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Johannes

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Enttäuscht und misslaunig setzte ich meine Wanderung fort.

Im Jordantal, nahe der Stelle wo der Jordan sich im Toten Meer verliert, sollte ein Mann Namens Johannes leben und predigen.

Auch er hatte der essenischen Gemeinde angehört, hatte sich jedoch selber von ihnen abgewandt oder war ebenso wie ich ausgeschlossen worden. Nur unter vorgehaltener Hand hatte ich in meiner Novizengruppe von Johannes reden gehört.

Johannes sollte ein großer Prophet sein, vielleicht sogar Elija, dessen Rückkehr uns von Gott versprochen worden war, kurz bevor der wahre Messias uns befreien würde. Oder war er gar der angekündigte und so sehnlich erwartete Messias?

Diesen Wegbereiter, diesen Boten Gottes musste ich kennen lernen, zumal man auch in der Obrigkeit, so wie man sich erzählte, Respekt vor ihm hatte. Selbst Herodes Antipas, dieser „Hurensohn“ der Römer, sollte sich angeblich um Rat an Johannes wenden.

Johannes musste ein großer Prophet sein, wenn man den ihm vorauseilenden Berichten seiner Taten Glauben schenken durfte.

Er taufte die Menschen im Jordan und machte sie damit rein für das von ihm erwartete Reich Gottes. Ich konnte mir unter seiner Taufe nichts vorstellen, aber ich war durch die Erzählungen neugierig genug geworden um diesen Menschen kennen lernen zu wollen.

Also machte ich mich auf den Weg zu Johannes.

Je näher ich der Stelle am Jordan kam, an der Johannes predigte, desto mehr Menschen begegneten mir, die mir die phantastischsten Geschichten über diesen Täufer erzählten.

Seine Mutter sollte schon weit in den 50igern gewesen sein als sie ihn gebar. Allein dies betrachteten viele bereits als ein sicheres Indiz für seinen göttlichen Auftrag.

Ich war gespannt und erwartungsfroh ob dieses scheinbar so besonderen Mannes.

*

An einer Furt des Jordan erblickte ich eine große, dicht gedrängte Menschenmenge.

Donnernd hörte ich einen Mann sprechen.

Das musste Johannes sein.

Ich näherte mich ihm in gespannter Erwartung.

Ohne selbst zu bemerken was ich tat, bahnte ich mir einen Weg durch die Menschenmenge um weiter nach vorne zu kommen. Ärgerlich wichen mir die Umstehenden aus.

Ich hörte nur noch die kraftvollen Worte dieses beeindruckenden Mannes. Er war groß und kräftig. Sein Haar und sein Bart waren ungeschoren, so wie es als Zeichen für Propheten galt. Seine Stimme durchdrang alles und berührte und bewegte einen bis ins Innerste. Er war der Typ Mensch dem man schnell alles zu glauben bereit war.

Je länger ich seinen überzeugenden Worten lauschte, desto mehr wuchs meine Begeisterung und Faszination für diesen Mann.

Er sprach von der wunderbaren Kraft der Askese, beschrieb Gottes Plan und die Wunder seiner Schöpfung.

Er griff aber auch die Priesterschaft in Jerusalem an und äußerte seine Verachtung für Herodes Antipas, den Herrscher über Galiläa, den Brudermörder.

Die Menschen wichen mir aus während ich mich magisch angezogen noch weiter nach vorne drängte. Johannes bemerkte es und sah mir entgegen. Als ich im sehr nahe war und am Rand des Ufers stand fragte er mich: „Wer bist du?“ und ich antwortete: „Ich bin Jeshua, der Sohn des Tékton Jehosaf und seiner Frau Mirjam aus Nazareth“.

Was willst du“?

„Ich bin auf der Suche nach Gott“.

Gott ist in den Menschen und in der Natur“ antwortete er mir.

„Ja“ sagte ich, „ich fühle es, aber ich möchte die Schriften verstehen, möchte Gottes Plan begreifen“.

Johannes lachte auf. „Wie alt bist du?

„28 Jahre“.

Glaubst du dass ich dir bei deiner Suche nach Gott helfen kann?

„Ich habe schon einiges von dir gehört und ich habe dich gerade reden gehört. Ich glaube schon dass du ein guter Lehrer bist.“

So, ein Lehrer bin ich. Andere halten mich für einen Propheten“.

„Sollte ein Prophet sein Volk nicht lehren Gottes Pläne zu begreifen?“

Das war eine weise Antwort Jeshua. Doch wenn ich dich lehren soll, musst du dich erst von mir taufen lassen.

„Warum, fragte ich, „ich bin ein jüdischer Mann, in den Vorschriften des Bundes und den Schriften bewandert“.

Johannes lachte laut auf und sagte „Ein Klugscheißer! Bist du ein Schüler oder gar Spion des Tempels?

