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Der schwimmende Thron

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Der wieder in seine Zwergengestalt verwandelte Gaukler kam gerade noch rechtzeitig im Schloss an, als sich ein aus zahlreichen Höflingen und anderen Schlossbewohnern bestehender Strom den breiten und übertrieben langen Gang entlang wälzte, der zum Thronsaal führte. Surrio hatte sich in ein neues Gewand gekleidet, das weniger bunt als seine Dienstkleidung war. Trotzdem erkannten ihn natürlich alle als den neuen Unterhalter König Rhazors und machten ihm vorsichtshalber Platz. Niemand wollte derjenige sein, der das Spielzeug des Souveräns beleidigte oder gar verletzte. Nicht zuletzt deswegen, weil er der einzige Zwerg auf Der Festen Insel zu sein schien. Ein Umstand, für den Surrio noch keine Zeit gefunden hatte, ihn auf seine Richtigkeit zu überprüfen.

Der Tross aus Männern und Frauen, selbst einigen Kindern, kam schließlich am großen Tor des Saales an, das wie üblich von einem halben Dutzend Knochenkriegern beschützt wurde. Ein Mann in würdevoller Kleidung, sicher der Seneschall des Schlosses, stand mit zwei Lakaien vor dem noch geschlossenen Tor und hatte ein nichtssagendes Gesicht aufgesetzt. Als die Menge zur Ruhe kam, stieß er drei Mal mit seinem Stab auf den Boden.

»Seine Majestät, König Rhazor von Quorr, Herr Der Festen Insel und allem Mensch und Getier auf ihr, sieht den heutigen Tag als Festtag an.«

Dies war die übliche Einleitung, wenn ein Kriegszug erfolgreich verlaufen oder eine weitere Insel an die Küsten Quorrs angetrieben worden war und das Einflussgebiet des Königs vergrößert hatte.

Vielleicht ein wenig voreilig, mein Guter, dachte Surrio und hatte das Bild von lediglich drei Frachtern im Hafen vor Augen. Und dass deren militärische Begleitung wohl nun auf dem Grund des Meeres liegen dürfte.

Entgegen des ebenfalls üblichen Jubels ertönte von mehreren Stellen in der Menge Getuschel. Der Seneschall holte schon Luft, um den Lakaien für alle vernehmlich das Öffnen des Tores zu befehlen, brachte aber keinen Ton über seine Lippen, als die Hochrufe ausblieben.

Offensichtlich hat sich das vermutliche Schicksal der Kriegsschiffe schon herumgesprochen, wunderte sich der Gestaltwandler. Nichts ist schneller als schlechte Nachrichten … selbst bei Nacht.

Der Seneschall schien allerdings nicht die Gerüchte des Hofstaates zu teilen, denn er hob seinen Stab und die Diener öffneten endlich die große Tür. Mit nicht wenig Anstrengung drückten sie die beiden massiven Flügel auseinander und gaben den Blick und Zugang in die große Halle frei.

Surrio schloss sich erst den Eintretenden an, als sich etwa fünfzig Personen in den Thronsaal begeben hatten. Sie verteilten sich nach links und rechts an die Längsseiten der Halle und gingen mit Schritten, denen die sonstige Sicherheit und Eile fehlte, an ihre vorgesehenen Positionen. Der Iruti konnte in mehr als einem Gesicht lesen – und mit seinen empathischen Sinnen auch spüren , dass die Gefühle des Hofstaates uneinheitlich waren. Von nüchterner Neutralität, vielleicht aber eher Ahnungslosigkeit, über brennende Neugier bis hin zu klarer Angst, war alles vertreten. Es dauerte ein wenig, bis sich die Menge vollständig eingefunden hatte, sich dem noch leeren Thron zuwandte und samt und sonders auf die Knie sank. Zwei Fanfarenstöße kündigten auf einen Wink des Seneschalls die Ankunft des Königs an, der im völligen Gegensatz zu seinem Hofstaat schier in die Halle eilte, statt mit fürstlicher Würde heranzuschreiten.

