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7. MÄRZ

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Nein, ihr sollt vollkommen sein,

weil euer Vater im Himmel vollkommen ist.

MATTHÄUS 5, 48

Wie ist unsere Vollkommenheit zu verstehen? Dazu zwei Gedanken. Der eine stammt von Karin Hübner, die ein Beispiel aus Japan berichtet: »Etwa 100 Kilometer nördlich von Tokio, im Gebirge in einem Zedernwald, stehen die Tempel von Nikko. Künstlerische Schönheit und handwerkliches Können des alten Japan sind dort in Vollendung zu bewundern. Am Haupttor eines Tempels stehen zwölf reich verzierte Säulen. Sie gleichen einander bis in die winzigsten Kleinigkeiten. Bei elf Säulen laufen die Muster von rechts nach links, bei der zwölften von links nach rechts. – Ein grober Fehler mitten in der Präzision? Ein Fehler, der so raffiniert eingebaut ist, dass er uns gar nicht aufgefallen wäre ohne den Hinweis unserer japanischen Führerin. Sie sagte uns auch, dass es ein beabsichtigter Fehler ist, den die Tempelbauer eingefügt haben, um sich vor der Strafe der Götter zu schützen. Sie könnten neidisch werden auf die makellose Arbeit des Menschen. Fehlerlosigkeit, glaubten die alten Japaner, steht nur den Göttern zu und nicht den Menschen. ›Und dennoch streben wir Japaner fanatisch danach, ohne Fehler zu sein‹, erklärte die Japanerin.«

Der Schintoismus ist eine Religion, in der Schmutz, Krankheit, Unordentlichkeit und Fehlerhaftes keinen Platz haben. Für einen Japaner ist es schlimm, einen Fehler zu machen. Und wir? Wie viele Christen gibt es unter uns, die fehlerlos sein wollen? Die sich Fehler nicht verzeihen können? Nur einer ist gut, vollkommen und fehlerlos – Christus. Fehlerlosigkeit, die wir anstreben, ist Sünde.

Der zweite Gedanke stammt von einem katholischen Theologen. Er schreibt: »Seid vollkommen wie euer Vater im Himmel. Gemeint ist: ›Seid ungeteilt.‹ Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen.«

Gott und einige Lieblingsgötter, Gott und der Fußball, Gott und das Geld, das ist personifizierte Unvollkommenheit. »Ungeteilt« sollen wir unseren Herrn lieben. Können wir das?

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