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Aus dem Paradies nach Hause

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Der heulende Thore hatte sich wieder eingekriegt. Euer Kontinuum wurde von diesem geschluckt, meinte er. Woher weißt du das denn, fragte Manfred erstaunt. Ich sagte doch, ich bin der Erschaffer dieser Kontinuen. Dann werde ich wohl so was Entscheidendes wissen, meinte Thore überheblich. Manfred tat so, als würde er das Protzen nicht bemerken. Tatsächlich schien dieses Wesen mehr zu können, als seine mickrigen, telepathischen Kräfte vermuten ließen. Er teilte den Freunden dieses sofort mit, ohne dass Thore mithören konnte und wies sie an äußerst vorsichtig im Umgang mit ihm zu sein. Thore führte sicher nichts Gutes im Schilde und eventuell hatten die Menschen, für die er sich so sehr interessierte, ihm ja doch irgendwie ihre Existenz zu verdanken.

Sah Thore das als Fehler an? Wollte er seinen Fehler wieder gut machen? Durfte er deshalb nicht nach Hause? Warum wurden nicht einfach beide Kontinuen gleichzeitig vernichtet? Noch während Manfred über all das nachdachte und zu keinem abschließenden Ergebnis kam, begann Thore das Gespräch erneut.

Ich werde euch nun durch die Begrenzung in euer Kontinuum bringen, meinte er zu der Gruppe. Wollt ihr mir nun endlich vertrauen? Vertrauen nicht, dachte Manfred für sich, aber sie können augenscheinlich jetzt nicht mehr dieses Kontinuum zerstören, auch wenn wir es nicht mehr weiter infizieren. Das unsere ist ja quasi eine Pandemie in diesem. Zu Thore sagte er: Ja, wir sind nun bereit. Warum willst du eigentlich mit uns zur Erde? Ich will meinen Ebenbildern helfen, ihren Frieden zu finden und mit eurer Hilfe kann ich den Planeten schneller finden. So, so, die Menschen sollen also ihren Frieden finden. Und dieses Wesen hat dann die Möglichkeit, die Kontinuen zu zerstören und nach Hause zu gehen? Thore kann euch also nicht direkt töten. Von den Gesprächen mit den Freunden hatte Thore natürlich nichts mitbekommen. Auch, dass seine wahre Absicht durchschaut war, ahnte er nicht. Ich kann dich aber nicht in mich aufnehmen, erklärte Manfred bedauernd zu Thore gewandt. Deine Person ist viel zu komplex.

Außerdem ist bei mir nur Platz für verstorbene Geister. Also musst du die Erde wohl allein suchen, wenn du die Grenze passiert. Das ist sehr schade und zeitraubend, meinte Thore mit vorgeschobener Trauer. Dann kann ich den Menschen nicht so schnell helfen, wie ich es mir erwünscht hatte, log er weiter. Ja, schade, meinte Manfred und ließ sich von Thore einweisen in welchem Winkel und mit welcher Geschwindigkeit sie den Grenzbereich passieren konnten, ohne zerrissen zu werden.

Und wie kommst du in unser Kontinuum, fragte Manfred Thore? Das lass nur meine Sorge sein, antwortete dieser grantig. Ich mach das schon. Also verstaute Manfred seine Freunde in seinem neuronalen Netz, sodass sie bei diesem kontrollierten Durchstoß der Grenze nicht wieder herausgeschleudert würden und wendete, um den Flug zu beginnen. Böse und grimmig schaute Thore dem Seelenspiegler nach und verschwand dann mit einem „Plop“, als die Luft den Raum schlagartig füllte, an dem er eben noch gestanden hatte. Und als Manfred sich noch mental verabschieden wollte, war er weit und breit nicht mehr zu spüren. Da steckt mehr in dem Wesen, dachte Manfred noch einmal und flog endgültig los.

Auf Manfreds Außenhaut, die sonst makellos gräulich schimmerte, bildete sich ein brauner, schleimiger Beutel. Der Seelenspiegler bemerkte dieses nicht und nahm so das Grauen doch noch mit auf die Reise. Das Durchstoßen der Außenhülle des heimatlichen Kontinuums war zwar körperlich nicht gerade angenehm, aber wesentlich besser zu verkraften, als der damalige, unplanmäßige Durchstoß zweier Hüllen und Manfred machte sich sofort daran, die notwendigen Raumkrümmungen einzurichten.

Agnes hatte ihre kindliche Ader entdeckt und machte Seifenblasen. Was versuchst du da, fragte Bernhard? Ich versuche eine Seifenblase in eine andere zu bekommen, ohne dass eine platzt. Das habe ich schon mal im Zirkus, in Hamburg gesehen, mit ganz großen Seifenblasen. So ähnlich geht das wohl auch mit Kontinuen, warf Rigo ein. Was wäre eigentlich passiert, wenn wir die Hüllen der Kontinuen beschädigt hätten, Manfred? Rigo, du kannst Fragen stellen, meinte Manfred. Wahrscheinlich wären die Kontinuen zerplatzt aber ich glaube, nur in Zeitlupe. Aber dazu sind wir viel zu klein. Die Größenverhältnisse müssten andere sein. Und ob das bei dem Kontinuum der Träume eine Rolle spielen würde, ist auch fraglich. Vor unserem Auftritt spielte Groß und Klein wahrscheinlich keine Rolle. Rigo und Bernhard sahen weiter den von Agnes produzierten Seifenblasen nach. So vergingen viele Tage mit Kinderspielen, Schach und Skatturnieren und Gelagen wie im Traumkontinuum. Andere körperliche Gelüste traten, zumindest bei Agnes, während dieser Reise nicht auf.

Sie war voll zufriedengestellt und erinnerte sich noch schamhaft an ihren Auftritt als Latexhexe. Allerdings überlegte sie, ob sie in einem nächsten Leben, wenn es ihr vergönnt wäre, als Domina tätig werden solle.

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