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15.

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Ohne Schwierigkeiten erreichten Sattler Gregor Stuart und Buck Jones die Breaks. Wegen des Maulesels, den der Sattler ritt, musste Buck Jones seinen Rappen immer wieder zügeln, so dass der Rappe seinen Widerwillen gegen das Maultier stets aufs Neue zeigte. John und auch der Sattler mussten aufpassen, dass sich beide Tiere nicht bissen.

„Schau nur, wie Chinaking die Oberlippen hebt, wie er tückisch nach einer Gelegenheit späht, Virginias Rappen das Fell mit den Zähnen zu zausen“, sagte Stuart lächelnd, wobei er das schäbige Fell am Halse seines Tieres streichelte. Diese Liebkosung beruhigte den Maulesel keinesfalls. Er ließ den Rappen nicht aus den Augen. Man spürte förmlich, dass das Tier nur darauf wartete, herumzufahren und mit der Hinterhand auszukeilen.

„Jeder braucht die richtige Gesellschaft, um sich wohlzufühlen, Oldman“, erwiderte Buck.

Er hielt die Zügel sehr gestrafft, um den Rappen besser beherrschen zu können. Die Ruhe der vergangenen Stunden hatte ihn erstaunlich aufgefrischt, und so sah man weder Reiter noch Pferd den langen Ritt an. Bucks Begleiter jedoch, der das lange Reiten nicht gewohnt war, fühlte sich nicht wohl im Sattel. Stuart rutschte hin und her, und je tiefer sie in die Breaks eindrangen, um so unruhiger wurde er. Kurz bevor man das Canyongebiet erreichte, bat der alte Mann eine Rastpause einzulegen. Schmerzvoll stöhnte er: „Buck, unter meinem Hintern brennt es wie Feuer. Ich befürchte, dass ich noch in Flammen aufgehen werde.“

„Wir haben nichts zu versäumen, Oldman“, erwiderte Buck. „Also rasten wir dort am Creek, um uns abzukühlen.“

Der Alte lachte sauer-süß und erwiderte mit verzogenem Gesicht: „Ich freue mich, dass du mich richtig verstehst.“

Beide trieben ihre Tiere zum Creekufer hin, an dessen Ufersaum Weidebüsche standen. Das Wasser des Creeks war verschlammt und sickerte ganz dünn durch ein Bett, das an den Uferrändern so ausgetrocknet war, dass sich weit klaffende Bodenrisse zeigten. Das Wasser versickerte im Boden, und nur eine halbe Meile weiter wurde das letzte Nass völlig vom Boden aufgenommen, und der Creek existierte nicht mehr.

Beide Männer kannten das Gelände von früheren Streifritten her, und darum machten sie sich nichts vor. Wenn Henry und Frank hier in den Breaks waren, dann konnten Tage und Wochen vergehen, bevor man eine Spur von ihnen entdeckte. Hunderte von Menschen konnten sich in den unübersichtlichen Breaks verbergen. Man konnte also nur hoffen, dass man Glück hatte.

Glück? Das Wort geisterte durch Bucks Gedanken und ließ ihn auflachen. Es war zu viel verlangt, das Glück noch einmal zu beschwören und herauszufordern. Es hatte Buck und dem Sattler bereits zu viel gegeben. Sie beide waren wie durch ein Wunder am Leben geblieben. War es nicht eine Herausforderung, nochmals auf das Glück zu hoffen? Wenn sie beide ehrlich waren, dann mussten sie sich eingestehen, dass sie beide am Ende waren, dass sie beide das Los der Verfemten und Entrechteten auf ihren Schultern trugen und dabei noch froh sein mussten, dass sie den Nachtwind spürten, ein Pferd unter sich hatten, dass sie ein wenig Proviant und Munition besaßen. Beide wagten nicht auszusprechen, dass alle Wege hinter ihnen abgebrochen waren und es für sie beide kein Zurück mehr gab.

