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11. Tenor Madness

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11. KAPITEL

TENOR MADNESS

I always recognized the tenor player. So I kind of felt this was my voice, this was what I wanted to do. ~ SONNY ROLLINS

Am 24. Mai 1956 nahm Sonny Rollins sein Album Tenor Madness für Prestige auf. Im Titelstück spielen Trane und Newk (wie Rollins' Spitzname lautete) ein entspanntes Duett. Das berühmte Stück wirkt weniger kämpferisch als die heißen »Tenor-Schlachten« der Swingära oder das ekstatische »The Chase« von Dexter Gordon und Wardell Gray. Die Jamsessions waren seit Jahrzehnten im Jazz Schauplatz für öffentliche Wettstreite im sportlichen »Höher, schneller, weiter«. Schon als Teenager hatte Rollins um 1948 in seiner Nachbarschaft mit anderen jungen Saxophonisten oft im Wettstreit gelegen und damals sei es i mmer zu einer »battle of the saxes« gekommen, erzählte er. Man fühlte sich fast an einen Boxkampf erinnert und Rollins war in der Tat ein echter Fighter, der den Zweikampf suchte, um seine Kräfte zu messen. Man musste sich behaupten, die Konkurrenz schlagen, den Nebenbuhler »von der Bühne blasen« (so der gängige Szenejargon), von dem andere glatt behaupteten, er sei besser als man selbst. Rollins hatte immer etwas von einem Gladiator, der auf seine Chance lauerte und stolz über die Blessuren aus seinen vielen Kämpfen erklären konnte: »I had to go through a lot of those wars with other guys coming up« (Sidr, 173 /1).

Über die Studiosession mit Coltrane erzählte Rollins: »Coltrane war einfach da während dieses Dates; ich wusste nicht mal, dass er sein Horn mitgebracht hatte. Als ich das hörte, beschlossen wir, diesen Song zusammen zu bringen. Danach sagte er immer wieder: Wir sollten noch mal was zusammen aufnehmen.‹ Leider aber kam es nie wieder dazu.« Man spürt bei »Tenor Mad-ness«, dass Trane mehr riskiert, während Rollins souverän bis entspannt wirkt und seine Phrasen gewichtiger platziert. Gegen Ende ergibt sich ein schönes Wechselspiel, ganz im Zeichen der Brüderlichkeit zweier junger Giganten. Die Aufnahme zeigt, dass beide Spieler völlig verschiedene Gestaltungsweisen für ihre Soli hatten. Während Rollins gerne assoziativ Anspielungen auf Melodien bringt, die er irgendwo aufgeschnappt hat, ist Coltrane voll konzentriert auf den momentanen kreativen Prozess, das zähe und beharrliche Neuerfinden, und verkneift sich jedes Zitieren zwecks Aha-Erlebnis für den Hörer. Der Ideenfluss eines Improvisationskünstlers entspringt der momentanen Intuition, fußt aber gleichzeitig auf viel Erlerntem und immenser Erfahrung, der Summe aller Begegnungen. Während sich Trane in Bescheidenheit übte, begriff Rollins solche Treffen auch als Herausforderung, besonders deutlich zu hören auf seiner grandiosen Platte Sonny Meets Hawk! mit Coleman Hawkins von 1963.

John Coltrane - Biografie

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