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II. Herodes’ Aufstieg (ca. 80 – 40 v. Chr.)

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Im Winter 64 auf 63 fand das Seleukidenreich sein Ende – nach zweieinhalb Jahrhunderten und einer generationenlangen Zerfallsphase. Pompeius Magnus hatte im Zuge seiner erfolgreichen Kriegführung gegen Mithridates VI. von Pontos auch dessen Verbündeten, den König Tigranes von Armenien, niedergekämpft, der in Personalunion der letzte nominelle König der Seleukiden war. Während mehrere Abkömmlinge der einstmals mächtigen Herrscherdynastie um den Seleukidenthron rivalisierten, machte der römische Generalissimus kurzerhand Syrien zu einer römischen Provinz. Als dann Pompeius in Rom seinen grandiosen Triumphzug abhielt, waren unter den auf Schautafeln verzeichneten besiegten Ländern und Völkern auch Judäa, Palästina und Arabien; unter den hochrangigen Gefangenen, die vor dem Wagen des Triumphators einhergehen mussten, befand sich auch Aristobulus, der König der Juden. In der Tat hatte Pompeius von Syrien aus auch Judäa unterworfen und im Spätherbst 63 Jerusalem erobert.1

Die Unterwerfung Judäas im Zuge der römischen Neuordnung des hellenistischen Ostens zeigt einmal mehr, wie das Schicksal dieses Landes vielfältig mit dem des benachbarten Seleukidenreiches verflochten war. Keine Macht, die definitiv ihre Vorherrschaft im östlichen Mittelmeerraum etablieren wollte, konnte das Stabilitätsrisiko verkennen, das die permanenten Thronstreitigkeiten in der Hasmonäerdynastie – ähnlich wie bei den Seleukiden und den Ptolemäern in Ägypten – darstellten. Doch während Syrien fortan römische Provinz blieb, stand Judäa vor einer baldigen neuen Eigenstaatlichkeit. Die Ereignisse, die mit der Erstürmung Jerusalems und der Schändung seines Tempels durch den siegreichen Feldherrn kulminierten, hatten eine Vorgeschichte, die in der historischen Rückschau als Geschichte vom Aufstieg der Familie eines künftigen neuen Königs gelesen werden kann, nämlich die Erfolgsgeschichte von Antipater, dem Vater des Herodes, eines im Jahr 63 etwa zehnjährigen Knaben. Als 49 / 48 der Bürgerkrieg zwischen Pompeius und Julius Caesar ausbrach und sich rasch auf Schauplätze im hellenistischen Osten ausdehnte, unterstützte Antipater mit einem kleinen Hilfskorps im rechten Moment Caesar, nämlich in Alexandria, woraufhin ihm der Sieger dann als einem bewährten Freund die eigentliche militärische und politische Gewalt in Judäa anvertraute (47). Im nächsten römischen Bürgerkrieg – nach Caesars Tod – hielten es Antipaters Söhne Phasaël und Herodes, beide schon zu Lebzeiten ihres Vaters in hohen Miltärkommandos, zwar erst mit den ‘Republikanern’, doch dann gelang es ihnen im Jahr 42 / 41, vom neuen starken Mann im Osten, von Marcus Antonius, wiederum als regionale Machthaber bestätigt zu werden.


Abb. 3: Modell von mehrgeschossigen Türmen in Jerusalem.

Der entscheidende Mann in Judäa, an dessen Seite Antipater und seine Söhne agierten, war der Hohepriester Hyrkanus, der Bruder des in römische Kriegsgefangenschaft gekommenen Aristobulus. Der jüdische Historiograph Flavius Josephus kommentiert die Eroberung Jerusalems vom Spätherbst 63 mit besonderer innerer Anteilnahme und mit einer Anspielung auf die Einsetzung des Herodes als König durch den römischen Senat (im Jahre 40): „(Daran) trug nur der Streit zwischen Hyrkanus und Aristobulus die Schuld. Dadurch wurde uns die Freiheit entrissen: wir kamen unter die Botmäßigkeit der Römer … Die Römer ließen die Königswürde, die früher dem hohepriesterlichen Geschlecht allein zukam, an Männer aus dem niederen Volke gelangen“ (AJ 14,4,5 / 77).

Wie im Rahmen der skizzierten Ereignisse der Aufstieg der Herodes-Familie in den Jahren der Kindheit und Jugend des Herodes zu erklären ist, soll im Folgenden verständlich werden.

Herodes der Große

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