Читать книгу Im "Land of the Free". Eine Reise vom Atlantik zum Pazifik, vom Golf von Mexico zum Nordmeer - Manfred Rebele - Страница 25

24.4.

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Weiter geht´s am Rio Grande entlang. Die Berge, die die Schlucht einrahmen, bleiben weiterhin basaltisch, mit Lagen von Tuff. Am Contrabando Creek stehen unter bizarrer Berglandschaft ein paar urige Adobehäuser, eine verrottendes Kirchlein: alles Lug und Trug aus Hollywood (innen erweisen sich die Wände aus Sperrholz). Hier wurden gedreht: Rio Diablo, Streets of Laredo, Dead Man´s Walk. Vor Presidio weitet sich das Tal zu einer Ebene, nur noch auf der südlichen, mexikanischen Seite sind in der Ferne die Berge zu sehen. Von Presidio wendet sich die Straße, kontinuierlich ansteigend nach NNO. Shafter hat eine kleine Ghost Town aus der Zeit des Silberbergbaus. Hier wurde der SF-Film "Andromeda antwortet nicht" gedreht. Unter Schatten spendenden Bäumen können wir dort unsere Mittagsbrotzeit samt -ruhe zur Durchführung bringen. Der Highway wird nun so, wie man ihn von vielen Bildern kennt: eine ins Unendliche führende Straße über eine Hochebene, die in der Ferne von Mesas umstanden ist, vertrocknetes Gras auf den "Weiden" (jawohl! denn es ist abgezäunt) und spärliche Yukkapalmen. Nun aber schaukelt sich die Hitze erst so richtig auf: bis zu 37°C brachte es die Außentemperatur am späten Nachmittag. Vor Fort Davis ging zwar ein Regen nieder, der auf Abkühlung hoffen ließ; er war aber nur ein Zwischensspiel. In Fort Davis wurde das gleichnamige Fort der Army rekonstruiert, das 1854 hier gegründet wurde, um die Straße von San Antonio nach El Paso gegen die Indianer zu schützen. Anders als in den Westernfilmen war so ein Fort nicht von einem Palisadenwall umgeben, den die heulenden Krieger umkreisen. Moellhausen beschreibt so ein Fort (Fort Defiance) folgendermaßen: "Das Fort – oder die Militärstation, wie man es wegen des Mangels an Befestigungen richtiger bezeichnet-ist im gewöhnlichen mexikanischen Stil aufgeführt, das heißt, die einzelnen Gebäude erheben sich in Würfelform, und ein flaches Dach ruht auf den dicken Adobe-oder Lehmmauern. Die Kasernen und Wohnungen der Offiziere bilden ein großes längliches Viereck, in dessen Mitte sich ein Brunnen befindet... Um die Baracken herum liegen weniger schön geordnet die Pferdeställe, Werkstätten, Kaufhäuser und Beamtenwohnungen, und an diese schließen sich die zum nächtlichen Aufenthalt der Herden bestimmten Einfriedungen und die Gärten an. Und so macht denn das ganze Etablissement den Eindruck einer blühenden jungen Stadt..." Die Comanchen und Apachen waren zuvor von ihren weiter nördlich liegenden Jagdgründen verdrängt worden und taten sich schwer, in den hiesigen fast schon wüstenhaften Bedingungen ihre alte Lebensweise fortzuführen und verlegten sich daher zunehmend auf Räuberei, gegen die dann natürlich unbedingt eingeschritten werden musste: unter Trompetenstößen rückte die Kavallerie aus. Und so waren die Bösen immer die Indianer, die Armee war immer nur am Verteidigen und die Landnahme durch die Weißen ein gutes Recht, gegen das doch niemand was haben kann (außer den Wilden, die keinen Begriff von Privateigentum haben und daher nicht zählen). Die Feindschaft, die durch das eigene Verhalten hervorgerufen wird, mit überlegner Gewalt zu unterdrücken, das ist ein Verhaltensmuster, das sich bis zum heutigen Tag durchzieht. Was die Behandlung der Indianer angeht, so ist bei Moellhausen der erstaunliche dialektische Satz zu lesen: " Die weiße Race allein trifft ein gerechter Vorwurf, wenn ganze Völkerstämme von dem Erdball verschwinden, denn alle Unbilden, ja Verbrechen der kupferfarbigen Race an ihren Unterdrückern entspringen aus Fehlern, die den wilden, uncivilisierten Menschen eigenthümlich sind, und wer die Fehler der Wilden nach den Gesetzen der Zivilisation bestraft, der zeigt, dass er selbst an der Civilisation keinen Theil hat." Nach Fort Davis senkt sich die Straße ein letztes Mal durch einen Basaltcanyon und dann wird es unendlich flach, so texanisch wie in der Vorstellung; aber immer noch keine Rinderherden, sondern Ölpumpe nach Ölpumpe, dazwischen Büsche, alle relativ grün. Hier einen Stellplatz zu finden, wäre wohl etwas schwierig und von der Ölindustrie nicht geduldet. Hauptsächlich fahren wir weiter, weil wir auf diese Weise noch in den Genuss unserer Klimaanlage kommen und der Außenhitze so lange wie möglich entkommen wollen. Wir überschreiten die Grenze zu New Mexico; hinter Carlsbad liegt der Brantley Lake State Park an einem Stausee, der den Pecos River aufstaut; hier ist nun aber, nach ca. 700 km, endlich genug. Um 21 Uhr sitzt man hier noch nackten Oberkörpers beim Abendessen. Das war mal wieder obere Toleranz. Von dem 'Land of Enchantment' keine Spur, vielleicht auch, weil es seit letzen Sommer nur spärlichen Niederschlag und in diesem Frühjahr viel zuviel Hitze gegeben hat.

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