Читать книгу Das kriege ich auch noch hin - Dr. Phil. Monika Eichenauer - Страница 7

Zum Buch - Alles erledigt? Fehlt noch etwas?

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„Habe ich alles erledigt? Fehlt noch etwas? Wo ist denn ... ? Den muss ich doch gleich mitnehmen!“, das sind Gedanken, die unbewusst unsere Handlungen und Tätigkeiten innerlich mal deutlicher, mal weniger deutlich in den dafür vorgesehenen Rahmen begleiten. Dieses individuelle, interne Controlling ist selbstverständlich für uns. Sobald etwas erledigt ist, können wir es vergessen. Ein Prozess, in dem wir uns selbst bestätigen und auch sofort der abgeschlossenen Tätigkeiten entledigen. Wir sind frei für Neues. Das ist Ziel und - Wunscherfüllung zugleich: Dinge erledigt haben. Feststellen, alles läuft wie am Schnürchen. Frei sein für Neues. Wachsen Anforderungen zu sehr an, bleibt einiges liegen und Menschen fühlen sich überfordert. Sie wissen nicht, wo ihnen der Kopf steht. Überforderungen in dem einen Bereich führen zu Überforderungen in anderen. Ein Gefühl der Insuffizienz überträgt sich auf andere Bereiche ebenso wie sich Freude ausbreitet und die Dinge sich leicht wie Federn in die richtige Richtung bewegen.

Jeden Tag spüren wir dieses sensible und eingeteilte Verhältnis von Notwendigkeiten, die erledigt werden müssen. Tätigkeiten, die wir vereinbarten, durchzuführen. Freizeit, die wir uns vorstellen auf eine bestimmte Art und Weise zu verbringen. Freunde und Freundinnen, Familie und Nachbarn, die wir treffen und sprechen möchten. Dann fordern unsere Kinder (oder, Schicksalsschläge, Katastrophen, Krankheit, Arbeitsplatzverlust, der Hund muss betreut werden, die Katze kotzt etc.) plötzlich etwas ganz anderes von uns und unser wunderbares Gebäude stürzt zusammen. Innerhalb kürzester Zeit wird alles neu geordnet und Balance wieder hergestellt. Es läuft chaotisch. Oft droht der millionenfach zitierte seidene Faden zu reißen. Aber letztlich läuft es ...

Wir haben es noch einmal hinbekommen!

Das Verhältnis zwischen Mensch-Leben-Arbeit und wie Menschen damit klar kommen, Balance halten, welche Neuerungen es gibt und wie wir meistern können, was wir tagtäglich präsentiert bekommen, ist von höchstem Interesse und brandaktuell. Sünden aus der Arbeitswelt werden im Leben gebüßt. Die Kosten trägt immer der einzelne Mensch.

Und dann auch noch DAS!!! Wir stehen in diesen Tagen mitten in enormen Veränderungen in unserem Land. Nicht irgendwelche Veränderungen, die es ja ständig gibt, stellen sich ein - nein. Gemeint sind Veränderungen, die unsere private Balance und unsere Entscheidungen beeinflussen und geeignet sind, unser Leben auf den Kopf zu stellen. Die letzten Tage im November 2015 offenbaren Terroranschläge, die wir nicht einmal erahnten. Selbst der Geheimdienst nicht, obwohl er angeblich Terrorverdächtige immer im Blick hat und so tut, als müsste er jederzeit von allen Menschen ganz genau wissen, was sie sagen, denken, telefonieren und mailen. Sie stehen gerade im kurzen Hemd da: weil sie vor gar nichts warnten. Keine Abwehrmaßnahmen ergriffen. Ja, ahnungslos waren. Vermutlich könnte man enorme Kosten sparen, wenn man mit den Terroristen vereinbaren würde kurz eine E-Mail abzusetzen oder über WhatsApp eine SMS zu schreiben: Achtung! Achtung! Terroranschlag! Da fragt man sich: Wofür die politisch umkämpften Bürgerrechte beschneiden? Menschenrechte? Damit die Leute, die dafür beauftragt sind, uns zu schützen, dann doch blind sind? Käme man mit simplen Theorien der Wahrnehmungsgesetze weiter? Zum Beispiel: Was vor der Nase liegt und steht, sehen Menschen nicht? Tja, auch sie sind nur Menschen ... und sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Oder Analysten, die aufzeigten, wie Menschen zu Lügen auf Grund Gesetzeslagen gezwungen werden, um ihr Leben zu retten? Ist man blind für diese Infamie?

