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Liebhaberei oder professionelle Kosmetik?

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Ich kann sehr gut verstehen, wenn Sie sich schon zu Beginn dieses Buches fragen, was der Autor eigentlich von Ihnen will! ... Ganz offen und frei heraus: Ich will Sie zu einer Entscheidung bewegen, die es in sich hat!

»Liebhaberei« und die »professionelle Kosmetik« stehen sich hier gegenüber. Dies bedeutet nicht, dass Sie eine »professionelle Kosmetik« nicht auch als »Liebhaberei« betreiben können. Vielmehr geht es um die Absicht bzw. um das Ziel Ihrer kosmetischen Arbeit. Wollen Sie von Ihrer Arbeit leben – gut leben – können? Im Kontext zu dieser Frage ist die »Liebhaberei« eher eine Richtung, wo es um die Behandlung von Freundinnen und anderen netten Menschen geht. Man hilft sich untereinander gerne! Hier geht es um die gemeinsame Zeit und den Austausch untereinander. Alles ganz nett, bringt aber kein echtes Einkommen. Denn von »Freundinnen« und anderen netten Menschen wollen wir viel lieber Anerkennung und Freundschaft, als dass wir Geld fordern wollen. »Freundschaft« und Geld verdienen wollen scheinen sich gegenseitig auszuschließen.

In diesem Kontext beschreibt die »professionelle Kosmetik« eine Ausrichtung, wo es auch darum gehen darf und gehen soll, Gewinne zu erzielen! Es geht um ein »Geschäft«, also um Umsätze, Erträge und die berühmte „Gewinnerzielungsabsicht“8 (siehe auch § 4 Abs. 1 EStG).

Geschätzte 94 % aller Kosmetikerinnen in Deutschland sehen das leider etwas anders! Nicht etwa, dass von diesen Kolleginnen niemand einen Gewinn erzielen möchte, aber ein möglicher Gewinn im Institut wird nicht so sehr priorisiert9, um es vorsichtig auszudrücken.

Fragen Sie einmal bei Kolleginnen nach, wie erfolgreich ihr Geschäft läuft, so erhalten Sie nahezu immer die gleiche Auskunft: „Es läuft prima!“ Selbst dann läuft es immer noch „bestens“, wenn der Kosmetikerin das Wasser zum Halse steht. ... Wussten Sie, dass jedes Jahr um die 5.500 Kosmetikerinnen in Deutschland aufgeben müssen?

Die Regel in Deutschland ist die, dass eine Kosmetikerin an 6 Tagen in der Woche arbeitet. Von morgens bis spät abends durch. Oft genug arbeiten Kosmetikerinnen parallel an zwei Kunden gleichzeitig ... und kommen auf keinen grünen Zweig. Warum nicht? Weil die wenigsten verstanden haben, dass Kosmetik nicht nur eine Liebhaberei für die Verschönerung von Frauen und Männern, sondern auch ein Geschäft ist und sein muss!

Die entscheidende Frage zum Erfolg einer Kosmetikerin ist nicht die, wie lange sie täglich arbeitet oder wie viele Kunden sie pro Tag behandeln kann.

Viel, viel wichtiger jedoch ist der Umsatz mit der Verkaufsware!

Denn Gewinne kommen überwiegend nur aus dem Verkauf von Ware! Mit der Händen Arbeit kommt eine Kosmetikerin grundsätzlich auf keinen grünen Zweig. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass es mittlerweile Spezialanwendungen gibt, die in der Kabine erfolgen und enorme Erträge bringen. Nehmen Sie als Beispiel apparative Behandlungsformen, wie aktuell das Micro-Needling, die Hydroporation10, das Permanent-Make-Up, die Wimpernverlängerung oder die dauerhafte Haarentfernung. ... Aber selbst bei solch apparativer Behandlung geht am Ende nichts, wenn nicht zusätzlich zur Behandlung die entsprechenden Produkte für die Nachsorge zu Hause verkauft werden! Aber nochmals: Die Dienstleistung alleine bringt nicht genug ein! In einer Branchenbefragung aus dem Januar/Februar 2016 der Messe Düsseldorf wurde auf Seite 9 veröffentlicht, dass lediglich nur 18,8 % des Jahresumsatzes durch Warenverkauf erzielt wird. Wie soll das gehen?

Im Kapitel über die Betriebswirtschaft im zweiten Band dieser Buchreihe werden Sie in einer sehr vereinfachten Form dennoch deutlich erkennen können, dass der Arbeitslohn Ihrer Hände Arbeit mit Ach und Krach Ihre Kosten zum Betrieb Ihres Unternehmens decken wird. Es ist in der Branche ein offenes Geheimnis, dass Sie mindestens 1 Euro pro Minute Arbeitslohn als Umsatz erzielen müssen. Vorsichtig geschätzt sind es aber um die 90 % aller Kosmetikerinnen, die diesen Minutenumsatz aus ihrer Dienstleistung nicht erreichen. Ein gutes Beispiel hierzu: Vor einigen Wochen besuchte ich eine Kosmetikerin und sprach mit ihr ihre Preisliste durch. Sie bietet eine „einfache Fußpflege“ für 22 Euro an. Mit Lack wären es 25 Euro. Sie gibt an, dass sie mit 30 Minuten zeitlich hinkomme. Ich frage nach, wie lange Sie dann an Zeit benötigt, das Fußpflegebesteck, die Wanne (Fußbad) und den Raum wiederherzurichten und für die kommende Kundin vorzubereiten. Sie antwortet, dass dies nur knappe 10 Minuten Arbeit wäre. Wenn ich hier die Zeiten überschlage, so komme ich auf knappe 40 Minuten Arbeitszeit, die mit 22 Euro berechnet wurde. Das nenne ich Liebhaberei, für 0,55 Euro pro Minute gearbeitet zu haben.

Wer zufrieden ist, mit dem, was er ist und dem was er hat, der braucht hier nichts zu beachten! Hier geht es nicht um die Erhöhung eines über allem schwebenden Verkaufsdruckes. Nein, natürlich nicht. Es geht um die Klarheit bzw. um die Transparenz zu Einnahmen, Ausgaben und Erträgen, so dass es Ihnen möglichst auch betriebswirtschaftlich lange Spaß bereiten kann. ... So kenne ich persönlich einige Kosmetikerinnen, die sehr vermögend ihrem Lieblingsberuf nachgehen. Da werden zwei Kundinnen pro Tag behandelt. Eine solche Kosmetikerin benötigt keine Ratschläge zum Glücklichsein. Ihre Zahlen oder Kennziffern vom Steuerberater interessiert sie nicht wirklich. ... In einem solchen Fall würde ich höchstens einmal klären, ob eine Behandlung wirklich gut abgeschlossen werden kann, wenn die für die Heimpflege notwendigen Produkte nicht mitverkauft würden.

Faszination Kosmetik I

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