Читать книгу Das Spital zu Jerusalem - Sven R. Kantelhardt - Страница 10

Оглавление

David

Magenza, Februar 1096

Reich mir noch den Hochzeitsring, Junge.« Onkel Ruben ergriff den Ring aus fein gearbeitetem Gold, als David ihn hinabreichte. Einen Augenblick betrachtete Ruben den breiten Reif, der von zwei ineinander gelegten Händen gebildet wurde. Dem Sinnbild für eheliche Treue. Zwei Drachen trugen darüber einen unglaublich zierlich gearbeiteten Tempel. Sinnbild für das Jerusalem des Messias. Mit dem Hochzeitsring, den einst Meister ben Levi der jüdischen Gemeinde von Magenza stiftete, hatte er ein Meisterwerk geschaffen, das seinesgleichen suchte. Aber David sah an den verklärten Augen des Onkels, dass er gar nicht die filigran verschlungenen Goldfäden betrachtete. Vielleicht verweilten seine Gedanken bei dem Tag, als Tante Rebecca diesen Ring trug und sie ihm über den silbernen Löffel hinweg ins Hochzeitsgemach folgte. Ruben seufzte und legte den Goldring in den Beutel mit den Silbermünzen. Dann stieg er ächzend aus dem Erdloch, welches sie gemeinsam im Keller seines Hauses gegraben hatten. Das Haus befand sich am Flachsmarkt, in der Nähe des jüdischen Backhauses, und im Boden stand bereits die Feuchtigkeit des nahen Rheins.

»Merke dir gut, wo alles versteckt ist. Sollte es zum äußersten kommen«, er schluckte hart, »und mir und Rebecca etwas zustoßen …« Wieder machte er eine Pause. »Jedenfalls, wenn es so weit ist, musst du den Schatz heben, um damit für dich und deine beiden Nichten Esther und Judith zu sorgen.« Schweigend schütteten sie das Erdloch zu und stampften den Lehm darüber fest.

»Aber Jehuda hat doch gesagt, dass Erzbischof Ruthard uns schützen wird«, brach David endlich das Schweigen.

»Gott helfe ihm dazu«, seufzte Ruben. »Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht.«

Das Spital zu Jerusalem

Подняться наверх