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David

Auf der Militärstrasse bei Sofia, Juli 1096

Zwei Tage nach der Schlacht bei Naissus hatten sie Sofia erreicht, doch schon vor der Stadt kamen ihnen Reiter entgegen – Turkopolen, die sie bereits aus Naissus kannten. Doch noch bevor sich Panik in dem geschlagenen Heer breitmachen konnte, zügelten die Griechen ihre Rösser. »Kaiser Alexios schickt uns, euch in seinem Reich zu begrüßen!«, rief der Anführer der Reiterschar mit weithin hörbarer Stimme und auf Latein. »Wir haben Lebensmittel dabei und werden euch sicher über den Bosporus geleiten!«

»Dem Herrn und dem Kaiser sei Dank!«, rief Peter, der inzwischen wieder eine gewisse Kontrolle über den Haufen besaß. Allgemeiner Jubel antwortete ihm und die Reden wurden in Windes­eile von Mund zu Ohr durch das ganze Heer getragen.

»Endlich wieder etwas zu essen«, seufzte Kunz. Und auch David konnte derzeit kaum noch an etwas anderes denken. Seit ihrer Vertreibung von Beograd hatte es fast gar nichts zu beißen gegeben. »Mit vollem Bauch werden wir doppelt so schnell marschieren!«, fuhr Kunz fort. Und er hatte recht. Die Griechen hatten ihren Marsch vorbildlich organisiert. An wichtigen Kreuzungen stand jeweils eine Gruppe Turkopolen und wies ihnen den Weg und mehrmals am Tag trafen sie auf weitere Reiter, die Brot an die vorbeimarschierenden Menschen verteilten. Dennoch dauerte es etwa eine Woche, bis sie ihr nächstes Ziel erreichten. David marschierte mit Kunz und den übrig gebliebenen ihrer Gruppe dicht hinter der Spitze des Zuges, als Peter und die vordersten Männer plötzlich auf einer Anhöhe stehen blieben.

»Was es dort wohl gibt?«, fragte David. Kunz zuckte nur die Schultern und lief stumpf weiter. Doch als sie zu der Vorhut aufschlossen, entfuhr David ein Ruf der Überraschung.

Zu ihren Füßen lag Konstantinopel in der Abendsonne. In der Mitte der Stadt glänzte die Kuppel der Kirche zur heiligen Weisheit. Dahinter, dem türkisblau glänzenden Bosporus zu, erhob sich der kaiserliche Palast. Direkt zu ihren Füßen teilte ein in der Sonne golden glänzender Einschnitt die Stadt in die nördlich gelegene, nur schwach befestigte Händlerstadt und das eigentliche Konstantinopel im Süden. Der Anblick war atemberaubend. »Das Wasser ist ja breiter als der Rhein!«, staunte David, der noch nie das Meer gesehen hatte. Kunz schlug ein Kreuz. »Wenn Fulco nicht vor Naissus geblieben wäre, hätte er sicherlich behauptet, das sei Jerusalem. Und diesmal könnte ich es ihm glatt glauben.«

Sie standen eine Weile sprachlos vor so viel Herrlichkeit. Endlich setzte sich die Eskorte wieder in Bewegung. Zwei Reiter lösten sich und ritten die Reihen entlang »Kommt weiter, Männer. Heute Abend werden euch die Händler in Galata bewirten«, versprachen sie.

»Galata?«, fragte David überrascht. »Das ist doch Konstantinopel. Die Kaiserstadt!«

»Ist doch egal«, entgegnete Kunz. »Hauptsache, wir können uns den Bauch füllen.«

»Je schneller wir auf die Heiden treffen, desto besser. Die Männer brennen darauf, sich mit dem Blut der Heiden von ihren Sünden reinzuwaschen und die Feinde Gottes zu vernichten!«, warf ein bullig wirkender Mann ein, den Schwert und Kettenhemd zumindest als einen erfahrenen Krieger auswiesen.

Tatsächlich schlug die Vorhut zu Davids großer Enttäuschung nicht den Weg auf das neue Rom ein, sondern weiter nach Norden in Richtung der sehr viel bescheideneren Händlerstadt.

Das Spital zu Jerusalem

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