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Sprich: „Du kannst anderen vergeben“

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Wie der Vater, so der Sohn! Wie der Vater, so die Kinder! Das Vaterunser ist eine stille Wanderung durch die Landschaft des spirituellen Suchens. Wer hier ankommt, hat alle Licht- und Schattenbereiche abgeklappert. Man ist froh, heil durchgekommen zu sein, auch wenn nicht alles im Leben restlos geklärt ist. Aber das alles lässt sich aushalten, wenn man bloß nach Hause kommt! Es hat Jahre gedauert, um zur richtigen Tür zu kommen. Die ganze Zeit war man nur mit dem eigenen Image beschäftigt, selbstbezogen. Anders ist es nicht zu erklären, dass man sich eingebildet hat, man könne Schuld überhaupt „haben“. Das wird Gott rundheraus mindestens relativieren oder gar ablehnen müssen. Es ist sowieso alles seins. Hier kommt also die grobe Korrektur: Es liegt in der Gottesnähe in der Luft, dass er das Opfer ablehnt und die zugrunde gelegte Schuld auch. Amen! Fertig! Aus! Da kann der Buddhist mit seiner akribischen Karmarechnung nicht mithalten, reine Liebe geht darüber hinaus, verzichtet auf den Ausgleich der Vorzeichen plus und minus. Und dann fällt es einem vor die Füße: Ich bin eine Art Kind des Schuldvergebers. Ausrufezeichen. Ich will so sein wie er. Ich will ihn imitieren, weil Liebe immer imitiert. Ich will wie Papa sein und auch ein Schuldvergeber werden. Ich erkenne an, dass Vergebung überhaupt das Größte und Heiligste ist – wahrscheinlich.

Wenn ich so ein Vergebender bin, der alle inneren und äußeren Widerstände überwindet, erlebe ich die Geschichte der Sintflut noch einmal und es wird aus dem totalen Kampf zwischen Gut und Böse, Schuld und Unschuld auf einmal im Lichte des Regenbogens eine große Geduld spürbar. Das Paradigma der Gottheit hat sich geändert: Da ist nichts zu bitten und zu betteln, zu winseln und sich einzunässen, sondern nur zu begreifen. Da hole ich aus der stillen Gottesbegegnung – nachdem ich auf das Große zugekrochen bin – auf einmal eine Arbeitsanweisung für mein Leben. Wenn ich wirklich zu Gott gehören will, also ein Gotteskind bin, dann habe ich eine Aufgabe: es so zu machen wie er: vergeben, nicht richten. Ich möchte sein wie Gott – ein Teil, ein Kind dieser Gottheit sein.

Jesus lehrt hier das Einzige, was ich tun soll in meiner spirituellen Entwicklung: mit dem Vergeben anfangen. Tschakka! Amen! Halleluja, Cha-Cha-Cha!

Beten

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