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Entwicklung in den sozialen Wohlfahrtsstaaten

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Eine deutliche Übergangsstellung im Hinblick auf räumliche Muster und Vorgänge von Stadtverfall, Stadterneuerung und Stadtumbau nehmen die sozialen Wohlfahrtsstaaten Westeuropas ein, wo allerdings aufgrund der Differenzierung der nationalen Strategien der Wohnungswirtschaft von Staat zu Staat beachtliche Unterschiede auftreten. Einige Gemeinsamkeiten seien herausgestellt:

▪ Es bestehen segmentierte Märkte des Wohnens, Arbeitens und der Freizeit, d.h., spezifische Segmente des Angebots an Wohnungen, Arbeitsplätzen und Freizeitgelegenheiten sind jeweils aus dem Markt herausgenommen, entweder aufgrund spezifischer Eigentumsverhältnisse (Staat, Gemeinden, Genossenschaft usw.), durch Subventionierungen aller Art oder durch legislatorische Einschränkungen ihrer „Marktfähigkeit“. Sehr wichtige Instrumente bestehen hinsichtlich der Abschöpfung von Spekulationsgewinnen bei Grund und Boden. Restriktionen der Flächennutzung sind die Regel. Ferner bilden Auflagen des Denkmalschutzes einen sehr wichtigen limitierenden Faktor, insbesondere in Stadtzentren.

▪ Die Segmentierung des Wohnungsmarktes zählt zu denjenigen Faktoren der Stadtentwicklung, deren Bedeutung man nicht hoch genug einschätzen kann. Grundsätzlich haben die einzelnen Segmente unterschiedliche Zugangsbedingungen: So besteht ein von Staat zu Staat unterschiedliches Bündel von Privilegierungen der Angehörigen bestimmter Institutionen (Parteien, Betriebe, Berufsstände), welche Wohnungen unter dem Marktpreis erhalten können. Eingriffe des Gesetzgebers reduzieren ferner das freie Verfügungsrecht der Hausbesitzer und weisen gleichzeitig den Mietern eine Art Pseudoeigentumsrecht zu. Getragen von politischer Doktrin, wird die Wohnungspolitik in bestimmten Staaten vielfach als Instrument einer Antisegregationsstrategie und in manchen Stadtgemeinden auch als Mittel der Wahlarithmetik benutzt.

▪ Außerordentlich wichtig ist in allen sozialen Wohlfahrtsstaaten die Tatsache, daß der Staat bzw. die Gemeinden die Aufgaben der technischen und sozialen Infrastruktur seit längerem wahrnehmen. Besondere Bedeutung kommt der Bildungspolitik und der Integration verschiedener Bevölkerungsgruppen über das öffentliche Schulwesen zu.

Stadtverfall fehlt als Begriff und als Erscheinung in Nordeuropa, in Deutschland und in der Schweiz fast völlig. Die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs haben in Deutschland weithin jenen Baubestand vernichtet, der heute in anderen Staaten vom Verfall bedroht ist. Die ordnungspolitischen Maßnahmen seitens der öffentlichen Hand unter Bezug auf die physische Struktur der Städte haben ferner eine alte und bedeutende Tradition. Der technische Städtebau im späten 19. Jh. erbrachte die Leistung der Sanierung der älteren Stadtteile durch die nachträgliche Einbringung technischer Infrastruktureinrichtungen.

Schon zu Beginn des 20.Jh.s hat sich zudem im deutschen Sprachraum der Denkmalschutz etabliert. Flächensanierungen und komplette Umbauten von Altstädten, wie sie die Stadtplanung in Großbritannien bereits in der Gründerzeit und dann wieder in den 1960er Jahren durchgeführt hat, fanden im deutschen Sprachraum keine Nachahmung. Vielmehr vereinigten sich Altstadterhaltung und Denkmalpflege rasch zu einer städtebaulichen Ideologie, welche die Grundlage für das neue Paradigma der nachhaltigen Entwicklung bildet.

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