„Lach nur, Sohn des Sattels, lache!“, sagte Stuart. „Wenn man nicht weinen kann, dann soll man lachen. Man erstickt dann wenigstens nicht und befreit sich.“ Er stimmte in Bucks Lachen mit ein.

Wohl niemals zuvor hatten die Breaks ein solches bitteres, zweistimmiges Lachen gehört. Es klang beiden Männern nicht ganz geheuer in den Ohren, und so brachen sie beide zur gleichen Zeit unvermittelt ab.

„Mein Freund“, sagte der Sattler mit zuckenden Lippen, „ich beklage mich nicht. Auch du kannst es nicht. Du hast deinen Spaß gehabt. Du hast eine Stadt auf den Kopf gestellt und den Schlafmützen gezeigt, wie man einen richtigen Tornado entfacht. Du bist wie Pecos Bill mitten in einer Stampede geritten, ohne unter die Hufe zu kommen. Du hast deinen Colt lüften und schießen können. Also beklagen wir uns nicht. Nehmen wir es auf uns und fallen wir nicht zusammen. Wenn Henry und Frank nicht mehr leben sollten …“

„Sprich nicht von ihnen, Oldman“,unterbrach ihn Buck. „Wenn es so ist, dann gibt es wohl keinen Weg zurück.“

„Du sprichst es so aus, als würde es dir sehr leid tun, dass uns der Rückweg versperrt sein könnte, mein Junge?“

„Ich kann nicht fort aus diesem Lande, Oldman“, erwiderte Buck. „Ich sagte dir bereits meine Gründe.“

„Ich kenne sie, Buck“, erwiderte der Alte heiser. In seinen Augen spiegelten sich Verzweiflung und Resignation. „Je länger ich darüber nachdenke, um so hoffnungsloser wird alles. Man sollte den Mut aufbringen und die letzte Illusion zerschlagen. Aber auch ich hänge an diesem Land.“

Er verstummte und richtete sich höher im Sattel auf. Er hatte ein Geräusch, das aus der Ferne kam, wahrgenommen. Zur gleichen Zeit hatte auch Buck etwas gehört. Beide brauchten sich nicht erst groß zu verständigen. Sie handelten, ohne dass Worte gewechselt wurden. Die dichten Weidebüsche teilten sich und schlugen hinter ihren Reittieren zusammen. Die Reiter wendeten auf der Stelle. Die dichten Büsche boten eine gute Deckung. Durch die belaubten Zweige konnten sie beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Ihren Reittieren hielten sie die Nüstern zu. Die Hufschläge, die sie in die Deckung hineingetrieben hatten, wurden stärker. Eine kleine Reitergruppe wurde beim Überqueren eines Kammes sichtbar.

„Hod Bruce“, sagte der Sattler laut genug, dass Buck ihn verstehen konnte.

„Nelson“, sagte Buck heiser erregt, als er bei der kleinen Reitergruppe den Mann erkannte, der seinen ehemaligen Boss Asa Melvis und seinen Vater niedergeschossen hatte.

Weder Buck noch Sattler konnten die Gesichter der Reiter erkannt haben, dafür war die Reitergruppe zu weit entfernt. Nur an der Art, wie die beiden Männer ritten, hatte man sie erkannt. Jeder besaß einen eigenen Reitstil, wie auch jeder Mensch seine eigene Gangart besaß. Ein Irrtum war für Buck und Gregor Stuart ausgeschlossen. Beide Männer warteten nur so lange, bis der kleine Trupp aus dem Blickfeld verschwunden war, dann ritten sie wie auf ein geheimes Kommando aus den Weidebüschen heraus. Sie folgten dem Reitertrupp.

