« Die Bildhauer griffen gerne wieder zum Holz und zum Ton, um sich am natürlichen Material haptisch abzuarbeiten. Mit der Wahl dieses alten Materials, der benützten Spiritualität und dem Primat des Poetischen galt der Symbolismus vielen als rückwärtsgewandt. In der Tat war die Wiederverzauberung (als Anselm Feuerbach, Hans von Marées, Arnold Böcklin nach Italien zurückkehrten, nannte man sie Deutschrömer und dachte an die Nazarener) eine romantische Gegenbewegung gegen die Technisierung und Beschleunigung der Welt, gegen Positivismus und Materialismus.

Kohle 2008, 33

Das »Zerfallsdatum« des Symbolismus gibt Beat Wyss um 1908 an, dennoch strahlte die Bewegung bis spät ins 20. Jh. aus. Vieles von diesem Erbe floss in den Surrealismus, der Blaue Reiter nahm Ideen auf; namentlich Kandinsky schöpfte aus dem symbolistischen »Zeichenbestand von Religion, Theosophie und Esoterik.«

Kunstphilosophie und Ästhetik

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