In den hier vorliegenden Texten erwarten Sie Reflexionen zu Life-Work-Balance, und was uns diese Dreierkombination unserer wichtigsten Säulen heute zu erzählen haben. Reflexionen helfen, gesund und in Balance zu bleiben. Sie helfen, Standpunkte zu fixieren, aber auch aufzulösen und zu verändern. Sie helfen, Metaebenen zu bilden, inneren Halt und Wohlbefinden zu spenden. Vielen Menschen fehlt in unserer Welt beides. Literarisch einzuordnende Beschreibungen aus dem Alltag, Interviews mit Menschen und wie sie das Thema in ihrem Leben begreifen, lösen Schilderungen, wie sie die eigene Mitte fanden und finden, ab und machen Mut, Neues auszuprobieren. Aktuelle Themen werden beleuchtet.

In den letzten Monaten drohte Balance in Deutschland ebenso wie in anderen europäischen Ländern aufgrund der Politik zu den einströmenden Flüchtlingen verloren zu gehen. Und auch jetzt, Ende November ist es noch mehr als fraglich, wie es für die Flüchtlinge weitergeht - ebenso, wie für die Menschen in Deutschland insgesamt.

Zusätzlich verunsichern zig andere Themen Menschen in Deutschland und weltweit in anderen Ländern, was zuhalten ist von bestimmten Meinungen, Fakten, Handlungen und Werten und bestimmten Personen und politischen Standpunkten. Stichwort, Griechenland - erscheint nun schon wie ein alter Hut -, VW - Skandal breitet sich immer weiter aus - , Anschläge gegen Asylbewerber im Inland und Handlungen im Ausland gegen Flüchtlinge.

Aber jetzt kommen auch noch Terroranschläge in Europa dazu, die das Fass an Unsicherheit auf direkte Art und Weise für Europäer anstechen und von Stunde zu Stunde Menschen, Presse und Politiker innerlich hin und her reißen, taumeln, raten und suchen lassen. Paris. Bamako. Bombendrohung im Technologie Zentrum Dortmund. Weitere Leiche in Pariser Wohnung gefunden. Die Angst vor Terroranschlägen geht um. Brüssel. Ich denke, Trotz wird da wenig helfen: Wir lassen uns nicht einschüchtern und den Weihnachtsmarkt vermiesen - oder ähnliche Parolen.

Aber, das ist ja das Problem, also, dass wir uns nichts vermiesen lassen, heißt in anderer Hinsicht, wir wollen nicht Ernst nehmen und uns auch nicht damit auseinandersetzen, was wir serviert bekommen - die Tische waren schon von den nun Angegriffenen und Verantwortlichen reserviert worden. Und nun sind es die Angreifer gewesen, haben die Schuld? Mischt man sich in Kriege ein, bekommt man unliebsame Gäste. Damit sind nun nicht die Asylbewerber und Flüchtlinge gemeint - sie sind die Opfer, der Einsatz, um den man im internationalen Poker spielte. Es wird nicht viel nützen, zu sagen, greift zu, es ist genug für alle da: Die Ressentiments in der Gesellschaft, wenn Syrer oder Menschen aus anderen Staaten unter uns weilen, werden sehr deutlich gespürt und lassen Menschen vor Angst nicht schlafen. Aber das ist ja nicht nur so in Bezug auf Flüchtlinge. Es ist sowieso in Europa Gang und gebe, Menschen in Klassen einzuteilen - wer dazu gehört und wer nicht, liegt schnell auf der Hand. Das wissen wir doch alle! Gehören Sie überall dazu? Nein? Wollen Sie auch nicht? Sehen Sie! Wir hatten doch einen namenhaften Denker, den Philosophen Arthur Schopenhauer, der über ,Von dem, was einer vorstellt“ schrieb. Menschen möchten zu Menschen gehören. Anerkannt sein:

Der Mensch für sich allein vermag gar wenig und ist ein verlassender Robinson: nur in der Gemeinschaft mit den anderen ist und vermag er viel.

