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Prolog

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Nachrichten aus dem Exil

Die wahre Geschichte des Jesus von Nazareth

übersetzt aus dem Aramäischen

ein Roman

von

Hannes Hanses

Und sie führten ihn hinaus, dass sie ihn kreuzigten …

Und sie brachten ihn zu der Stätte Golgatha, dass übersetzt Schädelstätte heißt.

Und sie kreuzigten ihn.

Und sie teilten seine Kleider und warfen das Los, wer was bekommen solle.

Und es war die dritte Stunde, dass sie ihn kreuzigten.

Und es stand über ihm geschrieben welche Schuld man ihm gab:

Der König der Juden!’

Und sie kreuzigten mit ihm zwei Zeloten, einen zu seiner Rechten und einer zu seiner Linken.

Und zur sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land, bis zur neunten Stunde.

Und zu der neunten Stunde rief Jesus laut:

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Da lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken

Aber Jesus schrie abermals laut und verschied“

Markus, 15, 20-37

„ … Ich weiß, der Herr führt die Sache der Armen, er verhilft den Gebeugten zum Recht.

Deinen Namen preisen nur die Gerechten, vor deinem Angesicht dürfen nur die Redlichen bleiben.“

Psalm 140, 13-14

Abba

Abba, der Du unser aller Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde und aller Geschöpfe auf dem weiten Erdenrund bist und dort oben im Himmel über alles so gnädig und gütig wachst, Dein nahes Gottes-Reich möge bald hier auf Erden errichtet werden. Dein Wille möge geschehen, im Himmel und auch hier auf Erden, denn Du allein weißt um die Zusammenhänge Deiner Schöpfung. Du bist der Weg und das Ziel.

Gib uns, was wir zum täglichen Überleben benötigen, damit wir nicht von der Mühsal des Alltags zu sehr bedrückt und belastet sind und dadurch unsere Herzen und Augen für Deine Wunder und Dein nahes Reich verschlossen haben. Wir wollen das Brot nicht geschenkt, denn wir wissen, dass man sich sein Essen verdienen muss und sich Deiner gnädig erweisen sollte. Aber bitte verteile alles gerecht, so dass alle Geschöpfe an deinem Tisch Platz finden und niemand aufgrund von Armut, Krankheit, anderer Mängel oder gar seines Geschlechtes von deinem Tisch ausgeschlossen ist, so wie es uns die Priester und Schriftgelehrten einreden wollen.

Und bitte vergib uns unsere Schuld die wir jeden Tag auf uns laden dadurch, dass wir unsere Schwächen zulassen dadurch, dass wir nach Macht und Besitz streben und besonders dadurch, dass wir unser Gegenüber nicht achten und lieben. Damit Du uns vergeben kannst, wollen wir zuerst denen vergeben, die in unserer Schuld stehen.

Und bitte schütze uns vor den Versuchungen des Alltags und schütze uns vor dem Bösen das durch uns Menschen, unseren Hass, unsere Gier und unseren Neid in Deine Welt hinein getragen wurde und wird.

Denn wir möchten in Dein nahes Reich eingehen dürfen. Wir möchten Deine Kraft und Deine Liebe spüren dürfen. Wir wünschen uns Deine Herrlichkeit zu schauen und das in alle Ewigkeit, die Dein nahes Reich hier auf Erden dauern wird.

So möge es geschehen. Amen.“

Ich schreibe euch heute, meine lieben Schwestern und Brüder, da ihr auf eurer Flucht aus Jerusalem vor den drohenden Auseinandersetzungen zwischen den radikalen jüdischen Kräften und den Römern in Pella1 eine neue Heimat gefunden habt.

Seit meiner Kreuzigung am 7. April 302, in meinem 37. Lebensjahr, die ich, wie ihr wohl wisst, überlebt habe, sind nunmehr 36 Jahre vergangen. Nun muss ich aber versuchen der Entwicklung Einhalt zu gebieten, die sich unter der Federführung des Paulus bis heute hin zeigt.

Ich habe gehört was über mich berichtet wird und kann es kaum glauben.

Immer wieder habe ich „die Zwölf“ beschworen mein Andenken in Ehren zu halten.

Ich habe mir Petrus ausgewählt als denjenigen, der den anderen vorstehen soll, gerade weil er schwach und zögerlich ist.

Er hat keine eigenen Ideen und deshalb hätte er meine Worte getreu wiedergegeben und bewahrt.

Mit ihm hätten sich meine Gedanken, Worte und Ideen erhalten, wären rein geblieben und vielleicht hätte sich eine kleine Gemeinde gebildet, eine Sekte, die getreu meiner Vision die Nächstenliebe und die Liebe zu unserem einen Gott praktiziert hätte. Vielleicht hätte unser gemeinsamer jüdischer Glaube davon profitiert.

Doch zu meinem Entsetzen hat sich alles anders entwickelt.

Ich bin in eine Rolle gedrängt worden die ich nie spielen wollte.

