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8.

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In dieser Nacht hatte sich noch eine Menge ereignet. Es war zwei Stunden nach Mitternacht, als Henry Carter seinem rehbraunen Wallach die Nüstern zuhielt und von seinem Versteck aus das Reiterrudel beobachtete, das sich bereit machte, das Blockhaus zu stürmen.

„Ich habe es mir gedacht“, sagte Henry mit leiser Stimme zu Frank Dinar, der neben ihm vom Sattel her bemüht war, seinem Pferd die Nüstern zuzuhalten. „Den drei berüchtigten Revolvermännern haben Hod und Skip die härtesten Burschen mitgegeben. Es muss sehr schlimm um Dan Bruce stehen, wenn …“

Er sprach nicht aus, was er dachte, doch Frank begriff sofort, was sein Boss meinte.

„Dan ist etwas angekratzt und bemüht sich um Virginia. Jemand muss Hod und Skip gesagt haben, dass mit Dan in den nächsten Tagen nicht zu rechnen ist. Das nützen die Brüder aus.“

„Dan hat es dir sehr schwer gemacht, Frank?“

„Ja. Als ich Virginia brachte, hätte er mich am liebsten mit Haut und Haaren gefressen. Er hat sich nicht einmal bedankt und mir deutlich zu verstehen gegeben, dass meine Anwesenheit auf der Topfhenkel unerwünscht ist. Ich war froh, als ich der Topfhenkel-Ranch wieder den Rücken gekehrt hatte, Boss.“

„Aber erst, als der Doc eintraf?“

„Ja“, erwiderte Frank. „Als ich sicher war, dass der Doc kam. Ich hatte so eine Ahnung, dass Dan

unseren neuen Reiter abfangen lassen würde. Ich postierte also Jim und Tom so, dass sie auf Buck stoßen mussten. Der arme Junge hat mehr durchgemacht, als ihm vielleicht zuträglich ist.“

„Er muss seine Erfahrungen sammeln“, erwiderte der alte Mann mit dunklen Augen. Seine Lippen zuckten, und sein faltiges Gesicht war streng und wie versteinert. „Er gehört zu uns, zu uns, die wir alle in den Dreck gestoßen wurden. Man will ihn als Pferdedieb brandmarken, und uns will man zu Banditen stempeln. Ich bin froh, dass Virginia kam, dass sie nun ihrem dickschädeligen Vater nach und nach die Augen öffnen wird. Er muss erkennen, welche Höllenbrut sich bei ihm breitmachte. Hoffentlich ist es dann nicht zu spät für ihn.“

Henry Carter lachte bitter vor sich hin und schaute zu den Reitern hin, die sich vorsichtig der Blockhütte näherten. Sein Lachen verstummte, denn jetzt, in der Nähe der Blockhütte angelangt, schrie einer der Kerle großsprecherisch vom Sattel her: „Komm heraus, Oldman, komm heraus! Der gute Onkel Stuart Black hat dir etwas zu sagen.“

Der Wind trug die Worte deutlich hörbar zum Versteck von Henry Carter und Frank Dinar, die beide aus der Deckung der Büsche heraus die Bewegungen der Reiter verfolgen konnten, ohne dass man sie selbst erkannte. Beide, Carter sowohl als auch Dinar, waren gefasst, das heißt, die Nähe der Feinde ließ sie nicht erschauern, die Nerven verlieren und erzittern. Beiden war es, als hockten sie auf einer Zuschauertribüne und sähen einem interessanten Schauspiel zu, das wert war, genau beobachtet zu werden.

„Oldman, der gute Onkel Black ist da!“, meldete sich der Großsprecher erneut, dessen Stimme vom vielen Brandygenuss einen kreischenden Klang hatte. „Komm aus dem Bett heraus, wir geben dir genau zehn Minuten, dann bist du auf der Veranda, andernfalls holen wir dich!“

Zwei Schüsse krachten. Der Kerl hatte vom Sattel her in die Luft geschossen, um seine Drohung mit den Schussdetonationen zu bekräftigen.

