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Doktorarbeit

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An den Universitäten Österreichs war der erste akademische Abschluss der Doktor der Philosophie, Ph.D. In Ergänzung zum Besuch der notwendigen Lehrveranstaltungen wurde von dem Kandidat verlangt, der Fakultät eine von ihm verfasste Dissertation vorzulegen. Nach der Annahme der Dissertation folgten die Abschlussprüfungen, die Rigorosa. Als Konzession an den Namen des Titels hatte eine der Prüfungen ein philosophisches Thema. Der akademische Grad entsprach nicht dem eines modernen Ph.D. der Physik, der im Allgemeinen mindestens drei Jahre weiteren Studiums und weiterer Forschung nach dem ersten Abschluss verlangt. Die österreichische Doktorwürde entsprach etwa dem Niveau eines Master’s degree einer US-amerikanischen Hochschule oder eines Honour’s degree in Großbritannien. Am 20. Mai 1910 wurde Schrödinger der Doktortitel verliehen.

Der Titel seiner Dissertation lautete: „Über die Leitung der Elektrizität auf der Oberfläche von Isolatoren an feuchter Luft“. Motiviert war die Problemstellung durch die Bedeutung der elektrischen Isolation bei Instrumenten für die Messung von Radioaktivität und Ionisierung. Er dankte Professor Franz Exner, in dessen Abteilung die Arbeit angefertigt wurde, und Professor (außerordentlicher) Schweidler, für dessen Unterstützung.

Schrödingers erste Forschungsarbeit bewies beachtliche experimentelle Fähigkeiten, allerdings fehlten überraschenderweise jegliche theoretischen Überlegungen. Es war ein Standardansatz elektrischer Messungen, konzipiert, um den Einfluss feuchter Luft auf die Leitfähigkeit verschiedener fester Isolatoren zu zeigen: Hartgummi, Bernstein, Glas, Schwefel und Paraffin. Hierbei ging er davon aus, dass die Effekte auf die Oberfläche beschränkt waren, und versäumte es, die naheliegenden Kontrollexperimente zur Überprüfung – und zwar eine Veränderung der Fläche bei konstant gehaltenem Querschnitt – durchzuführen. Die praktischen Erfahrungen mit den isolierenden Festkörpern (Dielektrika) hatten eine wesentliche Konsequenz: Es war der Startpunkt für seine virtuose Studie über Dielektrika, die er vier Jahre später fertigstellte. Nichtsdestotrotz war die Dissertation – auch wenn man berücksichtigt, dass es ein erster „Gehversuch“ war – keine außergewöhnliche Leistung. Es lässt sich auch kein Funken des Forschergeistes erkennen, der von Hans Thirring geschildert wurde. Aber die Arbeit war von hinreichendem Interesse, um auf der Versammlung der Akademie der Wissenschaften am 30. Juni 1910 vorgestellt zu werden. Das war die erste Gelegenheit, bei der Schrödinger vor anderen Wissenschaftlern von seinen eigenen Forschungsergebnissen berichten konnte. Seine Arbeit wurde wenige Wochen später in den Sitzungsberichten der Akademie veröffentlicht.

Erwin Schrödinger

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