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17.

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Sieben Mann stark war die Banditencrew, die sich ergab. Sie warfen ihre Waffen fort und erhoben sich aus den Deckungen. Henry Carter und Frank Dinar kamen mit angeschlagenen Colts aus den Verstecken heraus. Gleichzeitig verließen Edward und Buck Jones den Tunnel.

„Es ist seltsam, alle meine ehemaligen Kameraden, außer den drei geflüchteten, scheinen das gleiche zu denken wie ich“, sagte Edward zu dem neben ihm schreitenden Buck. „Werden auch sie ihre Chancen bekommen?“

„Sie werden vor ein ordentliches Gericht gebracht“, entgegnete Buck.

„Dann soll ich sicher den Kronzeugen machen, wie?“

„Wir brauchen keinen Kronzeugen, Edward! Mit deiner Hilfe war es uns möglich, das Nest zu überwältigen. Du kannst dir ein Pferd einfangen, Proviant und Munition packen und reiten, wohin du willst. Ich halte mein Wort, Freund!“

„Ich werde keinen Moment zögern“, antwortete Edward mit kehlig klingender Stimme. „Ich lehne dein großzügiges Angebot nicht ab.“

Bei diesen Worten verbarg er seinen Colt in der Hosentasche. Seine ehemaligen Partner sollten nicht sehen, dass er bewaffnet war und zu ihrer Überwältigung beigetragen hatte. Als man ihn erkannte, machten die Banditen überraschte Gesichter. Niemand machte Edward einen Vorwurf. Man hatte mit sich selbst genügend zu tun. Drei Mann waren leicht, ein vierter schwer verwundet worden. Drei Tote lagen auf der Walstatt. Es waren Stuart Black, Hod Bruce und noch ein dritter älterer Mann.

Frank Dinar untersuchte bereits die Männer, die sich ergeben hatten, nach weiteren Waffen. Henry Carter hielt seine Waffe immer noch in Anschlag und gab Acht, dass die Meute sich zahm verhielt. Jetzt, da sie erkannten, dass sie von nur drei Männern überwältigt worden waren, bereuten sie sicher, dass sie aufgegeben hatten.

„Macht keine Dummheiten, Gents!“, sagte Henry Carter. „Es gab genug Unheil, erspart euch weiteres! Dann wandte er sich an Buck. „Du kamst zur rechten Zeit, Sohn des Sattels. Wie steht es mit dem Schwerverwundeten?“

„Es geht zu Ende mit ihm, Henry“, sagte er und hob den Blick. Er blickte in das faltige Gesicht des Mannes, der so viel Ungemach, Bitteres und Übles hatte hinnehmen müssen, der dennoch von einer Ruhe erfüllt war und nicht nach Rache schrie.

„Ist der Mann bei Bewusstsein, Buck?“

„Nein, Henry, er wird ohne zu erwachen hinüberwandern, und vielleicht ist das gut so für ihn.“

„Buck, es wäre besser für ihn, wenn er sich seine Schuld vom Herzen reden könnte, bevor er vor den ewigen Richter tritt. Nun, wir können es nicht ändern.“

Buck antwortete nicht. Er blieb bei dem Mann hocken, der mit dem Tode rang. Währenddessen stand Edward Frank Dinar beim Verbinden seiner einstigen Partner bei. Danach wurden die Banditen aufgefordert, in die Höhle, die Henry Carter vorher nach Waffen untersucht hatte, einzutreten. Man folgte ohne Widerrede, und als der letzte Mann in der Hütte war, nagelte Henry Carter die kleinen Fenster mit starken Bohlen zu, so dass es für die Gefangenen nur noch einen Ausgang gab, nämlich die Tür.

„Jetzt ist die Bewachung leichter, mein Junge“, wandte sich Henry Carter nach getaner Arbeit an Buck. „Dass sich aus einer ausweglosen Situation ein solcher Ausweg bieten würde, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Wir sind aber noch lange nicht am Ziel. Einer von uns dreien muss Hilfe aus der Stadt holen, einer muss Dan Bruce benachrichtigen, damit er mit eigenen Augen sehen kann, wer wirklich seine Rinder und dazu die Rinder der Klein-Rancher forttrieb. Wie wäre es mit dir, Buck?“, fragte Henry.

