Читать книгу Johannes Reuchlin und sein Kampf - Max Brod - Страница 6

Inhalt

Оглавление

ERSTES KAPITEL Umwälzung der Seelen: ein Zeit-Hintergrund

1 Der Beginn der Renaissance, nicht deutlich. Das Ende (Umschlag in die Karikatur) ist leichter zu fassen. – Ein Beispiel: Das Auftreten ›Agamemnons‹ in der Erzählung ›Euryalus und Lucretia‹ von Enea Silvio Piccolomini.

2 Verweltlichung im Zeichen der römisch-griechischen Kultur. Warum gerade damals? – Renaissancemenschen. ›Anziehendes Verbrechen‹. Protest; die zehn Gebote. – Die Thesen Heers: ›offene‹, relativ freie Periode des mittelalterlichen Europas, gefolgt (seit dem 13. Jahrhundert) von der ›geschlossenen‹, strengen Periode. – Die Grenzscheide: Ausrottung der Albigenser. – Richtiger: der 1. Kreuzzug. – Kastein übersetzt den Bericht eines jüdischen Zeitgenossen aus dem Jahr 1096. – Huizinga über den ›Herbst des Mittelalters‹. – Unerträglichkeit des kirchlichen Drucks. – Reliquienverehrung. – Dante über Aristoteles. – Höllenmilieu. – ›Die Gerechten aller Völker haben Anteil an der ewigen Seligkeit‹ (›an der kommenden Welt‹), ein Satz des Talmud.

3 Das Maß der Unduldsamkeit war voll. – Äußere Momente tragen zur seelischen Umwandlung bei. – Exzesse der neuen Freiheit. – Hutten an Pirckheimer. – Eine Mitte wird gesucht. – Der Jubelruf des Rabelais. – Dürers ›Meerwunder‹.

4 Syphilis. – Die Blague bei Rabelais.

5 Erasmus sieht die Katastrophe der Religionskriege voraus. – Seine allzu ängstliche Vorsicht. – Laurentius Valla. – Heidnische und christliche Motive, gemischt. – Die Dunkelmännerbriefe, ohne viel Witz wirksam.

6 Die Antike als Rettung. – Neuplatonismus. – Der echte Platon. Florenz. – Dirumpamus vincula eorum (Hutten).

ZWEITES KAPITEL Der junge Reuchlin

1 Die freien Reichsstädte. – Pforzheim. – Pflügers Chronik der Stadt. – Die Bibliothek Reuchlins. – Ruinen seines Wohnhauses.

2 Seine Liebe zur Heimatstadt. – Lage der Stadt. – Sagen. – Hinweis auf Mörike und auf Reuchlins träumerische Veranlagung, verbunden mit scharfer Erfassung des Wirklichen und mit Sachlichkeit.

3 Sprachstudien. Brief des Contoblacas an den Zweiundzwanzigjährigen. – Rückblick: Die Lateinschule in Pforzheim; 1473 Pariser Universität. – Kampf zwischen Realisten und Nominalisten. – Via antiqua, via moderna. – Reuchlins ›Philosophie in Symbolen‹. – Sein Lehrgang. Freundschaft mit Sebastian Brant. – Das erste Buch, der vocabularius breviloquus, in Basel, anonym. – Es ist heute noch nichts von Reuchlin in hochdeutscher Übersetzung erschienen. Ein Skandal! Dagegen Erasmus … – Orléans, Poitiers. – Der ungeliebte Beruf: Jus.

4 Tübingen. – Stuttgart. – Erste italienische Reise 1482, Florenz, Rom. – Die Medici. – Die 2. italienische Reise 1490 von größerer Bedeutung für Reuchlin. – Doktorat. – Reuchlins Familienleben, nach Decker-Hauff. – Im Dienste des Grafen Eberhard, in Italien und in Linz.

5 Der Dominikanerprior Jakob Louber in Basel. Der Kodex aus Ragusa. – Der Ordensprovinzial Sprenger. Der ›Hexenhammer‹. Reuchlin zwischen Mittelalter und Humanismus. Der Hexenwahn. Unangebrachte Höflichkeit Reuchlins. Die jüdische ›sitra achra‹.