Dieses Verhältnisses wird er inne, sobald sein Bewusstsein sich irgend zu entwickeln anfängt, und alsbald entsteht in ihm das Bestreben, für ein taugliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu gelten, als für eines, das fähig ist, pro parte virli mitzuwirken, und dadurch berechtigt, der Vortheile der menschlichen Gemeinschaft theilhaft zu werden. (Arthur Schopenhauer, 2006, S. 63-64)

Nein, aber mit diesem einfachen Wissen wollen wir ja gar nicht leben! Wir sind ja kompliziert, gebildet, weit fortgeschritten! Und zwar so weit, dass wir es uns leisten können, in den bewusstseinsmässigen und emotional gesetzlich gesicherten Staatsaufzug der Regression in Europa einzusteigen und in die Steinzeit abzusinken? Jede noch so blöde Projektion mitmachen, ist klug? Hauptsache, der andere ist schuld? Gewalt der einfachen Leute ist verpönt! So auf der Straße und in der Kneipe. Jemanden was auf‘s Maul zu hauen wird belächelt - Menschen millionenfach auszubeuten, zu verfolgen und zu erschießen mit allen Milliardenbudgets, die weltweit durch brave Steuerzahler finanziert zur Verfügung stehen, dass ist natürlich vornehmen und gestattet. Ja, erwünscht! Dabei frühstücken wir doch weiter. Woher kommt diese bewundernswerte Sicherheit?

Der Mensch ist das einzige Wesen, das seine eigene Gattung angreift und tötet. Seine Taten greifen um sich und mehren sich in vielen Formen. Menschen leiden unter Menschen - und weniger unter wilden Tieren. Es tut mir leid für unsere Welt, für uns als menschliche Gattung, aber ein Slogan, gelesen auf einer Messe für Kriegswaffen, auf der auch die Rheinmetall AG ihren Stand hatte, kann da auch nicht mehr überraschen und lässt fragen, wohin es eigentlich gehen soll - und wer, und wie und was wir sind? Sind wir Maximierer oder Killer der Menschheit und Weltgeschichte? Der Slogan der Rheinmetall AG: „LOW COST TO KILL“, wirft Fragen auf, die Ziele unseres Denkens, Handelns und Lebens fokussieren.

Gibt es solche Sprüche in der Waffenindustrie, gibt es sie überall.

Da dieser Werbeslogan so sehr trifft, wird er im vorliegenden Buch nicht zufällig in seinen verschiedenen Aspekten immer mal wieder aufgegriffen. Damit tritt er einen Siegeszug der Präsenz an, die ich hier im Sinne der Aufklärung und nicht des Beifalls und Unterstützung des Inhaltes verstanden wissen möchte. Deshalb setze ich diese Bemerkung auch nicht in eine Fußnote - denn dort könnte sie überlesen werden von den Eiligen, die, die nicht viel Zeit haben, um sie auch noch zu lesen.

Sicherheiten schwinden täglich - trotz Waffen.