„Nein“, antwortete ich, „ich habe mich zwar einige Zeit unter den Schriftgelehrten bewegt, doch diente ich ihnen wohl eher zur Belustigung und Unterhaltung, denn zur Unterweisung.

Ich habe meinen eigenen Kopf und ich suche mein Reich Gottes. Ich bin begierig zu lernen und ich will begreifen.“

Dann lass dich taufen zum Zeichen deiner Erneuerung “, sagte Johannes, „denn diese Taufe ist ein Übergang, ein symbolischer Tot. Du lässt das Alte hinter dich und brichst auf in das neue Reich, das Gott schon bald auf Erden errichten wird.

Und er wandte sich an die Menschenmenge und rief laut: „Gottes Reich ist nahe! Wer an diesem Reich Teil haben will lasse sich taufen und folge mir nach. Der Tod befreit uns von unserem Vorleben, von unseren Verfehlungen und unseren Sünden. Darum begeht diesen Akt der symbolischen Tötung und erlangt durch ihn die Gnade gereinigt dem Neuen Reich entgegen zu gehen!

„Ich bin bereit“, antwortete ich Johannes und er sagte mir: „Komm zu mir ins Wasser.

Johannes stand in der Mitte der Furt. Das Wasser des Jordan umspülte ihn brusthoch. Ich stellte mich vor ihn.

Jeshua, als symbolischen Akt der Reinigung, die dich frei macht von den Sünden deines Vorlebens, taufe ich dich hier im Namen unseres Gottes „J.H.W.H.“, unseres Vaters, dessen Reich bald kommen wird, und in dem alle Lebewesen der Erde friedlich zusammen leben werden. Willst du diesen Übergang wagen und damit die Chance erfahren Gott nahe zu kommen?

„Ja, das will ich“.

Gut “ sagte Johannes, „dann werde ich dich jetzt hinüberführen durch das Tor des Todes in die Hoffnung auf das nahe göttliche Reich. Bist du bereit, Jeshua?

Ich nickte demütig.

Der Himmel war an diesem Tag die ganze Zeit bedeckt gewesen. Schwere graue Regenwolken hingen am Himmel. Mir war mulmig in dieser düsteren Atmosphäre.

Johannes ergriff meinen Kopf und steckte mich unter Wasser. Ich war erstaunt, welche Kraft dieser Mann besaß. Als Tékton war ich es gewohnt schwere Lasten zu tragen. Man kann nicht behaupten dass ich schwächlich war. Doch aus dem Griff des Johannes gab es kein Entkommen. Immer tiefer drückte er mein Gesicht unter Wasser. Die Zeit erschien mir endlos. Ich bekam Panik, da mir die Luft ausging. In meiner Not begann ich um mich zu schlagen. Doch der Griff des Johannes war erbarmungslos. Schon glaubte ich er hätte es wörtlich gemeint mit seinem Übergang durch den Tod, da riss er meinen Kopf hoch und beförderte mich an die Wasseroberfläche. Ich hatte Wasser geschluckt, war panisch vor Angst und rang hustend und prustend nach Luft.

In diesem Moment riss der verhangene, dunkle Himmel auf und ein Sonnenstrahl hüllte die Zeremonie meiner Taufe in ein gleißendes Licht.

War das ein Zeichen?

Johannes erhob seine Stimme „Seht ihr Menschen, selbst der Himmel reißt auf und zeigt euch den Weg in das neue Reich. Lasst euch taufen, so wie es Jeshua getan hat. Folgt mir nach. Seht das Zeichen Gottes, er ist mir wohl

gesonnen.

Ich war wütend und gleichzeitig beeindruckt. Dieser Mensch hatte mich beinahe getötet und mir dann einen der ergreifendsten Momente meines Lebens beschert.

Nie hatte ich das Licht unserer wunderbaren Sonne, die uns jeden Tag Wärme und Helligkeit schenkt intensiver wahrgenommen und mit mehr Dankbarkeit empfunden als in diesem Moment.

Es war, als hätte Gott selber einen hellen Lichtstrahl zur Belobigung des Johannes und seines Auftrages vom Himmel gesandt.

Johannes musste etwas besonderes sein. Ihm wollte ich folgen, von ihm lernen und gemeinsam mit ihm dem nahen Reich Gottes entgegengehen.

An diesem Tag, unter dem Eindruck des aufreißenden Himmels ließen sich noch viele Menschen von Johannes taufen. Ich setzte mich abseits an das Ufer und beobachtete die Szene. Es war immer wieder ergreifend, wenn Johannes die Köpfe der Männer und Frauen aus dem Wasser hoch riss und ihnen ihr Leben zurückgab. Nie zuvor habe ich gleichzeitig eine solche Angst, Panik und Begeisterung, ja Verzückung, in den Augen der Menschen gesehen.

*

Johannes lebte sehr zurückgezogen und asketisch.

In seinem Dunstkreis lebten etliche Anhänger, seine Jünger. Sie folgten ihm blind und befolgten all seine Weisungen und das, obwohl Johannes diesen Gehorsam in keiner Weise erwartete oder forderte.

