Читать книгу Mörderliebe - Elke Maria Pape - Страница 5

Kapitel 2

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Endlich allein! Aber ist allein wirklich gut? Bedeutet allein Angst oder bedeutet zu zweit noch mehr Angst?

Rosemarie war nicht mehr in der Lage, Unterschiede festzustellen.

Sie hatte immer Angst.

Sie weinte wieder, obwohl sie gar nicht weinen wollte. Sie lag zusammengerollt wie eine kleine Katze auf dem dunkelrot geblümten Sofa in der Küche. Soweit zusammengerollt möglich war. Die Verletzung am Oberschenkel schmerzte höllisch und sie hoffte inbrünstig, dass die Wunde sich diesmal nicht infizieren würde und sie einen Arzt aufsuchen musste. Wie beim letzten Mal, als der Arzt ihr unangenehme Fragen gestellt hatte, sie seine mitleidigen Blicke aushalten musste und sich erneut eine ihrer vielen, haarsträubenden Ausreden hatte einfallen lassen. Bloß das nicht.

Diesmal hatte er mit einer Eisenstange zugeschlagen. Härter als je zuvor. Seine gezischten Laute schwebten noch im Raum: „Wage es morgen bloß nicht zu humpeln! Du weißt, wie ich das hasse, wenn meine Frau krank spielt.” Sein Adamsapfel hatte sich dabei hoch und runter bewegt. Ein untrügliches Zeichen, dass er es ernst meinte. Aber in seinen Augen hatte Rosemarie dieses verräterische Funkeln entdeckt.

Die pure Freude am Quälen!

Die Eisenstange hatte er als kleines Mitbringsel von der Arbeit mitgebracht. Also genau genommen geklaut. Rosemarie quälte sich Muskel für Muskel vom Sofa. Langsam, ganz langsam, dann war der Schmerz nicht ganz so schlimm. Sie schleppte sich in Richtung Badezimmer. Nicht humpeln, um Himmels Willen nicht humpeln. Bis morgen musst du das üben! Niemand darf es merken! Sie schwitzte. Sie schwitzte immer, wenn sie unter Druck stand. Ein kalter Waschlappen würde jetzt gut tun. Rosemarie ließ das Wasser laufen und benetzte ihre heiße Stirn. Mach das Wasser aus! Nicht so viel Wasser benutzen. Sie erschrak vor ihrer eigenen inneren Stimme. Der Druck, der von ihr kommt war allerdings zu ertragen, das Schwitzen zu kontrollieren. Das andere Schwitzen war schlimmer.

Das Angstschwitzen!

Es kriecht den Rücken hoch. Unten fängt es an, knapp über dem Po. Dann bewegt es sich langsam aber stetig höher, bis es am Haaransatz angekommen ist. Dort bleibt es sitzen. Kein nasser Waschlappen, kein tiefes Durchatmen, kein Zählen irgendwelcher Dinge um sich abzulenken bekommt es da wieder weg. Es gibt auch noch die andere Angst, die Schockangst. Die so plötzlich über einen kommt, dass der Körper keine Zeit hat, auf die Schnelle die Schweißattacken zu bilden. Dann fühlte sich die gesamte Haut an, als wäre sie von tausenden Nadelstichen befallen, die sich alle gleichzeitig erbarmunsgslos einbrennen.

Nur für Sekunden. Danach erfolgte eine Art Lähmung, die es einem unmöglich machte, zu handeln. Man glaubte, nicht mehr richtig atmen zu können, als würde man gleich unweigerlich ersticken. Rosemarie kannte alle Formen der Angst. Es gab Dinge, die sie auslösten. Blicke wie Eis, Worte wie Pfeile, Gesten der Demütigung und das Umdrehen des Schlüssels in der Wohnungstür, wenn er heimkommt.

Wenn es nicht so wehtun würde hätte sie beinahe gelacht bei dem Wort „Heim”.

Mörderliebe

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