DRITTES KAPITEL Das jüdische Problem meldet sich. (Pico, Loans, Sforno) 1490–1494, 1498

1 Schicksalvolles Zusammentreffen Reuchlins mit Pico da Mirandola. – Die Orphiker und Neuplatoniker. Gegenwirkung Savonarolas. – Ein höfischer Brief Picos im ›Stil der Zeit‹.

2 Picos Porträt und Abstammung. – Ein Lieblingskind des Schicksals. – Sprachstudien, auch hebräische. Geplanter Philosophenkongreß in Rom. Päpstlicher Bann. Kabbala (laut Pico) als Beweis für die Wahrheit des Christentums, von Reuchlin übernommen. Unrichtigkeit dieses Gedankens. Zobels Buch über den Messias. Sowohl spirituale wie politische Erlösung gefordert, beides gehört zur richtigen Konzeption des Judentums.

3 Einfluß des Cusanus auf Pico und Reuchlin. ›Genauigkeit gibt es nur in Gott‹. – Pico über die Kabbala. – Pico und Reuchlin beanstanden Fehler in den üblichen Bibelübersetzungen. Absolute Wahrheit gegen ›Engagement‹. – Andere Einflüsse Picos auf Reuchlin. – Mühlberger über Pico.

4 Reuchlin nach der 2. italienischen Reise. Juristerei. – Bei Kaiser Friedrich III. in Linz. – Reuchlin auf der Suche nach hebräischen (kabbalistischen) Büchern. Rabbi Margolith von Regensburg und sein Nachkomme. – Zwei Arten von Apostaten sind zu unterscheiden. – Jossel von Rosheim (S. Stern). – Sein Verwandter Jakob Loans, der Hebräisch-Lehrer Reuchlins. – ›Ad fontes‹. – Erasmus gegen das Hebräische. – Reuchlin orthodoxer Katholik, aber mit starkem Interesse für die Ursprache der Bibel. Dabei durchaus kein Judenfreund. Loans, die große Ausnahme. – Reuchlin schafft die Gestalt des schöpferischen ›guten‹ Juden, lange vor den zerstörerischen Gegentypen Marlowes und Shakespeares. – Das Dreigespräch in ›de arte cabalistica‹. – Reuchlin in Linz. Geadelt. Sein Wappen. – Der zweite Lehrer: Owadja Sforno aus Cesena. – Der Rationalismus der ersten modernen jüdischen Historiker. Er muß korrigiert werden. Die Arbeit Gershom Scholems. – Sforno spricht.

VIERTES KAPITEL Das vorbereitende Werk ›Über das wundertätige Wort‹. 1494

1 Der Brief des Leontorius an Wimpheling. – Johann von Dalburg und der Musenhof des Wormser Bischofs in Heidelberg. – Vorrede des Buches an den Bischof J. von Dalburg. – Die Absicht: Sieg des Christentums.

2 Inhalt des Werkes. – Skepsis des Sidonius. – Baruchias über das gottgesandte Wissen. Kabbala. – Sidonius verteidigt den Epikur und Lukrez. – Baruchias gegen Lukrez. – Capnion über das Gebet, gegen Lukrez. – Sidonius: Die Verwerfung des jüdischen Volkes, die Erwählung der Christen. Kirche und Synagoge. – Reuchlins heftigste Attacke gegen das Judentum. – Pfefferkorns Irrtum verständlich. – 12 Zeilen von Heine.

3 Reuchlins ablehnende Haltung gegen Baruchias. – Sidonius gegen die ›Thalmudim‹, von keinerlei Sachkenntnis (Reuchlins) getrübt. – Ein Streit, in dem beide Parteien das Streitobjekt nicht kennen. – Verwerfung der Magie. – Analogien und Unterschiede der beiden Dreigespräche.

4 Über Wunder. Naturphilosophie. Lob der hebräischen Sprache. – Heilige Namen. – Reuchlin über Unvollkommenheit der Übersetzung (Brief an den Abt von Ottobeuren). – Die Namen Gottes. – Einheit von Namen und Genanntem (Kratylos, Cusanus).Volksglauben der Eskimos. – Seltsames über Erbsünde. – Capnion über die Gottesnamen. – Die Sfirót. – Das Tetragrammaton. – Der entfaltete Namen.

