Читать книгу Bleihaltige Rechnung: Cowboy Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 24

16.

Оглавление

Wenig später waren sie bei den im Versteck stehenden Pferden angelangt. Buck entschloss sich, seinem Gefangenen bei der Anlegung des Verbandes zu helfen. Es war ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen, als er sich dann ebenfalls verbinden ließ. Sein linkes Ohr kam unter einen Kopfverband. Während er verbunden wurde, hatte er seine Waffe schussbereit gegen den Körper des Gefangenen gedrückt. Der dachte jedoch an keinen Befreiungsversuch. Es ging alles glatt. Beide Männer saßen auf, und erst jetzt wurde der Rappe geholt. Das Pferd stand noch dort, wo Buck es verlassen hatte. Buck wechselte den Sattel und nahm das Banditenpferd an die Longe.

„Zeig mir den Weg, Sonny“, forderte Buck seinen Gefangenen auf.

Das Gesicht des Banditen war bleich. Forschend betrachtete er Buck.

„Wenn man mich in deiner Begleitung sieht, ist mein Leben keinen Cent mehr wert“, erwiderte der Gefangene mit gepresster Stimme. „Ich bin jetzt auf Gedeih und Verderb an dich gekettet. Ich frage mich, ob du groß genug bist, mit den im Kessel auf dich wartenden Schwierigkeiten fertig zu werden. Es hat nicht viel zu bedeuten, dass du schneller als Samuel warst.“

„Ich habe genug von Black, Smith und Hollinar gehört, Freund. Ich weiß über diese Teufelskerle mehr, als mir lieb ist, aber das hindert mich nicht. Es genügt mir, dass sie mit Hod und Skip Bruce, mit Nelson und Miland zusammenarbeiten. Lange genug habt ihr ein ganzes Land täuschen können.“

„Gewiss, Jones“, erwiderte der Gefangene, „nie wurde es uns leichter gemacht. Ich will mich nicht entschuldigen, aber als ich aufgenommen wurde, wusste ich nicht, mit welch rauer Mannschaft ich reiten würde. Ich erkannte es erst, als es schon zu spät war.“

„Es ist niemals zu spät“, entgegnete Buck und gab das Zeichen zum Anreiten.

Bügel an Bügel setzten sie ihre Pferde in Bewegung. Bucks Begleiter dachte keinen Augenblick daran, ihn zu täuschen und zu hintergehen. Vielleicht war es eine echte Umkehr von seinem bisherigen Leben. Vielleicht hatte der Mann mit der zerschossenen Revolverhand seine Chancen genau und ganz kaltblütig abgewogen. Er mochte zu dem Entschluss gekommen sein, dass ein Weiterleben irgendwo in der Versenkung besser sein würde, als nochmals ein Risiko einzugehen, das dann den Tod nach sich ziehen würde.

Tiefer ritten sie in den Sackcanyon hinein. Endlich tauchte eine Steilwand vor ihnen auf. Buck hob sich unwillkürlich im Sattel.

„Wenn du mich täuschen willst, Freund, hast du dir einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgewählt.“ Er ließ sich wieder in den Sattel zurückfallen.

Sein Begleiter erwiderte ruhig: „Wer es nicht ganz genau weiß, täuscht sich tatsächlich. Nun, auch ich würde vor dieser Wand umkehren.“

Bei diesen Worten ritt er weiter auf die Wand zu, gefolgt von Buck. Sie erreichten den Rankenvorhang, hinter dem sich der Eingang zum Talkessel befand.

„Nur zu, Jones“, sagte sein Gefangener, als er Bucks Zögern bemerkte. „Gleich hinter dem Eingang liegen rechts und links zwei Gesteinshöhlen, die groß genug sind, um die Pferde aufzunehmen. Die Dunkelheit kommt uns dabei zustatten. Die Tiere müssen wir zurücklassen, es bleibt uns keine andere Wahl.“

„Freund, wo stecken die Wachposten?“

„Einer davon ist tot, der andere ist bei dir“, sagte sein Begleiter. „Ich glaube kaum, dass Black neue Wachposten eingeteilt hat. Immerhin wäre es aber denkbar, denn Black ist unberechenbar.“

„Vorwärts!“, sagte Buck entschlossen. „Du wirst jetzt vor mir herreiten und dich bei einem Anruf sofort zu erkennen geben. Denke daran, dass meine Waffe auf dich gerichtet ist.“

„Und dass auch vor mir eine Waffe ist“, ergänzte der Mann. „Jones, zwischen zwei Colts zu sein, das ist kein angenehmes Gefühl.“

Sein Gesicht verzog sich, und man sah deutlich, dass ihm die Schmerzen in der Hand schwer zu schaffen machten.