„Stuart Black, Pete Smith und Jubal Hollinar wollen sich dir vorstellen, Boss“, sagte Frank Dinar mit fester Stimme. „Alle drei hatten bei der Quantrill-Truppe schon einen berüchtigten Namen. Später wurden sie Longreiter und Wüstengeier. Man erwischte sie und machte den Fehler, sie zu lebenslänglicher Zwangsarbeit zu verurteilen. Sie konnten aus den Steinbrüchen fliehen und sich wieder auf die Menschheit stürzen. Diese drei haben nichts zu verlieren. Es fällt mir schwer, die gute Situation nicht auszunützen und ihnen Feuer unter die Füße zu machen.“

„Seit wann arbeiten sie für die Bruce-Brüder?“

„Ich weiß, was du denkst, Boss. Mit ihrem Auftauchen begann Blut zu fließen. Du denkst an Asa Melvis?“

„Ja“, erwiderte Henry Carter. „Ich denke an Asa Melvis Mörder und daran, wie er umgebracht wurde. Es passt zum System der drei. Ihre Steckbriefe verraten viel über ihre Arbeitsweise. Ihr Schuldkonto reicht vom Postkutschenüberfall bis zum Mord.“

„Also gut, fangen wir an“, erwiderte Frank mit einer so unnatürlichen Ruhe, dass Henry ihm rasch entgegnete: „Nein, nicht jetzt! Warten wir erst ab, was sie tun werden.“

Sie brauchten nicht lange zu warten. Als die zehn Minuten verstrichen waren, gab Stuart Black das Zeichen zum Angriff. Ein Dutzend Männer schwangen sich aus den Sätteln und stürmten die Blockhütte.

„Das Nest ist leer“, sagte Henry in Gedanken versunken. „Ich habe genug gesehen.“

„Boss, was meinst du, was willst du damit sagen?“

„Dass die Banditen nicht erst seit einigen Tagen im Dienst von Hod und Skip sind.“

„Du glaubst …“

„Sohn des Sattels“, fiel ihm Henry Carter ins Wort, „diese drei Kerle dort haben ihre eigene Mannschaft mitgebracht. Es ist nicht ein Reiter der Bruces dabei, kein einziger Reiter der Topfhenkel oder der Außenwerke. Um das herauszufinden blieb ich. Kannst du mir das Gegenteil beweisen?“

Frank nagte an der Unterlippe und zog die Augen eng.

„Boss“, erwiderte er, „die Mannschaftsumstellungen, die die Bruce-Brüder auf den Vorwerken vornahmen, konnte man sich nicht alle merken. Sie schienen mir zudem uninteressant.“

„Ich habe sie mir gemerkt, Frank“, erwiderte Henry Carter. „Aus diesem Grunde war ich in den letzten Tagen viel im Sattel. Nur wer seinen Gegner scharf und genau beobachtet, wer sich auch die kleinen Dinge merkt, kann sich ein Bild vom gegnerischen Lager machen. Die Mannschaft dort, Frank“, sagte er mit seltsam klirrender Stimme, „ist schlimmer als eine Rustlermannschaft, es ist eine Höllenmeute! Die Burschen sind gut genug, um für Hod und Skip irgendwo im Hinterland gestohlene Rinder zu bewachen, in den Breaks. Nach außen hin würden weder Skip noch Hod, ihr Sheriff, noch dessen Gehilfen zugeben, etwas mit dieser Bandenmannschaft zu tun zu haben. Die Buschreiter dort, Frank, kennen die Breaks besser, als es ein anderer Sterblicher vermag. Sie wohnen dort, weil sie dort einigermaßen sicher sind und sich jederzeit auch vor einer Kompanie Statetroopers in Sicherheit bringen können. Dorthin, in die Breaks, gehen die Rinder, von dort verschwinden sie weiter. Sie müssen dort einen versteckten Platz haben, wohin sie die Rinder treiben und bis zum Weitermarsch versorgen. Verstehst du nun, weshalb du nicht schießen darfst?“

„Ja“, erwiderte Frank. „Wir wollen uns auf die Fersen der Burschen heften. Das scheint mir die beste Art zu sein, um zum Ziel zu kommen.“

„Die Sache ist nicht ungefährlich“, erwiderte der alte Mann mit düster glimmenden Augen.

Sie sprachen jetzt nicht mehr, sondern beobachteten die weiteren Vorgänge. Die Reiter, die im Inneren der Blockhütte verschwunden waren, lärmten und fluchten. Es krachte und barst im Inneren der Hütte. Dann, als die Kerle ins Freie traten, war hinter ihnen deutlich sichtbar durch die Tür Feuerschein zu sehen.

„Mordbrenner“, flüsterte Frank Dinar, dessen Stimme einen eisigen Klang hatte, dessen Augen beunruhigt zu Henry Carter blickten. Henry saß gleich einer Statue im Sattel. Er saß ein wenig vorgeneigt, mit Händen, die sich fest um das Sattelhorn gelegt hatten.