5 Reuchlins Orthodoxie. Er war kein Vorläufer Luthers. In wissenschaftlichen Fragen frei denkend, in religiösen überaus dogmatisch. – Linguistische Fehlgriffe. – Das wundertätige Wort wird aufgezeigt. Einschiebung eines 5. Buchstabens. – Hinweis auf Mörike, den mythenbildenden Dichter. Ekstatischer Abschluß des Buches. – Ein Druckfehler in der 4. Ausgabe des Buches.

FÜNFTES KAPITEL Humoristisches Zwischenspiel: Die beiden Komödien

1 Flucht Reuchlins nach Heidelberg 1496. – Diskussionen und Symposien. – Celtes, Dracontius, Wernher, Vigilius.

2 Vorläufer. – ›Sergius oder Das Haupt des Hauptes‹. – Sprachlicher Manierismus. – Kritik des chaotischen Stückes. – Satire gegen die Poetenfeinde. – Gegen den Reliquienmißbrauch. – Aufstieg des Stückes im 3. Akt. – Zerfahrener Schluß.

3 Die zweite Komödie (Progymnasmata, – ›Henno‹) wesentlich bedeutender. – Das Vorbild: Maître Pathelin. – Bee und Blee, der originelle Grundeinfall. – Hinweis auf Goldoni und Nachwirkung bei Shakespeare (Petrucius?). – Dichterbegabung Reuchlins. Neuaufführungen des Henno 1955, 1964.

4 Elsula tritt auf. Dann Henno. Das Stück rollt ab. Ein dramaturgischer Vorschlag, Abra betreffend. – Die höchst gelungene Szene beim Astrologen. – Gericht und happy end. – Erfolg. Nachahmungen. Wiederentdeckung durch niemand andern als Gottsched. Etwas über die Fragwürdigkeit mancher Polemik.

SECHSTES KAPITEL Rechtslage und Zustand des jüdischen Volkes in Deutschland zur Zeit Reuchlins. – Missive und Rudimenta

1 Reuchlin auf der Höhe seines Ruhmes. Richter des schwäbischen Bundes 1502–1512. – Privatpraxis als Anwalt. – ›Literatorum monarcha‹.

2 Reuchlins Sorge um den befürchteten Untergang der hebräischen Sprache. – Habimah. – Anathi. – 2000 Jahre der Knechtschaft. – ›Aber fragt mich nur nicht: wie?‹ – Umrisse der jüdischen Existenz im Exil. – Die Römerzeit. – E. L. Ehrlich über Beschränkung der jüdischen Rechtsgleichheit (Konzil von Nicäa). – Die Schriften von Guido Kisch über den ganzen Komplex dieser Fragen. – Der besondere Rechtsschutz für die Juden und das Waffenverbot. – Sachsenspiegel. – Katastrophale Folgen. – Eine Glosse zum Sachsenspiegel 1325.

3 Das allmähliche Hinabgleiten der Juden auf der sozialen Skala (seit dem 1. Kreuzzug). – Die beiden Gründe hiefür: Haß seitens der Kirche, systematische Ausschließung aus den anständigen Berufen, Landwirtschaft und Handwerk. – Die Tragödie der Diaspora: Substanzverlust bis zum Selbsthaß. – Widerstand, autonome Wertskala. – Die Kammerknechtschaft der Juden, ursprünglich eine theologische (Augustinus u.a.), später eine politische Konzeption. – Gerade Kaiser Friedrich II., der geniale Hohenstaufe, der Verehrer der Kabbala, von Stefan George besungen, führt in Sachen der jüdischen ›Knechtschaft‹ den entscheidenden Schwertstreich 1236, 1237. – Entwicklung bis zu Kaiser Maximilian (Ranke). – Das odiose Privileg des Wuchers. – Generalprivilegium Friedrichs II. von Preußen.

4 Jossel von Rosheim versucht eine Sozialreform im jüdischen Sektor (Selma Stern). – Luthers fanatischer Antisemitismus. – Ablehnung seines monströsen Nazi-Programms durch heutige protestantische Autoritäten. (Analoge Bemühungen der Päpste Johannes XXIII. und Pauls VI., im Abschnitt 3.) – Reuchlin kein Judenfreund, doch ein redlich nach Gerechtigkeit strebender Mann, das Seltenste auf Erden.