König Rhazor ließ sich merklich ungehalten auf seinem Thron nieder. Nur einen Moment verschwendete Surrio einen Gedanken daran, dass das eigentliche Sitzpolster von mehreren Schichten Leder umhüllt war und auf einem flachen Becken schwamm, das täglich mit frischem Wasser aufgefüllt wurde. Sobald sich der König darauf niederließ, wurde ein Teil des Wassers verdrängt und bot dem Monarchen einen äußerst bequemen und trotzdem stabilen Sitz. Der ganze Thron symbolisierte Die Feste Insel und die Macht seines Herrschers. Er sorgte für Stabilität auf einer schwimmenden Welt.

Der Gaukler sah in dessen Gesicht ebenfalls eine Mischung verschiedener Empfindungen sich widerspiegeln und die ersten Worte Rhazors ließen sofort erahnen, dass dieser Festtag sich anders gestalten würde als frühere. Dass er es war, der sich hier irrte, konnte Surrio aber nicht ahnen.

»Ich schätze es nicht, wenn mein Volk die mir gebührende Eile vermissen lässt«, begann er für seine Verhältnisse recht harmlos. Dass er es trotzdem todernst meinte, zeigte schon sein nächster Satz. »Sollte es noch einmal vorkommen, dass ich auf Euch warten muss, wird jeder Zehnte seinen Posten … und Kopf verlieren.« Als er die erschreckten Mienen der Leute sah, verschwand sein Ärger wie ein loses Blatt im Wind. Augenscheinlich wieder besänftigt, hob er lässig eine Hand und der Hofstaat erhob sich.

Der Seneschall trat am Tor zur Seite und schlug erneut mit seinem Stab auf den Boden. »Hauptmann Sador mit seinen Gefangenen«, kündigte er an und ließ einen Trupp Knochenkrieger an sich vorbeimarschieren. Deren Mienen waren mehr als finster und eine Welle von Brutalität und mühsam unterdrücktem Zorn wälzte sich wie ein Lavastrom in die Halle.

Surrio spürte auch Angst hindurchschimmern und zählte wieder 23 Halldir-Männer, angeführt und gefolgt von je zehn Knochenkriegern und ihrem Anführer. Als Sieger und Besiegte an ihm vorbeikamen, registrierte er erstaunt, dass die Angst nicht nur von den Halldir-Männern ausging.

Sador blieb das vorgeschriebene Dutzend Schritte vor seinem König stehen und hob die Tag-Hand zur Faust geballt zum Gruß.

»Mein Gebieter, mein König: Wie befohlen, bringe ich Euch alle Männer des Halldir-Clans, die nicht im Kampf gefallen sind. Dazu drei Schiffe voller Erz, Eisenbarren und allem Hab und Gut, was sie Euch vorenthalten wollten.«

Der Gestaltwandler schüttelte unmerklich den Kopf, ob dieser Verdrehung von Fakten.

Rhazor dagegen nickte und betrachtete die kleine Schar von Gefangenen. »Gut gemacht, Sador. Ist ihr Clan-Chef noch unter ihnen?«

»Nein, Herr, aber sein Sohn … Halldirian.« Auf einen kurzen Wink Sadors hin, stieß einer der Knochenkrieger  es war sein Unterführer Marsa  den jungen Mann nach vorn und trat ihm in die Kniekehlen, sodass dieser einknickte.

»Halldirian also …«, begann der König und musterte den Besiegten. »Dein Vater scheint nicht gewusst zu haben, dass ich ein gütiger Herrscher bin, Junge. Er ließ sich lieber töten, als sich mir zu unterwerfen. Ich hoffe, dass du nicht den gleichen Fehler begehst. Schwöre mir bedingungslose Gefolgschaft und die deines ganzen Clans, und ihr werdet am Leben bleiben.«

»Gütig?«, ächzte Halldirian verächtlich. »Ihr habt fast alle von uns abschlachten lassen. Wir folgen keinem Mörder!«, stieß der neue Clan-Chef der Händler und Schmiede hervor. Dann fügte er einen Satz an, der Surrio fast zur Säule erstarren ließ. »Und erst recht folgen wir keinem Menschenfresser!«

Menschenfresser! Das Wort hallte im Schädel des Iruti nach wie ein grausamer Schrei. Deswegen haben sie ihre Toten nicht begraben, weder an Land noch auf See!