„Boss, vergiss deine Absicht“, hörte er Frank Dinar sagen. „Nur ein Wort, Boss, dann kommt die Hölle auch über die Kerle dort!“

Man spürte Frank Dinars Willen, aus der Deckung zu reiten und gegen die Bande anzugehen. Man spürte, dass es Frank gleich war, wie ein solches Beginnen enden musste. Alles in ihm schrie und fieberte danach, sofort abzurechnen.

„Die Hütte war morsch, Frank“, dämpfte ihn der alte Mann. „Noch vor Einbruch des Winters hätten wir uns eine neue bauen müssen. Unser Privateigentum und alles, was noch wertvoll und brauchbar war, habe ich zuvor wegschaffen können. Es ist nichts in der Hütte, was wert wäre, die Deckung zu verlassen. Gedulde dich nur, wir kommen noch zum Zuge.“

Er brach ab. In seinen Augen glänzte es. Sein Blick ließ nicht einen Sekundenbruchteil von der

Meute ab, die enttäuscht aus dem brennenden Haus kam. Schließlich schwangen sie sich auf die Pferde und ritten in die Nacht hinein.

Heiser sagte Frank: „Hod und Skip haben sich nun endgültig von Dan abgesetzt.“

„Du hast recht, Frank. Nichts anderes bedeutet dieser Anschlag auf mich“, erwiderte der Alte. „Wir Rechtlosen sind ihnen zu gefährlich geworden. Niemand glaubt so recht an das, was man verbreitet, nämlich dass wir Rustler wären.“

„Wir können nur hoffen, dass es so ist, Boss.“

Henry Carter antwortete nicht. Sicherlich dachte er an die schändlichen Gerüchte, die man ihm und seiner kleinen Crew angedichtet hatte. Der Zorn ließ seine Stirnadern anschwellen, ließ seinen Willen zur Ausführung kommen, die günstige Gelegenheit beim Schopfe zu fassen und der Meute zu folgen. Was tat‘s schon, dass die alte Blockhütte abbrannte. Die Tatsache, dass kein Menschenleben zu beklagen war, wog gewiss schwerer. Er gab Frank das Zeichen zum Aufbruch. Franks Zähne knirschten hörbar aufeinander. Beide Männer trieben ihre Reitpferde aus der Gebüschdeckung heraus.

„Reiße dich zusammen, Sohn des Sattels“, sagte Henry zu seinem Begleiter. „Ich kann mir vorstellen, wie dir zumute ist. Ich kenne das Gefühl.“

„Mir gefällt es nicht, dass die übelsten Hyänen aus der Wildnis kamen, Henry“, sagte Frank Dinar, wobei sich sein Gesicht zur Grimasse verzog. „Ich spüre, dass irgendeine Teufelei im Gange ist. Wir wollten Tom, Jim und Buck nicht ohne Nachricht lassen.“

„Wir würden nicht nur viel Zeit, sondern auch den Anschluss an die Meute verlieren. Wir können uns das nicht leisten. Jahrelang habe ich auf das Auftauchen der Burschen aus den Breaks gewartet. Diese Nacht gehört uns. Wir werden sie nützen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Tom, Jim und Buck sich von irgendwelchen Dingen auf der Weide überraschen lassen und Buck Jones Pechsträhne noch immer nicht zu Ende sein soll.“

„Denke an Larry Nelson. Dick Andrew war frech genug, um Nelson zu erklären, dass nicht er, sondern Buck Jones ihm den Coltlauf durchs Gesicht zog. Der Reiter der Topfhenkel-Ranch, der den Doc holte, sagte, dass Nelson sehr entstellt aussieht. Nelson, Andrew und Miland brennen darauf, Buck zu stellen. Das Schlimmste für Buck ist, dass Sheriff Miland innerhalb von vierundzwanzig Stunden von Dan Bruce hören wird, dass der Mann, der Virginias Rappen reitet, wie ein Pferdedieb zu behandeln ist.“