„Wenn du im angemessenen Abstand hinter mir herreitest, könnte man dich für Samuel halten“, sagte er. „Das ist eine Chance. Also reiten wir!“

Er trieb sein Pferd an, und Buck folgte ihm augenblicklich durch den Ranken Vorhang, damit sein Gefangener den Vorhang nicht dazu benutzen konnte, seinem Pferde die Sporen zu geben und davonzupreschen.

Der Gefangene dachte nicht daran. Er hielt an, als sein Pferd die Ranken durchstoßen hatte und die Dunkelheit kaum mit den Augen zu durchdringen war. Auch Buck Jones musste seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnen. Es dauerte auch nicht lange, und Buck konnte die Umrisse von ansteigenden Felsen erkennen. Die Felsen schlossen sich über ihnen zu einem Felsentor. Links und rechts waren in der Tat zwei Höhlen, wie der Gefangene angekündigt hatte. Sie schienen unheildrohend ihre Maulen aufzusperren. Er hörte die Stimme seines Gefangenen heiser sagen: „Die Höhle zur Linken eignet sich am besten für das Unterbringen der Pferde.“

„Ich warne dich nun nicht mehr, mein Freund“, sagte Buck. „Dein Leben hängt an einem seidenen Faden. Bis jetzt ging alles glatt. Sorge dafür, dass es so bleibt.“

„Ich tue, was in meiner Macht steht“, erwiderte der Gefangene. „In wenigen Minuten wird sich einiges entscheiden. Es liegt an dir, wie du damit fertig wirst. Denke daran, dass auch mein Leben jetzt in deiner Hand liegt.“

Ohne eine Erwiderung lenkte Buck den Rappen und das Pferd an der Longe hinter dem Gefangenen her in die Höhle. Dort angekommen, schwangen sich die Männer aus den Sätteln. Der Schulterstreifschuss behinderte Buck nicht. Sein Ohr brannte allerdings wie Feuer. Seinem Gefangenen ging es sicherlich nicht besser, aber auch er riss sich zusammen. Buck ließ den Mann beim Durchschreiten des Tunnels vorangehen.

Edward versuchte keinen Ausbruch. Die beste Gelegenheit dazu hatte er ungenutzt gelassen. Buck spürte, dass der Mann vor ihm in der Tat Nerven aus Stahl haben musste und in einer Falle steckte, wie noch nie zuvor in seinem Leben.

Als er langsamer ging, fragte Buck: „Was ist los?“

„Vor uns liegt der Felsenkessel, Jones. Hörst du die Stimmen?“

Buck war stehengeblieben und lauschte. Der Kopfverband, der das linke Ohr ganz bedeckte, bewirkte, dass er schlecht hören konnte. Jetzt, als er darauf aufmerksam gemacht wurde, hörte er auch die Stimmen. Das erregte Gemurmel drang bis zu ihnen herauf.

„Irgend etwas ist nicht in Ordnung“, sagte sein unfreiwilliger Begleiter. „Es muss mit der Ankunft von Hod Bruce zusammenhängen.“

„Wie soll ich das verstehen, Freund?“

„Ich will es dir sagen, Jones. Hod und Skip sind jetzt, nachdem alles geklappt zu haben scheint, einigen Leuten im Wege. Man wird sie ausschalten. Man braucht sie nicht mehr, sie haben ihre Schuldigkeit getan.“

„Das ist doch nicht möglich.“

„Es gibt keine Kameradschaft, keinen wirklichen Zusammenhalt in der Bande. Die größten Banden wurden nicht von außen her ausgerottet, sie gingen an der Gier zugrunde. Jeder wartet nur darauf, den anderen übervorteilen zu können. Lange habe ich mich täuschen lassen, bis ich die nackte Wahrheit erkannte. Die Angst voreinander bestimmt das Zusammenleben, sonst gar nichts, Jones.“

Buck gab keine Antwort. Das Grauen schnürte ihm die Kehle zu. Bisher hatte er geglaubt, das unter Banditen eine gewisse Kameradschaft herrsche. Dass aber das Gegenteil der Fall war, erschien ihm ungeheuerlich. Die Aufklärung aber kam aus dem Munde eines Mannes, der selbst ein Bandit war und am eigenen Leibe die teuflische Gesetzmäßigkeit des Verfalls, aus Laster und Verbrechen geboren, gespürt hatte.