Es entspricht nicht meiner Natur mich demütig unterzuordnen und so war ich auch nicht bereit widerspruchslos alle Weisungen Johannes zu befolgen.

Johannes war sehr konsequent.

Das einzige Kleidungsstück was er besaß war ein Fell, das er sich mit einem Gürtel um den Leib gebunden hatte. Er ernährte sich von wildem Honig, Beeren und Heuschrecken. Ich wunderte mich jeden Tag, wenn er taufte, über seine körperliche Kraft und fragte mich wie ein Mensch bei so karger Nahrung eine solche Energie entwickeln konnte.

Seinen Jüngern gestattete er eine nicht so konsequente Lebensführung. Allerdings ermahnte er uns ihm so gut es uns möglich war nachzueifern.

Johannes war der erste Führer den ich erlebte, der nicht verlangte dass man sich ihm willenlos unterordnete. Er nahm uns, seine Jünger, unsere Fragen und Zweifel ernst und versuchte uns Antworten zu geben. Gleichzeitig war er auch offen für Anregungen, die von uns kamen, griff sie auf und verarbeitete sie in seine Gottesreichvorstellungen.

Johannes war wirklich sehr charismatisch. Jeden Tag wuchs seine Jüngerschar. Ganz zu schweigen von der Zahl seiner Sympathisanten.

Und dies war um so erstaunlich, wo Johannes doch auch nicht mit seiner Kritik an seinem eigenen Volk, also uns Juden, sparte.

Immer wieder betonte Johannes, dass das Gericht „J.H.W.H.“´s – in dieser Vorstellung eines endzeitlichen Gerichtes war seine geistige Herkunft aus dem Dunstkreis der Essener erkennbar – auch, wenn nicht sogar vor allem Israel selbst gelte, denn das Volk Israel hatte in den Augen des Täufers seinen exklusiven Anspruch auf das Reich Gottes verspielt.

Für Johannes zählte nicht die ererbte Zugehörigkeit zum Bundesvolk, sondern ausschließlich die radikale Umkehr zurück zu den Wurzeln unseres Glaubens.

Aus diesem Grund betonte er die Wichtigkeit der Buße und Umkehr, die sich durch den Akt der Taufe symbolisch vollzog.

Es störte mich, dass auch Johannes von einem jenseitigen Gottesreich sprach, welches jedoch nahe bevor stand. Doch, im Gegensatz zu den Essenern, suchte Johannes die Konfrontation, sowohl mit dem Volk, als auch mit der Obrigkeit, wobei er sich weniger gegen die Besatzer, also die Römer, wandte, als vielmehr gegen die Kollaboratöre und „Kriegsgewinnler“, also die Sadduzäer und die herrschende Kaste um die Herodianer und gegen eine heuchlerische Zurschaustellung des Glaubens.

Ja, Johannes war berühmt.

Er war bekannt dafür kein Blatt vor den Mund zu nehmen und hatte keine Angst sich mit der Obrigkeit anzulegen.

Das machte ihn für mich sehr anziehend, denn schließlich war ich immer noch auf der Suche nach dem wahren Gott und dem rechten Verständnis von Gottes Plänen. Vielleicht war Johannes der Täufer der Lehrer, den ich bisher vergeblich gesucht hatte. Vielleicht wusste er die Antworten auf meine Fragen und vielleicht konnte er mir auch den mir bisher immer noch abwegigen Gedanken von einem jenseitigen himmlischen Gottesreiches nahe bringen und verständlich machen. Bisher sah ich in diesem Gedanken immer noch einen Widerspruch zu den Aussagen der großen alten Propheten unseres Volkes, die von einer messianischen Zeit eines irdischen Gottesreiches ganz konkret hier auf Erden predigten.

*

Obwohl Herodes Antipas dafür, dass er die Frau seines Bruders Philippus geheiratet hatte, von Johannes auf das Schärfste angegriffen und kritisiert wurde, mochte er nicht auf die Gespräche mit Johannes verzichten. Er schätzte ihn als Berater und fürchtete sich gleichzeitig vor der Macht seiner Worte.

Ich glaube Antipas sah in Johannes, ebenso wie viele andere, die Reinkarnation Elijas, und jeder in Israel wusste um die legendäre Macht dieses großen alten Propheten. Elija ist ein „Schwergewicht“ unter den Propheten der vergangenen Tage.

Gerne war ich zugegen wenn Antipas Johannes besuchte und ihn um Rat fragte.

Es entsprach einer Verkehrung der Verhältnisse dass Herodes Antipas als Herrscher über Galiläa und als verlängerter Arm Roms sich an Johannes den Asketen und Besitzlosen wandte. Und Johannes sprach aus, was er dachte und nahm kein Blatt vor den Mund.

Selten habe ich einen Menschen erlebt, der so furchtlos und respektlos der herrschenden Macht entgegentrat.

