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Der verborgene Schatz in der Michaelskirche existiert im Kopf als geistiges Gut

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Wem der Krach der »stillen« Fußgängerzone zu viel wird und das Gedudel der Straßenmusikanten, der Politmarktschreier und der Interessenverbände zu aufdringlich, der möge schnell in die Michaelskirche fliehen, und schon kommt er auf innigere Gedanken. Zuvor aber sollte noch, außen über dem Portal, ein Blick auf den imposanten »Höllensturz«geworfen werden und darüber nachgedacht, wie wohl in unseren Tagen dem Teufel und all seinen Spießgesellen zu begegnen sei.

Und der Widersacher fühlt sich in der Nähe dieses Sakralbaues tatsächlich nicht besonders wohl: Denn der Erzengel Michael stößt ihn in der genialen und bombastischen, von Hubert Gerhard gestalteten Plastik so fulminant vom Sockel, dass einem schon vom bloßen Zuschauen schlecht wird! - Nicht nur das: Genau der Punkt, auf den die Lanze Michaels zeigt, das ist ein »magischer Ort«. Hier wird die Erde gepfählt, ähnlich wie bei Darstellungen des Heiligen Georg als »Drachenstecher«.

Dann die mächtige Tonnenwölbung im Inneren mit einem Durchmesser von zwanzig Metern, die sich über die Köpfe der frommen Münchner Christenheit spannt! Damit hat diese grösste Rennaissancekirche des Nordens, die wegweisend für den Barock ist, das zweitgrösste Tonnengewölbe nach St. Peter in Rom.

Da muss es ja dem Teufel schlecht werden.

Als um 1773 das Jesuitenkollegium aufgehoben ward und die Mitglieder des Societas Jesu abziehen mussten*, da sollen sie, der Sage nach, einen ganz besonderen Schatz in den Mauern des gottbefohlenen Hauses zurückgelassen haben. Vielleicht als Zeichen, dass sie hier immer, zumindest ideell, »zu Hause« sein würden!

Da gibt es eine romantisch-schauerliche Geschichte, die ein alter, im Sterben begriffener Maurer und Jesuitenfreund auf dem Sterbebett erzählte:

»Sie haben mir die Augen verbunden und mich, ich weiß nicht wie lange, durch dunkle, hallende Gänge der Kirche und des Kollegiums geführt. An einem geheimen, nur ihnen bekannten Orte habe ich dann den prächtigen Schatz in uraltes Steingemäuer eingefügt.

Für mich selber habe ich ein geheimes Zeichen gesetzt, ein kleines Kreuz im Mörtel, aber den Ort, da dieses geschah, den habe ich niemals verraten und werde es auch jetzt nicht tun, im direkten Angesicht meines Todes.

Das bin ich einfach den Jesuiten und meiner Hochachtung ihnen gegenüber schuldig.«

Er schwieg, lächelte, fühlte den Frieden des ewigen Angenommenseins und schied hinüber in die andere Welt.

Der Schatz, der wurde nie gefunden. Weiß man, ob er je existiert hat?


»… wie wohl in unseren Tagen dem Teufel und all seinen Spießgesellen zu begegnen sei?« (Bronzestatue des Erzengels Michael von Hubert Gerhard, 1588, an der Fassade der Michaelskirche); 4

Oh ja, das hat er. Es muss doch nicht alles materieller Natur sein, wovon eine Sage zu berichten weiß:

Der spirituelle Schatz, den die Jesuiten uns hinterließen, jene Männer, die, in der Art des Denkens verfeinert und in der »Betrachtung Jesu« geschult wie keine anderen, täglich ihre Exerzitien betreiben und so lehren, wie man nach und nach seine eigenen Gedanken unter Kontrolle zu bringen vermag und zu Gott hin ausrichtet - dieser Schatz wiegt weit schwerer und leuchtet heller und funkelnder, als irgendwelche irdischen Pretiosen das vermöchten.

Den Schatz der Jesuiten hat bereits ihr Gründer, der heilige Ignatius von Loyola, herbeigeschafft, indem er sein Umkehrerlebnis ernst nahm, die »geistlichen Übungen ersann« und diese Feinheit des Nach-Sinnens perfektionierte und weitergab.

Es bleibt dem Menschen letztlich nur das an Gütern, was er verschenkt hat. Vielleicht liegt das wahre Gold in der Bereitschaft des »Weitergebens« begraben?

*Mit dem als Machtdemonstration geplanten Bau wollte der fromme wie prunksüchtige Herzog Wilhelm V. der Gegenreformation im Norden, dem jungen Jesuitenorden und sich selber ein Denkmal setzen.

Der Teufelstritt

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