„Und wenn die Revolvermänner zurückkommen? Wenn sie inzwischen herausgebracht haben, dass sie nur geblufft wurden? Dann wäre alles, was bereits erreicht wurde, umsonst.“

„Ich glaube nicht, dass sie zurückkommen werden“, erwiderte Henry. „Die Überraschung gelang so gut, dass sie auf der Flucht bleiben werden. Reite, Buck, Virginia gab dir das schnellste Pferd, das je in diesem Lande lebte. Sie muss gewusst haben, warum sie ausgerechnet dir ihren Liebling anvertraute.“

Er verstummte, denn Buck schien gar nicht zuzuhören. Er hatte sich tief über den Sterbenden gebeugt und sagte: „Er hat ausgelitten, Henry, er ist tot.“

Henry Carter wischte sich über die schweißige Stirn.

„Der Tod macht uns alle gleich, Buck“, erwiderte er ruhig. „Sobald es hell ist, werden Gräber geschaufelt, damit die Toten die letzte Ruhe finden.“

„Dann vergiss den Mann nicht, der im Felslabyrinth liegt, Henry.“

„Er wird warten müssen, bis du zurück bist. Das Risiko, ihn nach hier zu holen, ist zu groß für uns. Wir wollen überleben und für eine neue Ordnung in diesem Lande sorgen. Wir wollen die Rinder aus den Breaks schaffen, damit sie ihren Eigentümern zurückgegeben werden können. Ich möchte, dass den Menschen in der Stadt und auch Dan Bruce die Augen geöffnet werden. Verschweige ihm nichts, Buck, auch nicht, dass sein Halbbruder Hod durch die Banditenkugeln den Tod fand, dass er aber mit seiner Kugel noch Black als Weggenosse mit auf den langen Trail nahm.“

„Ich werde reiten, Boss, doch nicht ohne Edward. Ich bin ihm etwas schuldig.“

„Halte dein Versprechen, mein Junge“, erwiderte Henry, als könnte er Gedanken lesen. „Vielleicht nützt der Mann wirklich seine Chance.“

Buck richtete sich auf und winkte den abseits stehenden Edward zu sich heran.

„Das Tor ist offen für dich, Freund. Reite in die Freiheit! Reite, solange die Hufe deines Pferdes dich tragen, und vergiss die Vergangenheit, baue dir eine neue und bessere Zukunft auf.“

„Ich will es versuchen“, gab der ehemalige Raureiter mit heiserer Stimme zur Antwort, wobei sein Blick auf seiner verbundenen Revolverhand haften blieb.

Er ging mit Buck zusammen los, um sich den nötigen Reiseproviant zu holen. Während Buck ihm half, die Vorbereitungen für einen langen Ritt zu treffen, hatte Frank Dinar sich als Wachposten vor der Hüttentür niedergelassen. Henry übernahm den Streifenpostendienst um die Hütte, um jeden Ausbruchsversuch zu verhindern.

Edward sagte, als er alles in Decken gepackt hatte: „Es ist schlimm genug, dass ich nicht einmal fähig bin, das Bündel zu tragen.“

„Eines Tages ist deine Hand wieder verheilt, und du wirst sie wieder gebrauchen und mit ihr arbeiten können. Zum Schießen damit wird es allerdings nicht mehr reichen.“

„Ich denke, dass ich das auch nicht mehr nötig haben werde, Jones“, entgegnete Edward.

