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Ritterliches Statussymbol Oswald von Wolkenstein auf der Burg Hauenstein

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Unter den zahlreichen Burgen Tirols, auf denen Oswald von Wolkenstein (ca. 1376/77–1445) gelebt hat, ist die Burgruine Hauenstein unterhalb des Schlernmassivs bei Seis am engsten mit dem Namen dieses weit gereisten Dichters, Sängers, Ritters sowie kaiserlichen Diplomaten und Lehnsmannes verbunden. Die Burg Hauenstein, die im 17. Jahrhundert verfiel und von der heute nur noch Mauerreste erhalten sind, stammt aus dem 12. Jahrhundert. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals im Jahr 1186, und Oswald hat zwischen 1421 und 1427 erbittert um ihren Besitz gestritten. Durch Erbschaft war ihm ein Drittel am Besitz der Burg zugefallen, während die beiden anderen Drittel einem Ritter namens Martin Jäger gehörten. Dass Oswald vermutlich mit der Tochter des Bürgermeisters von Brixen, Anna Hausmann, gerade in dieser Zeit eine Liebesbeziehung hatte und diese sich später aufgrund eigener Ansprüche auf Hauenstein mit Jäger verbündete, fachte den Streit extra an. Entscheidender für die Heftigkeit der Auseinandersetzung dürfte jedoch gewesen sein, dass Jäger sich in einer Fehde mit dem Landesherrn befand, in der es um die Rechte des Tiroler Landadels ging und in die auch Oswald verwickelt war. Oswald wurde zeitweise von seinen Gegnern gefangen genommen und schwer misshandelt. Am Ende von Fehde und Erbstreit erhielt Oswald wohl als Entschädigung den alleinigen Besitz der Burg zugesprochen, musste sich allerdings im Gegenzug der Macht des Landesherrn, Herzog Friedrich IV., unterwerfen.

Die Burg Hauenstein war trotz ihrer bescheidenen Ausmaße ein ritterliches Statussymbol und standesgemäßer Wohnsitz für Oswald und seine Ehefrau Margarete von Schwangau. Der Streit um die Burg lässt den Durchsetzungswillen eines Mannes erkennen, dem als Zweitgeborenen eines Tiroler Adligen im Verlauf eines abenteuerlichen, nicht selten gewalttätigen Lebens ein politischer und sozialer Aufstieg gelang. Das berühmte und lebensechte Porträt Oswalds (wohl aus der Schule von Antonio Pisanello) zeigt ihn mit den erlittenen Verletzungen (Narben, fehlendes rechtes Auge) und in prächtiger Kleidung mit zahlreichen Orden. Damit legt es Zeugnis ab über eine respektable Ritterkarriere.


Burgruine Hauenstein bei Seis in Südtirol

Burg Hauenstein spielt auch in den Gedichten und Liedern Oswalds von Wolkenstein eine wichtige Rolle. Ihr ist ein Lied gewidmet, in dem das harte Leben im Winter beschrieben wird. Entstanden ist das Lied wohl im Winter 1426/27, also noch zur Zeit des Besitzstreits, und Oswald verfolgte mit dem Schreiben dieses Liedes ganz nebenbei die Absicht, dem Landesherrn und den Tiroler Adelskollegen seine prekäre Lage vor Augen zu führen. Oswald kontrastiert sein früheres glanzvolles Leben als reisender Ritter und Diplomat mit der aktuellen Isolation auf Hauenstein. Keine »Ehren« werden ihm mehr erwiesen, klagt er und auch die »frühere Gesellschaft« meide ihn. Dagegen: »nur Kälber, Geißen, Böcke, Rinder | und knorrige Leute, schwarz und häßlich | und voller Rotz im Winter«.[4] Trotz aller Selbstinszenierung, die Oswald perfekt beherrschte, war dieser Text das »S.O.S.«[5] eines Mannes, der als »armer Wolkensteiner« unter die »Wölfe« geraten war und damit die Auswirkungen der Fehde auf sein Leben anschaulich schildert.[6] In einem anderen Lied beschreibt Oswald, der inzwischen wieder optimistischer gestimmt ist, das Ende des Winters und die erwachende Natur. Er blickt von der Burg Hauenstein auf die Seiser Alm und hinab in das Eisacktal: »Die Dämpfe der Erde sind erwacht, | die Wasserbäche schwellen an | von Kastelruth hinunter in den Eisack. | So laß ich mir’s gefallen.«[7]

Das Leben auf einer mittelalterlichen Burg, besonders einer kleineren wie Burg Hauenstein, war keineswegs komfortabel. Aus einer Urkunde, mit der Margarete von Schwangau wahrscheinlich 1447 nach dem Tod ihres Mannes dem Sohn Oswald jr. den Besitz von Hauenstein »sampt dem zeug vnd hausgerecht«[8] übertrug, geht hervor, dass man zwar auskömmlich, aber bescheiden lebte und Mobiliar und Hausrat nur aus dem Nötigsten bestanden. Einige wohlhabendere Mitglieder der Familie Wolkenstein dagegen besaßen ansehnliche Burgen in Südtirol. Oswald von Wolkenstein schien das nicht zu stören, er legte Wert auf seine eigene Lebensweise: »Mein Singen laß ich mir nicht nehmen. | Wem’s nicht gefällt, der lasse mich in Ruhe, | der ist für mich passé.«[9]

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