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Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 25. Juni 1941
Amt IV – IV A 1

Ereignismeldung UdSSR Nr. 4

I.) Politische übersicht:

1.) Im Reich:

Verschiedene Staatspolizei(leit)stellen berichten, daß besondere Maßnahmen gegen ehemalige kommunistische Funktionäre nicht erforderlich waren. Entweder verbüßen solche Funktionäre ihre Strafen oder befinden sich nach Entlassung aus der Strafhaft in Schutzhaft. Die auf Grund der vorbeugenden Maßnahmen festgenommenen ehemaligen Kommunisten sind nach eingehender Prüfung z. T. wieder auf freien Fuß gesetzt worden, weil sie sich nach Entlassung aus der Straf- bezw. Schutzhaft in keiner Weise im staatsabträglichen Sinne betätigt haben, und sie zum großen Teil alle in langjährigen festen Arbeitsverhältnissen stehen. Durch Beitritt zu den Organisationen der NSDAP, DAF und NSV haben sie zu erkennen gegeben, daß sie sich von der komm. Irrlehre freigemacht haben. Auch führten die Erhebungen bei den Arbeitgebern, die diese ehemaligen Kommunisten gut beurteilen, zu der Feststellung, daß durch eine evtl. Festnahme infolge des bestehenden Arbeitermangels erhebliche Schwierigkeiten bei Erledigung wirtschaftlich wichtiger Aufträge erwachsen würden.

2.) Im Generalgouvernement:

Die Stimmung unter den Juden des Generalgouvernements ist infolge Angst vor Fliegerangriffen sehr gedrückt. Die Juden rechnen mit einer Niederlage der Sowjet-Union. Der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD Lublin meldet, daß von seinem Grenzposten Wlodawa in der Dienststelle des NKWD in Tosaschwka eine große Anzahl nachrichtendienstlichen Materials sichergestellt wurde. Darunter befinden sich etwa 150 Pers.-Akten von NKWD-Agenten mit Lichtbildern.

3.) In den übrigen besetzten Gebieten:

Holland:

Der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Den Haag berichtet, daß die Stimmung unter den festgenommenen Sowjetrussen durch den Ausbruch des Krieges erschüttert sei. Man wäre durch den Krieg mit Deutschland völlig überrascht worden, zumal man geglaubt habe, daß eine Zusammenschließung nationalsozialistischer und bolschewistIscher Ideen durchaus möglich sei.

Dänemark:

Die Aktion gegen die Kommunisten in Dänemark ist im wesentlichen abgeschlossen. Die Gebäude der KPD in Kopenhagen und die Räume der verschiedenen Bezirks- und Unterbezirksleitungen und Ortsgruppen einschließlich der kommunistischen Presse sind in ganz Dänemark polizeilich geschlossen worden. Das vorgefundene überaus umfangreiche Material ist polizeilich sichergestellt. Die führenden dänischen Kommunisten und sämtlIche deutschen Kommunisten sind in Haft genommen worden. Damit ist jede Tätigkeit des Kommunismus in Dänemark praktisch lahmgelegt. Ein ausdrückliches Verbot der Partei und ein Verbot jeder kommunistischen Betätigung in Dänemark wird voraussichtlich von der Regierung demnächst erlassen werden.

Besetztes jugoslawisches Gebiet:

Durch den Kriegsausbruch ist eine starke kommunistische Propagandatätigkeit in Serbien zu verzeichnen. Die Bevölkerung, besonders in Belgrad, ist weit über die Hälfte sowjetfreundlich eingestellt. Es finden auffallend zahlreiche gruppenweise Besprechungen der Kommunisten in Lokalen statt. Nach Ansicht des Pol.Präs. Jowamowitsch (Belgrad) herrschte am 22.6.41 fast die gleiche Stimmung wie am 27.3.41, an dem Tage des Simovic-Putsches.1 Durch die Belgrader Polizei wurden in der Nacht vom 23. zum 24.6.41 49 Kommunisten, darunter 11 Postbeamte und 2 Polizeibeamte festgenommen. Vorsorglich ist eine erhöhte Alarmbereitschaft der serbischen Polizei und der deutschen Truppen sowie die verschärfte überwachung wichtiger Gebäude angeordnet worden.

