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Kapitel 10

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Als Neunzehnjähriger finanzierte und leitete Bodo bereits eine Aktivistengruppe, die gegen Tierversuche eintrat. Kurze Zeit später schloss er sich mit dieser Gruppe der Umweltbewegung Earth First an. Dominic Janka und er kannten sich zu diesem Zeitpunkt seit drei Jahren. Dieser IT-Student machte auf einen unschlagbaren IT-Freak aufmerksam, der die Aktionen noch besser vorbereiten sollte.

Bodo war erschrocken, als er Marco Kovacs das erste Mal sah. Trotz seines Rauschgiftkonsums hatte er ungemein wache Augen. Sie waren es, welche letztlich den Ausschlag gaben, dass er versprach, sich dieses Wracks anzunehmen. Der Trockenentzug war für diesen Burschen die Hölle. Doch danach ging es mit ihm rasch bergauf. Er konnte sich nicht nur in alle Computer der entsprechenden Ziele einhacken, sondern Bodo mit allen inoffiziellen Details sowie mit relevanten Daten der jeweils umliegenden Polizeistationen versorgen.

Bodo machte Marco mit Ewald bekannt. Beide verstanden sich von der ersten Sekunde an. Ewald war ein Foto- und Natur-Freak und Marcos Gehirn­windungen waren nur auf den IT-Bereich zugeschnitten. Der innigste Wunsch des IT-Freaks wurde es später, zumindest einen kleinen Teil der Lücke zu füllen, die Ewalds Tod in Bodos Seele hinterlassen hatte. Verbissen arbeitete er sich in alle Themen ein, die aus seiner Sicht Bodo interessieren und helfen konnten.

War es Schicksal oder war es Bestimmung? Es geschah an Bodos achtundzwanzigstem Geburtstag.

»Kannst du etwas mit der Earth Liberation Front oder der Animal Liberation Front anfangen?« Ja, Bodo konnte! Vor allem den Lobbyisten der Pharma-Industrie, die National Association for Biomedical Research und natürlich auch der Fleisch-Maffia sowie der Holzwirtschaft war es gelungen, dass 1992 das Animal Enterprise Protection Act, ein Bundesgesetz, ins Leben gerufen wurde, damit alle Amerikaner wieder ruhig schlafen konnten. Die Mächtigen wollten einschüchtern, und aus einem bislang legalen politischen Protest eine Verbre­cherorganisation zimmern.

»Sie werden es schaffen das Primat der Ökonomie weiter auszubauen. Glaube mir, das wird noch lange nicht das Ende sein,« hatte Bodo damals geantwortet.

Marco war mehr als erstaunt gewesen.

»Und ich hatte gedacht, dass ich dir etwas Neues erzähle, oder dich sogar dafür begeistern kann, dort vielleicht mitzumischen.«

»Damit wir auch zu den Ökokriegern gehören, welche den Wohlstand, den Fortschritt und die Errungenschaften der Zivilisation gefährden, wo doch in den Staaten seit jeher die Naturbeherrschung als Akt der Zivilisierung schlechthin gegolten hat «, hatte Bodo grimmig geantwortet.

»Ich habe einen Bericht über einige Verurteilungen gelesen. Darin hat zum Beispiel der hochnoble US-Bundesanwalt Christopher Christie gesagt:

„Unser Ziel ist es, unzivilisierte Menschen aus der Zivilgesellschaft zu entfernen. Sie sind eine Gefahr für die amerikanische Gesellschaft.«

Bodo war damals rot ange­laufen.

»Entfernen hat dieser edle Mensch wörtlich gesagt. Solche Worte sind nicht nur so daher gesagt. Sie sind wohlüberlegt. Aber sie erinnern mich auch an die Euthanasie in Deutschland. Sie erinnern mich auch an Sätze vor noch nicht einmal hundert Jahren in Amerika, wo nur ein toter Indianer ein guter Indianer war. Sie haben damals die Indianer genauso abgeschlachtet, wie die riesigen Bisonherden.

Aus der Sicht der Republikaner, die schwerpunktmäßig hinter solchen Gesetzen stecken, sind heute noch Schwarze und Latinos Untermenschen. Tagsüber laufen viele von ihnen in Nadelstreifen herum. Und nachts stehen sie wieder in Ku-Klux-Klan-Klamotten vor einem riesigen Kreuz und einem großen, offenen Feuer. Scheiße Marco, was soll ich in einem solchen Land?«

Nach einer Weile der Stille drehte Marco seinen Bildschirm in Richtung Bodo.