Aber ganz offensichtlich war Antipas Johannes Rat wichtig.

Es war beängstigend wie offen und direkt Johannes mit Antipas umging.

In ihren Begegnungen verkehrten sich die Verhältnisse.

Der Asket wurde zum Führer, der „Führer“ zum Untertan.

Bei manchem Wort, das Johannes an Antipas richtete fürchtete ich Antipas würde aufspringen und Johannes verhaften lassen. Aber man spürte deutlich die Angst, die Antipas vor Johannes hatte.

Johannes war beim Volk beliebt, er, Antipas, wurde gehasst. Im Grunde war er schwach. Ein Großmaul, das durch die Gunst seiner Herkunft ein öffentliches und hohes Amt bekleidete. Er muss wohl bereits als Kind devot gewesen sein. Vielleicht hat er deshalb die manchmal tödlichen Übergriffe seines Vaters, Herodes des Großen, gegenüber seinen Söhnen so unbeschadet überlebt. Er war eine graue unscheinbare Maus, die sich im Glanze der ihm verliehenen Macht nun präsentierte, flanierte und sonnte, aber im Herzen das ängstliche eingeschüchterte Kind geblieben war.

Immer wieder griff Johannes Antipas wegen seiner Heirat mit Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, dem „Herodes ohne Land“, an.

Johannes missbilligte diese Beziehung: „Du hattest nicht das Recht sie zur Frau zu nehmen“, intonierte Johannes immer wieder. Antipas wirkte in solchen Momenten wie ein geprügelter Hund.

Ich spürte dass nicht er es gewesen war, der auf diese Beziehung gedrängt hatte.

Er war seiner Frau in keiner Weise gewachsen und vielleicht hatte er der Heirat auch nur zugestimmt um Salome, der Tochter Herodias nahe zu sein. Man erzählte von ihrer einzigartigen Schönheit und von den verklärten, verliebten Blicken die Antipas ihr, wenn er sie sah, zuwarf.

Für alle am Hof war es wohl offensichtlich, dass Antipas sehr starke Gefühle für Salome hegte.

Diese Neigung wiederum wusste sich Herodias geschickt zu Nutze zu machen.

So wurde Salome zu einem Werkzeug Herodias´ Einfluss auf Antipas. Er wurde dadurch zu einer Marionette seiner Frau.

Armer Antipas, man könnte Mitleid mit ihm haben, wenn er nicht auch in sich selbst diese verschlagene Grausamkeit der Herodianer tragen würde.

Antipas war ein Niemand, ein aufgeblasener Gockel, der seine Macht von seinem Vater geerbt hatte, gleichzeitig sich aber nur als Günstling Roms an der Macht halten konnte, der immer das tun sollte und musste, was andere von ihm erwarteten und verlangten. Auch das Volk hasste Antipas wegen seiner Buhlerei mit dem römischen Kaiser und wegen seiner Grausamkeit seinem eigenen Volk gegenüber.

Als Kind hatte ihn sein Vater, Herodes der Große, zum Zwecke seiner Erziehung nach Rom geschickt. Dort war er „geformt“ worden und von dort rührte auch seine Vorliebe für die griechische Kultur und für den griechisch–römischen Götterglauben. Auf diese Weise war er mehr noch wie sein Vater, der sich zumindest in gewisser Weise noch als Jude verstand, zu einem Fremdkörper im „eigenen Land“ geworden.

Im Laufe seiner Regentschaft verlagerte Antipas seinen Wirkungskreis deshalb mehr oder weniger freiwillig auf das Repräsentieren und das zur Schau stellen seines Reichtums. Es verging keine Woche, in der Antipas nicht zu irgendwelchen Gelagen einlud und ausschweifend feierte.

Natürlich erregte diese oberflächliche Lebensweise des Herodianers den Anstoß des Asketen Johannes, und dieser, wie ich es bereits sagte, nutzte jede Gelegenheit Antipas einen Dorn in seinen überfetteten und aufgeschwemmten Leib zu rammen.

Ich glaube Antipas bewunderte Johannes den Täufer.

Dieser hatte einen festen Standpunkt und Glauben, trat für seine Überzeugungen ein und er war beliebt bei den Menschen.

All diese Attribute gingen Antipas ab.

Er wurde gehasst, angefeindet und war auf das Wohlwollen einer fremden, vom Volk ebenfalls gehassten Macht, angewiesen.

Ich glaube Antipas besuchte Johannes auch deshalb so häufig um ihn um Rat zu fragen, weil er hoffte von der Sympathie zu profitieren, die Johannes entgegen schlug. Aber ein innerlich hässlicher Mensch wird nicht dadurch schön, dass er sich mit Schönem umgibt.

*

Ich weiß nicht ob ich zu den Lieblingsjüngern Johannes zählte. Doch unsere Gespräche waren immer lang und anregend. Johannes versuchte mich von seinem Weg der Verweigerung und der Askese zu überzeugen und ich versuchte ihm das Prinzip des buddhistischen Mitleids nahe zu bringen. Es ergab sich ein reger Gedankenaustausch und ich war sehr begeistert von Johannes Ausführungen.