Sie zögerten nicht länger und verließen die Hütte. Dicke Nebelschwaden hatten sich inzwischen im Felsenkessel ausgebreitet. Henry kam ihnen entgegen und sagte: „Der Nebel verhindert die Einsicht der in den Berg geflohenen Männer ins Tal, das heißt, wenn sie nicht schon längst irgendwo in den Canyon hinuntergeklettert sind.“

„Der Nebel würde es den Schuften aber auch gestatten, ganz nahe heranzukommen, Henry“, erwiderte Buck dem alten Mann. „Er hat so seine Vor- und Nachteile, und ich weiß nicht, welcher mir mehr Kopfschmerzen machen soll.“

„Junge, nach meinen Erfahrungen sind Banditen, die einmal ins Laufen gebracht worden sind, nur schwer wieder aufzuhalten. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn diese meine Erfahrungen keine Gültigkeit mehr haben sollten. Ich habe keine Sorge um Frank und mich, Buck. Wir werden hellwach bleiben und die Stellung hier halten. Wir vergessen nicht, was meiner Herde angetan wurde und meiner Ranch geschah, was Jim und Tom widerfuhr und über Land und Weide kam. Wir werden hart sein und schon achtgeben. Nur keine Sorge, Buck!“

Henry stand hoch aufgerichtet vor ihnen, mit blitzenden Augen, aus denen ein unbeugsamer Wille leuchtete.

„Dir gab ich die schwerste Aufgabe, Buck“, fuhr Henry weiter fort. „Ich will dir sagen, warum weder Frank Dinar reitet noch ich: Du bist der bessere Mann, und du reitest nicht nur für das Land hier, sondern für deine bessere Zukunft.“

„Für meine Zukunft, Henry?“, fragte Buck erstaunt. „Ich verstehe dich nicht ganz.“

„Du wirst es noch herausfinden, Buck“, erwiderte der alte Mann. „Wenn du Virginia den Rappen zurückgibst und sie dir ihn für immer schenkt …“

„Henry, was soll das? Hast du hellseherische Talente in dir entdeckt?“

„Frank würde mich besser verstehen, Buck“, erwiderte der alte Mann ernst. „In mancher Hinsicht schaltet er schneller als du. So long, Sohn des Sattels!“

Er ließ Buck und Edward einfach stehen und ging zurück, um seine Kontrollgänge wieder aufzunehmen. Buck, der Edwards Bündel geschultert hatte, blickte dem alten Mann mit großen Augen nach, dann gab er sich einen Ruck und folgte Edward, der bereits dem Felsenausgang zustrebte.

„Das soll der und jener verstehen, Freund“, sagte Buck in heftiger Erregung. „Henry spricht in Rätseln. Ich habe ihn nie richtig verstehen können. Schon als er mich in seine Crew aufnahm, hatte ich das Gefühl, dass er manchmal durch Dinge hindurchsehen kann. In einem aber hat er recht, ich werde Virginia Bruce den Rappen in der Tat zurückgeben. Lange genug habe ich damit gezögert, jetzt ist es an der Zeit, dass ich mich von ihm trenne.“

Der Tunnel nahm sie beide auf. Sie gingen hindurch zu der Höhle hin, wo sie ihre abgestellten Pferde fanden. Buck schnallte das Paket dem Banditenpferd auf. Dann saßen sie auf und ritten durch den Rankenvorhang hindurch in den Canyon.

Auch im Canyon wallten in dem anbrechenden Morgen Nebelschwaden. Die Sicht war auf wenige Schritte beschränkt. Bügel an Bügel ritten die Männer und kamen ungehindert zum Felsenlabyrinth und von hier aus durch den Hauptcanyon in die Breaks hinein. Die Sonne zeigte sich glutrot im Dunst der Nebelbänke. Das Land sah im Nebel und im schwimmenden Licht noch bizarrer und trostloser aus, als es bei hellem Tageslicht der Fall war.

„Jones, ich möchte jetzt meinen Weg durch das offene Tor reiten“, unterbrach Edward das Schweigen. „Ich reite, soweit die Hufe mich tragen.“

Sie hielten ihre Pferde an und blickten sich fest in die Augen.

„Ich werde meine Chance nützen“, fuhr Edward mit rauer Stimme fort. „Ich weiß, dass ich sehr weit reiten muss, ganz heraus aus dem Land, nach Kanada oder Alaska, weit genug, um nicht mehr an die Vergangenheit erinnert zu werden. Was ich hier erlebte, war mir die letzte große Warnung.“

„Viel Glück auf deinem Weg!“, erwiderte ihm Buck.