König Rhazor nickte sogar bedächtig, anstatt den Vorwurf abzustreiten. Und offensichtlich war er plötzlich in Plauderlaune, denn zur Überraschung aller holte er weit aus.

»Die ersten Könige Nach Dem Fall waren nicht anders als ihr … arm, verzweifelt und schwach.« Er ließ völlig außer Acht, dass er für die Verzweiflung des Halldir-Clans – und vieler anderer auf Driftworld  verantwortlich war. »Sie wollten ihr Volk vor dem Hungertod bewahren. Doch fast alles Land auf Driftworld stand in Flammen. Die Ernten waren verloren, die Vorräte vernichtet. Sie hatten nur wenige Schiffe, um auf Fischfang gehen zu können. Sie hatten noch nicht begriffen, dass das Meer ein anderes geworden war. Sie hatten noch nicht gelernt, wie man in tiefere Schichten des veränderten Wassers gelangen konnte«, zählte er auf. Rhazors Ausdruck schien von ehrlichem Bedauern erfüllt zu sein. »Also aßen sie ihre Verstorbenen … Verwandte, Freunde, selbst Kinder. Später aß man Verbrecher, Fremde und Feinde. Doch es war nicht genug, um alle Überlebenden Nach Dem Fall zu ernähren. Also fing irgendein König an, Kriegszüge zu unternehmen, um frisches Fleisch für das Volk von Quorr zu finden.«

Und damit den Grundstein für anhaltenden Mord und Kannibalismus zu legen, durchfuhr es Surrio mit Schrecken. Rhazors Vorfahren und auch er erkennen den Widerspruch nicht. Sie vernichten kostbares Leben, nur um anderes zu retten! Dabei übersehen sie, dass seit Dem Fall Tausende von Jahren vergangen sind. Die Meere sind voller Nahrung und selbst auf jeder noch so kleinen Insel lässt sich längst irgendetwas anbauen, um die Menschen satt werden zu lassen. Dass es dennoch hier und dort Hunger gibt, liegt an der Gier der Besitzer und den Machtverhältnissen.

Dann plötzlich verstand Surrio: Es schmeckt ihnen! Der Genuss von Menschenfleisch hat sie verändert. Allein in diesem Zusammenhang an Genuss zu denken, drehte ihm den Magen um. Sie wollen kein Gemüse und Obst anbauen. Sie lechzen nach Fleisch wie wilde Raubtiere!

»Und Ihr erwartet wirklich von uns, dass wir wie Ihr werden?«, keuchte Halldirian hervor und spuckte bis einen Schritt vor der ersten Stufe des schwimmenden Throns. Ein harter Schlag Sadors in seinen Nacken hinderte ihn daran, erneut auszuspucken.

König Rhazor schien die verächtliche Geste gar nicht zu interessieren. »Ihr habt die Wahl: Schwört mir Treue und kämpft für mich … oder wählt den anderen Weg.« Er zeigte dabei auf eine Gruppe von Männern, die fettige Lederschürzen vor ihre Bäuche gebunden hatten und furchterregende Äxte und Messer in Händen hielten.

Surrio war in seiner Aufregung ihr Erscheinen zunächst nicht aufgefallen. Jetzt strömten wahre Wellen von Kaltblütigkeit und Gier auf ihn ein. Er stöhnte verhalten und ging fast zu Boden, als er sich ausmalte, was allen bevorstand, die sich nicht für Quorr entscheiden würden.

»Ich werde für Euch nicht zum Mörder an unschuldigen Menschen, Rhazor!«, brach es aus dem jungen Halldir hervor. »Lieber sterbe ich. Erstickt an meinem Fleisch, König der Kannibalen!«

Marsa holte schon zu einem Schlag aus, aber Sador hielt ihn zurück. »Lass ihn, Marsa. Wir wollen doch nicht unser Festtagsfleisch unansehnlich machen.«

Ein paar der Höflinge lachten, doch kein einziger der Knochenkrieger. Und Surrio erfuhr auch sofort, warum sie nicht lachten.