„Mir wäre wohler, wenn ich eine Waffe hätte“, hörte er seinen unfreiwilligen Begleiter sagen.

„Wozu denn?“, fragte Buck zurück. „Willst du etwa auf deine eigenen Kameraden schießen?“

„Es waren nie meine Kameraden, Jones“, kam die prompte Antwort. „Sie würden, wenn sie uns erblickten, wenig danach fragen, ob ich bewaffnet bin oder nicht. Ohne Waffe ist man verteufelt nackt.“

„Du könntest sie gegen mich gebrauchen.“

„Mein Wort, Jones! Ich will nur eins, nämlich lebend aus dem Sumpf kommen.“

Er brach ab und schluckte schwer. Als Buck nicht antwortete, ging er weiter. Sie erreichten das Tunnelende und blieben im Schatten stehen. Von hier aus waren es nur wenige Schritte bis zu den Blockhütten. Vor den Hütten ballte sich eine Menschengruppe. Man erkannte deutlich die drei Revolverleute Black, Hollinar und Smith. Man sah auch mit einem Blick, dass Black Hod Bruce in einer Entfernung gegenüberstand, die schnell schießende Revolverleute als Entfernung für ein Duell bevorzugten. Die Schusslinie war geräumt worden. Gespenstisches Fackellicht erhellte die Szene. Man vernahm Nelsons heiser klingendes Lachen. Smith, der bei den Fackelträgern im Hintergrund stand, lachte laut und vernehmlich. Jetzt zählte Nelson, deutlich für jeden zu verstehen: „Eins … zwei … drei …“

Noch bevor die Zahl drei gedehnt ausgesprochen worden war, riss Hod Bruce seinen Revolver mit einem Schrei in die Höhe und zielte beim Durchziehen auf seinen Gegner Black. Black stand da und grinste. Er zog erst, als der Hammer von Hods Colt zum dritten Mal mit einem metallisch klickenden Geräusch auf die leere Kammer schlug.

Genau in dem Augenblick, als der Revolvermann Black zog, wohl wissend, dass die Patrone in seinem Colt so steckte, dass der Schuss gleich beim ersten Durchziehen sich lösen würde, hörte man Henry Carters alles übertönende Stimme: „Ihr seid gestellt, Gents, gebt auf!“

Mitten im Ziehen blieb die wie eine Vogelkralle geöffnete Hand des Revolvermannes Black in der Luft hängen, als hätte ihn der kalte Windstoß des Todes im Rücken getroffen. Gewiss hätte Henry Carter mit seiner wohlgelungenen Überraschung Erfolg gehabt und die Verblüffung der Kerle für sich und Frank Dinar ausnützen können, wenn nicht Hod gewesen wäre.

Hod war wie irr vor Furcht und Grauen. Hod Bruce drückte rasend vor Angst noch zweimal ab, dann löste sich ein Schuss aus seinem Revolver und in die Brust getroffen ruckte der Revolvermann Black auf und schrie gellend, um dann wie vom Blitz getroffen vornüber zu Boden zu rollen. In diesem Augenblick schien die Hölle loszubrechen. In diesem Höllenreigen spielte jeder seine Rolle, so wie sie ihm die Not der Situation zuteilte.

Rote, grell leuchtende Todeslichter kreuzten sich im wilden Detonationsgebrüll. Die Männer, die die Fackeln hielten, schleuderten sie zu Boden, so dass sie auf der Stelle verlöschten. In die Banditengruppe kam Bewegung. Einige hatten sich zu Boden geworfen und feuerten von dort her. Nelson ging mit rauchendem Colt zum Angriff über.

Das war genau der Augenblick, in dem Buck Jones sich einschaltete.

„Nelson, du suchst in der falschen Richtung“, schrie er ihm zu. „Hier bin ich, Buck Jones! Mein Vater und Asa Melvis lassen dich grüßen, Nelson!“

Diese neue Überraschung entlastete Henry Carter und Frank Dinar, die hinter der Blockhütte in Deckung lagen und feuerten. Sie dämmte augenblicklich den Ansturm der Banditen gegen sie.