»Unter anderem deswegen«, sagte er knapp. Auf dem Bildschirm war ein Bericht über die Sequoia-Wälder mit einem großen Mammutbaum zu sehen gewesen.

»Auch davor machen sie neuerdings nicht halt. Achtzig Meter hoch, elf Meter im Durchmesser und weiß der Teufel wie viele tausend Jahre alt.«

»Das sind allerdings Gründe«, sagte Bodo etwas besänftigt und nachdenk­lich. »Ich werde darüber nachdenken.«

Am Nachmittag des 9.11.2001 hatte Marco Bodo aufgeregt angerufen.

»Schalte mal dein Fernsehgerät ein«, schrie er ins Telefon. »Schnell.«

In der Sekunde, als Bodo sah, wie die Flugzeuge in die Zwillingstürme der Hoch­häuser in New York schossen, wusste er, dass es nicht ratsam war, zu diesem Zeitpunkt in die USA zu fliegen.

Doch Ende Februar 2003 waren alle Vorbe­reitungen abgeschlossen.

Und am 22. März 2003 saßen sie im Flugzeug nach San Francisco.

Am gleichen Tag ging der erste Bombenhagel auf Bagdad nieder.

Als Grund der Reise hatten Bodo und Marco angegeben, die Schönheiten der Vereinigten Staaten mit eigenen Augen sehen zu wollen. Bei einer Befragung durch das FBI stellten sie mit großem Entsetzen fest, dass sowohl von Marco als auch von Bodo bereits eine dicke Akte vorlag. Diese Burschen wussten ganz genau, dass sie an Aktionen gegen die Robbenjagd und gegen den Walfang beteiligt gewesen waren. Sie wussten Dinge, an die Bodo sich selbst nicht mehr erinnerte. Zum damaligen Zeitpunkt hatte Bodo mit dem Begriff Fife-Eyes nichts anfangen können. Ja, er kannte das FBI und die CIA. Doch NSA und GCHQ waren für ihn damals noch böhmische Dörfer gewesen. Dass die USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Großbritannien eng kooperierten, und sich sogar mit dem BND – und höchstwahrscheinlich auch mit dem Mossad - austauschten, hatte er sich damals nicht einmal im Traum vorstellen können. Selbst Marco, der IT-Fachmann, war am Boden zerstört, was diese Männer alles von ihm wussten.

Nach dem ersten Schock hatte sich Bodo rasch erholt.

»Okay, ihr Arschlöcher, wir setzen uns jetzt wieder ins nächste Flugzeug und fliegen nach Hause. Und in den nächsten Tagen könnt ihr in der Bild-Zeitung, in der FAZ, im Stern und im SPIEGEL lesen, wie ihr mit uns umgesprungen seid. Viele Touristen werden dann mit Sicherheit einen Teufel tun und euch ihr sauer verdientes Geld in den Arsch schieben.«

Er war erstaunt, dass sich die dunkel und arrogant dreinblickenden Kerle zu einer Besprechung zurückziehen wollten. Nach einer langen Stunde des Wartens trat ein etwa sechzigjähriger Mann schwungvoll in den Raum. Bodo war sich sicher gewesen, dass dies der Vorgesetzte der Abteilung war. Der Weißhaarige knallte Bodo und Marco mit einer säuerlichen Miene die Pässe auf den Tisch und sagte nur zwei Worte:

»Gute Reise.«

Für Bodo gab es keinen Grund, sich sonderlich aufzuregen. Er wunderte sich auch nicht, dass sie zumindest für die nächsten Tage beschattet wurden. Marco untersuchte sorgfältig das Hotelzimmer. Es war natürlich verwanzt. Während er das Gepäck untersuchte, fand er dort ebenfalls zwei Wanzen. Er war sich sicher, dass auch ihre Handys überwacht wurden. Bodo hielt es für ratsam, die Wanzen zum momentanen Zeitpunkt nicht zu entfernen. Diese „Profis“ sollten sich sicher fühlen. Sein nächster und wichtigster Schritt war, einen großen Geldbetrag abzuheben. Der bargeldlose Zahlungsverkehr war zu gläsern. Eine Stadt wie San Francisco war wie geschaffen, unterzutauchen. Sie ließen das Gepäck und die Handys im Hotel und tauchten einzeln unter.

