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Mehr als ein Partner?

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Es kann ein besonderes Geschenk des Lebens sein, mit mehr als nur einer Partnerin gleichzeitig auf allen Ebenen menschlicher Liebe tief verbunden zu sein. Mit Sicherheit ist es aber auch eine große Herausforderung, die höchste Ansprüche an unsere Klarheit und Liebesfähigkeit stellt. Aus meiner heutigen Sicht müssen in „Drei- oder Mehrecksverbindungen“ die nachfolgenden drei Kriterien erfüllt sein, wenn diese wirklich für alle Beteiligten erfüllend und segensreich gelebt werden sollen.

1. Ein großes, bedingungsfreies „Ja“

Zu jedem der Beteiligten muss ein tiefes, hundertprozentiges und bedingungsfreies „Ja“ vorhanden sein. Darin enthalten sind alle menschlichen Eigenarten, „Schwächen“ und Begrenzungen jedes Einzelnen. Nur wenn alles grenzenlos in der Liebe willkommen ist und zutiefst wertgeschätzt wird, kann Intimität und Nähe heilsam sein und der Entfaltung aller dienen. Können wir diese Bedingungslosigkeit und vollständige Annahme zu einem der Beteiligten nicht in der Tiefe spüren, sollte dies ehrlich mitgeteilt werden. Kann ein Konflikt oder Widerstand auf Dauer nicht aufgelöst werden, so ist wahrscheinlich eine Trennung besser als halbherzige Kompromisse.

Wenn mögliche Unstimmigkeiten unbeachtet bleiben oder verdrängt werden, werden diese die Liebe untergraben und vergiften. Sie zu ignorieren deutet darauf hin, dass wir von diesem Partner abhängig sind und ihn aus Angst vor Auseinandersetzungen oder Verlust festhalten wollen. Die Folge davon sind Unehrlichkeiten, Manipulation und Missbrauch, was über kurz oder lang zu schweren Verletzungen führen muss.

2. Radikale Ehrlichkeit

Menschen, die wir wirklich lieben, dürfen wir nicht belügen, täuschen oder hintergehen. Wenn wir es dennoch tun, weil vermeintliche Notwendigkeiten uns dazu zu zwingen scheinen, untergräbt dies auf Dauer echte Nähe und Intimität. Nicht die Tatsache, dass wir uns intensiv und machtvoll zu einem anderen Geliebten hingezogen fühlen und uns ihm ganz öffnen wollen, ist Betrug, sondern einzig und allein das Vorenthalten dieser unserer inneren Wahrheit!

In einer Welt, die den natürlichen Liebesfluss verurteilt, die ihn maßregeln, kontrollieren und möglichst unterdrücken will, sind die meisten Menschen hierbei erheblich herausgefordert. Denn die Regel ist leider, dass dies außerhalb der anerkannten Normen, wenn überhaupt, nur versteckt und heimlich gelebt werden kann. Auch ich selbst habe diese Grundregel im Verlauf meines Lebens mehrfach verletzt. Die Folgen waren jedes Mal tragisch und erschreckend. Sie stürzten mich in die Tiefen meiner inneren Schattenbereiche, in denen massive Angst- und Schuldprogramme darauf warteten, endlich durchschaut und erlöst zu werden.

Sobald wir uns bewusst der Liebe und Wahrheit verpflichten, können wir uns Unehrlichkeiten und versteckte Spiele in der menschlichen Liebe nicht länger leisten. Ein solcher „Luxus“ kann, wenn überhaupt, nur unreifen und unbewussten Menschen zugestanden werden. Unbewusstheit und Unklarheit verursacht ein Anziehungsfeld für entsprechend schwere und leidvolle Erfahrungen. In unserer gegenwärtigen Zeit kommen Unwahrheiten und Täuschungen oft erstaunlich schnell ans Licht. Wenn wir noch nicht die Kraft und den Mut zu radikaler Ehrlichkeit entwickelt haben, wäre es besser, auf prickelnde Heimlichkeiten ganz zu verzichten. Natürlich hat jeder Mensch ein Recht auf seine eigenen Erfahrungen. Wir alle lernen durch Versuch und Irrtum. Lebenssituationen sind einzigartig und können nicht bewertend miteinander verglichen werden.

