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Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 2. Juli 1941
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]

25 Ausfertigungen, 23. Ausfertigung

Ereignismeldung UdSSR Nr. 10

I) Politische übersicht:

a) Im Reich:

Stapostellen berichten über weitere 10 Festnahmen aus präventivpolizeilichen Gründen. Stapo Bremen meldet die Verbreitung eines im Abzugsverfahren hergestellten Flugblattes „Flugblatt der Proletarischen Revolution“, in welchem zum passiven Widerstand aufgefordert wird: „Deutsche Arbeiter und Arbeiterinnen zeigt Euch solidarisch mit den Rotarmisten der Sowjet-Union, den Befreiern des Weltproletariats! Gründet Zellen des passiven Widerstandes!“

b) Im Generalgouvernement:

Kommandeur Warschau berichtet über die Auffindung der Leichen des SS-O’Scharf. Thies und SS-Sturmmanns Woehl, Angehörige des Grenzpolizeipostens Platerow. LeIchen stark verwest, mußten daher an Ort und Stelle beigesetzt werden. Thies wies Kopf- und Rückenschuß auf, Woehl Kopf- und Armschuß. W. wurden vermutlich noch vor dem Tode von der Bunkerbesatzung die Augen ausgestoßen. Lichtbildaufnahmen zwecks Verwertung gefertigt.

c) übrige besetzte Gebiete:

Befehlshaber in Den Haag meldet Verbreitung von kommunistischen Flugblättern, in welchen zur Sabotage der Produktion, des Verkehrs und zum Streik aufgefordert wird. V-Männer melden die Absicht der holländischen Kommunisten, nach genügend propagandistischer Vorbereitung zur Streikhetze, zur Durchführung von Sabotageakten überzugehen. Aus präventivpolizeilichen Gründen wurden daher im Zuge einer größeren Aktion 419 bekannte kommunistische Funktionäre festgenommen.

II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

Einsatzgruppe A: Bis zum Abschluß dieses Berichtes keine neuen Meldungen eingegangen.

Einsatzgruppe B:

AOK 17 hat angeregt, zunächst die in den neu besetzten Gebieten wohnhaften antIjüdisch und anti-kommunistisch eingestellten Polen zu Selbstreinigungsaktionen zu benutzen.1 Chef der Sicherheitspolizei und des SD gab am 1.7.41 folgenden Befehl an alle Einsatzgruppen: „Befehl Nr. 2): Die in den neu besetzten, insbesondere ehemals polnischen Gebieten wohnhaften Polen werden sich auf Grund ihrer Erfahrungen sowohl antikommunistisch als auch antijüdisch zeigen. Es ist daher selbstverständlich, daß die Reinigungsaktionen sich primär auf die Bolschewisten und Juden zu erstrecken haben. Hinsichtlich der polnischen Intelligenz usw. kann, wenn nicht im Einzelfall wegen Gefahr im Verzuge sofort Maßnahmen unbedingt geboten sind, später das Wort gesprochen werden. Es ist daher selbstverständlich, daß in die Reinigungsaktionen primär nicht derart eingestellte Polen einbezogen werden brauchen, zumal sie als Initiativelement (allerdings nach den örtlich bedingten Verhältnissen entsprechend begrenzt) sowohl für Pogrome als auch als Auskunftspersonen von besonderer Wichtigkeit sind. Diese einzuschlagende Taktik gilt selbstverständlich auch für alle ähnlich gelagerten Fälle.“ Einsatzgruppenstab am 1.7. 5 Uhr morgens in Lemberg eingetroffen. Geschäftsstelle in der NKWD-Zentrale. Chef Einsatzgruppe B2 meldet, daß ukrainische Aufstandsbewegung am 25.6.41 in Lemberg von NKWD blutig unterdrückt wurde. Etwa 3000 vom NKWD Erschossene. Gefängnis in Brand. Kaum 20% der ukrainischen Intelligenz noch vorhanden. Elemente der Bandera-Gruppe3 haben unter Führung von Stezko4 und Rawlik Miliz organisiert und Magistratsbüro ins Leben gerufen. Von Einsatzgruppe ukrainische und politische Selbstverwaltung der Stadt als Gegengewicht gegen Bandera-Gruppe geschaffen. Weitere Maßnahmen gegen Bandera-Gruppe, insbesondere gegen Bandera selbst, in Vorbereitung. Sie werden schnellstens durchgeführt. EK 4a und EK 4b mit Gruppenstab gleichfalls in Lemberg eingetroffen.