Wir verfolgten beide sehr ähnliche Ziele.

Johannes propagierte ein nahes Gottesreich und scharrte viele Menschen um sich, die, gereinigt durch die Taufe, gemeinsam mit ihm in dieses neue Reich eingehen würden. Sein Anspruch war dabei eher elitär. Nur die, die sich zu ihm bekannten hatten nach seiner Auffassung die Möglichkeit dieses neue Reich zu betreten. Zwar war er dabei nicht so kleinlich dass er von jedem Anhänger die gleiche asketische Lebensweise erwartete, die er sich selber abverlangte, doch auf die Taufe als Reinigung und Übergangsritual durfte seiner Meinung nach nicht verzichtet werden.

Auch ich glaubte an das nahe Reich Gottes, doch in meinen Augen stand es für alle Menschen guten Willens offen. Es bedurfte nach meiner Überzeugung keiner reinigenden Taufe. Jeder Mensch konnte allein durch sein ‚Ja’ zu Gott die Erlösung erlangen, und, das Neue Reich würde hier auf Erden errichtet, nicht in der Ewigkeit.

Johannes pflichtete mir bei wenn ich darauf bestand dass Gott in jedem Menschen wohne, doch schränkte er ein, dass es einer Erweckung bedürfe, und die eben stelle sein Taufritual dar.

Außerdem müsse sich jeder Mensch guten Willens zu unserem jüdischen Gott bekennen, um in das nahe Reich eingehen zu können.

„Und was ist mit meinen buddhistischen Freunden?“ fragte ich. „Leben nicht auch sie gerecht und gottgefällig, so dass auch sie Zugang zu Gottes Reich haben sollten?“

Johannes antwortete ablehnend „Wer in das nahe Gottesreich aufgenommen werden will, muss sich zu unserem Gott bekennen“.

Ich konnte diesen Gedanken nicht akzeptieren.

Alle Menschen mit rechter Gesinnung, die ein gottgefälliges Leben führen, unabhängig davon, welchen Gott sie anbeten, bzw. welcher Religionsgemeinschaft sie auch angehören, sollten die gleiche Chance haben und zu Gott aufgenommen werden.

Über diesen Aspekt seiner Lehren stritten wir oft.

Die Taufe war für mich, ich sagte es schon, ein beeindruckendes Erlebnis gewesen. Doch zweifelte ich an ihrer Notwendigkeit.

„Was ist mit den Menschen, die niemals die Chance haben werden dich zu sehen und zu erleben, Johannes?“ fragte ich ihn eines Tages.

Die werden das kommende Reich Gottes nicht betreten können“ antwortete Johannes.

„Aber ist das nicht ungerecht? Was können die Menschen dafür dass sie in der falschen Region dieses Landes leben.“

Du stammst auch nicht von hier. Israel ist klein. Jeder kann, wenn er will, etwas von mir hören.“ „Damit aber ahmst du Gott nach“ antwortete ich Johannes.

Gott spricht durch mich“ war seine Antwort.

„Aber hat er dir auch die Befugnis gegeben zu entscheiden, wer in sein Reich eingehen darf und wer nicht? Noah bekam von Gott den direkten Auftrag eine Arche zu bauen und außer seiner Familie, die Gott für gerecht befand, von jeder Tierart ein Paar mit auf seine Arche zu nehmen. Hat Gott dir ähnliche Anweisungen gegeben, dir vergleichbare Kriterien an die Hand gegeben nach denen du auswählst und hat er dir gesagt dass es deiner Taufe bedarf?“

Johannes blieb einen Moment stumm, was bei diesem wortgewaltigen Menschen schon verwunderte, doch dann antwortete er umso energischer, und es wirkte auf mich, als müsse er sich mit seiner Antwort selber beruhigen und bestätigen.

Gott hat mich gesandt. Ich bin sein willfähriger Diener und ich bin davon überzeugt, dass mein Weg der richtige ist um ein gottgefälliges Leben zu leben das es uns möglich macht Gottes nahes Reich zu betreten.“

Danach erhob er sich und signalisierte damit eindeutig, dass er über dieses Thema nicht weiter reden wollte.

Ich aber konnte diesen Gedanken, dass es nur einen Weg zum nahen Gottesreich geben soll nicht akzeptieren.

Die Jerusalemer Priesterschaft und die Schriftgelehrten hatten von sich behauptet den einen und einzigen Weg zu lehren.

Die Essener nahmen für sich in Anspruch, nur sie hätten den rechten Weg zu Gott eingeschlagen.

Jetzt sagte Johannes ebenfalls nur er gehe den rechten Weg zum kommenden Reich Gottes.

Doch bei Johannes war es nicht der einzig wahre Weg zu Gott, sondern der Weg in das nahe Gottesreich, den er für sich proklamierte.