Paris 13/11/15 ereignete sich, als das vorliegende Buch fast fertiggestellt war. 129 Menschen starben - bis jetzt. Fast doppelt so viele liegen noch verletzt in Pariser Krankenhäusern. Mit relativ wenig Aufwand und Kosten war das Leben der Toten von Terroristen ausgelöscht worden und das der Verletzten wurde unwiderruflich gezeichnet bis ins Grab. Russische automatische Schnellfeuergewehre von Kalaschnikow ursprünglich entwickelt 1947 (AK 47), modernisiert AK 74 (wie einfallsreich), wurden zig Hunderttausendmale in alle Welt verkauft. Diese Gewehre wurden von den Terroristen benutzt. Es hätten auch deutsche Waffen sein können. Ich unterstelle, Rheinmetall AG meinte nicht diese Zielgruppe als Käufer für ihre Waffen. In Mexiko landeten derartige Waffen aus deutscher Produktion von Heckler & Koch genau in den Händen von Drogenhändlern. Aber derartige oder ähnliche Gruppen wird Rheinmetall und andere Waffenhersteller im Auge haben um Waffen zu verkaufen. Natürlich nicht offiziell. Sie, ebenso wenig wie andere Waffenhersteller, verkaufen ja keine weißen Wachs- oder güldene Papierengel für Weihnachten. Und auch keine selbst gebackenen Weihnachtsplätzen für den Frieden unter dem Tannenbaum an der christlichen Krippe. Sie sind nicht die Heiligen Drei Könige, die wohltätig und liebevoll Gaben verschenken. Sie leben vom Krieg. Sie bringen Kugeln in Gewehrläufen, Panzer und anderes Kriegsgeschirr und hängen es gleich Lametta an den globalen Kapitalismusbaum. Aber sie backen keine Waffeln! Verschicken keine wohlwollenden Einladungen.

Mein Beileid gehört diesen aktuell vorwiegend jungen Opfern. Aber nicht nur von Paris. Allen Opfern weltweit, egal aus welchen niedrigen Instinkten und moralischen Schräglagen Gewalt im Einzelfall geboren ist.

Und dann kommt ein Buch aus Frankreich daher: Erschlagt die Armen! Aber bereits vor den Anschlägen, betont die Autorin. Sie schreibe auch nur über Bengalen, bekennt sie ausdrücklich. Sonst nichts. Und wir spüren, sie senkt den Kopf während sie dies sagt oder schreibt. Wir wissen, es stimmt so nicht. Sie schreibt auch über uns. Sie schreibt auch über andere Flüchtlinge. Offenbar scheint jeder Angst zu haben, eine Meinung zu haben. Differenziert, verkriecht sich, wer kann und hält für Einiges die Backe hin und an anderer Stelle zieht er sie weg. So leben wir! Das sind wir.

„Ich wohne da drüben“, sagt Shumona Sinha zeigt nach Westen, 16. Arrondissement, großbürgerliches Viertel: „Jeden Tag sehe ich die Blicke, als fragten sich die Leute: Wie kann es sein, dass die hier lebt? Ich arbeite in keinem Lebensmittelgeschäft, ich kleide mich auf eine gewisse Art, ich verlasse das Haus mit einem Buch in der Hand - sie können das nicht einordnen, die Biofranzosen, und die Afrikaner und Araber genauso wenig.“ Am verdächtigsten sei sie Landsleuten, denen sie in Frankreich begegne. In Kolkata habe sie nie solche Ressentiments zu spüren bekommen. „Aber hier sind die Inder und Bengalen überwiegend auf prekäre, schmutzige Arbeit angewiesen. Die können sich nicht vorstellen, wie eine Gebildete hier lebt. Sie sehen, dass ich einen sozialen Code beherrsche, zu dem sie keinen Zugang haben. Das empfinden sie als Verrat.“

Shumona Sinha aus Kolkata, schrieb den Roman: „Erschlagt die Armen.“

Sie arbeitete jahrelang in Paris bei der Ofpra* als Übersetzerin - und würde fast verrückt dabei. Sie sagt: Die Migranten lügen, weil sie wissen, dass sie als sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge keine Chance auf Asyl haben. Ihre Anwälte und Helfer bedrängen die Übersetzerin: Warum den Menschen nicht beim Schwindel helfen, warum nicht das hartherzige System austricksen, damit diese Leute ein besseres Leben bekommen? Hat sie es nicht selber in Frankreich gesucht und gefunden? Aber sie möchte mit ihrer Arbeit doch auch die Ordnung ihrer neuen Heimat vertreten helfen. So sitzt sie zwischen allen Stühlen, und allmählich ergreifen Verzweiflung und Wahnsinn von ihr Besitz. Denn irgendein Verrat steht immer an.“ (Vgl.: Schmidt, M., in: ZEIT Literatur.)

