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Theodor Lessing

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Theodor Lessing wurde am 8. Februar 1872 in Marienbad geboren und habilitierte sich 1907 an der TU Hannover im Fach Philosophie. Lessing war von jüdischer Abstammung und Sozialdemokrat, was ihn ohnehin schon in Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten stellte und seine wissenschaftliche Karriere trotz seines Einsatzes als freiwilliger Lazarettarzt im Ersten Weltkrieg hemmte. Seine kritische Biographie des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg war Anlass feindlicher Angriffe und für die Umwandlung seines Lehrauftrages als außerordentlicher Professor in einen Forschungsauftrag durch die Universität. Dennoch fasste er seine Meinung noch einmal 1926 in einem Zeitungsartikel zusammen:

[…] Von dem Augenblick, wo dieser unpolitischste aller Menschen zu einer politischen Rolle mißbraucht wird, wird ein Anderes entscheidend: Dieser Mann ist durch und durch Mann des Dienstes. Hier sind noch nicht einmal die Ansätze zu einer selbst entscheidenden und grübelnden und wägenden Persönlichkeit. Hier wird immer die Instruktion, die Ueberlieferung, der Consensus, das »Man muß doch«, »Man darf doch nicht« das allein Wesentliche sein. Ein guter, treuer Bernhardiner ist der »getreue Eckart«, der »brave Hort und Schirm« doch nur gerade so lange, als ein kluger Mensch da ist, der ihn in seine Dienste spannt und apportieren lehrt; in Freiheit würde aus ihm ein führungsloser Wolf. Eine Natur wie Hindenburg, wird bis zum Tode fragen: Wo kann ich dienen? Es ist gewiß ergreifend und rührend, daß während des Weltkrieges eine der übelsten und bösesten Naturen der Weltgeschichte gerade diese einfältigste und treugläubigste seinem Ehrgeiz und seinem Machtwillen dienstbar machte, gedeckt von der Flagge der nationalen Ideale. Aber da zeigt sich auch die Gefahr! Nach Plato sollen die Philosophen Führer der Völker sein. Ein Philosoph würde mit Hindenburg nun eben nicht den Thronstuhl besteigen. Nur ein repräsentatives Symbol, ein Fragezeichen, ein Zero. Man kann sagen: besser ein Zero als ein Nero. Leider zeigt die Geschichte, daß hinter einem Zero immer ein künftiger Nero verborgen steht.

Prager Tagblatt, 50. Jg. Nr. 47, 25. Februar 1925

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten floh Lessing in die Tschechoslowakei und wollte mit seiner Frau ein Landerziehungsheim in Marienbad einrichten. Doch am 30. August 1933 wurde er in seinem Arbeitszimmer durch Schüsse zweier Nationalsozialisten durch das Fenster ermordet.

Quellen und Literatur: August Messer: Der Fall Lessing, eine objektive Darstellung und kritische Würdigung. Bielefeld 1926; Theodor Lessing: Hindenburg. Berlin 1925; Rainer Marwedel: Theodor Lessing 1872–1933. Eine Biographie. Darmstadt u.a. 1987; Elke-Vera Kotowski (Hg.): »Ich warf eine Flaschenpost in das unermessliche Dunkel«. Theodor Lessing 1872–1933. Hildesheim (Ausstellungskatalog) 2008

Widerstand gegen den Nationalsozialismus

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