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2.5. Zusammenfassung

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Prokrastination ist ein Konstrukt, das auf geeignete Art und Weise operationalisiert werden muss. Die am häufigsten genutzte Möglichkeit der Messung von Prokrastination ist die Befragung der Probanden; dafür wurden Fragebögen konstruiert, die die Selbsteinschätzung der Befragten erheben. Die Messinstrumente erfassen unterschiedliche Ausprägungen wie beispielsweise dispositionelle (trait) oder situationsspezifische (state) Prokrastination. Diese Unterteilung entspricht einer differenzialpsychologischen Sichtweise und stellt das Persönlichkeitsmerkmal „Prokrastination“ einem situativen Ansatz gegenüber. Weiter wird das Auftreten von Prokrastination nach unterschiedlichen Domänen differenziert. Während sich die allgemeine Prokrastination auf Entscheidungen und Verhaltensweisen im Alltag richtet, hat die akademische Prokrastination vorrangig Lern- und Leistungssituationen in den Kontexten „Schule“ und „Universität“ zum Gegenstand. Die Prokrastinations-Taxonomie (vgl. Tab. 1) gibt einen Überblick über verschiedene Arten von Prokrastination und weiter werden in Tabelle 2 die gängigen Messinstrumente zur Prokrastination den jeweiligen Arten zugeordnet.

Inzwischen liegen viele korrelative Befunde vor, die das Phänomen „Prokrastination“ im Zusammenspiel mit weiteren wichtigen Merkmalen beschreiben, aber nicht im Sinne von „Wenn-dann-Beziehungen“ erklären können. Dazu eignen sich vor allem experimentelle Settings wie beispielsweise das von Sigall et al. (2000), bei dem die Autoren die Zeitverzögerung der Probanden bis zum Beginn einer zu bearbeitenden Aufgabe als Verhaltensprokrastination definieren und überprüfen, welche experimentellen Bedingungen Prokrastination fördern. Quasiexperimentelle Settings verwenden häufig zur Messung von Prokrastination Fremdeinschätzungen, die von Mentoren, Trainern etc. abgegeben werden. Wenn die Fremdeinschätzungen mit der Selbsteinschätzung zu einem gemeinsamen Wert kombiniert werden, können aufgrund der unterschiedlichen Perspektive besonders zuverlässige Prokrastinationsmessungen vorgenommen werden. Die Wahl des methodischen Zugangs kann Auswirkungen auf die Ergebnisse haben.

Inzwischen liegen auch Metaanalysen (van Eerde, 2003a, 2004; Steel, 2007, 2010) vor, wie oben bereits ausgeführt wurde. Mit dem statistischen Verfahren können viele Einzelstudien zusammengefasst und unter bestimmten Fragestellungen ausgewertet werden. So bezieht Steel (2007) Korrelationsstudien, experimentelle Untersuchungen und qualitative Studien in seine Metaanalyse mit ein.

Das Konstrukt „Prokrastination“ hat eine große Ähnlichkeit mit dem Konzept der „Anstrengungsvermeidung“ (vgl. Rollett, 1983, 2006). Kinder und Jugendliche können eine Neigung zeigen, sich willentlich bestimmten Anstrengungen im Kontext „Schule“ durch geeignete Strategien zu entziehen, vor allem dann, wenn sie langweilige oder unangenehme Aufgaben oder Tätigkeiten ausführen sollen. Anstrengungsvermeidung kann als eine Selbstbehinderungsstrategie (self-handicapping) – neben vielen anderen bekannten – angesehen werden.

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