Am anderen Tag gegen zwölf Uhr wollten sie sich am Parkplatz einer Klinik in Oakland treffen. Bodo fuhr mit dem Bus in die Nähe des Stadtrandes. Danach ging er einige Kilometer zu Fuß zu einer kleinen Autowerkstatt. Dort kaufte er sich einen alten und klapprigen Ford Pick-up. Er hielt es für angebracht, im Pickup zu übernachten, um keine Spuren in einem Hotel oder Motel zu hinterlassen. Wie vereinbart holte er Marco am verabredeten Treffpunkt ab. Unterwegs telefonierte er mit einem Mitglied der Earth Liberation Front und vereinbarte, sich am Coyote Lake, fünfzig Kilometer südlich von Oakland, zu treffen.

Einen Großteil der ELF-Aktivisten, der Earth Liberation Front, stufte Bodo als Pragmatiker ein. Sie waren zufrieden, wenn sie die Entwicklung der Zerstörung auf dieser Erde verlangsamen konnten - und wenn es ihnen gelang, zumindest einen kleinen Teil der Bevölkerung zu sensibilisieren.

Die ELF hatte keine offizielle Führungsstruktur, sondern bestand aus autonomen und verdeckt arbeitenden Zellen. Einige Personen wechselten zwischen der ELF und der ALF, der Animal Liberation Front hin und her. Sie befreiten Tiere aus Tierversuchsanstalten und jagten die Räumlichkeiten danach teilweise in die Luft. Andere Zellen richteten ihren Kampf gegen die Gen-Technik insge­samt aus. Es gab Aktionen gegen eine übermäßige Entwaldung, gegen eine dramatische Zersiedelung, gegen Massentierhaltung oder gegen Ausbeutung von Tieren generell; gegen Unternehmen wie McDonalds und gegen Monsanto. Später sprengten sie Biotechniklabore in die Luft, legten Walfangflotten lahm, ketteten sich an Bahngleise, besetzten Bäume oder zerstörten Bagger und andere Geräte, um den Holzeinschlag aufzuhalten. Um dies zu erreichen, wurde das tree-spiking geboren. Sie trieben lange Nägel in stehende Bäume, wodurch die großen Sägen der Holzfäller den Geist aufgaben.

Fünf Monate verbrachten Bodo und Marco bei der Zelle der ELF in Woodlake am Rande der Sierra Nevada zwischen den Sequoia- und den Kings-Canyon-Nationalparks. Diese beiden Parks waren 3 500 Quadratkilo­meter groß und wiesen, aufgrund der unterschiedlichen Höhen von 400 bis 4.000 Meter, eine äußert große Vielfalt an Flora und Fauna auf. Am beeindruckendsten waren die Groves, die lockeren Gruppen aus Gelb-Kiefern, Amerikanischen Weißtannen, Zucker-Kiefern und Weihrauchzedern. Und inmitten dieser Baumarten standen sie, die größten und ältesten Lebewesen auf dieser Erde; die Wellingtonien bzw. Mammutbäume. Diese Giganten, welche bis zu 84 Meter hoch wurden, und einen Basisdurchmesser von über zehn Meter erreichen konnten, waren vermutlich über dreitausend Jahre alt.

Es verschlug Marco den Atem und Tränen rollten über die Wangen des sonst so trockenen IT-Experten, als er diese Lebewesen zum ersten Mal mit seinen eigenen Augen sah.

Einige Idioten hatten eine Sondergenehmigung erwirkt, zwanzig dieser Riesen zu fällen; in einem Seitental am Westhang der Sierra Nevada, welches fatalerweise verkehrstechnisch relativ gut zu erreichen war. Das musste verhindert werden.

In diesem Zusammenhang lernte Bodo Hachi kennengelernt, den sie liebevoll Hachiko nannten. Hachiko hatte sich in dreißig Meter Höhe in einer riesigen Astgabel häuslich niedergelassen; angekettet. Mittlerweile waren mindestens zehn Reporter vor Ort. Der Held der Sequoia-Wälder tauchte in vielen Zeitungen und Zeitschriften auf. Essen und Trinken zog er mit einem Seil nach oben. Seine Notdurft verrichtete er vor­nehmlich in der Nacht. Dort oben saß der arme Bursche nun bereits seit über sechzig Tagen; bei Regen, Sonne und Wind. Die amtlichen Stellen wurden belagert und die Regionalpolitiker mussten alle ihre Termine absagen, weil sie sonst von Trauben von Reportern bedrängt worden wären.