Zwischen den Stühlen sitzen unzählige Menschen - und das auch noch jeden Tag. Am schwierigsten und offensichtlichsten scheint es in der Tat momentan für Menschen zu sein, die mit der Betreuung von Flüchtlingen beauftragt sind - und direkt mit dem Leid und der Not konfrontiert sind und gleichzeitig mit den Gesetzen, die noch nicht zu Ende gedacht bereits Anwendung finden. So bleibt es dann doch letztlich Sache des Einzelnen, wie er beurteilt und Asylrecht gewehrt - oder nicht. Denn in unserer Kultur sind Stühle verteilt und es findet ständig die Reise nach Jerusalem statt: Jeder muss sehen, dass er zum einen einen Stuhl behält und zum anderen nicht zwischen zwei Stühlen gerät und durchfällt. Politik, Ökonomie und Kultur schillern in allen Facetten und das Thema Verrat ist auch in Europa noch nicht erledigt. So wenig wie Konkurrenz, die auch zwischen Stühlen und von Stühlen lebt.

Die globale Wirtschaft lebt vom billigen Einkauf der Arbeitskraft von Milliarden Menschen weltweit. Auch sie lebt zwiespältig und ständig mit der Frage im Nacken: Wofür entscheide ich mich? Für die Menschen und deren Leben und Gesundheit, oder für meinen Gewinn und damit Thron in der weltweit operierenden Wirtschaft. Gleichzeitig lebt diese Wirtschaft aber auch von den Bedürfnissen dieser Milliarden Menschen. Die Kaufkraft, die auf Befriedigung der Bedürfnisse zielt, also, Dach über dem Kopf, Kleidung und Nahrung, ist von großem wirtschaftlichen Interesse und ebenso lukrativ. Produktionskosten niedrig, Verkaufspreise hoch, Mieten hoch, Bioartikel teuer, dann kann man nachvollziehen, wie man reich werden kann. Bei Banken ebenso: Zinsen und Kosten für überzogene und bewegungsreiche Konten sind hoch, die Zinsen auf eigenes Geld extrem niedrig und meist unter 1 Prozent. Auch hier kann man sich leicht vorstellen, wie man Geld generiert und reich wird. Diejenigen, die an beiden Faktoren, Kaufkraft und Bedürfnissen oder Nöten, verdienen, werden reicher und reicher. Die anderen ärmer und ärmer.

Menschen sind weltweit aufgeschreckt durch Konflikte, Kriege und Krisen. Menschen reflektieren schärfer, welche Haltung sie einnehmen angesichts der ökonomistischen Unverfrorenheiten und der immer gleichgültiger erscheinenden und mit größter Selbstverständlichkeit praktizierten Menschenverachtung, die in der Arbeitswelt durch Firmen weltweit etabliert wird.

Im privaten Leben sieht es im Leben zahlreicher Menschen ähnlich erbärmlich aus. Gewalt, Missbrauch und sozialpolitische Missentscheidungen und zu wenig Geld prägen das Leben. Nicht zuletzt auch Gesundheit, die immer schwieriger zu erhalten ist. Die schöne heile Welt wird wiederum von Stars, Royals und Reichen in einem Trugbild der verschiedenen Spenden, Hilfsorganisationen und glamourösen Galas und Events hinweggerettet um nichts Sinnvolles realistisch ändern zu müssen: Über kleine Nöte wird weltweit nur sehr, sehr wenigen Menschen hinweggeholfen. Sich selbst rücken sie dabei immer wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Diese Vorgänge sorgen eher für Desorientierung, weil Menschen meinen, ,es wird ja etwas getan‘ und letztlich bleibt es beim Alten bzw. das Alte wird immer schlimmer, die Schere zwischen Armut und Reichtum geht immer weiter auf.

