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5. MÄRZ

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Und vergib uns unsere Schuld,

wie wir vergeben unseren Schuldigern.

MATTHÄUS 6, 12

In einer großen Wochenzeitung griff Walter Kempowski die inflationäre Behandlung der Vergebung an. Er kritisierte, dass das Entschuldigen wild um sich greife. Im Geschäft, am Telefon, im Fernsehen – überall verwende man floskelhaft das neudeutsche Wort »sorry«. Er beklagte, dass ein anderer Stil in unserer Dienstleistungs- und Mediengesellschaft Einzug gehalten habe. Die öffentliche Entschuldigung sei zum Ritual verkommen; man bitte selbst für Taten um Verzeihung, die man nicht begangen habe. Er schreibt: »Bill Clinton entschuldigt sich für den amerikanischen Sklavenhandel, der Papst für die Kreuzzüge ins Heilige Land und die Inquisition, Johannes Rau in Jerusalem für die Verbrechen des Nationalsozialismus, die PDS für die Zwangsvereinigung von KPD und SPD. Ist denn den Opfern damit gedient? Mit einer unverbindlichen Floskel, die einem so leicht über die Lippen kommt, die zu nichts verpflichtet, am allerwenigsten zur Übernahme der Verantwortung? Ein Symptom der neuen Oberflächlichkeit unserer geschwätzigen Zeit.«

Da ist die christliche Bitte um Vergebung der Sünden etwas anderes. Es geht dabei um das Eingeständnis persönlicher Schuld. Nur wer wirklich bereut, dem kann die Gnade der Vergebung zuteilwerden.

Hat Herr Kempowski nicht recht? Im Vaterunser formuliert Jesus unmissverständlich: »Vergib uns unsere Schuld.« Es geht um mein persönliches Versagen. Die »Sorry«-Floskel hat nichts mit wirklicher Vergebung zu tun. Nur wer ehrlich bereut und den himmlischen Vater um Vergebung bittet, der erfährt die Gnade der Vergebung. Denn Gott hat seinen Sohn geopfert, damit unsere Schuld bereinigt wird, wenn wir ihn herzlich um Vergebung bitten.

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