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Urvertrauen oder Urmisstrauen ist hier die Frage

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Der Psychoanalytiker Erik ERIKSON (1902 – 1994) entwickelte in seiner psychosozialen Theorie (»Eriksons Lebenszyklus«) eine für mich wesentliche Erkenntnis: Nämlich die, dass es Eltern grundsätzlich nicht möglich ist, immer die Bedürfnisse eines Babys zu erfüllen bzw. denen gerecht zu werden. Interessant ist seine Beobachtung, dass es für eine gesunde Entwicklung eines Kindes nicht so sehr auf die quantitative Versorgung mit Nahrung und Stimulationen, sondern viel wesentlicher auf die Qualität der Bezugspersonen hinsichtlich des Verhaltens gegenüber dem Kind ankomme. Für ERIKSON erlebt ein Kind im ersten Lebensjahr einen enormen psychischen Konflikt zwischen Vertrauen oder Nichtvertrauen in seine Umwelt. Erlebt ein Kind einen grundsätzlich liebevollen und einfühlsamen Umgang im ersten Lebensjahr, so wird dieses Kind ein gesundes Urvertrauen erwerben (Es ist nicht angeboren!). Ein solch kleiner Mensch erwartet, dass seine Umwelt ihn positiv begegnet und gesinnt ist. Er traut sich, auf diese seine Welt zuzugehen und sie zu erkunden. Mit anderen Worten: Durch eine sichere verlässliche Bindung zu den Bezugspersonen in den ersten Lebensmonaten wird die Stärke der Persönlichkeit und das (Ur-)Vertrauen in Menschen sehr stark geprägt.

Ein Kind ohne solche Erfahrungen der Bindungsqualität wird die Welt sehr wahrscheinlich mit einem grundsätzlichen Misstrauen betrachten. Es kann sich auf die Welt und die Menschen eben nicht verlassen, wenn es darauf ankommt. Es muss sich zurückziehen, um sich zu schützen.

Sie ahnen schon, dass es nicht so einfach ist, entscheiden zu wollen, was nun für eine Unternehmerin die bessere Grundlage ist. Offenherzlich auf Menschen angstlos zuzugehen macht sicher Sinn – es ist aber auch nicht verkehrt, mit Vorsicht zu agieren, oder? Worauf es mir aber ankommt, ist, sich selber ein wenig besser zu verstehen und sich selbst erkennen zu lernen.

Analog zum Urvertrauen wird in der frühen Kindheit auch die sogenannte Autonomie verhandelt. Erfährt ein kleiner Mensch angemessene Grenzen und gleichsam einen Raum für eigene Entscheidungen, so kann er lernen, dass er sich auf sich selber verlassen kann. Kinder, die keine oder eine übertriebene Kontrolle bzw. Führung erfahren, fühlen sich gezwungen, unfrei und beschämt. In der Psychologie heißt es, dass Schamgefühle vehementer und nachhaltiger negative Wirkungen zeigen, als sogenannte Schuldgefühle.

Sie erkennen nun aber bei diesem zweiten Aspekt der menschlichen Entwicklung, dass die eigene Autonomieerfahrung – also das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit – einen wesentlichen Vorteil zur Selbständigkeit bietet. Für ERIKSON ist die Entwicklung der Persönlichkeit (oder auch der eigenen Identität) ein lebenslanger Prozess, welcher sich fortwährend auf die früheren Phasen der Entwicklungen bezieht.

Die insgesamt 8 Entwicklungsphasen entscheiden darüber, ob ein Mensch initiativ wird, sich leistungsbereit verhält, an sich glaubt, sich isoliert und seine Ich-Identität erfolgreich entwickelt und entdeckt oder im ungünstigsten Fall in die Verzweiflung gerät.

Faszination Kosmetik I

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