Eine halbe Meile weiter sagte der Sattler schweratmend: „Tut mir leid, mein Junge, mein guter alter Chinaking kann diese Gangart nicht durchhalten. Er bricht mir unter dem Sattel zusammen, und dann werde ich ihn, anstatt er mich tragen müssen.“

Buck nickte nur. Er hatte bereits festgestellt, dass der alte Maulesel das Tempo nicht durchhalten konnte. Die Gangart des Tieres hatte den Reiter durch und durch gerüttelt. Der alte Mann hing schwer im Sattel. Er wischte sich mit dem Handrücken über das von Schweiß überströmte Gesicht.

„Ich hätte Chinaking nie im Leben besteigen sollen“, fuhr er fort. „Was blieb mir bei der Flucht aber schon anders übrig? Ich hatte nicht die Chance, ein anderes Reittier zu satteln. Jetzt bin ich so fertig und ausgepumpt wie der Maulesel. Reite nur zu, Junge, lass die Meute nicht aus den Augen. Nimm auf mich keine Rücksicht. Lass dir diese Chance nicht entgehen. Ich werde dir folgen, so gut es möglich ist.“

Wieder nickte Buck. Man sah ihm an, wie schwer es ihm fiel, den Alten allein zu lassen. Er sah aber auch ein, wie recht der alte Mann hatte. Der Maulesel taugte nichts für dieses Unternehmen. Das alte Reittier hatte sein Bestes gegeben, jetzt war es am Ende seiner Kraft.

„Nun gut, Oldman, versuche auf der Fährte zu bleiben“, sagte Buck.

„Sicher,.mein Junge, sicher! Vielleicht macht Chinaking nach einer kleinen Pause weiter. Ich werde ihm gut zureden. Auf gutes Zureden hat er immer gehört. Wenn das nichts hilft, werde ich ihm ein Lied singen. Gesang hat auch bisher immer eine anfeuernde Wirkung auf ihn gehabt. Ich bin sicher, dass das auch jetzt noch der Fall ist. Mache dir nur keine Sorgen um uns beiden. Es lohnt sich nicht, viel Gedanken um einen störrischen Maulesel und einen noch störrischeren alten Mann zu machen. Wir sind beide alt und verbraucht und haben uns beide sicherlich verschätzt. In einem gewissen Alter hilft nicht einmal mehr der gute Wille. Reite nur zu und gib Acht, riskiere nichts unnütz!“

„Nein“, antwortete Buck rau und spröde. „Ich werde schon achtgeben.“

Bei diesen Worten trieb er seinen Rappen an. Als er sich nach einiger Zeit umdrehte, sah er, dass

der alte Mann abgesessen war und neben dem Maulesel stand. Wie verloren standen Mensch und Tier in der öden Landschaft der Breaks.

Buck presste fest die Zähne zusammen. Er kämpfte gegen den Impuls an, der ihn zurückhalten, an die Seite des alten Mannes zwingen wollte.

„Es geht um mehr, als um mich und Stuart“, sagte er in den Reitwind hinein. „Hod und Nelson reiten nicht ohne einen besonderen Grund in die Breaks hinein. Ich muss herausbringen, wohin sie reiten. Ich werde mich an ihrer Fährte festsaugen. Sie werden mich nicht abschütteln können. Go on, Blacky, go on!“

Der Rappe schnaubte, so als wäre er erfreut, aus der unangenehmen Gesellschaft des Maulesels befreit zu sein. Er holte mit jedem Hufschlag mehr auf. Zur rechten Zeit gewahrte Buck die Reitergruppe und näherte sich ihr so weit, dass er ihr nach in den Hauptcanyon reiten konnte.

Noch bevor er das Steinlabyrinth erreichte, hörte er Schussdetonationen. Sie zwangen ihn zum Halt. Er schwang sich aus dem Sattel. Einige Zeit stand er neben dem Rappen und wartete, doch die Schussdetonationen wiederholten sich nicht. Er wusste jetzt, dass er Warnschüsse oder Signalschüsse gehört hatte. Das ließ ihn vorsichtiger werden. Er riss sich das Hemd herunter, zerriss es und umwickelte damit die Hufe des Rappen. Er befürchtete, dass ohne diese Maßnahme beim Weiterreiten der Hufschlag des Pferdes auf dem granitharten Boden gut gehört werden konnte. Durch unvorsichtiges Verhalten hatte er in den letzten Tagen mehr als eine Lektion hinnehmen müssen. Die allergrößte Vorsicht war deshalb jetzt sehr ratsam.