Die Sonder­genehmigung zum Fällen der uralten Riesen wurde zurückgenommen. Hachiko erlaubte es, dass man ihn nach genau fünfundsechzig Tagen vom Baum herunterholte. Als ihn Beamte des FBI festnehmen wollten, hatten sie große Mühe, von der Menge nicht verprügelt oder gar gelyncht zu werden; vor laufenden Kameras. Die Kamera-Aufzeichnungen wurden später vom FBI ausgewertet.

Diese Aktion hatte unzählige Menschen aus vielen Teilen dieser Erde angezogen. Sie verbrachten Tage oder gar Wochen mit den ELF-Aktivisten. Ann Chandler, die mittlerweile eine hohe Position in der größten psychiatrischen Klinik in New York eingenommen hatte, kannte Bodo von der Aktion gegen die Robbenjäger. Sie hatte sich damals in Ewald verliebt, und war nun betroffen über Bodos vertrauliche Wahrheit.

Ann hatte eine außergewöhnlich attraktive Asiatin im Schlepptau, die bei ihr volontierte. Sue Lee verliebte sich nach wenigen Minuten unsterblich in den charismatischen Bodo, der versprechen musste, sie in Hongkong zu besuchen.

Wie sich später herausstellte, war unter den Öko-Kriegern eine FBI-Agentin. Ihre Aufgabe bestand vor allem darin, Aktivisten zu besonders gravierenden Aktionen anzustacheln. Die Führungsspitze des FBI wollte rasche Erfolge vorweisen.

Es war Marco, der sie enttarnte. Er hatte seit Tagen ein Auge auf diese Frau geworfen. Der Zufall wollte es, dass er heimlich Zeuge eines Telefonates dieser Agentin mit ihrem Vorgesetzten wurde. Eine große Anzahl Besucher des Camps wurde heimlich aufgefordert, sich rasch abzusetzen; darunter Ann Chandler und Sue Lee.

Bereits am Tag darauf hatten Spezialeinheiten des FBI mit Unterstützung der örtlichen Sheriffs und der Park-Ranger das Gebiet großräumig umstellt. 48 ELF-Aktivisten wurden gefangen genommen.

Wie Marco später in Erfahrung bringen konnte, waren die Biologin Mary-Jane Owen und die IT-Expertin Alisha Caldwell in ein Spezialgefängnis für Frauen gebracht worden. Die Männer hatte man ebenfalls in ein separat für Umwelt-Terroristen errichtetes Gefängnis gebracht.

Bereits die Vernehmung der Aktivisten war die Hölle. Und diese Befragungen, wie das FBI sie nannte, wurden von Matt Craig geleitet.

Mittler­weile, und dies ließ man die Gefangenen drakonisch spüren, hatte der Präsident der Vereinigten Staaten ein erweitertes Bundesgesetz unterzeichnet. Aus dem Animal Enterprise Protections Act von 1992 wurde das Animal Enterprise Terrorism Act. Es zeichnete sich rasch ab, dass nach dem 11.9.2001 eine gesteigerte Aufnahmefähigkeit für eine neue Mythologie geschaffen wurde, Rechtferti­gungsgrenzen zu verschieben oder ganz aufzuheben. Der Begriff Terrorismus wurde dazu genutzt, die Gesetzgebung und die Verfolgung von unliebsamen politischen Gegnern zu manipulieren und zu missbrauchen. Der Dow Jones, die NASDAQ, die OECD, die WTO sowie die große Lobby-Schar des Kapitalismus hatten gesiegt – zur Erhaltung des Wohlstandes und des Fortschrittes der Zivilisation.