»Und ihr, Männer von Halldir: Wie entscheidet ihr euch?« König Rhazor blickte auf die Schar Gefangener und sah, dass alle bis auf einen die Köpfe hoch erhoben trugen. Er erhielt keine Antwort von ihnen und winkte also den Schlachtern zu. »Nehmt sie mit.«

Alle Knochenkrieger bis auf Sador und Marsa packten die Todgeweihten und wollten sie schon aus dem Saal führen, als einer der Halldir an seinen Fesseln zerrte.

»Ich will mich Euch beugen, König Rhazor!« Der Knochenkrieger, der ihn am Arm hielt, stoppte und zerrte den Kopf des Mannes an den Haaren hoch, sodass jedermann in dessen Gesicht sehen konnte. Es war der Erste Offizier des Wellentänzers.

»Das ist nicht dein Ernst, Peylon«, schrie Halldirian und wollte sich auf den Mann stürzen, den er sein Leben lang als treuesten Gefolgsmann seines Vaters betrachtet hatte.

»Nur du allein, Halldir-Mann?«, fragte der König.

»Es gibt keinen Halldir-Clan mehr, dem ich einst die Treue geschworen habe. Und ich will leben! Ihr seid mein neuer Herr, König Rhazor.«

»Das ist doch kein Leben, du Verräter!« Halldirian wehrte sich gegen zwei Bewacher, die Mühe hatten, ihn zu bändigen. »Du frisst bald Menschenfleisch … du wirst wie sie werden … morden … fressen … eine Bestie sein!«

»Aber leben.«

»Nun gut«, sagte König Rhazor, »wenigstens einer aus diesem Haufen, der unsere Truppen verstärkt.« Dann stutzte er und sah zu Sador. »Was ist mit dem Rest des Halldir-Clans, Hauptmann? Wie viele Gefangene habt ihr gemacht? Und wie viele Überläufer werden Knochenkrieger werden?«

»Auf der Insel war keine einzige Seele mehr, Herr. Das feige Pack hat sich über das Meer davon gemacht. Wir ließen unsere beiden Frachtschiffe dort. Die Mannschaften luden alles Brauchbare auf, während wir selbst mit den Kriegsschiffen Jagd auf die geflohenen Halldir machten.« Alle im Saal erkannten, dass da noch mehr war. Sador krümmte sich wie ein Wurm an einer Angel. Auch Marsa machte den Eindruck, als würde er lieber wieder auf See sein, weit weg von Quorr.

»Weiter!«, befahl Rhazor und hatte plötzlich jegliche Vorfreude verloren. Sein Blick hatte etwas Lauerndes an sich.

»Wir fanden ein paar ihrer Schiffe und kämpften gegen sie. Wir siegten und konnten ein voll beladenes Frachtschiff nach Quorr bringen.«

»Ein einziges?« Die beiden Worte trugen so eine Schärfe in sich, dass etliche der Anwesenden merklich kleiner wurden. »Du wirst doch wohl nicht behaupten wollen, dass die Halldir nur mit einem Schiff in See stachen?«

»Nein … natürlich nicht, Herr. Es waren drei … zwei wurden vernichtet und sanken …«

»Ich warnte Sador vor der Verschlagenheit der Halldir, Herr«, fiel unvermittelt Marsa seinem Hauptmann ins Wort. Die Lüge kam so glaubhaft von seinen Lippen, dass niemand an ihr Zweifel hegte. »Aber er wollte nicht auf mich hören. Sein Starrsinn kostete uns viele Krieger … und unsere eigenen Schiffe!«

Sador starrte seinen Unterführer an, als hätte der ihm eine Klinge in den Rücken gestoßen und Surrio empfing einen Gefühlsausbruch des Hauptmannes, der fast so stark war, als hätte er ein reales Messer in den Leib gerammt bekommen.

»Das ist nicht wahr, Herr …«, versuchte Sador sich zu verteidigen.

»Dann befinden sich also die beiden Kriegsschiffe noch auf der Jagd nach weiteren Halldir-Flüchtlingen?« König Rhazor mahlte mit den Wangenknochen und hatte längst keinen hellen Teint mehr. Ein deutlicher Anflug von Röte zog sich über sein Gesicht.

