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1968 Johnny Cash: At Folsom Prison (Columbia)

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Die Vorzeichen standen schlecht: Johnny Cashs Karriere dümpelte vor sich hin, er selbst steckte so tief im Drogenwahn, dass er sich – wie es in „Cash – Die Autobiographie“ heißt – Tiere einbildete und ihm bei Konzerten öfter die Stimme versagte. Als dann ein Brief vom Bundesgefängnis in Folsom kam und er gefragt wurde, ob er vor Schwerstverbrechern auftreten würde, hätte das nur ein weiterer Zuchthausauftritt für ihn werden können. Schließlich spielte er seit dem 1957er Konzert in der Strafanstalt von Huntsville immer wieder vor Gefangenen. Der Grund hierfür war vor allem ein Song – der „Folsom Prison Blues“ aus dem Jahr 1955. Das Lied, das eigentlich „Crescent City Blues“ heißt und von Gordon Jenkins stammt, sprach den Häftlingen dank Cashs Text aus der Seele.

„Das waren immer richtig heiße Auftritte (…), so dass ich mir sagte, wenn ich je ein Livealbum machen würde, dann wäre ein Gefängnis der ideale Ort dafür, besonders wenn ich solche Songs spielte, mit denen sich die Gefangenen identifizieren konnten“, sagt Cash in der „Autobiography“. Aber Don Law, einer seiner Produzent bei Columbia, hält nichts davon, die Shows mitzuschneiden und zu veröffentlichen. Johnny Cash setzt sich durch, und Bob Johnston (Bob Dylan, Leonard Cohen) übernimmt die Regie. Die Platte wird ein Riesenerfolg, ist zweieinhalb Jahre lang ununterbrochen in den US-Charts platziert und bringt den Sänger zurück ins Rampenlicht: Die nächsten Jahre werden seine kommerziell beste Zeit, er führt durch eine eigene Fernsehshow, und seine Alben verkaufen sich prächtig. Die Magie der beiden Shows vom 13. Januar 1968 gibt die LP freilich nur unzulänglich wieder: 14 Lieder des ersten Auftritts und zwei vom zweiten wurden aneinandergereiht. Erst die „Legacy Edition“ von 2008 bietet beide Konzerte vollständig.

In der ersten Show beginnt Carl Perkins mit seinem Hit „Blue Suede Shoes“, bevor er dann als Gastgitarrist bei Cash mitmischt. Der kommt auf die Bühne und trifft auf ein aufgeheiztes Publikum, das er gleich mit „Folsom Prison Blues“ an sich zieht. Die explosive Stimmung ist immer dann spürbar, wenn Cash Songs über Verbrechen und Strafe singt, etwa „25 Minutes To Go“, „The Long Black Veil“ und den „Cocaine Blues“. Knisternde Ruhe breitet sich aus, wenn nachdenkliche Lieder erklingen. Eines davon stammt von einem damaligen Insassen in Folsom, Glen Sherley. Sherley, der später versuchte, als Songschreiber Fuß zu fassen, und sich 1978 mit einem Gewehr das Leben nahm, wusste nicht, dass Cash sein „Greystone Chapel“ spielen würde. Dieser wunderschöne Song blieb den Käufern der Original-LP leider verwehrt, ebenso wie etwa das von den Everly Brothers bekannte „I’m Here To Get My Baby Out Of Jail“.

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ZUM WEITERHÖREN

Johnny Cash: At San Quentin (1969) – „I hate every inch of you“ – Cash prangert wütend den Strafvollzug an B. B. King: Live In Cook County Jail (1971) – Hier werden die Insassen mit Bluesstandards soulful in den Bann gezogen

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