5 Das deutsche Missive 1505. Ein flüchtiges Gelegenheitswerk. – Unterschied vom späteren, viel reiferen ›Augenspiegel‹. – Reuchlins mildes, vornehmes Wesen. – Die ›Rudimenta‹ hebräische Grammatik und Wörterbuch. – Reuchlins seltsame Stellung zur deutschen Sprache, später durch seinen kraftvollen Gebrauch des Deutschen korrigiert. – Pionierleistung eines worst-sellers. – Benützung hebräischer Quellen. – Stellt Raschi weit über Lyra. – Dennoch zwiespältiges Festhalten an Vorurteilen gegen die Juden.

SIEBENTES KAPITEL Der Streit mit den Kölnern beginnt

1 Der ›taufft Jud‹ Pfefferkorn. – Biographie eines widerlichen Menschen. – Zwei Arten von Konvertiten. Pfefferkorn gehört zu der aggressiven Sorte. – Sein Äußeres. Seine Streitschriften gegen das Judentum. – Ortwin Gratius.

2 Große Vergangenheit der Dominikaner. – Die Inquisition als Ursache des damaligen Verfalls? – Heutige Blüte dieses Ordens. – Hochstraten. Daten seines Lebens.

3 Kaiser Maximilians Mandat von Mantua 1509. – Charakteristik des Kaisers. – Sein Glanz, sein Schwanken. – Pfefferkorn besucht Reuchlin. – Pfefferkorn konfisziert in Frankfurt und anderwärts. – Mandat von Rovereto. – Rückstellung der beschlagnahmten Bücher (Mandat 1510). – Das vierte Mandat wählt einen langen Weg. – Indifferenz der Juden gegenüber dem ganzen weiteren Streit. Zwei Ausnahmen. – Reuchlins ›Ratschlag‹ gegen das Pfefferkornsche Anliegen. – Die Gutachten der Universitäten. – Mutian und sein Kreis.

4 Der Kaiser macht einen ›Schieber‹. – Pfefferkorn veröffentlicht unlegal den geheimen ›Ratschlag‹ Reuchlins. – Stilistisches Talent Pfefferkorns, ›Handspiegel‹.

ACHTES KAPITEL Der Augenspiegel

1 Reuchlins Antwort auf den ›Handspiegel‹ 1511. – Einteilung des ›Augenspiegels‹.

2 Reuchlins Pathos. – Sieben Gruppen der hebräischen Literatur. – Der Talmud. – Reuchlin gibt seine mangelhafte Kenntnis des Talmud zu. – Einige Irrtümer Reuchlins. – Fehlerhafte Verteidigung einer Gebetstelle. Ismar Elbogens Standardwerk über den ›Jüdischen Gottesdienst in seiner geschichtlichen Entwicklung‹. – Der getretene Wurm krümmt sich. – Pfefferkorns dumme Verleumdung der Redensart ›Seid wilkum‹. Reuchlins Abwehr. – ›Die Heimlichkeit mancher Kunst‹. – Die weiteren 4 Gruppen der hebräischen Literatur werden verteidigt. – Reuchlins Toleranz. – Seine Sophismen. – Scholastische Disputation, 52 Argumente. – 34 Unwahrheiten Pfefferkorns. – Die Juden sitzen mit den Christen ›in einem Bürgerrecht und Burgfrieden‹. – Nächstenliebe, auch den Juden geschuldet. – Verwahrt sich empört gegen die Verleumdung Pfefferkorns, der ihm Bestochensein vorwirft.

NEUNTES KAPITEL Weiterer Kampf. Bis zum päpstlichen Endurteil 1520

1 Pfefferkorn predigt in Frankfurt gegen Reuchlin. – Der Frankfurter Stadtpfarrer Peter Meyer berichtet an die theologische Fakultät in Köln. – Arnold von Tungern. – Warnungsbrief Udalrics. – Reuchlin fühlt sich krank und schwach. – Submisser Brief an Tungern. – Weltmacht der dominikanischen Inquisition.

2 Reuchlin an Konrad Collin und an die Fakultät. – Parallel-Korrespondenz. – Barocke Konvention des Briefstils.

3 Unverhüllte Ansprüche der Kölner: Widerruf des Augenspiegels verlangt. – Reuchlins feste Haltung. – Abbruch der Korrespondenz. – Pfefferkorns ›Brandspiegel‹.