Obgleich Edward, der Gefangene mit der zerschossenen Revolverhand, Buck bei der Schulter gepackt hatte und ihn daran hindern wollte, sich in dem Todesreigen einzuschalten, hatte Buck sich nicht aufhalten lassen. Sein Gefangener nützte die Erregung Bucks und zog die Waffe, die Buck ihm abgenommen hatte, heraus. Der Mann hätte sie jetzt gegen Buck einsetzen können, doch er tat es nicht. Er feuerte neben Buck stehend mit der gesunden Linken in den Felsenkessel hinein. Erst als sein erster Schuss krachte, fuhr Buck zu ihm herum.

„Gut so, Edward, gut so!“, kam es schrill von Bucks Lippen. „Das verstärkt den Feuerzauber.“

Das gefährliche Handeln seines Gefangenen hatte Buck nun davon überzeugt, dass Edward eine echte Loslösung von seinen bisherigen Sattelkameraden wollte. Es spielte dabei keine Rolle, dass er verteufelt schlecht schoss und seine Kugeln nicht trafen. Seine Feuerunterstützung musste eine verheerende Wirkung auf die Gegner haben, mussten sie doch annehmen, dass der Eingang, der auch gleichzeitig der Ausgang war, für sie verstellt war.

„Wir müssen die Stellung hier halten“, sagte Edward, ohne Buck anzublicken. „Von dieser Position aus nageln wir sie fest. Es bleibt ihnen nur noch die Flucht über die Berge.“

Nelson hatte sich fallen lassen. Er steckte irgendwo zwischen den Corralzäunen und mit ihm die Meute mit Hollinar und Smith. Hod hatte sich zu spät abgesetzt. Von vielen Kugeln getroffen, lag er dort, wo er sich zum Duell aufgestellt hatte. Er hatte seinen Gegner Black nur um Sekunden überlebt. Die Angst, die ihn wie irr hatte schießen lassen, hatte ihn daran gehindert, beim Ausbruch des höllischen Geschehens eine Chance für sich herauszuschlagen.

Henry Carter und Frank Dinar hatten mit ihren Schüssen verhindert, dass die Meute sich in die Blockhütten zurückziehen konnte. Dumpfes Stöhnen, das von den Corralzäunen kam, zeigte deutlich, dass es Verletzte gegeben hatte.

Nelson hatte auf die Aufforderung Bucks nichts erwidert. Nach dem schnellen Kugeltanz, dem Aufrasen der Coltdetonationen, wurde es plötzlich unheimlich still. Buck konnte den rasselnden Atem Edwards hören. Beide, Buck und Edward hatten aus der Deckung des Tunnels dazu beigetragen, dass die Verwirrung der Banditen in Panik übergegangen war.

Weder Frank Dinar noch Henry Carter wagten es, sich durch Rufe mit Buck zu verständigen. Das Auftauchen Bucks in der wichtigsten Position des Kessels änderte die Lage völlig. Die ausweglose Situation war mit einem Schlage umgewandelt. Jetzt waren sie nicht mehr Selbstmordkandidaten, die alles auf eine Karte setzten, jetzt waren sie die Angreifer. Sie brauchten keinen Durchbruchsversuch zu wagen, sie konnten jetzt abwarten, achtgeben und feuern, bis der letzte Widerstand zum Erliegen kam.

„Nelson, Hollinar, Smith, ergebt euch!“, rief Buck. „Ihr seid erledigt! Ihr kommt nicht mit dem Leben davon!“

Hohngelächter antwortete ihm. Der schrille Schrei eines Mannes ertönte. Dann war wieder Ruhe. Edward arbeitete sich hinter Steinbrocken am Tunneleingang so weit vor, dass er Buck aus dem Blickfeld kam. Schon wollte Buck ihm folgen, als Edward zurückgekrochen kam und sagte: „Ich habe eine Bewegung am Absperrzaun gesehen. Wenn mich nicht alles täuscht, dann kommen wir zu spät. Sie sind in die Berge geflüchtet. Es ist nichts mehr gegen sie auszurichten. In den Bergen gibt es zu viele Verstecke. Sie haben ihre Verwundeten zurückgelassen.“

„Carter“, hörte man jetzt vom Corral her eine heisere Männerstimme rufen, „Carter, wir ergeben uns! Nelson, Smith und Hollinar haben uns verraten und im Stich gelassen. Wir brauchen Hilfe, Carter!“

Bleihaltige Rechnung: Cowboy Western Sammelband 7 Romane

Подняться наверх