Die Öko-Krieger wurden zur zweitgrößten Bedro­hung nach Al-Quaida hochstilisiert. Später schlossen sich Interpol und viele Gesetzge­bungen in Großbritannien, in den Niederlanden, in Deutschland und sogar in der Schweiz dieser im Grunde genommen höchst undemokratischen Argumen­tation an. Diese Länder verfolgten allerdings nicht, welche körper­lichen und seelischen Qualen die Öko-Krieger in den Staaten zu erleiden hatten, nachdem sie in Gefangenschaft gerieten. Hinter der Abkürzung CMU bzw. dem Begriff Communication Management Unit verbarg sich der entlarvende Begriff Little Guantanamo.

Bodo, Marco, Amaro Nguyen aus Alaska, Vincent Decoux und Calvin Tremont aus Kanada, Travis Bullock, Ron Tate, Ad McCoy, Gabe Whitley, Tyson Moody und Luca Molina aus den USA, Alekanekolo Durhan aus Hawaii und auch der Neu-Amerikaner Hachi Yoshimura lieferte man in dieses neue CMU ein.

Für die Beamten des FBI und die Wachmannschaften des Little Guantanamo waren sie Gesindel und eine Gefahr für die Innere Sicherheit des Landes.

Für die Gefangenen gab es keine Möglichkeit, Kontakt mit einem Anwalt oder anderen Personen aufzunehmen. Es gab keine Gerichtsverhandlung und keine offizielle Verurteilung. Sie waren Terroristen - und damit der Abschaum der Gesellschaft schlechthin. Und mit diesem Abschaum durfte man nicht zimperlich umgehen. Diese, wie Aussätzige zu behandelnden Lebewesen, hatten einen stark eingeschränkten Kontakt untereinander. Freigang hatten Gefangene jeweils nur traktweise. Eine eventuelle Revolte durfte unter keinen Umständen auf andere Trakte übergreifen. In den Anfängen war ihnen sportliche Betätigung untersagt, und der Zugang zu Nachrichten wurde ihnen verwehrt. Sie hatten nur sich selbst.

In den Zellen und anderweitigen Räumen wurden alle Gespräche aufge­zeichnet. Wöchentlich gab es Verhöre, die man ebenfalls aufgezeichnete.

Viele Gefangene wurden physisch und vor allem psychisch systematisch zerstört. Das war das eigentliche Ziel dieser Einrichtungen.

Als Bodo von einem dieser Verhöre zurück in seine Zelle gebracht wurde, stand die Türe eines größeren Raumes für kurze Zeit offen; lange genug. In diesem Raum wurden die Gespräche in den Zellen abgehört oder aufgezeichnet. Und inmitten dieses Raumes sah er einen Mann - den FBI-Agenten Matt Craig.

Nach einem halben Jahr des Martyriums erhängte sich Ron Tate in seiner Zelle; an seinem 21. Geburtstag. Auf der Ranch seiner Eltern hatte er die Schattenseiten der Intensivlandwirtschaft kennengelernt. Mit Calvin war er durch Oregon gezogen und schließlich bei der ELF gelandet. Bodo registrierte, dass sich die Beamten auf Hachiko einge­schossen hatten. Durch ihn hatte das FBI eine herbe Nie­der­lage erlitten. Aber warum konzentrierten sie sich so stark auf Amaro? Er war durch keine ungewöhnlichen Aktionen aufge­fallen. Hachiko und Amaro wurden fast täglich geschlagen und anderweitig traktiert.

Es war Bodo, der einen Aufstand inszenierte. Bei diesem Aufstand wurde allerdings Calvin Tremont aus Albuquerque, Sohn eines Autohändlers, nieder­geknüppelt und starb. In diesem Zusammenhang gelang es dem Hünen jedoch, einen guten Kontakt mit Logan Irwin, dem Psychologen der Anstalt, aufzu­bauen. Daraufhin wurde die Einzelhaft aufgehoben und es gab einmal wöchent­lich eine sportliche Veranstaltung.

Nach einem erneuten Aufstand der Insassen wurde Logan Irwin abgesetzt.

Matt Craig, der anfangs stolz auf seinen Schachzug gewesen war, hatte sich schwer verkalkuliert. Der neue Psychologe, Marc Snyder, hatte sich weder von Craig noch von Spears, dem Leiter der Anstalt, unter Druck setzen lassen. Er erreichte, dass Spears verwarnt und später abgesetzt wurde. »Die Geschichte wird über uns richten«, hatte er gesagt. »Und ich lasse mich nicht zu einer Schachfigur und zu einem Teufel machen.«

Bodos zornige Seele

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