Einsatzgruppe C:

EK 7a5: Standort Wilna. Beschlagnahme zahlreicher Akten im NKWD-Gebäude. National-litauische Aktivisten haben nach Einmarsch der deutschen Truppen Stadtkomitee gebildet. Leiter Zakevicius. Komitee zunächst vom Feldkommandanten anerkannt. AktivIsten erstreben Selbständigkeit ähnlich wie Slowakei. Berufen sich auf die gebrachten Blutopfer.6 Gruppenleiter C, SS-Brif. Nebe, wird am 2.7.1941 mit Heeresgruppe Mitte, mit der Zusammenarbeit gewährleistet, die Bereinigung dieser Angelegenheit in die Wege leiten.7 Auf Anregung des Einsatzgruppenleiters hat Heeresgruppe Mitte am 30.6.41 folgenden Befehl erlassen: „In einem Gefängnis in Brest sollen die dort befindlichen Zivilgefangenen von der Truppe befreit sein. Angeblich handelt es sich – wenigstens zum Teil – um politische Gefangene der Sowjets. Aus einem anderen Gefängnis sollen sich die Gefangenen – meist krimineller Art – selbst befreit haben. Es wird gebeten die Truppe darauf hinzuweisen, daß eine Befreiung von Gefangenen nicht erfolgen darf. Die Gefängnisse sind im Gegenteil durch die Truppe solange zu sichern, bis sie von den Organen der Sicherheitspolizei übernommen werden können. Eine Selbstbefreiung der Gefangenen ist unter allen Umständen zu verhindern.“ EK 7a hat Festnahmeaktion gegen Kommunisten und Juden eingeleitet. Etwa 8000 Juden in Wilna. Führende Kommunisten zum größten Teil geflohen. EK 7b noch bei Pruzana, wird nach Baranowicze vorgezogen. EK 98: Standort Wilna. Vorkommando am 30.6. nach Grodno abgeordnet.9 Durch Eintreffen EK 9 wird EK 7a frei für Minsk, das nach vorliegenden Meldungen stark beschädigt.

III) Militärische Ereignisse:

Lage am 30.6.1941: 4. und 9. Armee: Der Kessel um Bialystok und Wolkowysk wurde verengt und am Swislocz-Abschnitt durch Verbindungsaufnahme zwischen 4. und 9. Armee geteilt. Der Kessel um Nowogrodek wurde südlich Minsk geschlossen und weiter verengt. Feind unternahm aus den drei Kesseln erbitterte, aber planlose Ausbruchsversuche, teilweise unterstützt durch zivile Banden. 9. Armee meldet Verstümmelung und Ermordung deutscher Gefangener. Erreichte Linie: Westlich Dreczyn–Lyskow nordwestlich Wolkowysk–Krynki–Sokolka südostwärts Pisaki–Orla–Zdziecick–Lida–Werenow. Vorderste Teile der Heeresgruppe: Brückenkopf bei Bobruisk–südlich Minsk–Wolozyn–Molodeczno–Smolewicze. 16. und 18. Armee: Westlich der Düna nur noch versprengte Feindteile, Vorgehen beider Armeen Richtung Düna planmäßig. Brückenköpfe bei Dünaburg und Jakobstadt werden weiter verstärkt. Südteil Riga genommen. Eisenbahnbrücken unversehrt in eigener Hand. Libau fest in eigener Hand.

Finnland

Geb.Jäger Korps Norwegen durchbrach 29.6.41 3.00 Uhr russische Grenzbefestigungen im Murmansk-Gebiet und überschritt den Titowka-Fluß.