Zuerst haben mich der Sanhedrin und der „Hohe Priester“ benutzt um ihre Position in der Auseinandersetzung mit dem römischen Protektorat zu festigen.

Ich wurde zu einem „Spielball“ in ihrem Machtspiel.

Heute werde ich von einem Mann benutzt, der sich Paulus nennt, einst ein fanatischer Gegner meiner Gedanken und Anhänger, später aber – wie mir heute scheint – ein Mensch der erkannt hat, dass er seine Nichtigkeit und seine Unbedeutsamkeit dadurch aufheben kann, indem er sich vermeintlich in den Dienst meiner Worte und Visionen stellt.

Ich muss leider erkennen, er war erfolgreich.

Heute „verkauft“ er seine Worte in „meinem Gewand“, ist in der mir bekannten Welt berühmt und Anführer einer großen Zahl von Anhängern.

Wäre ich eitel, so könnte ich stolz auf Paulus sein, denn schließlich hat er mich berühmt gemacht.

Ich der unbedeutende, unbekannte Sohn des Téktons3 Jehosaf4, bin heute in aller Munde.

In meinem Namen wird bekehrt, gemordet und viel Leid über die Menschen gebracht.

Wie schaudert mir bei dem Gedanken, dass wegen meiner Ideen Menschen in römischen Circussen getötet werden.

Wie sehr verachte ich die Entwicklung dass um jeden Gegenstand, der angeblich oder auch tatsächlich mit mir in Berührung kam, ein Kult entsteht.

Da werden leblose Gegenstände verehrt die den Menschen wichtiger werden als meine Botschaft der Mitmenschlichkeit und Achtung vor der Natur.

Dies alles erinnert mich stark an die Erfahrungen des Mosche5, der seine Gemeinde am Berge Sinai nur einige Zeit allein ließ um die zehn Gebote unseres Herrn zu empfangen, und als er zurückkehrte hatten sie Götzenbilder erstellt die sie hingebungsvoll anbeteten.

Mich ergreift dieselbe Wut die einst Mosche gespürt haben muss.

Doch ich bin inzwischen zu müde und schwach um mich gegen diese Entwicklung noch persönlich zu wehren.

Außerdem fürchte ich, dass mich heute niemand mehr erkennen würde.

Nicht, dass ich mich optisch in den Jahren meiner Abwesenheit so sehr verändert hätte.

Auch sind meine Wundmale sicherlich immer noch Beweis dafür, dass ich der Gekreuzigte bin. Aber meine Worte und meine Lehren würde heute niemand mehr wieder erkennen, denn sie sind ganz anderen Inhaltes als das, was heute in meinem Namen verkündet wird.

Heute wird das Kreuz als Zeichen meines Sieges über den Tod verherrlicht.

Ich aber sage euch: Es ist ein Zeichen meines Scheiterns.

Es war wohl ein großer Fehler von mir eine so schwache Person wie Petrus an die Spitze der Menschen zu stellen, die meine Worte und Visionen wahren sollten.

Ich hätte Maria Magdalena6 zur Hüterin meines Andenkens ernennen sollen.

Ich weiß, dies hätte allen Regeln einer von Männern dominierten Welt widersprochen, – aber, habe ich mich jemals an Konventionen gehalten?

Ich habe es doch damals erlebt!

Es waren die Frauen die den Mut bewiesen für mich zu kämpfen.

Sie standen unter dem Kreuz und ihnen habe ich mein Leben zu verdanken.

Sie hätten wie „Löwinnen“ um den wahrhaftigen Erhalt meines Andenkens gekämpft.

Aber ich liebe die Nähe Maria Magdalenas zu sehr, als dass ich darauf hätte verzichten mögen. So habe ich es vorgezogen sie mitzunehmen in mein selbst gewähltes Exil.

Ich frage mich heute:

War es verletzte Eitelkeit oder meine Wut über die Blindheit der Menschen, dass ich so lange geschwiegen habe?

War es die Angst vor erneuter Entdeckung, dass ich bis heute keinen Widerspruch eingelegt habe?

Oder war es die frustrierende Erkenntnis dass die Menschen in ihrer Eitelkeit und Unbelehrbarkeit doch immer nur ihren eigenen Vorteil suchen?

Ich kann es nicht mehr sagen.

Ich habe so lange geschwiegen, obwohl ich schon früh über die sich abzeichnende Entwicklung informiert war.

Dabei habe ich Saulus doch kennen gelernt!

Ich habe ihm einst in Damaskus Auge in Auge gegenüber gesessen und ich hätte seinen übergroßen Ehrgeiz erkennen können, der nichts Gutes erahnen ließ.

Ich hätte, ich hätte…

Nun, nach 36 Jahren, ist es jedoch dafür zu spät.

Doch ich kann jetzt nicht mehr länger schweigen und nicht noch länger den Verrat an dem billigen, was ich einst gelehrt habe.