In der Tat, als er sich wieder in den Sattel schwang und vorsichtig weiterritt, war der Hufschlag des Rappen nur ein gedämpftes, nicht weit dringendes Geräusch. Die Tatsache jedoch, dass er seine Gegner abermals aus den Augen verloren hatte, war nicht gerade erfreulich. Es belastete ihn, dass er nichts von den Gegnern vernahm, als er am Canyonknick im Felsschatten sein Reittier anhielt.

Unheilverkündend öffneten sich rechts und links vom Hauptcanyon dunkle Mäuler von engen Schluchten, aus denen er dumpfe Geräusche jetzt zu sich hin dringen hörte. Nur einen Moment lang zögerte er, dann ließ er den Rappen mit langhängenden Zügeln an der Schattenwand des Hauptcanyons zurück. Er wählte den kürzesten Weg, um in das Labyrinth der Felsen einzubiegen.

Wenn er geglaubt hatte, dass helles Mündungslicht ihm entgegenflammen und Schussdetonationen aufrasen würden, so hatte er sich sehr getäuscht. Er erreichte die mannshohen Felsen, ohne dass auf ihn geschossen wurde. Sich in erster Linie auf sein Gehör verlassend, schlich er, jede Deckung nutzend, weiter. Dann spiegelte sich plötzlich auf seinem Gesicht volle Zufriedenheit wider. Nicht weit von ihm entfernt bewegten sich zwei Männer zwischen den Felsen. Er hatte weder den einen noch den anderen in der Stadt oder auf der Weide gesehen. Es waren zwei Kerle, die gerade eine Suchaktion abgebrochen hatten, das ging klar und deutlich aus ihren Worten hervor.

„Es ist zwecklos, Edward, weiter nach Frank Dinar zu suchen. Er muss durch einen der Felskamine gekrochen und entwischt sein. Wir müssen das sofort im Camp melden, denn es ist nicht ausgeschlossen, dass er unser Rindercamp entdeckt.“

„Was nützt es ihm?“, wurde dem Sprecher erwidert. „Wir haben Henry Carter erwischt, wir haben den Kopf des Widerstandes, und das genügt völlig. Mag Dinar in den Felsen dort oben herumklettern, mag er sich Hände und Knie wundschürfen, einmal muss er doch von den Felsen herunterkommen.“

„Das wird er auch, Edward, und deshalb müssen wir Stuart Black und die anderen unterrichten. Brechen wir also auf und versäumen wir nichts, um Dinar einen würdigen Empfang zu bereiten. Sollte er wirklich in die Felsen geflüchtet sein, dann kann er uns nicht mehr entkommen.“

Der Kerl lachte in aufreizender Art und klopfte vielsagend auf seinen tief geschnallten Colt. Sie waren jetzt so nahe herangekommen, dass Buck in ihre Gesichter blicken konnte. Er sah zwei Männer vor sich, die zu der harten Sorte gehörten, denn nicht nur die hageren Gesichter verrieten es. Aus ihren Augen war raubtierhafte Bereitschaft zu lesen.

Jetzt erst begriff Buck die Zusammenhänge richtig. Jetzt erst fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er wusste jetzt, wohin Asa Melvis Rinder getrieben worden waren. Damals hatte er geglaubt, dass sie von Henry Carters Mannschaft durch die Breaks getrieben worden seien. Man hatte alles getan, um seine Mannschaft zu belasten. Man hatte die gestohlenen Rinder, gleich von welcher Weide sie geholt wurden, immer über Henry Carters Weidegründe getrieben, so dass der Verdacht auf Henry und seine Mannschaft fallen musste. Die Gewissheit, dass Hod und Nelson einträchtig hierhin geritten waren, verriet ihm die wahren Zusammenhänge. An alles hatte er geglaubt, nur nicht daran, dass die gestohlenen Rinder irgendwo in den Breaks versteckt gehalten wurden.