Verteiler:

RFSS und Chef der Deutschen Polizei

Chef der Sicherheitspolizei und des SD

Amtschefs I, II, III, V, VI, und VII

IV-Gesch.Stelle (3 Stück)

IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4

IV E, IV E 5

IV A 1 (5 Reserve)

Aus: BAB, R 58/214


1 Karl-Heinrich von Stülpnagel, OB AOK 17, war 1938/39 führend an den Staatsstreichplanungen der Militäropposition beteiligt gewesen u. sollte am 20.7.1944 in Paris die einzige erfolgreiche Aktion des Putschversuchs durchführen; vgl. Friedrich-Christian Stahl: General Karl-Heinrich von Stülpnagel, in: Ueberschär: Hitlers militärische Elite, Bd. 1, S. 240–247; Christian Streit: Angehörige des militärischen Widerstandes und der Genozid an den Juden im Südabschnitt der Ostfront, in: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): NS-Verbrechen und der militärische Widerstand gegen Hitler, Darmstadt 2000, S. 90–103.

2 Dr. Dr. Emil Otto Rasch, geb. 1891, 1911–1919 Kriegsmarine, danach DSTB, 1920 Freikorps Loewenfeld, Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, 1922 Dr.rer.pol., 1923 Dr.jur., danach Syndikus in der Industrie, 1931 NSDAP, 1933 SS u. Bürgermeister in Radeberg, 1935 Oberbürgermeister in Wittenberg, 1936 Ustuf. u. Stabsfhr. SD-OA Ost, Okt. 1937 Leiter Stapo-Stelle Frankfurt/M., März 1938 dto. in Linz, Febr. 1939 IdS Kassel, März 1939 Chef EG I Prag, Sept. 1939 Chef des Sipo-Kdos. der EG z.b.V. in Polen, Nov. 1939 IdS Königsberg, 1940 Brif., Chef EG B bzw. C bis Sept. 1941, danach Direktor der Kontinental Petroleum AG in Hamburg, Angeklagter im Nürnberger EG-Prozeß, Okt. 1948 krank aus der Haft entlassen, gest. 1.11.1948; BAB, BDC, SSO Dr. Dr. Otto Rasch; Runderlasse CdS v. 23.3.1938 u. 24.3.1939, dto. Gestapa I D v. 2.2.1939, sämtlich BAB, R 58/241; Affidavit Dr. Dr. Otto Rasch v. 13.8.1947, BAL, B 162/Vorl. Dok. Slg. Verschiedenes 301 Bt (O. 153); BAL, ZK: Dr. Dr. Otto Rasch; EdH, Bd. 3, S. 1181; Mallmann/Böhler/Matthäus: Einsatzgruppen in Polen, S. 37, 105; falsche Angaben bei Reitlinger: Die Endlösung, S. 208f.; vgl. Yaakov Lozowick: Rollbahn Mord. The Early Activities of Einsatzgruppe C, in: HGS 2(1987), S. 221–242; als überblick: Dieter Pohl: Die Einsatzgruppe C, in: Klein: Die Einsatzgruppen in der besetzten Sowjetunion, S. 71–87.