In seiner konsequenten Haltung war Johannes sehr überzeugend und da er außerdem einen vorbildlichen Lebenswandel pflegte, war er bei den Menschen sehr beliebt. Auch verlangte er nicht eine solche bedingungslose und unreflektierte Nachfolge, wie es beispielsweise die Essener verlangten.

Was sollte ich tun.

Johannes faszinierte mich und ich hing an seinen Lippen, wenn er von Gott und seinem neuen Reich sprach. Leider aber fiel mir bei den Ausführungen Johannes immer wieder das Wort „aber“ in den Mund und in meine Gedanken.

Johannes war nie aus Israel herausgekommen. Für ihn gab es nur uns, die Juden, als das auserwählte Volk Gottes.

Sicher, wir mussten unseren Lebenswandel wieder an Gott anpassen und ein gottgefälligeres Leben führen. Aber seine Gottes Erlösung gab es nur für uns?

Was aber war mit den Menschen, die noch nie von unserem Gott gehört hatten, weil sie zufällig in einem anderen Teil der Erde lebten. Waren sie per se Ausgeschlossene? War Gott nicht universell? War es nicht so wie es mich Sedûn gelehrt hatte, dass jeder Mensch den gleichen Zugang zu seinem Gott finden kann, wenn er ein entsprechendes Leben führt?

Mein Problem war, das Johannes mir in diesen Überlegungen nicht widersprach.

Aber „J.H.W.H.“ war eben unser jüdischer Gott und deshalb nur für uns Juden da.

Wir waren das auserwählte Volk!

In Ägypten von seinem Diener Mosche gesammelt und in das gelobte Land geführt, hatten nur wir allein Anspruch auf „J.H.W.H.“, dessen Namen man aus Hochachtung nicht aussprach.

Was sollte ich tun, was denken.

Macht Gott, macht „J.H.W.H.“ Unterschiede?

Sind für ihn nicht alle Menschen auf dieser Erde gleich?

Ich war so verwirrt, so voller Fragen.

Und Johannes war sich so sicher auf dem rechten Weg zu sein.

Sollte ich mich nicht begnügen und ihm, dem charismatischen Führer folgen, ihm helfen, seine Überzeugungen unter das Volk zu bringen?

Aber würde ich mich damit nicht selbst belügen, Sedûn verraten?

Immer wieder dieses „Aber“ in meinem Denken. Ich war verzweifelt.

*

Salome war sich ihrer Reize durchaus bewusst, doch war sie noch zu jung und unerfahren um sie gezielt zum eigenen Vorteil einzusetzen.

Natürlich spürte sie die begehrlichen Blicke der Männer, besonders die Blicke ihres Stiefvaters Antipas.

Allen die im Umfeld Antipas lebten war seine Begierde nach Salome aufgefallen.

Jeder spürte seine Unruhe und Erregung wenn Salome in der Nähe war. Doch keiner traute sich dazu etwas zu sagen, denn Antipas war unberechenbar.

Schon so mancher Günstling hatte im Zusammenhang mit Antipas unkalkulierbaren Zornesausbrüchen seine Stellung oder gar sein Leben verloren.

Die Grausamkeit der Herodianer war auch an Antipas weitergegeben worden.

Herodias machte sich das Verlangen ihres Gatten zu nutze. Sie war machtgierig. Männer benutzte sie nur um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Sie ertrug es nicht, dass auch andere Einfluss auf Antipas hatten und besonders fürchtete sie den Einfluss des Täufers.

Sie war zwar die Gemahlin Antipas und in dieser Position sehr mächtig, zumal sie ihren Mann diktierte, doch würde Antipas sie fallen lassen, was er jeder Zeit tun konnte, wäre sie auf Almosen ihres ehemaligen Mannes angewiesen.

Als Frau war ihre Position äußerst labil. Deshalb versuchte sie auch jede Art der Abhängigkeit bei Antipas zu kultivieren und ihre Tochter Salome war dazu ein sehr geeignetes Werkzeug.

Es machte ihr nichts aus, das Antipas sie nur ihrer Tochter wegen geheiratet hatte.

Na und! Sie suchte sich ihre Liebhaber sowieso selber aus.

Sie hatte sofort erkannt welche Macht sie über Antipas besitzen würde, solange sie Salome als Pfand in der Hand hielt. Bei ihrem ersten Mann Philippus, dem Vater Salomes und Bruder Antipas, war sie nur bedingt mächtig gewesen und Philippus hatte kein Land besessen und war deshalb bedeutend „ärmer“ als Antipas.

Bei Antipas war das anders. Seine Augen quollen über vor Geilheit, wenn er Salome nur von weitem sah und diese Besessenheit machte sich Herodias zu nutze und entzog oder gab Salome frei, je nachdem, was ihren eigenen Interessen gerade entgegen kam.