„Himmel, hat Dan Bruce dir das gesagt?“

„Nicht nur das, sondern noch eine Menge anderer Unverschämtheiten, Boss! Er sagte unter anderem auch zu seiner Tochter: Glaube nur nicht, Darling, dass du den Rappen, den ich dir schenkte, jemals wiedersehen wirst. Es ist schlimm genug, dass du deinen Großonkel aufgesucht hast, doch böse, dass er dir den Kopf verdrehen konnte. Ich verbiete es dir, noch einmal den alten Narren aufzusuchen! Er will dich gegen mich hetzen und einen Keil zwischen uns treiben, Darling. Doch er verrechnet sich. Dein großsprecherischer Onkel hat zu viel auf dem Kerbholz, als dass ich es dir noch verschweigen kann. Ich nehme meine Hand von ihm, wenn es sich herausstellen sollte, dass er wirklich fremde Rinder von den Weiden treibt. – Das hörte ich von Dan Bruce, als er es zu Virginia sagte. Er forderte mich dann auf, so schnell wie möglich zu verschwinden. Als ich als Erwiderung nur grinste, gab er seinem Vormann Parler einen Wink. Parler und auch Gail Datrys hatten mit unbewegten Gesichtern der Unterredung beigewohnt. Gail zog seinen Revolver und sagte zu Dan Bruce: Es könnte sein, dass dieser ungebetene Gast eine kleine Lektion nötig hat. Wir sollten dafür sorgen, dass unsere Weidegründe von allen üblen Rustlern gemieden werden. Es riecht hier nicht gut, solange der Kerl dort noch auf der Ranch ist! – Es stinkt geradezu, war Dan Bruces Erwiderung. Ich dulde aber trotzdem nicht, dass einem Gast etwas geschieht. Stecken Sie den Colt ins Halfter zurück, Datrys. – Datrys war davon nicht begeistert. Dan Bruces Befehl war wie eine kalte Dusche für ihn. Er war dabei gewesen, sich besonders groß aufzuspielen und beliebt zu machen. Sicherlich hatte er sich sehr eng an Parler, den Vormann, angeschlossen und nicht vergessen, dass beide durch dich eine salzige Abfuhr bekommen haben.“

Frank drehte sich im Sattel um und wies auf das brennende Blockhaus, aus dessen Dach feurige Lohen schlugen.

„Parler und Datrys werden sich freuen, wenn sie davon hören. Beide wollen größer sein, als sie in Wirklichkeit sind. Tatsächlich aber haben beide Angst vor dem, was sich drohend über Weide und Stadt zusammenzieht. Ich sagte es schon, Boss, es liegt etwas in der Luft. Ich habe es nie so deutlich wie heute gespürt. Halten wir die Hände dicht an den Kolben, Boss. Ich rieche Pulver und Blei. Vor Jahren, vor der großen Schlacht von Appomatox, war es ähnlich. Am anderen Tage kam es knüppeldick über uns hereingebrochen.“

Henry Carter gab keine Antwort, und so schwieg auch Frank Dinar. Sie folgten der Spur der Meute, die gut sichtbar im Mondlicht vor ihnen lag und in Richtung der Breaks führte. Es war eigenartig genug, dass die wilde Horde aus den Verstecken kam. Monatelang hatte Henry mit seinen Reitern in den Breaks geforscht und gesucht, doch außer vielen Rinderfährten, die in einem steinigen Canyon endeten, war nichts weiter zu entdecken gewesen. Eine Ausnahme bildeten noch die Dunghaufen, die auf dem steinigen Boden des Canyons lagen und Zeugnis davon gaben, dass die Rinder nicht geflogen, sondern auf dem granitharten Boden des Canyons geblieben waren.

Jedes noch so genaue Suchen, auch in den Abzweigcanyons, war ohne Erfolg geblieben. Die Dungspuren der Rinder hörten mitten im Canyon auf. Man konnte glauben, ihnen wären dann doch noch Flügel gewachsen. Man stand vor einem Rätsel und musste sich sagen, dass man doch etwas Besonderes übersehen haben musste.

„Wir werden das Geheimnis lüften“, sagte Henry Carter nach langem Ritt aus seinen Gedanken heraus. „Ich habe die Lektionen nicht vergessen, die die Apachen mir gaben. Vielleicht kommen sie mir noch im hohen Alter zustatten.“

Frank Dinar wischte sich über die schweißig gewordene Stirn.

„Boss, manchmal frage ich mich, warum wir eigentlich weitermachen und uns nicht dazu entschließen können, mit der Herde auf den Marsch zu gehen, um irgendwo ganz neu anzufangen. Es scheint mir manchmal widersinnig zu sein, jemandem helfen zu wollen, der in uns seine Feinde sieht und jede Hilfe unwirksam macht. Ich frage mich, ob du das alles nur um Virginias Zukunft willen anstrebst, oder ob der Gedanke, dass das von deinem Bruder geschaffene Riesenrinderreich nicht zusammenbrechen soll, dich dazu anspornt.“

„Es ist eine ganze Anzahl von Fragen, die offen sind“, erwiderte der alte Mann, der trotz seines Alters noch sehr rüstig war. Eine Lebensflamme besonderer Art schien in ihm zu brennen. „Oregon ist ein offenes Land. Ich habe immer gewünscht, die Ferne auszumessen, aber ich kam aus Texas, Mexiko und Arizona nie heraus. Einen alten Baum soll man nicht mehr verpflanzen, Frank Dinar. Hier habe ich Wurzeln geschlagen, und hier will ich bleiben, bis meine Stunde kommt. Das Rinderreich meines Bruders soll in einer Hand bleiben.“