3 Stefan Bandera, geb. 1909, repräsentierte den 1939/40 abgespaltenen radikalen Flügel der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN). Er hatte bereits als Gymnasiast einer paramilitärischen Jugendgruppe angehört u. trat während des Studiums in Lemberg der Ukrainska Vijskova Orhnizacija bei. 1933 wurde ihm die Leitung der OUN-Landesexekutive für Galizien u. Wolhynien übertragen. Unter seiner Leitung wurde 1934 ein Attentat auf den polnischen Innenminister General Pieracki ausgeführt. Bandera wurde gefaßt u. 1936 zum Tode verurteilt, dann jedoch zu Haft begnadigt. Nach der Besetzung Polens im Sept. 1939 gelangte er wieder in die Freiheit u. nahm seine Tätigkeit als Führungskader der OUN erneut auf. Fast zwangsläufig ergab sich so der Kontakt zur Abwehr, die es gestattete, in den Kriegsgefangenenlagern Polens westukrainische Soldaten für kommende Aufgaben zu werben. Dabei setzten die jüngeren OUN-Funktionäre unter Bandera bei der Durchsetzung ihrer Ziele vor allem auf das Dritte Reich u. lehnten eine Anlehnung an den Westen ab, was zu ihrer Abspaltung als OUN-B auf dem Krakauer Kongreß vom Februar 1940 von der Mehrheits-OUN unter Andrij Melnik führte. Obwohl die deutsche Führung mehrheitlich ihre Zweifel an der Eignung der OUN-B hatte, waren deren Aktivisten für die Abwehr als Nachrichtendienstleute u. Angehörige von Spezialeinheiten wie in den Btl. „Nachtigall“ u. „Roland“, die mit dem Lehrrgt. Brandenburg z.b.V. 800 zum Einsatz gelangten, von unschätzbaremWert. Als diese Einheiten jedoch an der Proklamierung eines unabhängigen ukrainischen Staates mitwirkten u. zudem die enge Verflechtung der in deutschen Diensten stehenden Nationalisten mit ihren vor Ort agierenden Funktionären klar zutage trat, zerbrach diese übereinstimmung u. führte zur Festsetzung Banderas als Ehrenhäftling. Er wurde erst im Sept. 1944 aus dem KL Sachsenhausen freigelassen, um an der Gründung eines Ukrainischen Nationalkomitees mitzuwirken, dessen hauptsächliche Aufgabe es war, ukrainische Waffenträger für die in die Defensive geratene Wehrmacht zu werben. Nach der Niederlage des Dritten Reiches kämpften Bandera u. seine Leute als Partisanen weiter gegen die Rote Armee, bis er sich im Herbst 1946 nach Bayern absetzen mußte. Er ließ sich in München nieder u. übernahm dort als Führer den Vorsitz der Exil-OUN, die im Gegensatz zur 1948 gegründeten Exil-Rada verbleiben sollte. Da Bandera fernab der Möglichkeiten der Realpolitik seiner Linie treu blieb u. keinen wie auch immer gearteten Ausgleich mit der UdSSR akzeptierte, gehörte er zu den Hauptzielen des sowjetischen Geheimdienstes. Mehrere Anschläge auf ihn konnten in den 1950er Jahren verhindert werden. Als er im Oktober 1959 dennoch einem Attentat zum Opfer fiel, für das der KGB jegliche Verantwortung bestritt, wurde Bandera für die Ukrainer zum Märtyrer; Biographie nach: Seidler: Die Kollaboration 1939–1945, S. 55–61; vgl. Armstrong: Ukrainian Nationalism 1939–1945; Alexander J. Motyl: The Turn to the Right: The Ideological Origins and Developments of Ukrainian Nationalism, 1919–1929, New York 1980; ders.: Ukrainian Nationalist Political Violence in Inter-War Poland, 1921–1939, in: East European Quarterly 19(1985), S. 45–55; zur Spaltung: Bruder: Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben, S. 118–123; zusammenfassend: dies.: Kollaboration oder Widerstand? Die ukrainischen Nationalisten während des Zweiten Weltkrieges, in: ZfG 54(2006), S. 20–44; Müller: An der Seite der Wehrmacht, S. 192–203.