Die Tochter selber war verzogen und dumm gehalten. Sie war ihrer Mutter hörig und fügte sich ganz in das Ränkespiel der Mutter.

So war es letztlich nur eine Frage der Zeit, wann für Herodias die Gelegenheit kommen würde ihren größten Widersacher und gefährlichsten Feind, Johannes den Täufer, beseitigen zu lassen.

*

Alle warnten Johannes doch bitte den Mächtigen nicht so direkt und provokant entgegenzutreten.

Doch Johannes ließ sich nicht einschüchtern und hielt auch nichts von den gut gemeinten Ratschlägen seiner Anhänger.

Ich konnte ihn verstehen, denn wenn man von etwas so überzeugt ist, wie Johannes es von seinem nahen Gottesreich war, kann und darf man nicht nachgeben. Dann muss man zu seinen Überzeugungen stehen. Ich weiß, dem „normalen Menschen“ kann es nicht eingängig gemacht werden warum man so bedenkenlos und unbeirrt an seinen Überzeugungen festhält.

Vielleicht liegt es daran, das der „normale Mensch“ in seine Familie eingebunden ist und ihr gegenüber Verpflichtungen empfindet.

Ja, man muss frei sein, bindungslos sein, um so konsequent seinen Weg gehen zu können wie Johannes es tat. Darin war er mir ein großes Vorbild. Er suchte für sich den Weg der Askese und des Rückzugs.

So nahe wir Jünger ihm auch in manchen Momenten waren. Es blieb eine letzte Distanz zu uns, die uns schützen sollte. Er wollte nämlich nicht, dass durch seine konsequente Haltung den Mächtigen gegenüber einer seiner Jünger, Anhänger oder Sympathisanten zu Schaden käme. Deshalb wahrte er eine gewisse Distanz zu uns. Nur zu unserem Schutz.

Dies aber habe ich erst später begriffen als Johannes von Antipas bereits verhaftet worden war.

In der Zeit, wo ich diese Distanz spürte aber mir nicht erklären konnte, habe ich sie Johannes insgeheim als Arroganz vorgehalten. Ich habe damals geglaubt er hielte sich trotz allem für etwas Besseres. Erst später erkannte ich sein verantwortungsvolles Verhalten uns gegenüber.

Eines ist mir im Zusammenhang mit Johannes auf jeden Fall überdeutlich geworden. Will man seinen Weg konsequent gehen, darf man sich nicht binden.

Aus diesem Grund habe auch ich mich nie fest an andere Menschen gebunden.

Aus diesem Grund habe ich mir in der Zeit in der ich predigend durch Israel zog keine Frau gesucht, obwohl ich mich besonders zu Maria Magdalena hingezogen fühlte.

Denn es ist wichtig frei zu sein, frei wie der Vogel, will man einen neuen, beschwerlichen oder auch gefährlichen Weg konsequent beschreiten.

Dies ist etwas was ich auch meinen Jüngern, die fast alle Familien besaßen, nie ganz klar machen konnte. Auch sie haben es nie ganz verstanden und, wie ich spürte auch nie ganz verwunden, dass ich eine gewisse Distanz zwischen ihnen und mir bewahrt habe. Es war nur zu ihrem Schutz und weil ich wusste, dass sie meinen Weg niemals so konsequent zu Ende gehen können würden wie ich es tat. Dazu muss man frei sein und bindungslos.

Ich spürte bei Johannes sein Verantwortungsgefühl uns, seinen Anhängern gegenüber.

Ich hoffe bei Gott, dass auch ich dieses Verantwortungsgefühl meinen Anhängern gegenüber an den Tag gelegt und sie niemals in Gefahr gebracht habe.

Ich habe, genau wie Johannes es tat, Zeit meines Wirkens alles auf mich konzentriert erscheinen lassen. Das entsprang nicht dem Bedürfnis nach Selbstdarstellung oder dem Gefühl etwas Besseres oder Besonderes zu sein. Nein, es diente, wie bei Johannes, dem Schutz meiner Anhänger.

Ein guter Hirte schützt seine Herde und bei Gefahr stellt er sich vor sie, um sich notfalls zu opfern. Dieser gute Hirte war Johannes und auch ich habe versucht, ein solcher guter Hirte zu sein.

Ich hoffe es ist mir in der Zeit meines Wirkens in Israel gelungen.

*

Johannes legte großen Wert auf ein asketisches Leben und versuchte uns Jünger anzuhalten ihm so gut es uns möglich war nachzueifern.

Da ich von Johannes sehr überzeugt war, gleichzeitig aber auch die Lebensgeschichte Siddharta Gautamas durch Sedûn kannte, war ich unentschlossen.

Auch Siddharta, der später Buddha genannt werden sollte, versuchte sich als Asket und zog sich zum Fasten und Beten zurück. Er ging dabei sehr weit und wäre beinahe daran gestorben. Er erkannte für sich, das Askese nicht der Weg zu seinem sinnerfüllten und gottgefälligen Leben darstellte.