Jeder Mensch muss schließlich seine eigenen Entscheidungen selbstverantwortlich treffen und so wach wie möglich durch die daraus resultierenden Erfahrungen gehen, um aus ihnen zu lernen und Weisheit zu entwickeln. Sobald wir „Fehler“ erkennen, brauchen wir uns nicht für sie verurteilen oder bestrafen. Wir können sie zurücklassen und mutig neue Schritte wagen. Auf seiner jeweiligen Bewusstseinsebene tut jeder Mensch immer das Beste, was ihm dort möglich und zugänglich ist. Und aus jeder Schwierigkeit erwächst schließlich das Göttlich-Gute, sobald wir uns IHM öffnen und anvertrauen.

3. Die Einheit kosmischen Erlebens

Dreierkonstellationen sind vorübergehende Phasen ganz besonderer Lektionen und Einweihungen. Sie neigen in der Regel dazu, noch instabiler zu sein als Zweierverbindungen. Denn natürlich bringt auch hier die Liebe alles an die Oberfläche, was ihr noch nicht vollkommen entspricht. Alte, ungeheilte Verletzungen werden mit großer Wahrscheinlichkeit neu aktiviert. Ebenso wird sich alles zeigen, was in unserer Instinktnatur noch nicht vollkommen befreit und gereinigt ist. Darauf werde ich im Kapitel über Eifersucht noch näher eingehen.

Es gibt jedoch einen Faktor, der es möglich machen kann, ungewöhnliche Liebesverbindungen auf segensreiche, heilende und befreiende Weise zu leben. Die jeweilige Zeitdauer dafür wird von der inneren Weisheit und Führung aller Beteiligten bestimmt. Wenn bei allen die Liebe zum Göttlichen, zu der einen Wirklichkeit allen Seins den ersten und wichtigsten Platz einnimmt, wird jeder Aspekt menschlicher Liebe von diesem übergeordneten Bewusstseinsfeld durchdrungen und erfüllt. Innige Liebesvereinigungen können dann den Raum für ein kosmisches Erleben dieser Grenzenlosigkeit öffnen. Stellt sich eine solche Qualität für einen reifen Menschen nicht in seinen Liebesbegegnungen ein, so wird er ganz natürlich das Interesse an Sexualität verlieren. Dann wird er diese ausgedehnten inneren Räume in Meditationen, Ritualen, in der Kreativität, der Natur oder in anderen, das Bewusstsein öffnenden Erfahrungen finden.

Stellen sich jedoch diese Räume in ausgedehnten, ganzheitlichen Liebesvereinigungen ein, so können diese mitunter auch mit mehreren Partnern geteilt werden. Denn solche Erfahrungen erschließen die tief verwandelnde Realität unserer Verbundenheit mit der ganzen Existenz und öffnen einen Heiligen Raum, der den Liebenden Einblicke in ungeahnte Dimensionen ekstatischen Einheitserlebens schenken kann. Solche beglückenden Erfahrungsräume öffnen den Zugang zu einer überpersönlichen, universellen Präsenz. Wenn diese allumfassende Wirklichkeit von allen Beteiligten erkannt und wertgeschätzt wird, werden sie in ihrem Miteinander mit einer wundervollen Qualität von Bedingungslosigkeit und Einheit beschenkt. Erhebende Erfahrungen wie diese stellen sich nur dann ein, wenn sie Teil unseres Seelenplanes sind. Sie können nicht gesucht oder willentlich herbeigeführt werden. Wir können uns nur der Führung durch die LIEBE selbst anvertrauen und annehmen, was uns durch sie geschenkt wird.

Im Bewusstsein und der Erfahrung von Einheit lösen sich alle Formen von Eifersucht, Rivalität und Trennung ganz von selbst auf. Wir können dann in der Liebe keine ersten, zweiten und dritten Plätze verteilen, weil die Liebe zum Göttlichen jeden Bereich unseres menschlichen Erlebens durchstrahlt und erleuchtet. An das Ende dieses Kapitels stelle ich noch ein Zitat von John de Ruiter, das mir ein Freund geschickt hat:

„Wirkliche Liebe ist eine Frucht des Seins. Sie ist kein Gefühl, keine Handlung, kein Tun, sondern eine Seinsweise, die absolut offen und weich ist gegenüber dem, was gerade ist. Sie kennt keine Bedingungen. Es gibt nichts, was sie dazu bringen könnte, sich zu verschließen. Die Gefühlsliebe ist vergänglich und von etwas Äußerem abhängig. Wirkliche Liebe ist ein Zustand der Annahme eines anderen Menschen, ohne dass du in dir etwas ändern musst und ohne dass der andere etwas ändern muss. Sie ist eine reine Antwort des Seins.“

Wer liebt hat alles

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