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Einleitung

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Die Effekte der Globalisierung bestimmen die Gegenwart. Konvergenzen der Entwicklung auf allen Ebenen von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft sind das Ergebnis. Es stellt sich die Frage, ob die europäische Stadtentwicklung – wenn auch mit Abstand – der nordamerikanischen folgen wird oder, wie bisher, einen eigenen Weg in die Zukunft hat. Die Antwort verlangt eine Differenzierung von varianten und invarianten Faktoren der Entwicklung von Städten und städtischen Systemen.

Verfechter der These einer Konvergenz der Entwicklung können eine Reihe von invarianten Faktoren ins Treffen führen.

▪ Hierzu zählen sämtliche Technologien des Bauens, der Sachgüterproduktion, des Verkehrs, der Infrastruktur von Versorgung und Entsorgung, der Kommunikation und Information.

▪ Sie können darüber hinaus darauf hinweisen, daß die Abfolge der räumlichen Organisationssysteme der Gesellschaft von der arbeitsteiligen Gesellschaft über die Konsumgesellschaft bis zur Freizeitgesellschaft sich weitgehend unabhängig von den politischen Systemen vollzieht.

▪ Als ein schlüssiges Glied in der Beweiskette können sie belegen, daß die Instrumente der Stadtplanung, wie die Charta von Athen, längst international gültigen Maßstäben folgen.

Verfechter einer Divergenz der Entwicklung können auf folgende variante Faktorenkomplexe verweisen:

▪ die aktuellen politischen Systeme mit den Leitbildern und Maßnahmenpaketen zur räumlichen Organisation und Strukturierung von Städten;

▪ die persistenten Strukturen der Stadtentwicklung als ererbte bauliche Struktur und Landnutzung, die tradierten Normen und Verhaltensweisen der Bevölkerung und die institutionellen Organisationsformen;

▪ die städtebaulichen Gestaltungsprinzipien, darunter insbesondere die Formen des Wohnbaus.

Drei Unterschiede der nordamerikanischen und europäischen Stadtentwicklung erscheinen von wesentlicher Bedeutung:

▪ In Europa ist der Raum nicht wie in Nordamerika eine ubiquitäre Ressource. Der Boden ist knapp, die Bodenpreise sind hoch. Die hohe Bevölkerungsdichte führt zu anderen Formen im Städtebau, aber auch in allen anderen Kategorien städtischer Existenz. Phänomene der Unternutzung, der Extensivierung und des Brachfallens von Flächen, das Leerstehen von Objekten werden sehr rasch wahrgenommen und führen zu Gegenaktionen und Maßnahmen seitens der Behörden und der Bevölkerung.

▪ Städtische Systeme in Europa unterliegen Wohlfahrtsstrategien des Sozialstaates und damit pluralistischen Organisationssystemen – in der Wohnungswirtschaft, im Verkehr, bei der Entwicklung der sozialen und technischen Infrastruktur und, abgeschwächt, auch auf dem Arbeitsmarkt.

Durch diesen Pluralismus werden Segmente auf den genannten Ebenen definiert, welche durch unterschiedliche Zugangsbedingungen voneinander separiert werden und jeweils spezifischen Allokationsbedingungen unterliegen. Besonders ausgeprägt ist diese Segmentierung auf dem Wohnungssektor, da durch die spezifischen nationalen Strategien in Europa Mechanismen der Marktwirtschaft, wie sie in Nordamerika funktionieren, partiell außer Kraft gesetzt wurden. Die Prinzipien der sozialen Chancengleichheit haben ferner massive sachliche und räumliche Umverteilungsstrategien im Gefolge und bedingen damit eine Reduzierung der Disparitäten innerhalb der Gesellschaft und ebenso innerhalb des räumlichen Siedlungssystems.

▪ Wesentliche Unterschiede zwischen Europa und Nordamerika ergeben sich schließlich aufgrund der politisch-administrativen Organisationsformen, allen voran der Gemeinde als unterster Ebene des Staates, und damit einer Institution, die in Nordamerika ebenso fehlt wie der Verwaltungsaufbau, der auf den aufgeklärten Absolutismus und die bürgerlichen Revolutionen zurückgeht.

Die Stadt

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