4 Jaroslaw Stezko, geb. 1912, gehörte bereits seit 1932 zum Führungskader der OUN. Zunächst Anhänger Melniks, wechselte er nach dem deutschen überfall auf Polen, der das deutsch-sowjetische Arrangement deutlich zutage treten ließ, auf die Seite Banderas. Trotzdem gehörte er zu dem ausgewählten OUN-Kampfgruppenpersonal, das zusammen mit Einheiten der Abwehr in Ostgalizien eindrang. Bei der Siegesfeier nach der Eroberung Lembergs proklamierte eine improvisierte Nationalversammlung die Gründung der Unabhängigen Ukraine. Sie wählte Stezko zu deren ersten Ministerpräsidenten, der mit der Regierungsbildung beauftragt wurde. Von diesen Vorgängen völlig überrascht, reagierte die Sipo erst am 11.7.1941, als sie Stezko verhaftete u. als privilegierten Häftling ins KL Sachsenhausen verschleppte. Zusammen mit Bandera betrat er – ohne Erfolg – in der Endphase des Dritten Reiches wieder die politische Bühne. 1945 wurde er von der Exil-OUN in das Führungsgremium gewählt u. stand seit 1946 dem „Antibolschewistischen Block der Nationen“, der im Zuge des Kalten Krieges beträchtlichen Einfluß erlangte, als dessen Präsident vor. Stezko starb 1986 in München; Biographie nach: Seidler: Die Kollaboration 1939–1945, S. 508–511.; auf die Lemberger Ereignisse geht er ausführlich in seinen autobiographischen Aufzeichnungen ein: Jaroslaw Stezko: 30 tscherwnja 1941: Proholoschennja wydnowlennja dershawnosty Ukrainy, Toronto 1967.

5 Das SK 7a stand anfangs unter der Führung von Dr. Walter Blume, geb. 1906, Jurastudium, 1929 Referendarexamen, 1932 Assessorexamen, 1933 Dr.jur., NSDAP u. SA, März 1933 Leiter der Politischen Abt. des Polizeipräsidiums Dortmund, dann der Stapo-Stelle Dortmund, Herbst 1934 Gestapa, 1935 SS, Frühjahr 1935 Leiter Stapo-Stelle Halle, Herbst 1937 dto. Stapo-Leitstelle Hannover, Dez. 1939 dto. Stapo-Leitstelle Berlin, 1940 Ostubaf., Chef SK 7a bis Sept. 1941, danach als Staf. Gruppenleiter I A (Personal) im RSHA, Juni 1942 BdS für die besetzten Gebiete Kärntens, Krains u. der Untersteiermark in Veldes, Spätsommer 1942 IdS Düsseldorf, Okt. 1943 BdS Griechenland, Ende 1944 wieder RSHA, 1948 im Nürnberger EG-Prozeß zum Tod verurteilt, 1953 Haftentlassung, gest. 1974; BAB, BDC, SSO Dr. Walter Blume; Personalakte, BA-ZA, ZR 106; Anschriften BdS/IdS, Stand: 15.7.1942, BAB, R 58/241; Affidavit v. 29.6.1947, IfZ, Nbg.Dok. NO-4145; BAL, ZK: Dr. Walter Blume; Hey: Zur Geschichte der westfälischen Staatspolizeistellen und der Gestapo, S. 88; Hermann-J. Rupieper/Alexander Sperk (Hrsg.): Die Lageberichte der Geheimen Staatspolizei zur Provinz Sachsen 1933–1936. Bd. 2: Regierungsbezirk Merseburg, Halle 2004, S. 21 f.

