Читать книгу Wer liebt hat alles - Gerd Bodhi Ziegler - Страница 23

Alexis Zorbas

Оглавление

Es gibt einen alten Film, den ich zum ersten Mal in meiner Studentenzeit in Berlin sah: Alexis Zorbas. Er wurde nach dem gleichnamigen Roman von Nikos Kazantzakis gedreht. Ich erinnere mich noch genau, wie elektrisiert ich damals das kleine Kino verließ. Ich fühlte mich mit Lebenskraft aufgeladen und mit neuem Mut erfüllt. Später las ich auch das Buch und kaufte mir die Filmmusik mit den wichtigsten Sprechpassagen. Und natürlich sah ich diesen Film im Verlauf der folgenden Jahre noch viele Male.

Die Geschichte des Romans handelt von der Begegnung eines intellektuellen englischen Schriftstellers (der sich mit seinem geerbten Geld nach Kreta zurückziehen will), mit dem kraftvoll-vitalen Griechen Alexis Zorbas, dessen ungebrochenes Herz für die Liebe schlägt und dessen Geist das Leben ungebändigt feiert. Beide treffen sich auf der Fähre nach Kreta, und fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Zorbas führt den Fremden in die damals noch sehr raue und archaische Welt Griechenlands ein. In einem entlegenen Bergdorf, in dem sie sich niederlassen, lebt auch eine junge, schöne Witwe. Sobald der Engländer und sie sich im Vorübergehen sehen, fühlen sie sich magisch zueinander hingezogen. Doch aufgrund seiner Schüchternheit und ihrer Einbindung in die strengen Sittengesetze ihrer Umgebung wagen beide nicht, ihre Anziehung auszudrücken und zu leben. Für Alexis ist eine solche Zurückhaltung unverständlich und er beginnt, auf seinen Schützling einzuwirken. Nach einiger Zeit kommt es dann doch zwischen ihm und der schönen, geheimnisvollen Frau zu einer Begegnung – leider mit fatalem Ausgang.

Zwei an den Schriftsteller gerichtete Aussagen aus dem Film sind mir in Erinnerung geblieben und haben mich lange begleitet. Ich gebe sie hier frei ins Deutsche übertragen wieder:

„Leben bedeutet Herausforderung – nur im Tod wird es wirklich still. Also habe endlich Mut, dich dem Leben zu stellen!“ Die zweite Aussage richtet Zorbas ebenfalls an seinen „Chef“, der sich immer noch nicht traut, die Begegnung mit der schönen Witwe zu realisieren, nach der sich beide verzehren: „Gott ist im Allgemeinen ein äußerst nachsichtiges Wesen. Doch es gibt eine Sünde, die er einem Mann niemals vergibt: Wenn eine Frau ihn in ihr Bett ruft – und er ihrem Ruf nicht folgt!“ Dies habe ich mir recht lange zu Herzen genommen.

Aus heutiger Sicht weiß ich allerdings, dass es auch hier Ausnahmen gibt, in denen „Gott“ sehr wohl vergibt, z. B. wenn ein Mann aufgrund früherer Verletzungen keinen sicheren Selbstkontakt besitzt. Mehr als allgemein bekannt, werden auch Jungen von ihren Müttern als Partnerersatz missbraucht, für eigene Defizite im Liebesbereich ausgenutzt und somit abhängig gemacht. Dies hinterlässt tiefe Wunden und kann zu zwanghaften Verhaltensweisen führen. Im späteren Leben wird ein solcher Mann sich von Frauen, die sich ihm nähern, eher bedroht oder manipuliert fühlen. Ebenso ist es möglich, dass er sich unbewusst rächt und zum Herzensbrecher wird oder zwanghafte, durch den Missbrauch eingeschliffene Verhaltensweisen in seinen Partnerschaften wiederholt. Hier braucht es erst einmal tiefe Heilung und Selbstfindung. Erst dann werden sehr zarte, behutsame Kontakte möglich.

Natürlich ist es auch notwendig, einer Einladung zu einer Liebesbegegnung nicht zu folgen, wenn diese sich nicht stimmig anfühlt oder offensichtlich gerade nicht passt. Hier gebieten die eigene Integrität und die Liebe zur inneren Wahrheit, dass man nichts vortäuscht oder sich auf ein falsches Spiel einlässt. Ebenso gibt es sehr wichtige Lebensphasen tiefer intensiver Selbstbegegnung oder eines verbindlichen Einlassens auf die Liebesverbindung mit einem besonderen Menschen, in denen die sehr extrovertierte Lebensart eines Alexis Zorbas völlig verfehlt wäre.

Das Archetypische, das er verkörpert und das mich damals begeisterte, ist die kompromisslose Art, wie er beherzt und kraftvoll seiner Wahrheit und seinem Liebesausdruck folgt. Doch heute sehe ich auch, dass seine Gestalt sehr idealisiert dargestellt wurde. Ein derart auf die äußeren Erscheinungen des Lebens ausgerichteter Mensch wird keinen tiefen Frieden und keine bleibende Erfüllung finden, es sei denn, die Echtheit seiner Erfahrungen werden ihn irgendwann in eine ebenso wahrhaftige Selbstbegegnung führen.

In meiner damaligen Lebensphase ging es jedoch zunächst darum, mich von den moralischen Zwängen meiner Vergangenheit zu befreien. Der Ausdruck meiner menschlichen Liebe war allzu lange begrenzten, ankonditionierten Einstellungen unterworfen worden. Erst nachdem diese Befreiung weitgehend abgeschlossen war, wurde es mir möglich, in Liebesvereinigungen auch die Einheit mit der allumfassenden, grenzenlosen LIEBE zu erleben. Und schließlich durfte ich einsehen, dass dies auf Dauer nur noch mit jener Partnerin möglich ist, mit der mich die göttliche Vorsehung vereint hat, um mit ihr gemeinsam den Weg in die All-Liebe zu vollenden.

Wer liebt hat alles

Подняться наверх