Terrorismus - in Anlehnung und Nachbarschaft von durch ehemals politisch motivierten Guerillakämpfen zur Verbesserung des Lebens der Armen und den durch sie geprägten politischen Inhalten und Methoden - zentriert sich auf verschiedene Mikrohighlights und Minikriegsschauplätzen, die nun topografisch und emotional-semantisch auf europäische und westliche Gesellschaften zugeschnitten werden. Der Dschungel ist nicht in der Natur in Lateinamerika, sondern in Meinungen, moralischen und ökonomischen Werthaltungen und Bündnissen zu identifizieren. In der Ausführung ist der Terror sehr spezifisch und angeglichen an unsere Vorlieben und Gewohnheiten. Unsere Werte werden getroffen. Wir werden stellvertretend mitten ins Herz für alle anderen Menschen getroffen - so, wie die Opfer, die durch Kugeln getroffen wurden und starben. Terrorismus findet zusätzlich in den Ländern statt, in denen die Attentäter geboren worden sind. Gegen die herrschende Macht wird aufbegehrt oder andere politische Systeme und Länder getroffen, die mit ihnen in Verbindung stehen. Terror versetzt Menschen in Angst, Schrecken und Panik. Die Alchemie der im Tiegel der Anschläge auf fremde Menschen gerichteten Gewehre und Kugeln in fremden Kulturen und Ländern wegen eigener Gott gleicher Vorstellungen und Erbärmlichkeitsbezeugungen für diejenigen, die nicht ihrer Meinung und ihres Glaubens sind, nämlich wir, führen zu einer Stimmung des Hasses und der Zerstörung einerseits. Andererseits bei denjenigen, die getroffen werden sollen, führt er zum Willen, Sicherheit und Frieden zu wollen. Nun taucht die Frage auf, wie? Wie will man Sicherheit gewährleisten? Wen wollen wir schützen? Nur uns oder auch andere?

Eines sei mit größter Gewissheit gesagt: Niemals werden wir mit diesem Problem fertig, wenn wir uns nicht mit den Ursachen dafür auseinandersetzen. Wenn Menschen sich nur auf ihre Interessen versteifen, Leid und Not anderer völlig ignorieren und Menschenleben aufs Spiel setzen, wird nichts Gutes passieren. Nur zu schauen, dass es wenigen Menschen in jeder Hinsicht richtig gut geht und andere zugrundegehen, werden wir mitgerissen werden von diesem Strudel, der vor allen Dingen durch Gefühle hervorgerufen wird. Nicht durch irgendeine Theorie oder Religion - das sind nur vorgeschobene Buchstaben mit gewissen Inhalten. Nein: Die Gefühle die das Leben in die Seelen und Psychen und Körper dieser Menschen schrieben, bringen Kräfte hervor, die jetzt nicht mehr Halt machen, wenn es heißt: Halt! Stop! Das Grundgefühl heißt: Seelischer Schmerz durch Verachtung.

Gesellschaftlicher Grund: Ungerechtigkeit.

Bereits 2005 schrieb ich in meinem Appell für das menschliche Wesen, für den Selbstwert, was wir heute als tagtägliche Realität vorfinden. Damals verleugnete Angela Merkel, dass Deutschland im Krieg ist! Sprach von Friedenstruppen. Auch jetzt wird offiziell in diese Richtung gesprochen und geschrieben. Wo wir jetzt Lösungen finden müssen, sind Unklarheiten Argumente für Handlungen, die wir alle nicht wollen. Für Verschärfung von Krieg. Die Lösung sind nicht Tornados. Die Lösung heißt nicht, Krieg.

Die Lösung heißt, Menschen in ihren Bedürfnissen anzuerkennen. Menschen, die auf stur schalten werden in dieser Entwicklung nicht viel beisteuern - vermutlich werden sie mit Geld für Waffen diese Entwicklung verzögern.