II.) Militärische Aktionen:

Der Vormarsch unserer Truppen geht zügig vorwärts. Der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD im Generalgouvernement meldet, daß die schwachen russischen Grenzwachtruppen sich in Form eines Heckenschützenkrieges verteidigten, was unliebsame deutsche Verluste hervorrief. Die polnische Bevölkerung in dem besetzten sowjetrussischen Gebiet hat die deutschen Truppen z. T. freundlich begrüßt. Dagegen sind die Sowjetrussen und insbesondere Juden zum großen Teil geflüchtet. Am 23.6.41 waren 4 Beamte des Grenzpolizeikommissariats Platerow auf sowjetrussisches Gebiet gefahren und unvermutet beschossen worden. Sie waren seit dieser Zeit vermißt. Inzwischen ist der SS-Mann Möltner, erheblich verletzt, in ein Lazarett eingeliefert worden. Er teilte bei seiner Einlieferung ins Lazarett mit, daß auch die übrigen Beamten verletzt wurden und liegen geblieben seien. über das Schicksal dieser Kameraden konnte er keine näheren Angaben machen. Auch ein Zollkommissar aus diesem Bereich ist mit einem Zollbeamten und einigen Eisenbahnern, die sich über den Bug begeben hatten, überfällig. Vom Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Krakau wird gemeldet, daß der grundlegende Unterschied in den Kampfhandlungen gegenüber dem 23.6. das Vorstoßen der Panzertruppen sei. Man hofft, daß diese bald vor Dubno stehen. Der Fluß San sei überschritten. Guderian2 mit seinen Panzern ist durchgebrochen und über Slonim hinaus bis Luzk in Richtung Moskau gekommen. Hoth3 steht vor Wilna. Höpner4 steht vor Kowno. Der allgemeine Eindruck sei, so meldet Krakau, daß der Gegner sich an der Grenze zum Kampf stelle. Aus dem Baltikum werden schon Auflösungserscheinungen gemeldet.

I. V. gez. Müller

Verteiler:

Der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei

Chef der Sicherheitspolizei und des SD

Gruppe IV E

Referat IV E 5

Alle ämter des RSHA

IV-Geschäftsstelle (3 Stück)

Sonderakte „UdSSR“ IV A l d

Aus: BAB, R 58/214


1 General Dusan Simovic, OB der jugoslawischen Luftwaffe, ließ in der Nacht vom 26. auf den 27.3.1941 Belgrad besetzen u. die bisherige Regierung verhaften, um selbst das Amt des Ministerpräsidenten zu übernehmen. Das Reich sah in dem Putsch einen antideutschen Politikwechsel, weshalb es in Abänderung seiner Aufmarschvorbereitungen gegen die Sowjetunion das Unternehmen „Marita“ auslöste u. am 6.4. deutsche Truppen in Jugoslawien einmarschieren ließ, vgl.: Klaus Olshausen: Zwischenspiel auf dem Balkan. Die deutsche Politik gegenüber Jugoslawien und Griechenland von März bis Juli 1941, Stuttgart 1973, S. 40–96.

2 Heinz Guderian, 1941 als Generaloberst Bfh. der Pz.Gr. 2 im Verband der HGr. Mitte; Kenneth Macksey: Guderian, der Panzergeneral, Düsseldorf 1976; ders.: Generaloberst Heinz Guderian, in: Ueberschär: Hitlers militärische Elite, Bd. 2, S. 80–87; Hürter: Hitlers Heerführer, S. 628f.

3 Hermann Hoth, 1941 als Generaloberst Bfh. der Pz.Gr. 3 im Verband der HGr. Mitte, dann OB AOK 17 im Verband der HGr. Süd; Hürter: Hitlers Heerführer, S. 634f.

4 Erich Hoepner, 1941 als Generaloberst Bfh. der Pz.Gr. 4 im Verband der HGr. Nord; Heinrich Bücheler: Hoepner. Ein deutsches Soldatenschicksal des Zwanzigsten Jahrhunderts, Herford 1980; Samuel W. Mitcham/Gene Mueller: Generaloberst Erich Hoepner, in: Ueberschär: Hitlers militärische Elite Bd. 2, S. 93–99; Hürter: Hitlers Heerführer, S. 632f.

Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941

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