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Vom Potenzproblem des Kurzzeittherapeuten

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Hans Kudszus definiert:

Jeder Aphorismus ist das Amen einer Erfahrung.

Marie von Ebner-Eschenbach schrieb schon vor mehr als 100 Jahren:

Ein Aphorismus ist das letzte Glied einer langen Gedankenkette.

Zusammengefasst kann man sagen:

Ein therapeutischer Aphorismus kann ein Amen sein, das letzte Glied einer langen therapeutischen Arbeit.*

Andererseits gilt in der Therapie und Beratung aber auch:

Ein Aphorismus kann das erste Glied einer (neuen) langen Gedankenkette sein.*

Also:

Ein Aphorismus kann innere Suchprozesse auslösen, kann eine alte, rigide Gedankenkette aufbrechen.*

Mautner vergleicht die Wirkung von Aphorismen mit dem „Aufreißen einer Aussicht auf nebelverhülltes Gebiet“. Das ist das Gegenteil von:

Es fiel ihm wie Schuppen vor die Augen.

Wolfdieter Schnurre meint:

Der Aphorismus versucht, der Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen. Dicht vor ihr jedoch macht er Halt. Ginge er weiter, müsste er auf die Pointe verzichten. Denn die Wahrheit hat nun mal keine.

Ein Schwerpunkt moderner, lösungsorientierter, systemischer oder hypnotischer Therapie liegt darin, dem Klienten Denkanstöße zu geben, ein erstes Glied oder mehrere Anfangsglieder einer neuen Gedankenkette oder Lebensgliederung anzubieten. Sein Leben leben muss der Patient selbst.

Es gibt therapeutische und beraterische Situationen, in denen man analog zu Wolfdieter Schnurre sagen könnte:

Eine gute therapeutische Intervention versucht, einem Handlungsimpuls aufseiten des Klienten möglichst nahe zu kommen, ohne ihn direkt zu suggerieren oder gar anzuordnen. Ginge man weiter, hätte man das Ziel verfehlt: die Eigenständigkeit des Klienten.*

Ich erinnere mich an zwei Aussagen von Milton Erickson, die sinngemäß lauten:

Die Therapie soll aufs Leben fokussiert sein und nicht das Leben auf die Therapie.

Und:

Dass jemand in Therapie geht, ist das Problem; dass man ihn so schnell wie möglich aus der Therapie herausbekommt, ist die Lösung. 5

Unter Berücksichtigung der in Fußnote 5 genannten Einschränkung könnte man sagen:

Das Potenzproblem des Aphoristikers: Je kürzer, desto besser.

(Hanns-Hermann Kersten)

Das Potenzproblem des Kurztherapeuten: Je kürzer, desto effizienter.*

Das Aha!-Handbuch der Aphorismen und Sprüche Therapie, Beratung und Hängematte

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