Buck durfte die beiden Kerle auf keinen Fall entkommen lassen. Die Möglichkeit, dass sie im Camp ihre Komplicen warnen konnten, musste ausgeschaltet werden. Er musste ihnen vorher entgegentreten, und zwar in diesem Augenblick. Einer von den beiden Schuften musste ihm allerdings den Weg zum Camp verraten.

In diesem Augenblick wusste Buck, dass er keine weitere Zeit mehr hatte, Überlegungen anzustellen, denn die beiden Kerle kamen direkt auf ihn zu. Buck handelte. Er schnellte einen Schritt zur Seite, so dass er zwischen zwei mannshohen Felsen zu stehen kam. Im Sprung zog er und sah, wie die beiden Banditen ihre Colts aus dem Halfter brachten. By Gosh, sie waren schnell, gewiss schneller als er. Doch er hatte den Vorteil der Überraschung, und seine Kugeln schlugen aus der hochgerissenen Mündung heraus. Dadurch, dass Buck in die Deckung schnellte, hatte er seinen Gegnern keine Chance gegeben. Er hatte aus der Deckung heraus feuern und so seine Sicherheit erhöhen können. Er hatte es aber nicht vermocht, selbst diesen üblen Schuften das Blei aus dem Hinterhalt zu schicken. Er hatte gewartet, bis sie auf zehn Schritte heran waren.

Er hatte geglaubt, dass sein überraschendes Auftauchen ihnen einen gehörigen Schock versetzen würde. Darin hatte er sich allerdings verrechnet. Diese Kerle waren so leicht nicht zu überrumpeln. Sie mischten sofort mit, und das war um so unheimlicher, da bisher kein einziges Wort gewechselt worden war. Der Tanz der Kugeln hatte begonnen.

Heißes Blei schlug Buck entgegen und verletzte sein linkes Ohr. Er spürte den Schmerz nicht, denn alles in ihm war in wildem Aufruhr. Er stand geduckt und schoss rasend schnell, ungeachtet der Mündungsflammen der Gegner, ungeachtet der Kugel, die seine linke Schulter streifte. Seine Augenlider waren weit geöffnet. Über die Mündung seiner Waffe hinweg starrte er auf zwei zusammengesunkene Gestalten, die vor ihm am Boden lagen. Eine davon rührte und regte sich nicht mehr. Der zweite Mann allerdings, der mit Vornamen Edward genannt wurde, richtete sich gerade wieder auf und keuchte mit einem Blick auf seinen ihm entfallenen Colt: „Ich passe, ich habe genug, Buddy!“ Er hob seinen Blick und starrte Buck aus schmal gezogenen Augenlidern an. Seine durchschossene Revolverhand presste er an seinen Leib, wohl um die starke Blutung abzuschwächen.

Buck sah dem Mann über die rauchende Waffe hinweg in die Augen und trat langsam näher. Jetzt erst spürte er heftige Schmerzen an seinem linken Ohr und seiner linken Schulter.

„Wir sind noch nicht zu Ende“, sagte er mit rasselnd klingender Stimme. „Komm hoch, Freund, komm hoch!“

Mit einem heiseren Fluch erhob sich der Mann.