„Danke, ich werde es gebrauchen können, Jones. Man soll das Glück nicht zu oft fordern, leicht könnte es sich ins Gegenteil verwandeln. Ich werde einen geraden Weg reiten, Jones, denn am Ende bringt einen der gerade Weg doch schneller ans Ziel.“

„Jeder weiß, dass es so ist, und doch sehen für manchen die krummen Pfade viel verlockender aus. Cheerio!“

„Cheerio!“, rief der Davonreitende, der das Packpferd an das Sattelpferd herangezogen hatte. „Cheerio, Jones! Es stimmt, die Rechtlosen haben ein Herz für rechtlos Gewordene. Ich werde es mir Zeit meines Lebens merken. Ich werde dir immer etwas schuldig bleiben, immer, so lange ich lebe!“

Buck sah dem Davonreitenden nach, bis hin und her wogende Nebel Pferd und Reiter verschlungen hatten. Jetzt erst, nachdem Buck sein Versprechen eingelöst hatte, fühlte er sich von einer Last befreit. Er trieb den Rappen vorwärts. Als er eine Meile weit geritten war, hörte er vor sich aus den Breaks Schussdetonationen. Sie kamen aus der Richtung, die er eingeschlagen hatte und nicht aus der, die Edward genommen hatte. Edward musste schon so weit sein, dass er die Detonationen nicht mehr wahrnahm. Unwillkürlich hatte Buck den Rappen angehalten und hatte sich in den Steigbügeln aufgestellt. Jetzt ließ er sich zurücksinken, doch nur, um dem Rappen die Sporen zu geben. Die Berührung der Eisen schien dem Reittier unter ihm einen Schock zu versetzen. Buck spürte, wie der Rappe erbebte, wie das Beben durch den ganzen Körper des Tieres hindurchlief. Die Muskeln und Sehnen spannten sich. Er sah, wie der Rappe die Ohren zurücklegte und wie die Nüstern sich aufblähten. Dann konnte Buck sich nur noch festhalten und im Sattel vorwerfen.

Das Tier explodierte förmlich und sauste los, als seien ihm Flügel gewachsen.

Dem Rappen war das scharfe Einsetzen der Sporen ungewohnt. Die Hufumwicklung riss los und flatterte davon. Donnernd hallte der Hufschlag an Bucks Ohren. Der Reitwind zerrte an seinem Kopfverband, die Schmerzen im linken Ohr wurden rasend. Er hatte das Gefühl, als ob am verletzten Ohr Bleigewichte hingen.

Lauter wurden die Schussdetonationen. Sie waren aber nicht so laut, dass sie den dumpf prasselnden Hufschlag des Rappen übertönten. Das Tier flog wie ein gefiederter Pfeil. Die Schussdetonationen brachen plötzlich ab. Im Nebeldunst zeigte sich nur wenige Schritte entfernt eine Reitersilhouette. Sofort zügelte er sein Reittier und riss es nach rechts in eine neue Richtung hinein. Das war zur rechten Zeit, denn in diesem Moment flammte das Mündungslicht in der hochgerissenen Hand des Reiters auf.

„Sattler, he, Sattler, stell das Schießen ein!“, schrie Buck gellend zu dem Mann hin, den er für den Sattler hielt. Trotz des Nebels waren die Umrisse des unter dem Reiter gehenden Satteltieres zu erkennen gewesen.

Ein Maultier unterschied sich in manchem von einem Pferd, und das alte Maultier des Sattlers tat es im Besonderen. Buck musste also annehmen, dass er jetzt auf den Trailkameraden, den er zurückgelassen hatte, gestoßen war. Buck glaubte, dass, wenn er sich zu erkennen geben würde, es genügte, einen gefährlichen Irrtum zu vermeiden.

Der andere schoss weiter. Die zweite Kugel flog gefährlich nahe an Buck vorbei und zwang ihn zu einer Richtungsänderung. Er tauchte mit dem Rappen im Nebelschwaden unter und kam so aus dem gefährlichen Sichtfeld des anderen heraus. Er nahm von dem Reiter nun nicht mehr an, dass es sich um den Sattler handelte. Der Sattler hätte das Schießen eingestellt. Der alte Freund seines Vaters hätte keine zweite Kugel aus dem Lauf gejagt.

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