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Der Hersteller

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Sie haben in kürzester Zeit mein schönes Kontinuum komplett besudelt und unbrauchbar gemacht, greinte der oberste Daseinsverwalter. Was für eine Schande. Sie müssen dort schnellstens raus, damit ich es vernichten und dem Drama ein Ende setzen kann. Ist dein Sohn bereits bei ihnen eingetroffen? Thors Vater zuckte mit den Schultern. Keine Ahnung, meinte er, ich bin suspendiert, wie du ja weißt.

Er sollte schnell machen, die Kontinuen werden beide instabil und das schlimmste, was uns passieren könnte, wäre, wenn sie verschmelzen und ein stabiles Kontinuum des „Fressen und Gefressen werden“ bilden, in dem auch noch Träume wahr würden. Göttin, was wäre das für ein Scheiß. Die Infektionsherde müssen schnellstens beseitigt werden. Sag du ihm das, brummte Thores Vater und wendete sich zum Gehen. Der oberste Daseinsverwalter überlegte kurz und übermittelte dann Thore die beunruhigende Nachricht. Dieser war gerade dabei sich in einer Welt zurecht zu finden, welche verblüffend einem Zeitalter auf der von ihm missbrauchten Erde ähnelte. Hier vor Ort, war er vielen seiner Fähigkeiten beraubt.

Träume zu lenken hatte er nie gelernt. Ganze Kontinuen konnte er beeinflussen, aber Wesen, die wie er aussahen und doch viel perverser dachten, zu verstehen und zu beeinflussen, das war schon schwieriger. Zunächst musste er sie in dieser terraformten Umgebung erst einmal finden. Natürlich hatte er bereits geistige Gesprächsfetzen auffangen können, schließlich war er ein latenter Telepath, aber lokalisieren hatte er sie nicht gekonnt.

Dafür bekam ein fähigerer Telepath einen riesigen Schrecken. Ruhig, herrschte Manfred die lustig herumtollende Gruppe an, da kommt etwas oder jemand auf uns zu. Alle stellten sofort, sofern es ihnen möglich war, ihre geistigen Aktivitäten ein und Manfred schwebte der möglichen Gefahr entgegen. Dann kam Thore in seine Reichweite. Der hatte seine Gedanken nicht rechtzeitig abgeschottet und so konnte Manfred noch etwas von seinen Plänen erhaschen. Zumindest wusste Manfred nun, dass Thore nichts Gutes im Schilde führte und signalisierte seinen Freunden, nicht zu leutselig ihm gegenüber zu sein. Auch hatte er Thores Plan vernommen, sie wieder in ihr Kontinuum zu bringen und, dass danach dieses Kontinuum zerstört werden würde, da es durch Infektion unbrauchbar geworden war. Das alles ließ Manfred misstrauisch aufhorchen. Gleichwohl gab er sich nun Thore zu erkennen, da dieser ihn mit seinen geringeren Fähigkeiten auch bereits entdeckt hatte. Wer bist du und was willst du? Manfred spiegelte Thore ein grimmiges Mondgesicht ins Hirn, sodass dieser erst einmal erschrak.

Nachdem es sich wieder gefasst hatte, dachte er Manfred entgegen: Ich bin Thore, Erschaffer dieses und eures Kontinuums und ich muss mit dir und den anderen Eindringlingen reden. Du bist also ein Telepath? Gut erkannt, meinte Manfred nur und Thore verschloss seinen Geist so gut er konnte. So, so, der Erschaffer der Kontinuen, dachte Manfred. Dicker aufgetragen ging es wohl nicht. Aber sei uns willkommen. Manfred drehte sich um und flog langsam zurück zu den anderen. Darf ich vorstellen, meinte er mit etwas spöttischem Unterton, das ist Thore, der Erbauer der Kontinuen. Die drei Freunde waren erst einmal beeindruckt, bis sie den Spott in Manfreds Gedanken realisierten. Ich möchte euch einen Vorschlag machen, begann Thore das Gespräch. Ich bringe euch wohlbehalten zurück in euer eignes Kontinuum und ihr nehmt mich mit auf eure Welt. Allein würde ich lange suchen müssen im Kontinuum, wo es Groß und Klein gibt und was so unübersichtlich geworden ist. Was sagt ihr dazu? Die drei Freunde waren sofort Feuer und Flamme. Wollten sie doch schnellstmöglich wieder in gewohnten Gefilden sein.

Zwar waren ihnen hier träumerische Möglichkeiten geboten, aber wie heißt es? Zu Hause ist es doch am schönsten. Nur Manfred war misstrauisch. Wir werden uns beraten, warf er den pragmatischen Gedanken in die begeisterte Runde. Die Freunde wurden von Manfred eingesammelt und fanden sich umgehend in seinem schützenden Inneren wieder.