Es ist mir unmöglich noch länger zu schweigen, wenn in meinem Namen Menschen getötet werden.

Ich kann nicht zulassen, dass Kinder, Frauen und Männer, die sich auf mein Wort berufen, in den Circusarenen in den Tod gehen und dabei in Wahrheit Paulus verherrlichen.

Ich wollte niemals – und will es auch heute nicht hinnehmen – dass für mich oder wegen mir Blut vergossen wird.

Es war niemals meine Absicht eine „neue Religion“ zu gründen.

Es war vielmehr mein Ziel meinen jüdischen Glauben vom Schutt der Geschichte und der Eitelkeit der Priester, die unseren Glauben total verfremdet haben, zu befreien und ihm sein menschliches Antlitz zurückzugeben.

Ich war kein „Opferlamm“ für die Sünden der Menschheit.

Ich hatte eine Vision von „Gottes nahem Reich“, wurde jedoch Opfer meiner eigenen Verblendung.

Angestachelt durch den Zuspruch der Menschen!

Herausgefordert durch die ablehnende Haltung der Sadduzäer und der konservativen Pharisäer!

Überheblich geworden und blauäugig für die reale Situation in Jerusalem zum Zeitpunkt des Pessachfestes.

Ich habe die Macht des Hohen Priesters und die Angst der römischen Besatzer vor einer eskalierenden Aufruhr unterschätzt und war damals zu dumm oder stolz die Intrigen und Ränke zu durchschauen.

Ich habe mein Wirken und Auftreten niemals aus den Augen der Römer betrachtet, und deshalb war ich wohl auch blind für die Gefahr, die mein provokantes Auftreten in sich barg.

Es waren die Römer die mich gekreuzigt haben!

Für Sie war ich der Aufrührer und Volksverhetzer, der vermeintliche Tropfen, der „das Fass zum Überlaufen“ hätte bringen können –.

Und so musste ich eliminiert werden.

Deshalb bin ich, entgegen der jüdischen Tradition, am Rüsttag, dem Vortag des Pessach-Festes, von den Römern als „König der Juden“ gekreuzigt worden.

Ich sage euch:

Es soll niemandem in meinem Namen Leid angetan werden!

Es soll niemandem in meinem Namen Leid geschehen!

Deshalb ist es heute höchste Zeit mich an alle Menschen zu wenden die sich auf mich berufen um die Worte zu korrigieren, die über mich verbreitet werden.

Ich will euch meine wahre Lebensgeschichte erzählen.

Aus erster Hand sollt ihr, die ihr meint an mich zu glauben, hören wer ich wirklich war und was ich wollte.

Ich hoffe, die Verblendungen, Verzerrungen und Lügengeschichten um meine Person damit zerschlagen zu können.

Ich wünsche mir Frieden und Glück für alle Menschen.

Möge jeder seinen Nächsten respektieren, wertschätzen und anerkennen, so wie er ist, denn wir sehen in einen Spiegel, wenn wir unseren Nächsten betrachten!

Er ist wie wir, genauso schwach oder eigennützig, sanft oder hart.

Liebet einander ohne Einschränkungen und Bedingungen, seid tolerant anderen gegenüber und verurteilt niemanden!

Strebt nicht nach Macht, denn Macht korrumpiert und macht blind und ängstlich.

Aus dieser Angst entspringt dann das Böse, das ausschließlich dem Machterhalt dient.

Schützt euch vor Neid und Missgunst.

Es geht niemandem besser als euch.

Jeder wird nur dann glücklich und zufrieden sein wenn er in sich selber ruht, wenn er seine Mitte gefunden hat.

Und, das ist absolut unabhängig von Reichtum, Macht oder gesellschaftlicher Stellung!

Wenn ich etwas Besonderes gewesen sein sollte, dann nur deshalb, weil ich glaube meine innere Balance und Zufriedenheit gefunden zu haben.

Sie war es, die ich zu lehren und weiterzugeben versucht habe.

Sie und die Nächstenliebe.

Deshalb habe ich immer öfter gesagt:

Und wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so kommet ihr nicht in das Reich unseres Vaters“.

In Kinderaugen und Kinderseelen ist diese Zentrierung auf die Mitte, auf sich selbst, noch intakt, unbefangen, unvoreingenommen, authentisch und ursprünglich. Sie leben noch in dem Urvertrauen auf das Gute und Schöne. Sie genießen den Augenblick ohne Wertung, voller Staunen und Ergriffenheit.

Darum, wer Ohren hat zu hören, der höre!

Hier ist meine Lebensgeschichte und Lebensphilosophie. Ich werde sie euch heute aus erster Hand erzählen, in der Hoffnung damit alle Irrtümer und Verzerrungen, die sich um meine Person und meine Lehren herum aufgetürmt haben auszuräumen.

Dharamsala (36 Jahre nach meinem vermeintlichen Tod am Kreuz.)

Jeshua Ben Jehosaf

Nachrichten aus dem Exil

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