»Nein, sie sind gesunken. Die Halldir rammten uns und …«

»Zwei Handelsschiffe?«, brüllte Rhazor. »Du hast dir von Schmieden und Händlern die Schiffe … meine Schiffe … nehmen lassen?« Jetzt war sein Gesicht so rot wie der Goldene Vater in der Abenddämmerung. »Und wie viele Krieger hast du verloren, Sador?«

Der Hauptmann stockte und wieder kam ihm Marsa zuvor. »Über die Hälfte, Herr. Hätte Sador auf mich gehört, hätten wir Euch sieben Schiffe voll beladen nach Quorr bringen können. So sind es nur drei Frachter, unsere eigenen, welche die Halldir-Insel aufsuchten und das Halldir-Schiff. Die anderen beiden Halldir-Schiffe und unsere Kriegsschiffe sind verloren.«

»Stimmt das, Sador? Befinden sich meine Schiffe auf dem Grund des Aluns?« Die Worte hatten sich in der Lautstärke von Silbe zu Silbe so heftig gesteigert, dass die letzten als Gebrüll die Halle fast erbeben ließen. Mancher in der Menge zitterte tatsächlich. Jetzt war angeraten, dem König besser nicht aufzufallen.

Sador sah trotz seiner Knochenrüstung nun eher wie ein Teil der bleichen Überreste aus, die Surrio bei Sonnenaufgang entdeckt hatte. Und der Iruti war sich sicher, dass die Knochen des Hauptmannes auch bald dort landen würden. Er beobachtete, wie der Beschuldigte lediglich mit dem Kopf nickte. Er schien keine Chance zu sehen, sich gegen die Vorwürfe seines Unterführers wehren zu können. Jegliches Abstreiten würde man ihm als Ausrede anrechnen.

Vielleicht war es dieses selbstmörderische Zugeständnis, das den König davon abhielt, sich weiter in brüllender Wut zu äußern. Von einem Moment zum anderen wich die Röte aus seinem Gesicht.

»Nehmt ihn mit«, knurrte er erstaunlich ruhig und winkte den Schlachtern und ihren Wachen zu. »Und du, Marsa, wirst Sadors Platz einnehmen. Ich hoffe für dich, dass dein nächster Kriegszug nicht genauso endet, wie dieser hier.«

»Ich … danke Euch, Herr. Ich werde Euch nicht enttäuschen.«

Der Gaukler, dem längst klar war, dass sein Aufenthalt auf Der Festen Insel ein lebensgefährliches Spiel darstellte, fasste einen Entschluss.

Die Gerüchte Driftworlds sind also wahr! Wer den Quorr in die Hände fällt, verliert sein Leben. Auf die eine oder andere Weise. Das Gespräch mit Aurelia, der Zauberin, kam ihm wieder in den Sinn. Verbündete statt Feinde? Unsere beiden Völker sind massiv dezimiert. Der Grund für unsere frühere Feindschaft ist nur noch eine von vielen Legenden.

Surrio warf einen Blick auf König Rhazor, der mit finsterer Miene verfolgte, wie sein ehemaliger Hauptmann den Halldir-Männern folgen musste.

Dieser König, dachte der Zwerg, ist ein Feind aller Völker auf Driftworld! Was kann eine Handvoll Iruti gegen ihn schon ausrichten? Aurelias Vorschlag kann sich nicht nur auf sie und mich beziehen … wir müssen andere des Ersten und Zweiten Volkes finden und zu dem Pakt bewegen. Doch vorher muss ich wissen, was in diesem Tal los ist.

Surrio stand plötzlich ein wenig abseits aller Höflinge, die sich verstreut hatten, wohl auch, um der miesen Laune ihres Potentaten zu entgehen. Daher fiel der Zwerg König Rhazor auf. Und dem Mann mit den eisgrauen Augen.

»Herr Zwerg«, rief der Tyrann. »Meine Laune bedarf der Aufheiterung. Belustigt mich! Und zwar ordentlich.«

Der Iruti verbeugte sich und begann ein allgemein bekanntes Spottlied zu singen. Den Text verwandelte er aber soweit, dass er den ehemaligen Knochenanführer Sador darin einsetzte und dessen Fehler in witzigen Zweideutigkeiten verwendete. Nach nur einer Strophe lachte der anwesende Hofstaat, nach der vierten auch der König. Lediglich der Mann mit den unheimlichen Augen blieb gefühllos und beobachtete jede Lippenbewegung des Zwerges.

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