Was sollte ich tun?

Meine Unentschlossenheit machte Johannes kopfschütteln.

Jeshua, du musst deinen eigenen Weg gehen. Egal wie er aussieht.

Orientiere dich nicht an mir oder diesem Buddha, von dem du mir erzählt hast.

Finde deine eigene Mitte und gehe deinen Weg. Nur so kannst du dich selber finden und damit auch nützlich für andere werden.“

„Aber ich habe geglaubt meine Mitte bereits gefunden zu haben“.

Dann könnte ich dich nicht verunsichern!

Finde dich selbst, suche deinen Weg und wenn er dem meinen ähnelt wäre ich glücklich, denn ein guter Vater oder Führer ist dann glücklich, wenn seine Kinder zufrieden und glücklich sind.

Entdecke deine Talente und mache etwas daraus. Dann wird dein Leben gottgefällig sein und du wirst in das nahe Gottesreich eintreten können.“

Ich war unschlüssig, sah aber ein, dass Johannes recht hatte bezüglich seiner Aufforderung ich solle und müsse meinen eigenen Weg finden.

Ich war gerne in Johannes Nähe, und deshalb tat ich mich erst recht schwer mit meiner Entscheidung. Doch letztlich setzte sich in mir der Wunsch durch, selbst zu erfahren worin mein Weg bestand. Deshalb teilte ich Johannes mit, es ihm gleich zu tun und auf den Weg der Askese und des einsamen Fastens zu mir selbst finden zu wollen.

Johannes pflichtete mir bei und bestätigte mir, dass in der Einsamkeit in der Natur das wahre Miteinander und das ‚Eins sein mit der Natur’ erkennbar und fühlbar würde.

Er freute sich für mich über meine Entscheidung, war vielleicht auch ein wenig stolz über seinen Einfluss auf mich aber unterstrich noch einmal, dass ich meinen eigenen Weg finden müsse.

Zum Abschied erinnerte er mich noch einmal: „Sollte dein Weg nicht mein Weg sein, Jeshua, so sei nicht enttäuscht. Es ist wichtig dass jeder Mensch sich selber findet. Dann und nur dann kann sein Weg zum Heil führen. Geh deinen Weg Jeshua, und sollte dieser Weg dich zu mir zurückführen, so wäre ich glücklich. Doch auch wenn du einen anderen Weg einschlagen solltest werde ich glücklich sein, denn er ist dann dein individueller Weg, den du dir selbst erschlossen hast. Dann werde ich glücklich sein dich kennen gelernt und ein wenig daran teil gehabt zu haben, dich in deinem Glauben und deiner Suche nach Gott voran gebracht zu haben. Nun geh mit Gott, der dich segnen und beschützen möge.“

Johannes umarmte mich herzlich und machte mir Mut in dem er mir mit seiner mächtigen Hand auf die Schultern klopfte. So entließ er mich in die Wüste.

Nun war ich auf mich selbst gestellt. So einsam und allein wie nie zuvor.

Ich war immer auf der Suche nach Gott gewesen. Doch hatte ich Gott begreifen und verstehen zu lernen gehofft, indem ich mich von anderen lehren und belehren ließ.

Nun war ich auf dem einsamen Weg zu mir selbst und zu meinem ganz persönlichen Gott.

40 Tage und Nächte sollte ich allein in der Wüste verbringen, bis ich meinen Gott erkannt und meinen Weg begriffen hatte.

Als ich dann zurückkehrte und Johannes von meinen Erfahrungen und Erkenntnissen berichten wollte um darüber mit ihm zu diskutieren, befand er sich bereits im Gefängnis. Und bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem Salome im Auftrag ihrer Mutter den Kopf des Täufers als Lohn für ihren Tanz fordern sollte, war es nicht mehr weit.

Auch wenn es mich schmerzt nicht mehr mit Johannes diskutieren zu können und ihm meine Erkenntnisse nahe zu bringen, so bedauere ich meinen Schritt nicht.

Ich sollte nie eine so große Anhängerschar um mich versammeln wie Johannes es tat. Ich besaß nicht diesen einmaligen charismatischen Charme der vom Täufer ausging. Ich besaß nicht seine beeindruckende Statur.

Doch genau wie Johannes, fand auch ich meinen eigenen Weg und ich bin ihn konsequent bis zum Ende gegangen, um dann am Ende doch zu zweifeln und an der Unbelehrbarkeit der Menschen zu verzweifeln.

Ich glaube diese meine letzten Zweifel haben Johannes nie umgetrieben.

Er war von sich und seinem Weg überzeugt und ist ihn konsequent bis zum bitteren Schluss zu Ende gegangen. Ich glaube nicht dass er sich im Moment seines Todes mit der Frage und dem Zweifel an Gott gewandt hat, die ich in meiner Schwäche und Verzweiflung am Ende herausschrie: „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“

Aber ich greife hier vor. Ich will chronologisch erzählen was geschah.

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