Wir sollten inzwischen wissen: Vernichtung von Mensch, Kultur und Architektur löst keine Probleme. Ganz sicher lösen Waffenhersteller keine einzige Sicherheitsfragen.

Sicherheit fängt im Herzen und im Verstand an und nicht in den Muckis und Waffen.

Vor allen Dingen bleibt es nicht wie von Rheinmetall prophezeit bei niedrigen Kosten: Gegenwärtig steigen die Kosten, verursacht durch den gezielten Gebrauch von Waffen, in schwindelerregende Höhen. Low cost to kill führt zu erheblichen Repair costs to heal. Weder sind Frieden, noch Lösungen für Konflikte in Sicht.

Im Gegenteil: Diese Geschäftspolitik schafft langfristig verheerende Zustände, die nach Lösungen rufen und noch viel mehr Geld kosten. Zu hoffen ist, dass Politiker nicht mehr auf diese ökonomischen Strategien hereinfallen.

Schreie nach Sicherheit und Frieden schenken noch keine Wonnen und Paradiese. Unbeschwerte Lust und Freude am Leben kehren erst zurück, wenn Sicherheit gewährt wird, die nicht auf krampfhaftem Festhalten am Trotz aus Empörung fußen. Der Reiz am Leben, der mit einem Paukenschlag vertrieben war, wird wieder hergestellt werden. Ganz sicher. Ungewiss ist, wann.

Nein, Trotz gegenüber jenen Mächten, die Kultur, Moral und Glauben etablieren wollen, die von uns nicht gewünscht sind, hilft nicht. Immerhin stranden Europäer und generell der Westen nun im Kaffeesatz der Kommunikation, also im inhaltlich Wesentlichen: Menschenrechte sind plötzlich zum Leben erwacht. Das Wichtige wird erinnert: Der Mensch.

Krieg in zahlreichen Ländern, Konflikte und Terroranschläge da, wo sie nicht erwartet worden sind, laufen immer schneller täglich auf den Punkt im Zentrum des Schwarzen hinaus, indem Menschen sich neuerdings weltweit verbünden. Dabei spielen plötzlich andere Hautfarben, andere ideologische Grundsätze, andere Religionen, andere Sprachen und andere wirtschaftliche und politische Systeme keine Rolle mehr. Nationale Unterschiede treten selbst im Putin-Land im Westen plötzlich als Kleinigkeiten betreffende in den Hintergrund, spielen keine Rolle. Nein, man verbündet sich gegen den Staatsfeind Nummer Eins: Den Terroristen. Gegen IS. Man hat einen gemeinsamen Feind als Einer der Interessen ausgerufen. Terroristen bieten sich dafür an. Offenbar brauchen Politiker so scharfe politische Situationen bevor sie bereit sind, sich über gewisse Haltungen wegen der Menschenrechte im Klaren zu werden?

Das ist ja fast wie vor Gericht, wo so mancher, der unentwegt taktiert und gelogen hat, erst dann, wenn Einbrüche im Lügengerüst erahnt werden und meterhohe und lange Strafe ins Haus und Leben steht, bereit ist, doch noch eine nette charakterliche Seite hervorzukehren: Indem er die Karten offenlegt und sagt, sorry, da habe ich gelogen. Das habe ich gemacht ... Das andere aber nicht!

Der Mensch ist wichtig.

Nun ist der Mensch in der Gegenwart sehr wichtig.

Solange keine direkte Bedrohung und Überforderung ins Haus steht, kann noch taktiert, projiziert und gelogen werden bis sich die Balken biegen - aber jetzt wird es eng und schwierig.

Jetzt haben die anderen keinen Bock mehr, irgendein Argument anzuführen. Und das hatte Rheinmetall schließlich auch nicht: Wer so einen Spruch raushaut, für den er viel Geld bezahlt hat in der Medienagentur, möchte Männer erreichen, die nun zu einer anderen Sprache greifen: Lasst die Waffen sprechen. Und zwar so, das kein Auge trocken bleibt. Und vor allen Dingen auch, Waffen, die effektiv sprechen und billig, also ökonomisch Interessen der Anwender vertreten.