6 Wilna (Vilnius/Wilno) – von 1920 bis 1939 unter polnischer Herrschaft, am 19.9.1939 von der Roten Armee erobert u. im Okt. den Litauern übergeben – wurde von diesen als Hauptstadt reklamiert, obwohl sie dort nur eine Minderheit neben Polen u. Juden stellten. 1941 hatte die Stadt etwa 200000 Einwohner, darunter schätzungsweise 60000 Juden; EdH, Bd. 3, S. 1599. Am Abend des 23.6. übernahm dort ein litauisches Bürgerkomitee nach dem Abzug der Roten Armee die Macht. Am Morgen des 24.6. eroberte die 7. Pz.Div. Wilna. Am 29.6. schrieb deren Soldatenzeitung „Panzerfaust“ unter dem Titel „GPU-Terror in Wilna“: „Hinter dem Sowjetstern lauerte die Fratze des ewigen Juden östlicher Prägung. Seine Glanzzeit war gekommen, als die Bolschewiki kamen. In den staatlichen Verkaufsstellen war er stets als Leiter anzutreffen. Wo leitende Wirtschaftsposten zu vergeben waren, besetzte der Jude sie. Viele tausend dieser Parasiten wohnen in Wilna. Wir haben ihre Wohnhöhlen kurz besichtigt. Es ist wie immer ein Bild entsetzlicher Unsauberkeit, eines unbegreiflichen Durcheinanders in diesen Wohnungen, die eher Ställen denn menschlichen Behausungen gleichen“, Ausgabe Nr. 5, BA-MA, RH 53–58/2. Einen Tag später notierte das KTB Sich.Div. 403/Ia: „Eintreffen des Sonderkommandos der Sicherheitspolizei–Einsatz in Grodno, Lida und Wilna“, ebd., RH 26–403/2. Dabei handelte es sich zunächst um das SK 7a; vgl. Kim C. Priemel: Sommer 1941. Die Wehrmacht in Litauen, in: Bartusevicˇius/Tauber/Witte: Holocaust in Litauen, S. 26–39.

7 VO der EG C bzw. der späteren EG B zum HSSPF u. Berück Rußland-Mitte war Stubaf. Rudolf Schröder, geb. 1903, Jurastudium, 1931 NSDAP u. SA, 1934 nach Assessorprüfung zum Gestapa Dresden u. SS, 1935 Stabsfhr. SD-OA Elbe, 1936 zum SD-OA Süd, 1937 zur Stapo-Leitstelle Stuttgart, 1939/40 stellv. Leiter Stapo-Stellen Köslin u. Hildesheim, 1940 Leiter Stapo-Stelle Bielefeld, VO bis Dez. 1941, dann Chef Stapo-Leitstelle Reichenberg, 1944 als Ostubaf. Leiter Stapo-Stelle Weimar, 1962 durch LG Paderborn zu einem Jahr Haft verurteilt; BAB, BDC, SSO Rudolf Schröder; Vern. v. 21.1.1960, BAL, B 162/21014, Bl. 5 ff.; Urteil LG Paderborn v. 13.11.1962, BAL, B 162/14144; BAL, ZK: Rudolf Schröder.

8 Das EK 9 stand anfangs unter der Führung von Dr. Alfred Filbert, geb. 1905, Banklehre, dann Jurastudium, 1932 NSDAP u. SS, 1933 Referendarexamen, 1934 Dr.jur., 1935 SD-HA, 1936 Ustuf. u. Leiter Hauptabt. III 22, 1938 Stubaf., 1939 Ostubaf., Gruppenleiter VI A (Allgemeine auslandsnachrichtendienstliche Aufgaben) u. stellv. Amtschef VI im RSHA, Kdr. EK 9 bis Okt. 1941, dann zurück zum RSHA, 1944 Gruppenleiter V Wi (Wirtschaftskriminalität), 1962 vom LG Berlin zu lebenslanger Haft verurteilt, 1975 wegen Haftunfähigkeit entlassen; BAB, BDC, SSO Dr. Alfred Filbert; GVP RSHA Stand 1.3.1941 u. Erlaß RSHA V v. 4.7.1944, BAB, R 58/240; Vern. v. 25.2. u. 11.5.1959, BAL, B 162/2400, Bl. 1ff., 9 ff.; Urteil LG Berlin v. 22.6.1962, BAL, B 162/14138; BAL, ZK: Dr. Alfred Filbert.

9 Himmler u. Heydrich hatten bereits am 30.6. die Lage in Grodno inspiziert, in der Stadt allerdings keine sicherheitspolizeilichen Kräfte vorgefunden. In einem eigens angefertigten Befehl ermahnte Heydrich tags darauf die EG, „mit der militärischen Entwicklung Schritt zu halten“ u. forderte „größte Beweglichkeit in der taktischen Einsatzgestaltung“, CdS-Einsatzbefehl Nr. 3 v. 1.7.1941, RGVA, 500– 1–25; vgl. Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42, S. 181.

Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941

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