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Dienstag, 06. Februar 2018

David

Der Tag war gar nicht mal so schlecht verlaufen. David wurde von seinem Vorgesetzten zum Berichtschreiben verdonnert, was ihm nur recht war. So musste er sich wenigstens nicht direkt mit Verbrechern auseinandersetzen. Dass er nicht mehr als Polizist arbeiten wollte, stand für ihn schon lange fest. Diese Erkenntnis hatte er aber bisher mit niemandem geteilt, nicht einmal mit Katja.

Als sie sich damals von David getrennt hatte, hatte sie ihm einen Haufen Gründe aufgezählt, warum sie nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte. Sie hatte sich mehr als nur einmal über die Tatsache, dass er so viel arbeitete und kaum zu Hause war, beschwert. Sie hatten sich auseinandergelebt. Seine Arbeit kostete eine Menge Zeit und er hatte sich einige Male ernsthaft in Gefahr gebracht, zum Beispiel als er bei einem Einsatz einen Streifschuss am Kopf erlitten hatte. Da hatte David tausend Schutzengel gehabt, denn außer einer kleinen Narbe, auf der anschließend keine Haare mehr nachwuchsen, hatte er keinerlei Schäden davongetragen.

Als er seiner Frau davon berichtet hatte, war sie weinend im Schlafzimmer auf die Knie gesunken. David konnte nicht anders, als schützend den Arm um sie zu legen und zu sagen: „Alles ist gut, Liebes. Mir ist nichts passiert.“

Traurigerweise war aber nicht die Angst um ihn der Grund für ihr Verhalten gewesen, wie sich gleich darauf herausgestellt hatte. Katja hatte sich von ihm losgerissen, war aufgestanden und laut geworden: „Aber was wäre, wenn?! Muss ich mich von jetzt an immer fürchten?“

„Katja, hör zu. So etwas passiert doch nicht alle Tage.“

„Aber es kann wieder passieren! Und wenn es dich dann erwischt? Wer wird für Lena da sein? Sie braucht einen Vater, David! Gott, du machst mich krank!“

Mit diesen Worten war sie ins Badezimmer verschwunden. David hatte nicht gewusst, was er davon halten sollte. Sie hatte sich ernsthaft nicht um ihn gesorgt, sondern nur darum, wer da sein würde. Ob er derjenige war oder ein anderer, schien ihr egal zu sein. Hauptsache, sie hatte einen Mann und Lena einen Vater, der sich nicht in Gefahr begab. Wahrscheinlich hatte sie sich auch noch Sorgen um die monatliche Miete gemacht.

Dieser Vorfall, beziehungsweise Davids Beruf wurden danach nie mehr erwähnt. Aber beides hatte einen irreparablen Schaden in ihrer Ehe angerichtet.

Als er mit der Polizeiausbildung begonnen hatte, hatte er darin eine Mission gesehen. Er wollte von nun an die Menschheit beschützen. Relativ schnell war ihm damals klar geworden, dass diese Mission zum Scheitern verurteilt war. Es gab mehr böse als gute Menschen auf der Welt – das war das Problem, mit dem er tagtäglich zu kämpfen hatte. Man konnte nicht jeden dieser Mistkerle schnappen und was noch schlimmer war: Man konnte keine Verbrechen verhindern. David hatte erfahren müssen, dass es auch unter den guten Menschen welche gab, die eigentlich böse waren, und zwar mehr als genug.

Das beste Beispiel dafür war ein Fall, den David Anfang Mai 2016 in der Zeitung gelesen hatte, bei dem ein Mann, der bei der Grazer Polizei arbeitete, seine Familie umgebracht hatte. Ein Polizist! Kranker Typ. Dieser Fall sorgte auch im Fernsehen, sowie bei ihm und seinen Kollegen für reichlich Gesprächsstoff.

Das war einer der Momente, in denen David seinen Beruf hinschmeißen wollte. Aber er tat es nie. Warum, wusste er selbst nicht genau. War es aus Bequemlichkeit?

Natürlich war die Hölle los gewesen, nachdem dieser Fall aufgeklärt wurde. Dass ein mordender Psychopath von Beruf Polizist war, versetzte die Bevölkerung in Angst und Schrecken.

Und heute? Heute war David noch immer bei der Polizei. Obwohl der Beruf wahrscheinlich auch ein Grund für seine Scheidung war.

Etwas Weiches streifte seinen Unterschenkel. Lord Schlotterhose wollte Aufmerksamkeit, doch David rührte sich nicht. Er saß auf dem Bettrand und ihm fiel auf, dass er den Zeitungsausschnitt verkrampft in den Händen hielt. Siebenundachtzig. Er fragte sich, ob die Anzahl der Striche heute Nacht wachsen würde … und ob er Amal kontaktieren sollte.

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