„Boss, zum Teufel mit einem solchen Reich! Es wäre besser, wenn es aufgeteilt würde.“

„Nein, mein Junge. Ein einziger Mann soll es besitzen, ein Mann von innerlicher Stärke und Größe. Ich möchte nur noch so lange leben, bis mein sehnlichster Wunsch Gestalt angenommen hat. Ich will nicht, dass das Reich meines Bruders zerbricht, nur weil es in die Hände eines Unfähigen kam. Ich will, dass es neu aufersteht und in einem neuen Glanz leuchtet. Virginia wird mir durch die richtige Wahl ihres Gatten dabei helfen.“

„Boss, einen solchen Mann möchte ich kennenlernen“, sagte Frank Dinar mit grinsend verzogenem Gesicht. „Man muss schon sehr viel Mut haben, um nach den Sternen zu greifen. Dan hat sicherlich ganz andere Pläne als du, Boss. Schließlich gehören ihm die Riesenranch, die Vorwerke und die Weide. Er würde nach deinem Ableben auch nach deiner Ranch und deiner Hereford-Rinderherde greifen, denn auch dein rechtmäßiger Erbe ist Virginia Bruce. Was der Tochter zufällt, wird der Vater verwalten.“

„Frank, du hast dir reichlich viel Gedanken gemacht“, erwiderte Henry. Ein eigenartiges Lächeln schien seine Mundwinkel zu umspielen. „Vielleicht irrst du dich, und ich habe bereits alles einem anderen Erben vermacht. Warum sollte Virginia es sein? Nur weil sie meine Blutsverwandte ist? Das Rinderreich ist groß genug für sie, ein Mehr würde ihr wenig nützen. Doch nun Schluss mit der Unterhaltung, uns bleibt jetzt Wichtigeres zu tun.“

Das stimmte, denn sie waren der voranreitenden Meute sehr nahe gekommen. Sie sahen, wie der Reitertrupp in die Breaks ritt. Sie nahmen die Verfolgung des Trupps in das Ödland hinein auf. Die Vegetation wurde jetzt immer kärglicher. Der Boden wurde härter. Wind und Regen hatten die Grasnarbe verwüstet. Nur hartes Dornengestrüpp bedeckte die Hänge, die sich rechts und links des Weges in den Nachthimmel reckten. Die Steinlabyrinthe mehrten sich, Geröllhalden wurden durchritten. Das alles waren Wege, die sie schon vor Monaten erkundet hatten, die ihnen nicht fremd waren. Die ihnen sichtbaren Landmarken deuteten immer mehr darauf hin, dass sie sich dem Apachencanyon näherten.

Jede Deckung wurde ausgenutzt, jedes Risiko, erspäht und überrascht zu werden, vermieden. Sie

hatten Glück, dass die Reitergruppe sorglos ritt, und dass keiner der Kerle auf den Gedanken kam, dass sich Männer auf ihre Fährte gesetzt haben könnten. Der monatelange Aufenthalt in den Breaks hatte sie unvorsichtig werden lassen, so glaubten Henry und Frank jedenfalls voller Zuversicht. Keiner ahnte, dass Pete Smith, als er sich einmal im Sattel umgedreht und zurückgeblickt hatte, eine Bewegung unterhalb der Geröllhalde wahrnahm und stutzte.

„Pete, ist dir etwas über die Leber gelaufen?“, wollte Jubal Hollinar wissen und schloss die Augen in aufkommendem Misstrauen zu schmalen Schlitzen.

„Vielleicht, Jubal“, erwiderte Smith und schwieg dann. Eine Weile später, als er sich wieder umgeblickt hatte, sagte er zu Hollinar und Black gewandt: „Zuerst hielt ich es für eine Täuschung, jetzt weiß ich es mit Bestimmtheit, dass wir verfolgt werden. Zwei Reiter sind auf unserer Fährte.“

„Nun, dann zeigen wir ihnen, wie in den Breaks gehandelt wird.“

„Übereile nichts! Die Kerle hinter uns sind zwei gerissene Burschen. Ich erkenne das an der Art, wie sie sich in Deckung halten und das Gelände nutzen. Wenn noch Apachen hier in der Gegend wären, würde ich annehmen, dass zwei Wilde uns verfolgen.“

Bleihaltige Rechnung: Cowboy Western Sammelband 7 Romane

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