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„Etruskische“ Skulpturen Drei Krieger aus Italien

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Während die Tiara des Saitaphernes im Louvre bei wissenschaftlichem Interesse besichtigt werden kann, beherbergen die Depots des New Yorker Metropolitan Museum of Art drei Werke, die zwischen 1915 und 1921 sukzessive angekauft wurden und heute selbst zu Forschungszwecken nicht mehr zugänglich sind. Ihren Auftakt nahm die Serie dieser Erwerbungen, als die anerkannte Expertin für griechisch-römische Antike am Museum, die aus London stammende Gisela Richter, 1915 einen Brief von John Marshall erhielt, einem der ältesten Kaufagenten des Museums in Italien, über den auch die beiden folgenden Ankäufe organisiert werden sollten. In seiner Nachricht beschrieb er die soeben entdeckte Skulptur eines 202 Zentimeter großen „Heroischen Kriegers“ aus Terrakotta, dem lediglich der rechte Arm fehle (Abb. 6). Unter der Annahme, dass es sich um eine der seltenen etruskischen Monumentalskulpturen handeln müsse, kaufte das Metropolitan Museum das Stück noch im selben Jahr.


Abb. 6: Alfredo Fioravanti/Alfonso Riccardi, Großer etruskischer Krieger, um 1920, New York, Metropolitan Museum of Art

Knapp ein Jahr später drang die Kunde von dem Fund eines 140 Zentimeter großen Kolossalkopfes zu Gisela Richter. Das Haupt eines behelmten Kriegers schien ursprünglich einmal Teil einer sieben Meter hohen Statue gewesen zu sein. Die Wissenschaftler assoziierten dieses Stück sowie die zuvor gekaufte Skulptur sofort mit einem Bericht des römischen Gelehrten Plinius dem Älteren (um 23–79 n. Chr.), demzufolge ein etruskischer Bildhauer namens Vulca (benannt nach der Stadt Vulci) bis zu 15 Meter hohe Statuen von Jupiter und Herkules hergestellt hatte. Zudem war kurz vor der Entdeckung des Kopfes die berühmte polychrome Terrakotta-Statue des Apollo von Veio gefunden worden (Rom, Villa Giulia), eine um 500 v. Chr. datierte, 175 Zentimeter große Statue, von der man rekonstruierte, dass sie einst auf dem Dach des der Minerva geweihten Portonaccio-Tempels in Veio gestanden habe.

Auch für den Fundort des Monumentalkopfes wurde das Gebiet eines ehemaligen großen, von Bauern entdeckten etruskischen Tempels in der Umgebung von Rom angegeben, der jedoch nach Auskunft der Entdecker des Hauptes äußerst schwierig zu besichtigen sei, weshalb ein Besuch der originalen Fundstätte nicht ermöglicht werden könne. Verkauft wurde das Stück über den Kunsthändler Pietro Stettiner, wobei die Verschiffung des in 178 Fragmenten transportierten Objekts nach New York im Jahr 1916 während des Ersten Weltkriegs inmitten des von Deutschland geführten U-Boot-Kriegs stattfand. Komplettiert wurde die Serie schließlich 1921 durch den Ankauf einer 245 Zentimeter großen Statue eines Kriegers, der lediglich die einst von ihm gehaltenen Waffen (wohl ein Schwert oder Speer sowie ein Schild) sowie ein rechter Daumen fehlten – ein Detail, das später noch wichtig werden sollte. Die Experten erkannten sofort die Ähnlichkeit des Standbilds mit einer um 470 v. Chr. datierten Statuette des Zeus von Dodona (Berlin, Antikensammlung), die allerdings lediglich 40 Zentimeter groß ist. Nach dem Ankauf des Großen Kriegers für die damals stattliche Summe von 40.000 Dollar konnte man nun drei vom Typ her sehr ähnliche Statuen aus dem angeblich gleichen Fundgebiet sein Eigen nennen.

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