Читать книгу Alte Geschichte studieren - Hartmut Blum - Страница 14

1.3.6 Methodische Dichte

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Schließlich ist für das Arbeiten in der Alten Geschichte die besondere methodische Dichte hervorzuheben: Die relative Quellenarmut wird zur Tugend, da zur Beantwortung einer Fragestellung in der Regel alle verfügbaren Quellengruppen, d.h. literarische, epigraphische, numismatische, archäologische Zeugnisse etc. gleichzeitig herangezogen, auf ihren jeweiligen Aussagewert untersucht und gegenseitig gewichtet werden müssen – die dann wiederum oft erst durch Vergleiche oder Modelle verständlich gemacht werden können. Für Studierende ist in der Alten Geschichte der Umgang mit den Quellen besonders gut zu lernen, ja, in der breiten Erschließung und dichten Auswertung der Quellen sowie in ihren interdisziplinären Zugängen kann der Alten Geschichte innerhalb der Geschichtswissenschaften geradezu der Rang eines methodischen Exerzierfelds zukommen. Ausdrücklich ist dafür auch auf das oft über Generationen reichende Bemühen um das Verständnis derselben Quellen hinzuweisen. Die Betrachtung des Forschungsgangs bettet das eigene Verständnis in einen langen Diskussionsprozess ein, vor dem es sich als erstes zu bewähren hat. Diese ständige Auseinandersetzung mit einer Vielzahl vorliegender Deutungen, mit ihrer Anordnung und Auslegung vor dem Hintergrund veränderter zeitgenössischer Kenntnisse und Interessen und die Feststellung der Faktoren, die zu veränderten Perspektiven führten – all dieses ließ Dieter TimpeTimpe, Dieter vor einigen Jahrzehnten gar von einem insgesamt höheren Reflexionsgrad sprechen, der das Arbeiten in der Alten Geschichte auszeichne.

Die Kehrseite der vorgegebenen Konzentration auf die Quellen ist allerdings das ‚Hinausdenken‘. So bewahrt die in der Alten Geschichte verbreitete Weiterverwendung der Sprache der Quellen größtmögliche begriffliche Genauigkeit, auf der anderen Seite erschwert sie jedoch die Kommunikation mit Nachbarwissenschaften und behindert Einordnungen auf einer höheren Abstraktionsebene sowie Vergleiche. Und auch für die Theorieentwicklung hat die Alte Geschichte sicherlich mehr Impulse von außen erfahren, als sie selbst Impulse gegeben hat.

Alte Geschichte studieren

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