4 Der Kaiser gegen den Augenspiegel. – Reuchlins ›Defensio‹ 1513. – (Geigers ›Masochismus der Objektivität‹). – Audienz bei Kaiser Maximilian. – Die Kölner mobilisieren vier Universitäten. – Dann auch die Universität Paris. – Paris gegen Reuchlin. – Die deutschen Humanisten und einige deutsche Fürsten nehmen Reuchlins Partei. – Erasmus, Mutian, Pirckheimer. – Gefahr für Reuchlin: die hohen Kosten des Prozesses. – Ketzermeister Hochstraten lädt ihn vor sein Gericht in Mainz. – ›Dies irae‹ in Mainz. Niederlage Hochstratens. – Appellation an den Papst. – Das Urteil von Speyer 1514, Sieg Reuchlins (sein einziger Sieg in dem langdauernden Verfahren). – Die Kölner appellieren an Papst Leo X. – Das Gericht wird in Rom konstituiert. – Empfehlungen und Helfer. Unter ihnen groteskerweise auch Maximilian. Trotz des päpstlichen Schweigeverbots: umfangreiche Literatur auf beiden Seiten. – Die Dunkelmännerbriefe. – Rom vertagt die Entscheidung 1516. – Die Mitarbeiter der Dunkelmännerbriefe. – Analysen von David Friedrich Strauß und Walter Brecht. – Crotus Rubeanus und der Erfurter Kreis. – Einige Proben aus den Briefen. Der Magister Conradus aus Zwickau u. a. – Keine Äußerung Reuchlins über die Briefe. – Erasmus fällt um. – Nachahmungen. – Päpstliches Breve gegen die Briefe 1517. – Triumphus Capnionis (Hutten). – Pfefferkorns ›Beschyrmung‹. – Reuchlins Arbeiten: 1517 Kabbala, 1518 De accentibus. – Illustrium virorum epistolae. – Die beiden Apologien Hochstratens 1518, 1519. – Der Graf von Nuenar. – Erasmus an Hochstraten. – Pfefferkorns letzte Schmähschrift. – Hochstraten ovans. – Das Eingreifen Sickingens, er droht den Dominikanern mit der Fehde 1519. – Urteil des Papstes gegen Reuchlin 1520. – Das Ereignis wird von den Wirren um Luther in den Hintergrund gedrängt. – Ein ironischer Schnörkel der Weltgeschichte: Leo X. regt die Drucklegung des ganzen babylonischen Talmud durch die Bombergsche Offizin in Venedig an. – Der wesentliche Unterschied der humanistischen und der reformatorischen Bestrebungen wird in Rom zu Reuchlins Schaden übersehen.

ZEHNTES KAPITEL Das vollendete Werk ›De arte cabalistica‹

1 Gerade in der Zeit der wütendsten Angriffe gegen Reuchlin gelang ihm sein Meisterwerk. – Der einleitende Teil des Buches. – Veränderte Auffassung der Kabbala. Das Verdienst Gershom Scholems. – Merkaba-Mystik und jüdische Gnosis. – Kosmogonie und die Frage nach dem verborgenen Leben des Transzendenten. – Beziehungen zwischen Glauben und Naturwissenschaft. – Reuchlins ›symbolische Philosophie‹. – Die Planetengötter (Archonten) und Kafkas Legende ›Vor dem Gesetz‹. – Reuchlins Darstellung ist eine Mischung der früheren Merkawá-Mystik und der späteren theosophischen Lehre von den Sfirót. – Eine seiner Hauptquellen (Gikatilla) hat an diesen beiden Stufen Anteil. – Reuchlins (Simons) Lehre von den Kreaturen, vom ›Baum der zehn Zählungen‹; Naturphilosophisches.

2 Simon definiert die Kabbala. – Anlehnung an Pico. – ›Portae lucis‹. – ›Das Zerbrechen der Gefäße‹. – Simon über die Quellen seines Wissens. – Vier-Welten-Theorie. – Die höchste Stufe: Gott oder die Dunkelheit (das Nichts). – Philos überragende Bedeutung. – Die Lehre vom Demiurgen in der nicht-jüdischen Gnosis. Ein ›metaphysischer Antisemitismus‹ (Scholem). – Maßvolle Haltung Reuchlins. – Ejn-Soph (Unendlichkeit).

