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4 Antifeminismus als Vermittler von konservativen religiösen Normen

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Wie gesehen, ist Antifeminismus zentral religiös verankert, was unter anderem aufgezeigt wurde durch seine Nähe zu Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und sein Wirken in konservativen Teilen christlicher Traditionen. Als populistisches Element dient er als Kitt zwischen unterschiedlichen Bewegungen und bildet dabei die Basis für religiös legitimierte konservative Weltsichten. Antifeminismus geht Hand in Hand mit konservativen Religionsauslegungen, die gesättigt sind mit antiquierten Frauenbildern, Normvorstellungen und männlichen Vorherrschaftsvorstellungen. Der Mann, nicht der Mensch, soll sich die Erde untertan machen – das dominium terrae wird um eine spezifisch geschlechtliche Perspektive erweitert. Das antifeministische System beruht somit auf einem religiös verankerten Modell von Unreinheit und Reinheit, denn gerade in fundamentalistischen Bewegungen wird eine Verschränkung von »religiöser Ordnung, sozialer Ordnung und Geschlechterverhältnis«73 vermittelt. Antifeminismus ist ein verbindendes Kernelement fundamentalistischer Bewegungen, das einerseits mit anderen Formen der Ausgrenzung (Antisemitismus, Rassismus) einhergeht und andererseits selbst Praktiken der Ausgrenzung etabliert. Die Zuweisung von Frauen in die private Sphäre auf Basis ihrer biologischen Verfasstheit bedingt Geschlechtsstereotype. Hier verschränken sich somit Moralvorstellungen mit religiösen Inhalten: die Frau ist entweder Heilige oder Hure, Maria oder Eva. Übertragen auf den Antifeminismus ist die Frau entweder gefügig und willig, denn sexuelle Erfüllung ist für den antifeministischen Aktivisten oft elementares Ziel, oder sie ist eine Feministin. Durch die Präsenz antifeministischer Inhalte im Internet und in diversen Medien (Memes, Pamphlete, Musik) wird Antifeminismus verbreitet, vermittelt und internalisiert, sodass konservative religiöse Normen wiederaufleben und neu implementieren werden.

Antifeminismus ist als Begriff und als Bewegung also dehnbar. Aufgrund seiner Flexibilität ist er anknüpfungsfähig an populistisch Bewegungen und religiöse Gruppen mit fundamentalistischen Tendenzen.74 Eingebettet in religiöse Systeme dient er der Vermittlung konservativer religiöser Normen und fügt diese als ordnendes Element in die soziale Ordnung ein. Damit fungiert Antifeminismus als Motor für konservative Geschlechtermodelle, die mit religiösen Moralvorstellungen angereichert, als Leitbild in religiösen Systemen vermittelt und gelebt werden.

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