Der Mensch muss gerettet werden.

Wir lernen gerade, uns zu retten.

Wir lernen, zu entscheiden, was wir eigentlich wirklich wollen:

Menschen. Leben. Selbstwert: Wir sind wertvoll.

Das Bewusstsein, dass der Mensch etwas wert ist, egal, ob weiß, schwarz, braun, gelb, rot oder auf welchem Kontinent und ob reich oder arm: Egal. Parole aus dem unmittelbaren Stand des Alltäglichen: Das lassen wir uns nicht versauen! (Fussballspiel. Freies Leben in den Städten. Besuche auf dem Weihnachtsmarkt und so weiter.) Trauer und Solidaritätsbekundungen sind überall. Man ist sich einig.

Die alten Wunden heilen angesichts des Grauen des ungeplanten Terrors, der jeden Menschen treffen kann und soll, folgt man den Strategien der Terroristen. Prioritäten sind plötzlich neu geordnet.

Aber, wie gesagt, Menschen verbünden sich. In konkreten Zielen. Das Konkrete tritt den Kampf gegen das Globale und Abstrakte an: Zum Beispiel gegen den IS. Der wiederum seine allgemeinen religiösen Glaubenssätze, seine Moral und seine politischen Ableitungen und Vorstellungen aus dem Füllhorn alter Reiche und altem Denken über uns glaubt mit ultramodernen Mitteln ausschütten zu können und weiter glaubt, daraus Attentate ableiten zu dürfen, Menschen zu ermorden. Das ist erklärtes Ziel.

Dagegen verbünden sich Menschen.

Gegen die Ungerechtigkeit. Aber handelt die Gegenseite nicht auch aus dem gleichen Gefühl , aus dem gleichen emotionalen Punkt heraus? Sind wir sicher, es zu wissen?

Nein. Wir wissen nur: das wollen wir nicht.

Plötzlich sind wir alle gleich. In dem NEIN gegen Ungerechtigkeit und gegen diese Taten. So soll es sein.

Fangen wir also neu an:

Es war einmal der Mensch.

Er arbeitet.

Er lebt.

Sein Job.

Sein Leben - unser Leben.

Die Kinder.

Wie genau ist diese Liebesbeziehung zwischen Leben und Job, Life & Work, gestaltet? Welche Faktoren beeinflussen was? Was können wir tun, um gesund zu bleiben? Was können wir tun, um in Sicherheit und Frieden gesund zu leben? Ohne spektakuläre Virenangriffe in Web, Wasser und Nahrung.

Nicht, Kugel für Kugel!

Was können wir tun, um Terror, politische Attacken und unverschämte Wirtschaftsskandale zu überleben? Denn schließlich wollen wir diese Beziehung, leben und arbeiten, aufrechterhalten - denn diese Beziehung ist nur eine andere Bezeichnung, eine andere Art, uns selbst zu beschreiben. Wir sind Tätigkeit. In Bewegung. Rege. Sind früh angefangen, wie BLOCH sein Prinzip Hoffnung damals in seinem Werk einleitete und sind weit gekommen. Wenn ein Mensch jemand ist, dann ist er es durch sein Tun. Er tut viel. Er kann viel. Er macht viel.

Dafür, dass wir leben, brauchen wir den anderen Menschen.

Auch hier muss eine klare Richtung eingeschlagen werden - nicht nur gegen den Terrorismus, sondern auch direkt für uns: Erkennen wir uns als Mensch, als Gattung an. Erkennen wir uns als Menschen, die gern leben und arbeiten - und sich genau aus diesen Tätigkeiten heraus so entwickeln, wie sie sind. Wir gestalten unsere Welt. Die Welt gestaltet uns.

Schritt für Schritt.

Tag für Tag.

Mensch für Mensch.

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*L'Office français de protection des réfugiés et apatrides (Ofpra)

Das kriege ich auch noch hin

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