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In der Residenz geht etwas Schwarzes um!

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Die Residenz ist nun wirklich nicht zu übersehen. Im Sommer 1992 beherbergte sie gar den »Weltwirtschaftsgipfel«, ein Spit-zenpolitiker-Treffen der gesamten politischen Weltelite von solch hoher Wichtigkeit, dass keinerlei Kosten noch Mühen gescheut wurden und die Residenz samt aller einliegenden Geschäfte für den Rest der Welt, die normalsterblichen Münchner also, gesperrt blieb. Aus Sicherheitsgründen.

Wenn die Verantwortlichen vom »Schwarzen Pudel« gewusst hätten, der dort umherspukt…!

Die Residenz war Sitz der Wittelsbacher Regenten bis 1918. Sie wuchs in vier Jahrhunderten in vier verschiedenen Bauphasen zusammen und gibt ein imposantes Zeugnis ab von »höfischer Kultur in Europa«* (so ein seriöser München-Führer).

Von Europa? Uns genügt schon die höfische Kultur in München. Alljährlich treffen sich die »Großkopferten« zu den stehimbissseligen Neujahrsempfängen und schütteln dem jeweiligen Minis terpräsidenten und sich gegenseitig selber tüchtig die Hand. Dies geschieht zumeist im Antiquarium, dem größten profanen Rennaissancebau des Nordens oder aber im Kaiser- beziehungsweise Vierschimmelsaal.

Doch die Protokollbeamten sehen tüchtig zu, dass »vor Zwölf« ein jeder draußen ist und jeder Dienstwagen seine ichsüchtige Fracht weggekarrt hat.

Mit gutem Grund:

Denn um Mitternacht, da geht in der Residenz ein grauenerregendes Gespenst um!


»… In der Residenz geht etwas Schwarzes um …« Die nun benachbarte Staatskanzlei hat daran nichts geändert. (Ansicht der kurfürstlichen Residenz von der Seite des Hofgartens, Kupferstich von Johann August Corvinus, Anfang 18. Jahrhundert); 3

Das ist so schwarz wie der Teufel selbst und fürchtet sich vor den vielen »Schwarzen«, die sonst so die Residenz beleben, kein bisschen. Bei einem schwarzen Pudel, da ist stets der Teufel mit im Spiel, das weiß man ja. Siehe des »Pudels Kern« bei Meister Faust!

Die schauderliche Vorgeschichte des Residenz-Pudels ist diese: Einstmals wurde München von den Österreichern besetzt. Heute wird es von Touristen aus der ganzen Welt besetzt, die Münchner ihrerseits besetzen die österreichischen Seen und Skiberge. So ändern sich die Zeiten.

Damals jedenfalls, zur Zeit der Besetzung durch die Österreicher, da hat ein habgieriger Diener das Versteck der Schätze des Kurfürsten an die Feinde verraten.

Das war recht unfein und gegen jegliche Ethik eines treuen Dieners seines Herrn, noch dazu, weil in Kriegszeiten Schätze um so wertvoller sind, um »Rüstungsausgaben« bezahlen zu helfen. Oder Lösegelder. Oder einfach, um den Landesherrn persönlich zu bereichern.

Der Verräter hatte nicht viel Freude am Goldlohn seines Verrats, er ward erkannt, überführt und hingerichtet. Und man möchte meinen, nun habe die arme Seele ihre Ruhe gehabt.

Aber nichts da.

Der Verrat des Dieners muss tatsächlich aus sehr niedrigen Motiven heraus geschehen sein, denn dem Unglücklichen ward nach seinem gewaltsamen Ableben keine ewige Ruhe gegönnt.

Er musste in der Hölle, in die er augenblicklich gestürzt ward, den Lohn des Verrats, nämlich das viele Gold, eingeschmolzen und glühend heiß in sich hineinfressen.

So gierig und hastig, wie er zu Lebzeiten danach gegriffen hatte.

An dieser Speise hat er sich elendiglich den höllischen Magen verdorben.

Man darf es ruhig auch psychologisch deuten: Wer habgierig ist und süchtig alles in sich hineinstopft, der leidet Höllenqualen. Auch wenn er das lange selber nicht wahrhaben kann und besinnungslos den »Wohlstand« hinausbrüllt.

Zum Pudel verwandelt spukt der Verdammte durch die Residenz und ist für den, der ihm begegnet, eine tödliche Gefahr. Denn das Vieh ist bösartig. Aus seinem Maul schlagen lodernd die Flammen der Hölle und quillt die Hitze des eingeschmolzenen Mammons.

Vielleicht als Warnung an eben die Personengruppe, die auffallend oft in die Residenz geladen ist.

Doch das Grauen währt nur um Mitternacht. Da weilt eh keine Menschenseele mehr in den Räumen der Residenz.

Bis auf…

Siehe Staatsempfänge! Da ist mancher »Hockenbleiber«, der, voll von Frankenwein, Bier und dem politisierenden Blabla, nicht zeitig genug den Weg nach draussen findet, gar oft schon einem schwarzen Höllenhund begegnet.

*Lilian Schacherl und Josef H. Biller, München, München 1987, S.44.

Der Teufelstritt

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