Читать книгу Vom Träumen und Aufwachen - Группа авторов - Страница 19

Das Workshopkonzept

Оглавление

Im Rahmen der Tagung »30 Jahre Mauerfall – Die Freiheit, die ich meine. Auf Spurensuche – zwischen Identität und Wandel«, einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Systemaufstellungen zum Jahrestag des Mauerfalls, hatten wir die Möglichkeit, einen ersten Testballon zu starten und 90 Minuten lang die sinnhafte Verknüpfung von Biografiearbeit und politischer Bildung vorzustellen.

Die drei konkreten Ziele des Workshops waren:

1)ganz grundsätzlich: der Omnipräsenz von Politik im Persönlichen Raum zu geben

2)die Teilnehmenden darin zu unterstützen, sich als Teil der Gesellschaft wahrzunehmen

3)gemeinsam mit den Teilnehmenden Ideen zu entwickeln, wie sie ins gesellschaftliche Handeln kommen können.

Bereits der Einstieg über die Methode der Landkarte (die Teilnehmenden verorten sich anhand einzelner Fragen, z. B.: »Wo bist du aufgewachsen?«, »Wo wohnst du heute?«, »Mit welchem Ort verbindest du einen persönlichen politischen Moment?«) zeigte, wie eng verknüpft die eigene Biografie mit politischen Ereignissen ist. Schnell wurden verbindende Erinnerungen und Gemeinschaftserfahrungen wach: »Da war ich auch dabei!« oder »Ja, das war echt unglaublich«. Kleine Anekdoten und berührende Erlebnisberichte führten zu einer großen »Dichte« und spannenden »Zeitreise«.

In einem weiteren Schritt positionierten sich die Teilnehmenden dann auf einer Skala von 0 bis 100, zu wie viel Prozent sie sich als »politisch« erleben, und begründeten ihren Standpunkt. Nach einem interessanten Austausch im Plenum wechselten wir in kleinere Einheiten.

Im Zweierinterview tauschten sich die Teilnehmenden schließlich darüber aus, wodurch ihre persönliche innere Landkarte geprägt worden ist und wie sie sich als Teil der Gesellschaft wahrnehmen und erleben. Zur Inspiration dienten dabei zunächst die folgenden Satzanfänge, die von den Dialogpartnerinnen und -partnern ergänzt werden sollten:

•»Im Verlaufe meiner bisherigen Biografie/meines bisherigen Lebens habe ich profitiert von …«

•»Meine Zufriedenheit/Mein Wohlgefühl steigt, wenn …«

•»Ich habe im Leben anderer Spuren hinterlassen durch …«

•»Als Teil unserer Gesellschaft kann ich darauf bauen, dass …«

Direkt anschließend setzten die Beteiligten das Gespräch anhand der folgenden Fragen weiter fort und entwickelten erste bzw. weitere konkrete Ideen für eigene Projekte:

•»In welchen Momenten in deinem Alltag fühlst du dich als (ein aktiver) Teil der Gesellschaft?«

•»Für wen spielst du eine wichtige Rolle im Leben? Was würde diese Person sagen, was es ohne dich nicht geben würde?«

•»Wo möchtest du in deinem Umfeld gerne Veränderung anstoßen? Welche zentrale Fähigkeit bringst du dafür mit? Und wen kannst du als Verbündete/-n dafür gewinnen?«

Im Plenum folgte eine längere Diskussion darüber, was genau unter »Politik« zu verstehen ist und wo die Grenze zwischen dem politischen und dem vorpolitischen Raum verläuft. Aus unserer Sicht war es ein weiterer wichtiger Aspekt des Workshops, diese Vielfalt der Einschätzungen stehen zu lassen und keine abschließende Antwort darauf zu finden, denn es existieren diesbezüglich (auch) in der Politikwissenschaft zahlreiche unterschiedliche Auffassungen. Im Rahmen unserer Arbeitseinheit war es uns ein zentrales Anliegen, den Beteiligten eine Auseinandersetzung mit der politischen Sphäre und das Sich-in-Beziehung-Setzen mit Gesellschaft zu ermöglichen. Wo bin ich betroffen? An welcher Stelle kann ich einen Unterschied machen? Was bringe ich dafür mit, und auf wen kann ich dabei vertrauen?

In einem letzten Schritt ging es in unserem Workshop noch einmal in Kleingruppen darum, konkrete Veränderungsszenarien zu entwerfen:

•»Welche Themen treiben dich aktuell um?«

•»Welchen Aspekt in deiner Umgebung kannst und willst du verändern?«

•»Welche Beteiligungsmöglichkeiten siehst du?«

•»Was kannst du gleich heute bzw. morgen, wenn du wieder zu Hause bist, konkret unternehmen?«

Bereichert durch zahlreiche berührende Geschichten, kritische Impulse, spannende Ideen, humorvolle Anekdoten und einer wahrgenommenen Verbundenheit in aller Unterschiedlichkeit, nahmen wir schließlich Abschied von zumeist zufriedenen Teilnehmenden und fühlten uns bestärkt in der Idee: »Davon geht noch mehr, denn es ergibt Sinn!«

Den Ansatz, systemische Biografiearbeit als Methode der politischen Bildung zu nutzen, um Menschen ins gesellschaftspolitische Handeln zu bringen, haben wir nicht erfunden. Er wird schon an vielen Stellen in der Praxis erfolgreich umgesetzt. Allerdings ist er in der Fläche noch wenig bekannt und bislang kaum beschrieben. Da wir dieser Verbindung zutrauen, einen Unterschied bilden und die Demokratie stärken zu können, möchten wir hier einen kleinen Beitrag leisten und dazu ermutigen, systemisches Denken noch stärker für gesamtgesellschaftliche Prozesse nutzbar zu machen (sei es in Form von Workshops, Einzelgesprächen, im schulischen wie außerschulischen Kontext u. v. a. m.).

In keinem anderen Gesellschaftssystem als der Demokratie ist das Individuum in der Lage, eigenmächtiger und selbstwirksamer zu agieren. Wir dürfen die Menschen dazu einladen, ihre Handlungsspielräume noch intensiver zu nutzen.

Vom Träumen und Aufwachen

Подняться наверх