Hier, ohne von Thore belauscht werden zu können, klärte sie Manfred über seinen Verdacht auf. Als ich ihm entgegen flog, habe ich einige Gedankenfetzen von ihm aufgefangen, die sicher nicht für unsere Geister bestimmt waren. Er dachte, dass er schnellstens die ekligen, abartigen Eindringlinge in ihr Kontinuum zurückbringen müsse, damit dieses verschmutzte Kontinuum beseitigt werden könne. Und welche Schlüsse ziehst du daraus?, fragte Bernhard.

Erst einmal ist er sicher nicht der Erschaffer dieser Kontinuen. Ihr braucht ihn also nicht vergöttlichen. Zweitens sind wir für ihn so eklig, dass dieses von uns infizierte Kontinuum nicht weiter existieren soll. Drittens darf er uns, aus welchem Grund auch immer, nicht direkt vernichten, sonst wären wir längst tot. Des Weiteren will er mit uns in unser Kontinuum und auf die Erde kommen. Ihr merkt, worauf es hinausläuft?

Eine erschrockene Ruhe breitete sich aus. Dann meldete sich Rigo zu Wort. Das alles willst du aus ein paar Gedankenfetzen entnehmen? Bist du sicher, dich nicht verhört zu haben? Schließlich ist er nicht in Lederhosen erschienen. Wenn du die Vertrauens-würdigkeit eines Individuums an Äußerlichkeiten festmachst, ist wohl deine braune Vergangenheit wieder durchgeschlagen. Das war ein Treffer. Manfred merkte sofort, dass er unter der Gürtellinie gearbeitet hatte und versuchte sich zu entschuldigen.

Aber Rigo gab keine Ruhe. Wollte er doch nur wieder einen Lederhosenspaß machen. Du meinst wohl auch, ich sei eifersüchtig, auf jeden Fremden, der sich an Agnes heranmachen würde. Nun war die Stimmung ganz im Eimer. Agnes schimpfte wie ein Rohrspatz. Manfred war reumütig, aber auch wütend auf Rigo. Und Bernhard hielt sich raus, konnte sich aber das Lachen kaum verkneifen. Lagerkoller?

Bernhards Stimme übertönte laut, das Geschimpfe der anderen. Es wurde ruhiger und, sich schämend schauten alle in eine andere Richtung. Sorry, meinte Manfred, das durfte uns nicht passieren. Etwas einmal Gesagtes kann zwar nicht mehr aus der Welt geschafft werden, aber lasst uns einander verzeihen. Wir wollen doch noch einige Jahrtausende miteinander auskommen. Die Gruppe stimmte zu und so fanden sie rasch wieder in ihr eigentliches Thema. Ich traue diesem Thore nicht, meinte Manfred wieder. In vielen Kulturen, die ich im Laufe der Millionen Jahre, die ich schon auf Wissenssuche bin, getroffen habe, kamen ähnliche Verhaltensweisen vor. Glaubt mir, er sagt uns nicht die Wahrheit oder zumindest nicht die ganze.

Die drei Menschenseelen kamen wieder zum Vorschein. Für Thore wirkte es so, als hätte Manfred sie ausgespien wie etwas besonders Ekliges. Er konnte seinen Ekel kaum verbergen. Warum hatte er sich, als er noch jünger war, bloß so etwas begeistert ansehen können? Thore merkte zwar, dass die Gedanken der Gruppe von Manfred abgeschirmt wurden, das interessierte ihn jedoch nicht weiter. Zumindest die Gedanken dieser Ebenbilder hat er geschluckt, dachte Thore, wohl bekomm ś. Was Manfred noch mitbekam war der Begriff „Ebenbilder“, welcher sein Misstrauen umgehend verstärkte. Das hat aber lange gedauert, meinte Thore. Er war die vergangenen Stunden im Kreis gelaufen und hatte dabei das Gras niedergetreten, das um Manfred herum eine gute Höhe erreicht hatte. Was kann an einer Entscheidung nach Hause zu dürfen so schwierig sein? Ich würde gern heimgehen, muss aber noch viel erledigen.

Manfred wurde erneut hellhörig. Urlaub, sagte Manfred. Thore sah ihn fragend an. Wir wollen noch ein paar Jahre Urlaub machen und uns von den ekelhaften Machenschaften auf der Erde erholen. Thore merkte nicht, wie er Manfred in die Falle ging, die dessen Verdacht bestätigen sollte. Das kann ich sehr gut verstehen, meinte er arglos, aber hektisch. Das ist jedoch völlig unmöglich. Ich weiß nicht, ob ich euch später noch rüberbringen kann.

So, er kann also verstehen, dass wir von den ekligen Machenschaften auf der Erde Urlaub brauchen, signalisierte Manfred den Freunden, ohne dass Thore es mitbekam. Zu Thore gewandt meinte er nur: Dann warten wir eben auf die nächste Gelegenheit zur Heimreise. Wir haben hier die Möglichkeit, unsere Träume auszuleben. So schöne Abartigkeiten können wir zu Hause in unserer Realität nicht erleben. Thore wand sich wie ein Aal und versuchte mit allen Mitteln die Gruppe zur Abreise zu bewegen. Vergeblich.

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