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Das versunkene Dorf bei Riem oder: Nicht nur Flughäfen verschwinden! (Auch Omnibusse in unseren Tagen)

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Bisweilen verschwinden Dinge und Einrichtungen, die uns über viele Jahre hinweg vertraut sind, mit sagenhafter Plötzlichkeit. So ist in der Umgegend von und im Luftraum über Riem im Mai 1992 von dem einen auf den anderen Tag der dröhnende Lärm der Flugzeuge verschwunden, weil die triebwerkspolternden Düsenriesen es plötzlich vorgezogen haben, den neuen Großflughafen in Erding anzusteuern beziehungsweise anzufliegen.

Jeder kann selbst raus nach Riem gehen und sich überzeugen, wie der sandsteinrote »Tower« unvergessen in den Himmel ragt, von allen Frequenzen verlassen.

Da steckt aber keine Sage im Hintergrund, sondern ein sehr detailliert vorbereiteter Umzug.

Ganz anders erging es dem nahegelegenen Ort Pachem, der, wenn man dem Stoff, aus dem die Sagen sind, Glauben schenken will, zwischen Riem und Berg am Laim gelegen haben muss.

In alten Urkunden, die aus dem 14. und dem 15. Jahrhundert stammen, wird dieses Dorf noch erwähnt, es soll Bachheim geheißen haben oder Pachem. Warum, das weiß weder der liebe Gott, die Sage noch die Urkunde, und der liebe Gott, der täte es dann am Ende vielleicht doch wissen, aber er verrät es uns nicht, damit die Sage recht geheimnisvoll bleibt und spannend.

Der Name »Bachheim« deutet darauf hin, dass ein Bach geflossen sein könnte, aber es ist da dort kein Bach gewesen, weder damals noch heute…

Oder doch! Denn wir wissen, dass das »Höllwasser«, ein unterirdischer Flusslauf, die schreckliche Buskatastrophe, nämlich das Einbrechen eines Linienbusses in den »Truderinger Krater« vor wenigen Jahren, ausgelöst hat.

Man hätte aus der Sage lernen können und sollen!

Damals nämlich ging das ganze Dorf »den Bach runter«, und davon wollen wir hören.

Denn die Sage berichtet, dass der Ort mit allem, was dazugehörte, im Erdboden versunken ist. Man stelle sich das vor: Da liegen eben noch Häuser, Ställe, Wirtshaus und natürlich die Kirche, mitsamt den dazugehörigen und in ihr Leben eingebundenen Menschen, geschäftiges Dasein breitet sich aus vor dem staunenden Betrachter und, plötzlich!

Alles ist weg! Irgendjemand muss damals zugeschaut haben, wie alles verschwand, sonst würden wir es ja nicht wissen. Oder?

So schrecklich die Mär auch sein mag, ein wahres Schreckgespenst ist so ein Verschlucktwerden eines gesamten Dorfes samt Infrastruktur aus der Sicht heutiger moderner Bodenspekulanten: Wie sollen denn die Preise stabil bleiben oder, wie viele sich ausrechnen, zusehends steigen im Raume Münchens, wenn Bauland so urplötzlich »frei« wird, anstatt sich beständig zu verknappen!

Aber um die Menschen, die damals mit dem Dorfe »untergegangen« sind, war’s schade. Ob die jämmerlich umkommen mussten dabei, oder im Untergrund als Untote oder Gespenster weiter existieren durften, davon weiß man nichts. Die Sage weiß nichts, und wir wissen es auch nicht.

Aber…

Manchmal, an windstillen Tagen, vor allem, seit der Fluglärm weggefallen ist, da war an diesem Orte bisweilen Gespenstisches zu hören: Laute Zurufe, Peitschenknallen sowie das Rollen, Ächzen und Knarren schwerer Wagenräder, dazu das Blöken von Schafen und Muhen der Kühe…

Aber zu sehen ist rein gar nichts. Hat man solche Gespenstertöne schon seit alters her gekannt an dem Ort, so hört man sie jetzt vermehrt wieder!

Vielleicht ist Bachheim in einem der zahlreichen Kriege des 15. und 16. Jahrhunderts bei einer Brandschatzung dem Erdboden gleichgemacht worden; vielleicht ist es tatsächlich durch bösen Fluch in tausend Klüften und Abgründen verschwunden. Nichts Gewisses weiß man nicht.

Nur: Wer die Sage ernst nimmt und den »wahren Kern« erkennt, der würde dort niemals eine U-Bahn bauen …

Der Teufelstritt

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