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Johns Haus lag in der Seymour Street. Ein großer Klinkerbau mit einer von Zypressen umgebenen Auffahrt.

Rolf parkte seinen Wagen unten auf der Straße und wollte gerade die Auffahrt hochlaufen, als er Johns Nachbarn, Bob Rogers, in einiger Entfernung in einer angeregten Unterhaltung mit dessen Frau Molly erblickte. Molly war eine alte Bekannte Monikas, und Rolf hatte die beiden näher kennengelernt, als er anfing, mit Monika auszugehen. Die Rogers schienen in eine heftige Diskussion verwickelt. Die Stimme der Frau hob sich schrill von Bobs Bariton ab. Rolf blieb jetzt stehen – er wollte sich nicht in einen Ehekrach einmischen.

Doch dann bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Die Frau hatte nicht die Figur von Molly Rogers. Sie war sehr schlank und überragte ihr Gegenüber. Ihr dunkelbraunes Haar fiel in leichten Wellen auf ihr stark tailliertes Kostüm.

„Du hast diese Masche schon zu oft angewandt, Bobby! Hör auf, ich hab’s satt … Du wirst es ihr nie sagen. Aber glaube ja nicht, dass ich dich so gehen lasse. So kommst du mir nicht davon. Das wäre zu einfach – viel zu einfach!“ Sie drehte sich mit einem Ruck um und stand vor Rolf. Er starrte in ein paar große, braune Augen, die ihn wütend anblickten. Sie kniff ihren Mund zusammen und drängte sich an ihm vorbei.

Die Frau hatte eine beinah einschüchternde Ausstrahlung. Rolf wusste nicht, ob es an ihrem perfekten Erscheinungsbild oder ihrer augenscheinlichen Wut lag. „Donnerwetter!“, entfuhr es ihm.

Bob Rogers hatte ihn jetzt erst bemerkt. Er schluckte und seine sonst so ölige Stimme klang rau und unsicher.

„Ach Rolf … Na, alter Bursche, ich … Du kennst das ja – unzufriedene Kunden … Heutzutage verfolgen sie dich bis nach Hause … Das war eine Freundin von Johns Schwester. Ich … äh, hatte mich angeboten, ihr bei der Suche nach einer Wohnung in Frisco zu helfen …“

Der sonst so tadellos gekleidete Immobilienmakler sah ziemlich zerzaust aus. Er griff nach seinem Einstecktuch und wischte sich die Stirn ab. Rolf hatte Bobby immer als selbstsicheren Mann erlebt, der es schaffte, seiner Mitwelt auch den größten Schund ohne Schwierigkeiten anzudrehen, und dies auch skrupellos tat. Er war es nicht gewohnt, ihn so aus der Fassung zu sehen.

Rogers wich seinem Blick aus, als ob er fürchtete, dass Rolf seine Gedanken lesen könnte. „Man sollte Geschäft und Freundschaften immer trennen – eine goldene Regel, die ich ständig predige … und an die ich mich selbst nicht gehalten habe ...“

Rolf ärgerte sich jetzt, dass er in Rogers Privatangelegenheiten hineingeraten war. Ja, er kannte Bob, – aber es wäre zu viel, ihr Verhältnis als Freundschaft zu bezeichnen. Hätte er sich doch bloß ferngehalten. „Hallo Bobby, ich wollte mich da nicht einmischen. John bat mich, ihm etwas vorbeizubringen, und ich sah dich neben seiner Auffahrt. Ich dachte, du würdest gerade mit Molly reden. Ich brauche wahrscheinlich schon eine Brille.“

„Einmischen? Du hast mich gerettet!“ Rogers lächelte gewinnend. Er hatte sich jetzt wieder vollkommen im Griff. Er zog einen Kamm hervor und strich seine dunklen, welligen Haare glatt. Da war er wieder – der Schauspieler. „Komm mit rein, wir trinken einen Aperitif. Molly ist mit Johns Frau im Bridgeclub.“

Rolf sehnte sich nach Ruhe und Monikas Gesellschaft. Zuerst Diana Cleverly und jetzt noch einen Absacker mit Bob Rogers wären für einen Tag zu viel des Guten gewesen. „Nichts für ungut, Bobby, aber ich bin heute nicht richtig in Schuss – muss wohl eine leichte Sommergrippe sein. Wir sehen uns ja am Samstag bei Johns Gartenparty.“ Er nickte Rogers zu und wandte sich zum Gehen.

Bobby hielt ihn am Arm fest. „Ja richtig – Johns langweilige Party zum 4. Juli … Ach Rolf, vielleicht könntest du das alles hier für dich behalten … diese geschäftliche Diskussion, die du gerade beobachten musstest.“

„Welche geschäftliche Diskussion, Bobby?“ Rolf zwinkerte ihm zu.

Rogers nickte dankbar. „Nun ja, diese … äh … Kundin, wird wahrscheinlich auch da sein. Sie ist ja eine Freundin von Johns Schwester, die mit ihrem Mann ebenfalls eingeladen ist.“ Rogers hatte seine Selbstsicherheit wieder verloren und sah bedrückt auf den Boden.

Rolf ahnte schon, dass Bobby ihn jetzt gleich auf eine Tournee durch sein Privatleben mitnehmen würde – etwas, das er unbedingt vermeiden wollte – aber es war schon zu spät.

„Wird ein schwieriger Samstag.“ Bob seufzte, dann öffnete er das Ventil. „Ich habe diese Frau bei einer Geburtstagsfeier von Johns Schwester kennengelernt. Und irgendwann ist es dann passiert – es läuft nun schon etwa ein Jahr. Es ist Wahnsinn und ich weiß nicht, wie ich mich in diese Situation hineinmanövrieren konnte. Aber jedes Mal, wenn ich mit ihr Schluss machen will … Ich meine, ich kann einfach nicht die Finger von ihr lassen. Aber ich werde mich nie von Molly trennen … Tja, du hast ja die Szene eben mitbekommen. Ich weiß nicht, wie ich aus dem Mist wieder rauskommen soll …“ Rogers griff sich an den Kragen und lockerte seine Krawatte. Dann holte er tief Luft. „Ich brauche jetzt wirklich einen Drink. Komm doch kurz mit rein …“

„Sonst gerne, Bobby, aber ich bin sehr müde und wäre heute bestimmt kein guter Ratgeber. Wir können morgen telefonieren und uns überlegen, wie wir das Kind am Samstag schaukeln – wir werden schon einen Ausweg finden. Ich werde das hier noch in Johns Briefkasten werfen und dann die Heimreise antreten.“ Rolf klopfte ihm auf die Schulter und wandte sich zum Gehen. Er wusste, dass Bobby in der Gesellschaft seiner gut ausgestatteten Bar bestens aufgehoben war und sich schnell in einen tiefen Schlaf trinken würde.

Wenn er selbst doch auch nur wie früher durch einen einfachen Drink seine innere Ruhe wiederfinden könnte.

Bei Erwachen Mord

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