„Ich erkenne dich jetzt“, sagte er kehlig. „Als ich schoss, glaubte ich Frank Dinar vor mir zu haben, doch ich irrte mich. Du bist Jones, der Amokläufer aus der Stadt und kein anderer.“

„Du hast es mir mit deinem Partner verteufelt schwer gemacht“, sagte Buck. „Ihm ist nicht mehr zu helfen, doch für dich habe ich noch eine dankbare Aufgabe. Du sollst mich führen.“

„Ist das alles nicht ein bisschen zu viel für dich, mein Freund? An deiner Stelle würde ich das County schnell verlassen.“

„Wenn es um Henry Carter geht, Buddy, dann ist mir nichts zu viel. Dann kann ich höllisch eklig werden.“

„Gewiss, du bist jetzt am Drücker, Buddy. Du hast den guten Samuel außer Gefecht gesetzt, obwohl mein Partner eine sehr schnelle Hand hatte. Weder er noch ich aber waren schnell genug für

dich. Wenn ich es mir recht überlege, möchte ich doch sein Los nicht teilen, wenn auch mein Leben nicht mehr viel wert ist!“

„Gehen wir also“, forderte Buck mit unnachsichtigem Druck. „Vorwärts, setz dich in Bewegung!“

„Es wäre besser, wenn wir uns unsere Schrammen erst verbinden würden, Freund“, erwiderte der Bandit mit höhnischem Grinsen. „Oder möchtest du etwa, dass ich auf dem Weg zum Camp schlappmache?“

Buck zögerte. Mit einer Handbewegung deutete er seinem Gefangenen an, sich selbst zu verbinden.

„Du traust mir nicht, oder hältst du es für möglich, dir deinen Verband selbst anzulegen? Du wirst meine Hilfe nötig haben.“

„Einen Augenblick“, unterbrach ihn Buck. „Tritt zurück!“, forderte er den Kerl auf, der sofort dem Befehl nachkam. Buck hob jetzt den am Boden liegenden Revolver des Banditen auf und steckte ihn in seine Hosentasche. Dann gab er dem Banditen Anweisung sich herumzudrehen und näherte sich ihm, tastete ihn nach weiteren Waffen ab. Er stellte fest, dass diese Vorsichtsmaßnahme nicht nötig war. Er packte den Gefangenen bei der Schulter und drehte ihn zu sich herum. „Los denn, verbinde dir deine Hand“, sagte Buck. „Beeile dich dabei, damit wir von hier fortkommen.“

„Wir müssen erst zu den Pferden“, entgegnete der Bandit. „In den Satteltaschen habe ich Verbandszeug. Der Weg ist nicht unnütz, wir werden ihn sowieso tun müssen, denn ohne Pferde zum Camp gelangen zu wollen, wäre kein reines Vergnügen, und wir würden zu viel Zeit verlieren.“

Buck entgegnete nichts, doch im Stillen wunderte er sich über den Gesinnungswechsel des Banditen. Er ging hinter seinem Gefangenen. Der Tote blieb zwischen den Felsen zurück.

„Samuel war ein rauer Bursche, Jones“, sagte der voranschreitende Gefangene über die Schulter hinweg. „Er war sehr von sich eingenommen und hat nie glauben wollen, dass einer kommen wird, der schneller als er sein könnte. Fast hätte er mich mit dieser Ansicht angesteckt. Jetzt weiß ich jedoch, dass es einen schnelleren Mann gibt.“

„Dein Glück, dass es für dich mit deiner zerschossenen Hand kein Zurück mehr in die Raureiterbande gibt.“

„Wenn du mir das vor der Schießerei gesagt hättest, würde ich dich ausgelacht haben. Es stimmt tatsächlich, dass eine kleine Kugel alles verändern kann. Man kommt sehr schnell aus seiner Überspanntheit in die nackte Wirklichkeit zurück. Ein Glück nur, dass ich mir selbst nichts vormache.“

„Halte dich daran, Sonny! Vielleicht gibt es für dich eine Möglichkeit, um wieder ganz von vorne anzufangen.“

„Soll das heißen, dass du mich nicht ausliefern würdest, wenn ich spurte?“

„Genau das!“

„Ich habe zwar kaum das Zeug zu einem Verräter in mir“, entgegnete der Gefangene, „aber versuchen wir miteinander auszukommen, so übel das auch für mich ist.“

Bleihaltige Rechnung: Cowboy Western Sammelband 7 Romane

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