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Militärdienst

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In Österreich-Ungarn gab es die allgemeine Wehrpflicht: drei Jahre Wehrdienst für die tauglichen jungen Männer. Da die große Zahl an Reserveformationen mehr Offiziere benötigte, als die Militärakademie bereitstellen konnte, führte das Reich das preußische System der „Einjährig Freiwilligen“ ein. Männern mit einer angemessenen Erziehung und sozialem Rang war es möglich, sich freiwillig für eine einjährige Ausbildung zum Offizierskandidaten zu melden und – nach Bestehen einer Prüfung – in der Reserve in Dienst gestellt zu werden. Die Einheiten der Armee unterschieden sich hinsichtlich ihrer sozialen Stellung: Hierbei genoss die Infanterie das geringste Ansehen, die Kavallerie das höchste und die Artillerie bewegte sich zwischen den beiden erstgenannten – die Festungsartillerie wurde wiederum als hochnäsiger als die Feldartillerie eingestuft.

Am 1. Oktober 1908 wurde Erwin zum Militärdienst eingezogen und am 6. Juni 1910, kurz nach der Doktorprüfung, als Einjährig-Freiwilliger in die Festungsartillerie aufgenommen – am 1. Oktober 1910 meldete er sich schließlich zum aktiven Dienst. Die Personenbeschreibung, die am Anfang seines Berichtsheftes gegeben wurde, vermerkt, dass er blonde Haare, blaue Augen und blonde Augenbrauen hatte, aber irgendjemand strich später „blau“ durch und ergänzte „grün?“. Seine Größe wurde mit 167,5 cm angegeben.

Freiwillige waren selbst verantwortlich für ihren Lebensunterhalt. Die ersten zwei Monate der Ausbildung wurden in Kasernen verbracht, danach aber stand es ihnen frei, Unterkunft und Verpflegung in den Städten, in denen sie stationiert waren, entsprechend ihren Möglichkeiten zu organisieren. Das Leben in einer Garnisonsstadt konnte recht langweilig werden, aber es gab für jene, die dazu neigten, auch fröhliche Abende bei einem Glas Wein, mit Frauen und Gesang. Schrödinger genoss seinen Dienst in dem wunderschönen Krakau. Obwohl die Uniformen der Kadetten durchaus elegant waren, machten sich viele der Einjährig-Freiwilligen kaum die Mühe, sich genug wehrwissenschaftliches Wissen anzueignen, um die Abschlussprüfung zu bestehen. Für viele junge Intellektuelle war ein Jahr der Freiluftübungen und der guten Kameradschaft eine willkommene Abwechselung von ihrem sitzenden Dasein inmitten staubiger Bücher.

Über Weihnachten hatte Erwin Urlaub und nahm zusammen mit Hans Thirring an einem Skikurs in Mariazeil teil, in den Bergen südwestlich von Wien. Beim Skispringen brach sich Hans einen Fuß und litt anschließend unter ziemlichen Schmerzen. Erwin blieb die ganze Nacht bei ihm und brachte den Fuß wiederholt in angenehmere Positionen, wann immer der Schmerz unerträglich wurde. Für den nächsten Tag hatte er zwar einen längeren Skiausflug geplant, nahm aber keine Rücksicht auf seinen eigenen Schlafbedarf und hatte nur die Pflege des Freundes im Sinn.

Schrödingers Wehrdienst hatte einen wesentlichen Einfluss auf seine Karriere. Nachdem er den akademischen Grad erlangt hatte, war eine Assistentenstelle in der theoretischen Physik bei Hasenöhrl zu besetzen, und er wäre normalerweise als Bester seines Fachs hierfür infrage gekommen. Da er aber nicht verfügbar war, wurde die Stelle an Thirring vergeben, der aufgrund des Skiunfalls vom Wehrdienst freigestellt worden war. Erwin beendete die militärische Ausbildung, absolvierte die Prüfung und wurde zum Fähnrich der Reserve befördert, ein Dienstgrad unterhalb eines Leutnants. Neujahr 1911 kehrte er ins Zivilleben zurück. Es gibt keinen Beleg dafür, dass er sich in der Armee viel mit der Physik beschäftigte, aber sein Gesundheitszustand hatte sich ohne Zweifel gebessert.

Erwin Schrödinger

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