3 Reuchlins unrichtige Darstellung des angeblichen Gegensatzes zwischen Talmud und Kabbala. – Deutung des Buchstabens B, des ersten Buchstabens der Heiligen Schrift. – Symbolsprache. – Die doppelte Hölle. – Lobpreisung des glücklichen Kabbalisten. – Eine Geschichte von Rabbi Meir. – Warnung vor Magie.

4 Die beiden Partner ohne Simon. – Pythagoras. – Seine Zahlenlehre. – Pythagoras und die Seele des Euphorbus. – Seelenwanderung. – Verteidigung des Rätselstils. Platons ›Kratylos‹. – Bedeutsame Darstellung der pythagoräischen Lehre. – Das Gemeinsame der Weltreligionen. – Punkt, Linie, Fläche, Raum. – Gleichnissprüche. – Hinweis auf Lukian, auf Porphyrius.

5 Der Schankwirt schaltet sich ein. – Die Kölner Verleumder. – Wiederaufnahme von Simons Lehrvortrag: Die 50 Pforten der Erkenntnis. – Die Zahl 72. – Der richtige Kern der paradoxen und bizarren Zahlenmystik. – Das Buch Jezira. – Scholems Exegese der Sfirót-Theorie. – Reuchlin über Engel und Namen der Engel. – Dichterischer Vergleich mit der Musik (Reuchlin). – Jeder Mensch sieht die Engel in anderer Gestalt. – Die Sfirót, dem Buch ›Portae lucis‹ gemäß. – Gikatilla, zuerst unter dem Einfluß Abulafias, dann des Sohar (Mosche de Leon). – Simons Ekstase.

6 Die rationale und die irrationale Methode. Berührungspunkte. – Leben und Lehre Abulafias (nach Scholem und Jellinek). – Die Techniken der Schriftauslegung. – »Nur ein friedfertiger Mann, der sanft mit der Kreatur zu reden versteht«, kann den richtigen Weg finden. – Die Potenzen der Gegenseite, des Bösen. – »Durch gutes Leben einen guten Tod gewinnen.« – Weiteres über Abulafia. – Tagebuch eines seiner Schüler, von Scholem veröffentlicht. – Abschied der beiden Partner von Simon. – Widmung an den Papst.

ELFTES KAPITEL Die letzten Lebensjahre. Nachruhm, Porträts und Grabstein

1 ›Der arme Konrad‹. – 1519 dreimalige Eroberung Stuttgarts. – Reuchlins redliche Bemühungen, Frieden zu stiften. Brief an Pirckheimer.

2 Er flieht nach Ingolstadt. – Akademische Tätigkeit. – Beziehung zu Luther, Melanchthon, Eck. – Reuchlin als Mitglied der Salve-Regina-Bruderschaft, als Priester (Decker-Hauff).

3 Lehramt in Tübingen 1521. – Letzte Veröffentlichung. – Briefe aus Bad Liebenzell. – Anadyomene. – Tod im Juni 1522. – ›Apotheose Reuchlins‹ von Erasmus.

4 Nachruhm. Nicht lebendig geblieben. Nicht viel mehr als ein großer Name. Trotz Hinweisen von Seite der Humanisten, von Goethe, Wieland, dem Sohn Schubarts. – Biographien: Das klassische Werk L. Geigers. Es erschien vor fast 100 Jahren. Seither ist viel neues Material und richtigere Auffassung des Judentums, der Diaspora, speziell auch der von Reuchlin geliebten Kabbala, veröffentlicht worden. – Das Humoristikum der beiden gefälschten Porträts (das ›alte Weib‹ und der ›humanistische Einheitstyp‹). Das einzige echte Porträt.

5 Das Grab. – Irrtümer, Fehlschlüsse. – Das Grabmal in der Leonhardskirche zu Stuttgart.

NACHWORT

BIBLIOGRAPHIE

Nachwort von Karl E. Grözinger

REGISTER

Editorische Notiz

Über den Autor

Johannes Reuchlin und sein Kampf

Подняться наверх